Journal Freitag, 30. Juni 2023 – Cotswold Way 4, Birdlip nach Leonard Stanley im Trüben

Samstag, 1. Juli 2023 um 8:54

Sehr gut und tief geschlafen, hätten gerne mehr als die neun Stunden bis Weckerklingeln sein dürfen.

Am Vorabend hatte ich noch gehofft, dass das wenige Essen am Donnerstag zu Frühstücksappetit am Freitag führen würde – ich finde Frühstücksappetit großartig und denke immer wieder gerne an diesen einen Morgen in Sepúlveda beim Großfamilienurlaub zurück, wie herrlich Brot, Schinken, Kuchen schmeckten. Doch leider schüttelte es mich auch gestern Morgen allein beim Gedanken an nur einen Bissen. Schwarztee mit Milch und Zucker genoss ich aber.

Herr Kaltmamsell ließ sich auch in Birdlip ein Full English braten, aß es mit Genuss. Besonderes Feature hier: eine Rösti-Ecke.

Ein dunkelgrauer, kühler und windiger Tag, einige Male wurden wir auch heftig angenieselt. Dass ich zu wenig gegessen hatte, merkte ich dann doch beim Start unserer vierten Etappe Cotswold Way: Mir war schwach und schwindlig. Nach einer knappen Stunde zwang ich mich also zu einem Eiweißriegel, der half.

Gestern führte der Weg meist durch Wald. Es gab eher wenige Aussichten, die auch noch durch Regen verschleiert, das Ganze fühlte sich eher nach Sporteinheit an.

Unordentliche Vögel hier, die ihre Kleidung überall rumliegen lassen.

Nach drei Stunden Wanderung waren wir in Painswick, dem Start unserer Cotswold-Way-Wanderung 2016. Wir kehrten in einem Pub ein: Pint of Cider für Herrn Kaltmamsell, Tee für mich.

Und da hier so ziemlich der einzige Supermarkt auf dem Weg lag (nicht viel größer als ein Corner Shop), holten wir uns schon mal Abendessen.

Um halb drei auf einer der sehr raren Bänke und mit Aussicht Brotzeitpause, ich traute mich gemischte Nüsse und getrocknete Feigen. Bauch war nicht völlig einverstanden.

Am Ende dieser Weide mussten wir zwei Kühe freundlich bitten, das Gatter freizumachen, sie standen direkt davor, halb drin. Ich bin weiterhin für die großen Tiere zuständig und erledigte das, Sprechen reichte. (Herr Kaltmamsell beim Passieren: “Sie hat mich angeschnuppert!”)

Kurz vor Stroud der Weinberg, den wir vor sieben Jahren im Anfangsstadium passiert hatten.

Unterkunft diesmal eine halbe Fußstunde ab vom Cotswold Way in Leonard Stanley. Mein Tracker hatte gut 25 Kilometer in knapp acht Stunden gemessen. (Walking nine to five…)
Falls Sie sich (wie wir ein bisschen) wundern, dass wir so lange für diese Strecken brauchen: Es geht ganz schön rauf und runter. Mein Bewegungs-Tracker kann keine Höhenmeter, er zählt aber Treppenstufen: Das waren am Donnerstag und am Freitag jeweils über 100.

Herr Kaltmamsell bereitete mich darauf vor, dass die nächsten Tage ähnlich lang werden. Bis auf den siebten, den letzten Wandertag: Der wird noch länger. Allerdings hatte er während der Absprachen mit der Agentur schon früh angekündigt, dass wir uns mit dieser Wanderung, die die Strecke von neun Wandertagen in sieben unterbringt (es waren bei unserer eher kurzfristigen Buchung nicht mehr Unterkünfte zu bekommen), übernehmen. Eine Nebenwirkung: Wir halten uns nur kurz bei Sehenswürdigkeiten am Wegesrand auf. Herr Kaltmamsell liest vorher ein paar Informationen dazu vor, wir gucken kurz, dann schnell weiter.

Unterkunft in einem Guest House in einem gar nicht so kleinen Ort, alte Eigenheime, neue Eigenheime, sehr alte Kirche. Und null Infrastruktur: kein Laden, keine Wirtschaft, keine Arztpraxis. Das hatte Herr Kaltmamsell vorher recherchiert, deshalb ja der Einkauf unterwegs. Mein Nachtmahl war eine Salatgurke und ein großes Stück Cheddar (auf künftige Packlisten für Wanderurlaube setzen: Brotzeitbrettl, diesmal musste das Wanderbüchl als Unterlage fürs Schneiden herhalten), Nachtisch Schokolade. Die nächste Mahlzeit, die Genuss verspricht, ist auf Sonntagabend terminiert: Herr Kaltmamsell hat in einem Pub in Old Sodbury reserviert.

An englischen Hotelzimmern schätze ich ja die Zuverlässigkeit, mit der Wasserkocher, Teebeutel und Zucker bereitstehen: Die zwei Tassen Kamillentee taten der Körpertemperatur und dem Bauch gut. Ansonsten ein eher schraddliges Zimmer: Damit die Tür nicht bei jedem anderen Türöffnen auf dem Flur bumperte, mussten wir sie mit einem Hocker verkeilen.

Draußen regnete es inzwischen ausdauernd und windig, wir hatten mit unserem Wanderwetter Glück gehabt.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Freitag, 30. Juni 2023 – Cotswold Way 4, Birdlip nach Leonard Stanley im Trüben“

  1. TomInMuc oder Tomate meint:

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    Gerne gelesen

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  2. Hauptschulblues meint:

    Ich lese sehr gerne die Wanderberichte und bin an die Cotswolds in den 70ern erinnert. Vor allem an die schnuppernden Kühe hinter jedem Übersteig. Das ist Unterhaltung für sie. Ich gab ihnen oft Löwenzahn.

  3. Helmer meint:

    Feigen sind eigentlich hilfreich bei Verstopfung.
    Bei langen Wanderungen sind Proteinriegel für mich das Beste, man bekommt Energie ohne es das die Verdauung groß arbeiten muss.

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