Journal Samstag, 8. Juli 2023 – Brighton 5 MIT BAD IM MEER!!!1!11
Sonntag, 9. Juli 2023 um 10:40Wie angekündigt war das Wetter über Nacht düster und grau geworden. Nach fast zwei Stunden Bloggen von Null freute ich mich trotzdem auf meine Laufrunde – nach der endlich, endlich ein Bad im Meer geplant war. Da urlaube ich schon seit über 25 Jahren immer wieder in Brighton, bei jeder Jahreszeit (kennengelernt habe ich Brighton im Januar 1997) und bei jedem Wetter – und habe es noch kein einziges Mal ins Meerwasser geschafft. Sogar im Chlorwasser des hiesigen Schwimmbads war ich schon mal! Doch mit Salzwasser habe ich es halt nicht so, und wenn es mal während meines Brighton-Urlaubs heiß war, zog ich mich lieber in kühle Innenräume zurück.
Diesmal also hatte ich Schwimmsachen dabei und Herrn Kaltmamsell gebeten, sanften Druck auszuüben. Verschwitzt nach einer Laufrunde sah ich die größte Chance auf Meerlust, also war meine Nordsee-Premiere auf gestern terminiert.
Aber erstmal Laufen: Da ich ein Zwicken in Waden und Knien (?!) heraufdämmern spürte, dehnte ich am Strand ein wenig vor, mobilisierte Muskeln und Gelenke. Auf den Rasenflächen an der Promenade von Hove sah ich samstäglich sportelnde Gruppen, bis hin zu Langhantel-Training. Dennoch wurde diese Laufrunde wenig vergnüglich: Mein Kreislauf kam im Schwülen nicht so recht in Schwung, nach einer halben Stunde verhärteten sich die Waden schmerzhaft, am Ende hatte ich einen roten Kopf – eigentlich beruhigend, dass meine Fitness auch mal Aussetzer hat.
Brunswick Square.
Undercliff Walk gestern mit Ebbe.
Zurück in der Ferienwohnung trank ich nur ein Pint Wasser, schlüpfte gleich in meinen Schwimmanzug, warf ein Sommerkleid über, Herr Kaltmamsell begleitete mich an den Kiesstrand zum Sachenaufpassen und Fotografieren.
Was ich komplett unterschätzt hatte: Auf diesem Kies kann man (ich) nicht barfuß gehen. Ich brauchte eine gefühlte Ewigkeit, und die unter Schmerzenslauten, bis ich am Wasser war. Netterweise kam mir anderes Wasser entgegen, nämlich von oben in Form von Regen.
Mir war völlig wurscht, ob das Meerwasser kalt war (war es nicht), Hauptsache es ersparte mir weitere Fußsohlenschmerzen. Neben mir lief trotz Regen und Gewitter eine Frau ganz locker ins Wasser: Sie trug Turnschuhe.
Raus musste ich allerdings auch wieder irgendwie kommen.
Dann halt auf allen vieren.
Sehen Sie hier mein Aufgeben-Gesicht. Ich ließ mir Sandalen anreichen.
(Fotos alle Herr Kaltmamsell.)
Mittlerweile regnete es heftig, so kamen wir beide patschnass zurück in unsere Ferienwohnung. Auf Mastodon und Twitter las ich von heftiger Hitze in Deutschland, im Vergleich dazu hatten wir es wirklich besser erwischt.
Für ein Mittagessen zu fast spanischen Zeiten hatte Herr Kaltmamsell einen Tisch im Lieblingsrestaurant Food for friends reserviert. Bis wir dahin aufbrachen, hatte der Regen aufgehört, Brighton dampfte wie eine frühere Waschküche.
Das Food for friends erinnerte uns locker daran, warum es ein Lieblingsrestaurant ist (Herr Kaltmamsell entschied sich für drei kleine Teller). Meine Vorspeise Arancini auf Paprika-Püree war zwar lediglich gut (Verdacht, dass die nicht ganz frisch gemacht waren), dafür haute mich der Thai tofu salad wirklich um mit seiner Aromen-Vielfalt.
Auf dem Spaziergang zurück (durch sehr viel Samstagsvolk, ich sah bestätigt, dass das derzeit bevorzugt tätowierte Körperteil die Wade ist) suchten wir vergeblich nach dem vegetarischen Inder, der bei unseren ersten Brighton-Urlauben Standard war, und der Pub in einer Seitenstraße, in dem wir einst Sunday Roast für uns entdeckten, wird derzeit renoviert. Wir verschoben alle weiteren Einkaufspläne, sind ja noch ein paar Tage hier. Der Standard-Besuch im größten Buchladen am Ort, einem Waterstone, fiel kurz aus: Mittlerweile bekommen wir Infos über interessante neue Bücher aus anderen Quellen, die Bücher selbst kaufen wir nicht mehr auf Papier, ich noch konsequenter als Herr Kaltmamsell. Dieser hatte bei früheren Brighton-Aufhenthalten aber die Antiquariate noch gründlich besichtigt – auch das fällt diesmal aus, denn das letzte der vor 30 Jahren über ein Dutzend Antiquariate in Brighton ist jetzt ein Barber Shop.
Wir besorgten also nur Lebensmittel – und machten uns einen echten faulen Nachmittag mit Lesen. Dabei abwechselnd auf möglichst vielen Sofas, Sesseln, Stühlen mit unterschiedlichen Aus- und Anblicken sitzen, haben wir alles gezahlt!
Zum Nachtmahl gab es zu einem Weizensauerteig-Körnerbrot, das ich frisch in einem Bäckerei-Café ums Eck besorgt hatte, Käsereste und Tomaten, zum Nachtisch kleine Supermarkt-Apple-Pies und sonstige Süßigkeiten.
§
SZ-Interview mit Renate Schmidt, die auch mal Familienministerin war und die ich sehr bewundere.
“‘Eine Verfünffachung der Kinderarmut, das ist skandalös!'”
Und dann hat die SPD 2005 die Wahl knapp verloren.
Und ich deshalb auch mein Amt. Ich war stinkesauer, aber das war halt so. Ursula von der Leyen wurde Familienministerin. Wir waren die beiden Federführenden für die jeweiligen Arbeitsgruppen, die den Koalitionsvertrag ausgehandelt haben. Ursula von der Leyen wollte es zum Glück auch, das Elterngeld. Wir haben es tatsächlich geschafft, es beinahe in Gesetzesreife in den Koalitionsvertrag hineinzuschreiben.
Bedauern Sie heute, dass das Elterngeld immer mit Ursula von der Leyen in Verbindung gebracht wird?
Nein, im Nachhinein war ich froh, dass ich nicht mehr Familienministerin war. Denn das Elterngeld hätte ich gegen die Ramsauers dieser Welt – ich sage nur Wickelvolontariat für Väter – nicht durchgesetzt. Aber ihre eigene Ministerin konnte die Union nicht im Regen stehen lassen. Es war also gut für die Familienpolitik, dass ich nicht mehr Familienministerin war. Auch den Rechtsanspruch auf eine Kinderbetreuung ab dem zweiten Lebensjahr hätte ich nicht durchgebracht. Hätte ich das gefordert, hätte man mir die Zerstörung der deutschen Familie vorgehalten. Ich sehe es so: Das Elterngeld hat zwei Mütter: Eine war bei der Zeugung dabei, Renate Schmidt, eine bei der Geburt, Ursula von der Leyen, insofern hatte ich den besseren Part.
<3 <3 <3
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die Kaltmamsell10 Kommentare zu „Journal Samstag, 8. Juli 2023 – Brighton 5 MIT BAD IM MEER!!!1!11“
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9. Juli 2023 um 11:16
“Ich ließ mir Sandalen anreichen.”
Köstlich, mylady.
9. Juli 2023 um 11:27
Kennen Sie den Beitrag über Renate Schmidt in den “Lebenslinien” vom BR? https://www.ardmediathek.de/video/lebenslinien/renate-schmidt-die-unbeirrbare/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvL2ZiMGIxYjk2LTY4NTItNDBkMC04NmJlLTE0NzBhZWU0ZmFhNw
9. Juli 2023 um 11:30
Auch am Neusiedler See ist der Badeschuh ein unerlässlicher Ausrüstungsgegenstand. Grüße aus Podersdorf nach Brighton!
9. Juli 2023 um 14:30
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Gerne gelesen
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10. Juli 2023 um 7:43
Und wie war das Wasser? Ich kenne nur Ostsee und Mittelmeer zum Baden. In die irische See vor Liverpool habe ich mich nicht reingetraut, weil es derart trübe und aufgewühlt war. Und niemand sonst ist baden gegangen.
Aber Brighton gilt ja als Badeort und auf ihren Fotos war es immerhin blaugrün und nicht braun.
10. Juli 2023 um 8:32
Das Wasser war sehr sandig braun, Neeva, doch zum einen hatte es ja gestürmt, zum anderen hatte ich immer wieder andere Schwimmer*innen gesehen. Den Brighton Swimming Club verfolge ich über die Fotos von @lomokev seit vielen Jahren. (Daran hätte ich eigentlich lernen können, dass dessen Mitglieder immer Schuhe tragen.)
10. Juli 2023 um 9:59
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Gerne gelesen
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10. Juli 2023 um 10:46
Ja, Kieselstrände sind auch nicht mein Ding. Ich würde gern sehen wir Daniel Craig oder Bo Derreck in den James Bond Filmen an so einer Stelle aus dem Meer gestiegen wären. Das hätte dann auch nicht so sexy ausgesehen.
10. Juli 2023 um 15:11
Och, die hätten dramatisch straucheln und sich mit einem muskulösen Arm abfangen können :-)
Aber je nach Größe und Spitzheit der Steine kann es schon schmerzhaft werden.
14. Juli 2023 um 22:07
Herzlichen Dank fürs Mitnehmen auf Ihrer Reise. Ein fast täglicher Lesegenuß!