Nach guter Nacht (inclusive Bonusrunde nach sechs) aufgewacht zu Winterhimmel mit einer Mischung aus Schneewolken und Sonne.
Gemütliches Bloggen zu Milchkaffee, Wasser, Tee, dann Aufbruch zur ersten Schwimmrunde seit vier Wochen. Ich hatte keine Lust auf komplexe Kleidungsentscheidungen, außerdem saß in meinen Bronchien immer noch die Androhung einer Erkältung, also ließ ich das Radeln ins Olympiabad bleiben und spazierte zur U-Bahn.
Ab da begann das Schiefgehen. Ich musste fast zehn Minuten auf die U-Bahn warten, las währenddessen Instagram von etlichen Tagen auf meinem Handy nach. In der U-Bahn steckte ich am vorletzten Halt vor meinem Ausstieg (Scheidplatz) das Handy zurück in meinem Hosentasche – und bemerkte, dass meine Bäderkarte darin fehlte, darauf etwa 80 Euro Guthaben. Ich war sehr sicher, dass ich sie dorthin gesteckt hatte, sie also wahrscheinlich beim Rausziehen des Handys verloren hatte. Dennoch checkte ich alle anderen möglichen Aufbewahrungsorte an mir und meiner Sporttasche, bevor ich ausstieg um zurückzufahren. Kurzer Anruf bei Herr Kaltmamsell, ob die Karte vielleicht beim Einstecken in unserem Flur auf dem Boden gelandet war: Nein.
Auf die U-Bahn zurück wartete ich wieder fast zehn Minuten, sehr unruhig. (Woran ich die Dezemberdüsternis merke: Ich spürte keinen Ärger, sondern wurde nur noch trüber.) Ich hielt es für unwahrscheinlich, dass die Karte eine halbe Stunde unentdeckt am U-Bahnsteig auf mich warten würde, plante bereits die Fahrt zum Olympiabad, um dort an der Kasse unter Entschuldigungs-Windungen den Verlust zu melden – ich war vergangenes Jahr schlau genug gewesen, die Karte bei den Münchner Stadtwerken zu registrieren, so würde ich zumindest an mein Guthaben kommen.
Doch BÄM: Glück gehabt, die Bäderkarte lag am Bahnsteig halb unter einer der vielen Baustellen-Absperrungen. Wieder hätte ich zehn Minuten auf die nächste U-Bahn zum Olympiapark warten müssen – insgesamt wurde mir das für meine anschließenden Einkaufspläne zu knapp. Ich ließ die Schwimmpläne fahren und ging ans andere U-Bahngleis Richtung Schwabing.
Dort Einkäufe (Espresso, Semmeln, Molkereiprodukte), Spaziergang in Schneewolken-Düsternis mit sehr vereinzelten Schneeflocken zum Stachus, im Saturn weitere Weihnachtsfeier-Einkäufe.
Wandschmuck an der Gabelsbergerstraße.
Zurück daheim machte ich mich an die erste Runde Thüringer Weihnachtsstollen. Und entdeckte, dass die Packung Bio-Orangeat durchgeschimmelt war. Jemand würde also für die zweite Backrunde am Sonntag nachkaufen müssen. Doch wieder Glück gehabt: Hätte ich zur anderen Packung Orangeat gegriffen, wäre ich erst am Sonntag auf die verschimmelte gestoßen, ohne Möglichkeit zum Nachkaufen.
Während der Stollenteig ging, bereitete ich den Teig für Katha Seisers Apfelschlangerl aus Österreich vegetarisch zu.
Kalte Butter zu raffeln, wie im Rezept angegeben, gibt bei mir eine Sauerei, bei der mindestens 10 Prozent als Batz in der Raffel verbleiben. Diese Variante des Zerkleinerns kann ich mir höchstens mit gefrorener Butter vorstellen, aber das hätte ja dabeigestanden. Das nächste Mal schneide ich die kalte Butter einfach in Würfelchen, der Teig lässt sich gut und unklebrig kneten, später auch ausrollen.
Frühstück um zwei: Eine Semmel mit Chilli-Käse vom Westend-Markt, eine Semmel mit dem letzten Wabenhonig (ewiges Leben!). Jetzt weiß ich, dass ich bei Zombi-Apokalypse notfalls ein paar Tage von Bienenwachskerzen leben könnte. (Hintergrund zu Wabenhonig beim Bayerischen Rundfunk.)
Den weiteren Nachtmittag verbrachte ich mit Stollen und Apfelschlangerl, draußen Schneefall in unterschiedlicher Dichte, kurz nach vier musste ich alle Lichter einschalten.
Als Füllung testete ich Glockenäpfel, die sich als hervorragend geeignet erwiesen.
Wieder kam mir die Füllung zu viel vor, doch 1,3 Kilo Äpfel brutto waren für den Teig zu bewältigen.
Wirklich köstlich, ich kann verstehen, dass Katha immer wieder betont, das sei ihr Lieblingsapfelkuchen.
Dazwischen Schnee.
Auch der Stollen gelang, hier nach Bepinseln mit flüssiger Butter.
Abends Yoga-Gymnastik, ich übersprang die ersten Minuten Besinnlichkeitsgelaber und bekam ein wenig Bewegung und Körpergefühl (“notice how you feel”).
Das Nachtmahl übernahm wieder Herr Kaltmamsell, ich presste davor die für den Stollen abgeriebene Zitrone aus und machte als Aperitiv Whiskey Sour.
Auf meinen Wunsch hatte Herr Kaltmamsell den letzten Hokkaido-Kürbis aus Ernteanteil für ein Rezept aus dem SZ-Magazin genutzt: Kürbis-Polenta mit Gremolata. (Er ist ein so guter Koch, dass er die vielen Reste mitdenkt, die bei dieser Art Rezept immer bleiben, also den Rest von “1 EL gehackte Rosmarinnadeln, 2 EL gehackte Petersilie, 1 EL fein geschnittener Schnittlauch, 2 EL Crème fraîche” – die mich immer davon abhalten, solche Rezepte anzugehen.) Es schmeckte sehr gut, die weggelassenen Pinienkerne fehlten kein bisschen. (Für mich gab es auch den Rest Radicchio-Salat vom Vorabend.) Dazu ein junger pfälzer Buntsandstein-Riesling vom Weingut Sauer, schön frisch und spritzig, so mag ich Riesling.
Nachtisch Apfelschlangerl, keine Schokolade.
§
Gestriger Ohrwurm aus dem Film La La Land, “The Fools who Dream”: