Journal Dienstag, 15. August 2023 – Vergewitterter Freibadtag

Mittwoch, 16. August 2023 um 6:31

Gestern ließ ich mich ausschlafen – und schaffte tatsächlich über acht Stunden. Pläne (für mich einzeln) für den Feiertag hatte ich schon, versuchte mir aber einzureden, dass ich nichts davon musste.

Nach einem weiteren angenehmen Balkonkaffee in Sommerferienluft stimmte ich Verabredungen für die kommenden Wochen per Telefon, WhatsApp, E-Mail ab, machte mich dann fertig für eine Laufrunde, die ich wirklich, wirklich klein halten wollte. Um halb zehn heizte die Sonner bereits unangenehm, ich radelte zur Wittelsbacherbrücke und lief von dort Richtung Thalkirchen so konsequent wie möglich im Schatten. Dadurch kam ich auf andere Wege als sonst: Schatten hieß auch weniger Aussicht, das ermöglichte aber ruhigen Gedankenfluss. Es waren besonders viele Läufer*innen an der Isar unterwegs, allerdings, fiel mir gestern auf, vor allem junge Menschen – bislang war ich nur die langsamste Läuferin an der Isar, jetzt werde ich auch die älteste.

75 Minuten Laufzeit waren 15 über leichte Schmerzen hinaus (hamstrings, für die es kein griffiges deutsches Wort gibt, sondern nur Umschreibungen wie hintere Oberschenkelmuskulatur und angeblich “Ischiocrurale Muskulatur” – noch nie gehört), doch über den Tag spürte ich nichts mehr davon.

Weiterer Plan war Freibad, und zwar das wunderschöne Naturbad Maria Einsiedel (aka Einzelbad). Herr Kaltmamsell nahm mein Angebot an mitzukommen. Wir cremten uns daheim nackig gründlich mit Sonnencreme ein, nach ein paar Minuten Einziehen Freibadkleidung drüber.

Radeln nach Süden an der Isar entlang unter vielen, vielen anderen Menschen. Vorm Freibad ergossen sich die geparkten Räder 100 Meter die Straße entlang, aber meine Erfahrung bewahrheitete sich auch diesmal: An den offiziellen Radständern beim Eingang war noch Platz.

Nach Ausbreiten von Decken und Handtüchern auf der sehr gut besuchten Wiese war mir sehr heiß, ich testete gleich mal die Wassertemperatur im Kanal: Wundervoll kühl. Wie erwartet waren die Brombeeren reif, deren Dornenbüsche ein paar Meter Uferbegrenzung des Kanals bilden. Ich pflückte und naschte im kühlen Wasser stehend, fühlte mich Schlaraffenland-artig dekadent.

Das Isarwasser im Kanal hatte gestern eine trübe und rotbraune Färbung, das war mir bereits beim Laufen am Morgen aufgefallen: Es wird an einem lehmigen Ufer flussaufwärts stark geregnet haben. Weitere Nachrichten aus dem Einzelbad: Die Verpflegung ist gerade mühsam, das eigentliche Kiosk-Gebäude ist geschlossen (laut Website “aufgrund eines Pächterwechsels und damit verbundener Umbaumaßnahmen”). Gestern war ein Bratwurststand in Betrieb, allerdings erst ab 14 Uhr und mit einer viele Meter langen Schlange. Es scheint ratsam, Brotzeit selbst mitzubringen. Hinterm Schwimmbecken sah ich noch eine Eisbude.

Ich ließ mich in der Sonne trocknen, hörte Musik. Gerade als ich nochmal den Kanal runtergeschwommen war und beim Frühstück (Apfel, Pumpernickel) zu trocknen begann, wurde der Himmel sehr schnell sehr dunkel. Eine Durchsage informierte, dass für die nächsten beiden Stunden Gewitter angekündigt seien und man im Gewitter-Fall das Bad schließen werde (aus zweiter Hand, ich hatte nichts außer “Gewitter” gehört, weil Musik auf den Ohren, Herr Kaltmamsell informierte mich). Nach nur gut zwei Stunden Aufenthalt packte ich also schon wieder zusammen, da bekomme ich ja schon bei Schwimm-Besuchen in Münchner Bädern mehr Zeit fürs Eintrittsgeld. Ich radelte recht flott heim, erwischte erste Regentropfen.

Hochsommerbeweis: Nach dem Duschen daheim hatte ich nicht das Bedürfnis, meine Haare trockenzuföhnen (Sie erinnern sich an meine Obsession, dass nasse Haare bei mir SOFOCHT Lungenentzündung hervorrufen?), weil mir die Verdunstungskälte wichtiger war.

So saß ich dann mit nackten Beinen auf dem wohltemperierten Balkon, vor dem sanft der Regen in Linde und Ahorn rauschte, fühlte mich wohl. Zwar gedachte ich mitfühlend der Menschen, deren lang herbeigefreute Draußenpläne dieser Regen verdarb, doch runterziehen lasse ich mich dann wieder, wenn es mir passiert. Dass daraus zwei Stunden Landregen wurden, freute mich als SoLawi-Genossenschaftlerin noch mehr.

Nachdem ich zum Wäscheaufhängen reingegangen war, zog es mich allerdings nicht mehr zurück auf den Balkon. Ich turnte die nächste Folge Yoga-Gymnastik.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell (alles aus Ernteanteil): panierte Kohlrabi-Schnitzel (gut!), neue Kartoffeln aus dem Ofen, dazu Chinakohl-Kimchi, Rhabarber-Ketchup. Nur die Majo, die ich so gerne zu Paniertem und knusprigen Kartoffeln mag, war fertig gekauft.

Zum Nachtisch stellte ich die restlichen Blaubeeren mit Stracciatella-Eis und Schlagsahne zusammen.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Dienstag, 15. August 2023 – Vergewitterter Freibadtag“

  1. Kecks meint:

    Beinbeuger. Hammies sind die Ischios oder die Beinbeuger im Deutschen. Der Antrieb fürs Laufen, quasi, neben dem Hinterteil (und freilich einem stabilen Rumpf als Basis).

  2. Margrit meint:

    Wäscheaufhängen, sakra!
    [aufspringend gesendet]

  3. iris meint:

    Danke für den Gebrauch des Genitivs mit dem Verb “gedenken”! Ich versuche mich nicht mehr zu ärgern, wenn ein anderer Kasus benutzt wird, aber wenn es denn mal der Genitiv ist, dann freut es mich extra doll.

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