Journal Freitag, 21. Juli 2023 – Endspurt zum Wochenende mit Installateursaufregung

Samstag, 22. Juli 2023 um 8:21

Verschlafen. Das war mir zuletzt (*checkt Blog*) vor zwei Jahren passiert – aus demselben Grund: Ich hatte vergessen, meinen Wecker zu stellen. (Da ich meine Weckzeit immer wieder um ein paar Minuten hin- oder herschiebe, habe ich keine automatische Wiederholung eingestellt.) Zum Glück steht Herr Kaltmamsell auch in seinem Sabbatical früh auf, er weckte mich rechtzeitig. Vor lauter Verschlafen-Wiederreinholen kam ich so früh los wie die ganze Woche nicht. Kühle Luft, gemischter Himmel.

Vormittags ordentlich was weggeschafft, Mittagscappuccino in der Nachbar-Cafeteria, mein Mittagessen bestand aus Quark mit Joghurt, ein paar Pflaumen und Flachpfirsichen.

Aus der Büro-Ferne verfolgte ich einen Installateurs-Einsatz in unserer Wohnung: In der Küche war das Wasser seit einiger Zeit nicht mehr richtig abgeflossen, stieg auch bei Nutzung von Wasch- und Geschirrspülmaschine durch den Waschbecken-Abfluss nach oben. Alles deutete auf eine Verstopfung im dahinterliegenden Rohr, für deren Beseitigung lieber ein Experte sorgte. Herr Kaltmamsell organisierte und beaufsichtigte (in Abstimmung mit der Hausverwaltung) und tickerte live die Entwicklungen. Es gab eine Extrarunde, weil Verstopfungsbeseitigungs-Installateur den Siphon nicht mehr zusammenbekam (ob er den Tipp gebraucht hätte: “Beim Auseinanderbauen vielleicht von jedem Schritt ein Foto machen, damit man’s auch wieder zusammenkriegt”?), das richtete später sein zusätzlich georderter Kollege. Bis dahin befürchteten wir, übers Wochenende die Küchenspüle nicht nutzen zu können, merkten uns für die Zukunft: Solche Aktionen nie am Freitag.

Ein nachmittäglicher Blick in meinen Kalender erinnerte mich an einen belastenden Arbeitstermin Montagnachmittag, schon verdunkelte sich meine Stimmung. Hätte ich ihn nicht gestern gesehen, hätte er mich sehr wahrscheinlich Montagmorgen mit einem dumpfen Hieb in den Bauch überrascht. Zum ersten Mal aber fragte ich mich: Was von beidem empfinde ich eigentlich als weniger schlimm? Ein mittelgraues Wölkchen überm Gemüt für drei Tage oder diesen Überraschungshieb?

Aufgeregte Vorfreude auf ein lange angekündigtes und vorbereitetes Fest am Samstag – erwarten Sie Fotos! Ich habe mich in einem Party-Shop in Brighton (sowas kenne ich in Deutschland gar nicht) dafür eingekleidet und musste Teile davon aus Transportgründen im Flugzeug tragen.

Zu Feierabend wurde der Himmel nochmal ganz düster, es kündigte sich ein zweites Gewitter nach dem gegen 15 Uhr an. Ich steckte meinen Notfall-Schirm ein und schaffte es gerade noch in den schützenden Biosupermarkt Vollcorner, bevor ein heftiger Gewitterregen herabstürzte. Nach meinen Einkäufen musste ich eine Weile warten, zwischen einem halben Dutzend Kund*innen in derselben Situation, bis sich der Regen auf ein Schirm-kompatibles Maß beruhigt hatte. Allerdings hatte ich dann keine Lust mehr, an Standeln oder beim Eataly nach gutem Obst zu suchen und ging direkt heim.

Zu Hause nochmal die Yoga-Gymnastik vom Vortag, tat sehr gut. Dann war endlich richtig Wochenende.

Erster Aperol Spritz der Saison. Ich hatte mich sehr auf Alkohol gefreut, das erste Glas war schnell geleert.

Herr Kaltmamsell schaffte es, angetrunken das Abendessen zu finalisieren und zu servieren.

Es gab auf einem Tellerchen Antipasti: Zucchini und Auberginen aus Ernteanteil mit Knoblauch, ein wenig Chilli und frischem Oregano aus Ernteanteil, serviert auf einem Spiegel aus Haselnussmus – das Mus inspiriert von einem Teller, den wir in Brighton bekommen hatten. Das Haselnussmus schmeckte hervorragend, doch so intensiv, dass es den zarten Geschmack des Gemüses überdeckt. Wir werden weiter experimentieren. Außerdem gab es Freitags-typisches Entrecôte mit gebratenem Rote-Bete-Grün (Sie erinnern sich: Ist botanisch dieselbe Pflanze wie Mangold). Sehr gutes Essen.
Zum Nachtisch Schokolade.

Am Wochenende darf man bekanntlich noch früher ins Bett als sonst, wir waren beide so müde, dass wir das taten.

Ich hatte mich noch nicht umgewöhnt von Hitzeaussperren zu Kälteregulierung in der Wohnung, musste für Entscheidungen zu Fensteröffnen sehr nachdenken.

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Bov Bjerg hat einen weiteren Roman geschrieben, hurra, er ist ab Ende August erhältlich: Der Vorweiner. Die Zusammenfassung der Handlung liest sich vielversprechend, genau meine Kragenweite nicht-realistisches Erzählen. Und doch möchte ich die Marketing-Abteilung von Ullstein gerne schmerzhaft zwicken für den Klappentext und seine Formulierungen wie “kühner Wurf” (will heißen: “Er wollte einfach nicht auf uns hören und wir wissen nicht, ob’s dafür überhaupt ein Publikum gibt”?) oder gar “preiswürdiges Erzählkunstwerk” (will heißen: “Hoffentlich gefällt’s wenigstens irgendeiner prätentiösen Jury”?).

§

Vor zehn Jahren ist Wolfgang Herrndorf gestorben. Dieses rare Interview mit seiner Frau Carola Wimmer (“C.”) im Süddeutschen Magazin erinnert mich daran, wie tief das Lesen seines Blogs “Arbeit und Struktur” mir damals ging (€):
“‘Alles, was Wolfgang gemacht hat, hat er sehr radikal gemacht'”.

die Kaltmamsell

1 Kommentar zu „Journal Freitag, 21. Juli 2023 – Endspurt zum Wochenende mit Installateursaufregung“

  1. Bobbie meint:

    „Alles was Wolfgang gemacht hat, hat er sehr radikal gemacht“. Mein Mann und ich haben vor einigen Jahren im Literaturhaus in München eine Gemäldeausstellung mit Bildern von Wolfgang Herrndorf gesehen, die uns sehr beeindruckte. Er hat nicht nur toll geschrieben, sondern auch gemalt und gezeichnet. Schade, dass er erst kurz vor seinem und nach seinem Tod Anerkennung fand.

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