Journal Dienstag, 26. September 2023 – Fahrt zurück in den Sommer nach Berlin

Mittwoch, 27. September 2023 um 7:39

Eigentlich eine gute Nacht, nur gab es Unruhe beim Einschlafen (Fenster zu, weil draußen eine Frauenstimme ausdauernd zwei Namen rief, nicht sehr aufgeregt, eher Katzensuchen als verlorene Kinder) und in der Endphase (ich schnarchte heftig und wachte immer wieder ein wenig davon auf).

Weckerklingeln für Kaffeetrinken mit (na ja, jede*r am eigenen Rechner) und Verabschieden von Herrn Kaltmamsell, der erst langsam wieder eine Schuljahresroutine aufbaut. Draußen ein weiterer Strahlemorgen, am Himmel zur Deko ein paar Federwolken.

Mein Zug nach Berlin fuhr erst am späten Vormittag ab, ich konnte mir mit allem Zeit lassen und den Urlaubstag genießen.

Unter anderem briefwählte ich Landtag Bayern und Bezirkstag Oberbayern – vor allem weil ich am Wahltag selbst als Wahlhelferin im Einsatz bin, doch die beiden Zweitstimmen-Riesenlappen werden in den Wahlkabinen sicher zu Verzögerungen führen. (Auf allen vier Zetteln aber jeweils nur ein Kreuz – hurra, das werde ich mit unterdrücktem Kichern sicher wieder oft sagen können!)

Am Bahnhof war ich so zeitig, dass ich mir noch einen vorgezogenen Mittagscappuccino holte und ihn im ICE trank. Im ICE, der kurz hinter Pasing bereits wieder stand und immer wieder stückchenweise langsam fuhr: “Grund dafür ist ein eingleisiger Betrieb in der Strecke vor uns”, hieß es über Lautsprecher. Ich weiß schon, warum ich am Ankunftstag einer Bahnfernreise keine Verabredungen vereinbare. (Bei diesem Berlinbesuch bedrückt mich ohnehin wieder, wie viele liebe Menschen ich nicht treffen kann.)

Tatsächlich verlief die Reise dann aber problemlos, ich las die Süddeutsche des Tages ausführlich, guckte viel aus dem Fenster in die sonnige Landschaft weiterhin fast ohne verfärbtes Laub, frühstückte gegen zwei Apfel, Orange sowie Pumpernickel mit Butter. Ich kam in Berlin im Sommer an, die Menschen am Hauptbahnhof waren in Sommerkleidung inklusive Sandalen unterwegs, ich schlüpfte bald aus meiner Jeansjacke.

Diesmal hatte ich eine Ferienwohnung in Charlottenburg gebucht: Ich hatte mir alten Westen gewünscht, und in Charlottenburg war ich noch nie gewesen. Die App der Berliner Verkehrsbetriebe schickte mich mit einer Regionalbahn nach Jungfernheide, dort sollte ich in einen Bus umsteigen zur Wohnung beim Schloss Charlottenburg (von dem ich bis zur Beschreibung der Ferienwohnung nie gehört hatte, wie peinlich). Doch ich fand die Bushaltestelle nicht auf Anhieb, dafür bereits Schilder, die zum Schloss wiesen. Ein Check von Google Maps ergab lediglich gut 20 Fußminuten dorthin – na, die ging ich doch!

Den Spaziergang genoss ich sehr, gelangte auch problemlos in die winzige (diesmal war ich geizig gewesen) Ferienwohnung, in die Herr Kaltmamsell am Freitag nachkommen wird.

Ausblick vom Ferienwohnungshaus.

Auspacken, Check des Küchenbestands – doch vor Einkäufen lockte mich bei diesem Prachtwetter der Schlosspark, den ich passiert hatte. Meine dicke Jeans, die einzige Hose, die ich dabei habe, wurde mir bald zu warm – wer rechnet denn bitte Ende September mit Sommer?

Der Park wurde rege genutzt zu Yoga, Tai Chi, zum Lesen auf Bänken, Sonnenbaden, Blicke auf die Spree, für Joggingrunden allein und zu zweit – ohne überlaufen zu wirken.

Schafe im Park! Mir wurde ganz englischergartenlich.

Eine Besichtigung des Schlosses hatte ich ohnehin geplant, beim Umrunden entdeckte ich weitere Programmpunkte für den Besichtigungstag.

Nach der herrlichen Spaziergangsstunde ging ich auf Lebensmitteleinkäufe in einen Edeka, diesmal aber nur für Morgenkaffee und das eine Abendessen, die anderen Abende war ich auswärtig zum Essen verabredet.

Zurück in der Ferienwohnung klappte ich meine Reiseyogamatte auf (so viel Platz war dann doch) und turnte eine Einheit. Unerwartet: Es wird in Berlin spürbar später dunkel als in München, nicht nur die Nebelkrähen (noch keine gesehen) beweisen die Östlichkeit der Stadt.

Als Abendessen kochte ich mir Nicht-Nudelsalat mit Tomaten, Paprika, Ruccola, frisch gekochten Nudeln und Joghurtdressing. Süßigkeiten für Nachtisch hatte ich ebenfalls reichlich besorgt (darunter das erste Stollen-Konfekt der Saison, schmeckt mir immer noch nahezu unaufhörbar gut).

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In all seinen Einzelheiten bedrückend (und halt exakt das, was die Wissenschaft prognostiziert hat). Der Bayerische Rundfunk recherchiert zu
“Aufgeheizte Alpen: Folgen der Klimakrise für den Bergtourismus”.

Nirgendwo ist der Klimawandel so stark messbar wie in den Alpen. Gletscher schmelzen, auch der Permafrost taut auf. Die Folge: Berggipfel werden instabil, Steinschläge und Muren nehmen zu. Und auch das Fundament von so mancher Hütte bröckelt.

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Ausführliches und überraschend interessantes Interview von Simon Hattenstone für den Guardian mit der 90jährigen Joan Collins:
“Joan Collins on love, loss and lust at 90: ‘You have to eat life or life will eat you!’”

Außerdem könnte eine Erklärung drinstecken, warum nicht alle Maskenbildner, mit denen sie zusammengearbeitet hat, gute Erfahrungen mit ihr machten.

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Journal Dienstag, 26. September 2023 – Fahrt zurück in den Sommer nach Berlin“

  1. Christine meint:

    Sie sitzen einem Logikfehler auf: In Berlin wird es später dunkel, weil es weiter nördlich ist.
    Die Östlichkeit sorgt im Gegenteil dafür, dass es früher dunkel wird als zum Beispiel in NRW. Und soooo viel weiter östlich als München ist Berlin gar nicht.

  2. Die Toni meint:

    Ich hatte kürzlich in einem Meeting einen wunderbaren Anlass, ‘Jeder nur ein Kreuz!’ einzuwerfen.
    Keine Reaktion.
    Alle außer mir unter 40.
    Untergang des Abendlands!

  3. Joel meint:

    Danke für das Joan Collins Interview. War eben meine Lektüre während dem Frühstück.

  4. Thomas S. meint:

    @Christine. Auch Sie sitzen einem Logikfehler auf, denn seit dem 23.9. wird es im Norden wieder früher dunkel als im Süden ;-)
    @Kaltmamsell: Kommen eventuell andere Ursachen für Ihre Wahrnehmung in Frage (klarerer Himmel, weniger Bäume o.ä.)?

  5. Nicole meint:

    Danke für die schönen Bilder aus dem Schlosspark. Da “wohnen” Sie jetzt für ein paar Tage mehr oder weniger neben mir (einer treuen, aber stillen Leserin seit Jahren). Im Schlosspark bin ich häufig joggend oder mit Hund unterwegs, aber gestern war ich lustigerweise in München.
    Ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit in Charlottenburg!

  6. die Kaltmamsell meint:

    Ich lass mir doch nicht durch Fakten meine Gefühle kaputtmachen! Na gut, Thomas S., der subjektive Eindruck gestern Abend könnte durch die sommerlichen Temperaturen hervorgerufen worden sein. Hiermit nehme ich den späteren Sonnenuntergang zurück.

    Vielen Dank, Nicole, ich hoffe, München benimmt sich. Einen wirklich schönen Park haben Sie hier.

  7. N. Aunyn meint:

    Also, bei uns in Kreuzberg ist am kommenden Freitag Schabbatbeginn um 18.31 – in München wäre das um 18.39 :-)

  8. mpf meint:

    Dass es dort keine Nebelkrähen gibt, erstaunt mich ein wenig.

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