Journal Freitag, 17. November 2023 – Schweizer Besuch mit Turner und Verdi

Samstag, 18. November 2023 um 9:18

Gestern hatte ich mir frei genommen, denn es kam Besuch aus der Schweiz. Nach dem Bloggen war ich mit Räumen und Vorbereiten beschäftigt (Herr Kaltmamsell hatte sich als Lehrer natürlich nicht freinehmen können und war in die Arbeit gegangen), sobald die Läden öffneten, brach ich zu Einkäufen auf – im strömenden Regen und in Eile nahm ich für eine Station die U-Bahn: Feines beim Dallmayr, Fisch und Salat in der Galeria Kaufhof am Marienplatz, Brot beim Brantner (Hausbrot) und beim Zöttl (Wurzelbrot).

Daheim schnelles Auspacken, dann war es schon Zeit zum Abholen: Mit entspannten 20 Minuten Verspätung traf der Besuch am Münchner Hauptbahnhof ein. Welcher Hauptbahnhof?

Zum Glück hatte sich der Regen zu einem leichten Nieseln beruhigt, auf dem Weg zu uns blieben wir nahezu trocken. Der letzte Besuch des Besuchs lag einige Jahre zurück, ich zeigte unterwegs die spannendesten Baustellen des an Baustellen reichen südlichen Bahnhofsviertels.

Erstes Zusammensitzen und aufgeregter Austausch über Kaffee und Tee in unserem Wohnzimmer, wir bekamen Schweizer Weine (ich) und ein Kochbuch (der Herr des Hauses). Am frühen Nachmittag kam Herr Kaltmamsell aus der Arbeit, mehr Zusammensitzens.

Als Pläne für den Nachmittag ergaben sich: Besuch der Turner-Ausstellung im Kunstbau mit Herrn Gast (aus grundsätzlichem Interesse und als Vorbereitung auf den bereits gebuchten anderen Ausstellungsbesuch am Samstag) und auf dem Rückweg umfassender Einkauf im Süpermarket Verdi. Frau Gast ruhte sich währenddessen aus, Herr Kaltmamsell erledigte letzte Einkäufe und bereitete das Nachtmahl vor.

Es war mein erster Besuch im Kunstbau des Lenbachhauses: Dafür bekommt man nämlich Besuch, damit man die interessanten Angebote der eigenen Heimatstadt wahrnimmt.

Die Ausstellung “Three Horizons” war überraschend strukturiert: Die präsentierten Gemälde hingen sortiert in die zu Lebzeiten ausgestellten an der einen langen Wand und die zu Lebzeiten nie ausgestellten auf der gegenüber liegenden. Das allein verschaffte einen Einblick in die unterschiedliche Rezeption des Malers und seine Einordnung zur Entstehungszeit und danach bis heute.

Die Erklärungen des Audioführers verschreckten mich zunächst mit ihrer Fülle an extrinsischen Informationen (geschichtlicher, biografischer, wirtschaftlicher Hintergrund der einzelnen Werke – das lese ich gern in einem Buch, doch in der Ausstellung selbst ist er für mich nebensächlich) doch unterm Strich bekam ich davon schon auch die Hinweise, die mich an solchen Medien interessieren, nämlich zu kunstwissenschaftlichen Aspekten. Ich stellte schnell fest, dass ich sehr wenig Turner kannte, und das recht einseitig. Gefesselt war ich auch von den ausgestellten Lehrmaterialien aus seiner Zeit als Dozent. Unterm Strich: empfehlenswert.

Der Regen hatte sich mittelverlässlich verabschiedet, zum Süpermarket gingen wir vom Königsplatz aus zu Fuß. Dort verbrachten wir viel Zeit: Ich freute mich über die Gelegenheit, denn ich hatte mich schon lang nicht mehr in den Regalen und Auslagen umgesehen, war immer nur gezielt zum Gewünschten gegangen.

Zurück daheim beschlossen wir, dass der Abend begann, unabhängig von Uhrzeit. Getränk dieses Abends sollten nämlich die drei verschiedenen baskischen Weißweine Txakoli werden, die wir kürzlich in München gefunden hatten und probieren wollten.

Erst gab es dazu geröstete Nüsschen, nach der ersten sehr hellen und spritzigen Flasche (Flysch) und nach der zweiten dunkleren, der man den Chardonnay darin anschmeckte (Arabela) setzte allmählich das Nachtmahl ein.

Ethisch saubere Foie gras mit Rosé-Champager-Gelee und einem Feldsalat, den ich sogar selbst mit Zitronen-Walnussöl-Dressing angemacht hatte. Jetzt waren wir bei unserem Lieblings-Txakoli des Abends: Gorrondona, eine Cuvée aus verschiedenen autochthonen Trauben, vielfältig, frisch und rass.

Hauptgang war ein Seeteufel-Gulasch, das Herr Kaltmamsell zubereitet hatte.

Mango mit Kokos-Tapioka, das Herr Kaltmamsell nachmittags vorbereitet hatte, war der Nachtisch.

Es wurde nicht allzu spät.

§

Wieder eine Untersuchung über die Mechaniken der erfolgreichen politischen Verschiebung nach rechts in Deutschland, diesmal beleuchtet Julia Leser fürs Verfassungsblog die ganz alltäglichen und gezielten Handgriffe, die zu einer Veränderung geführt haben:
“Mikropolitik des Rechtsrucks”.

die Kaltmamsell

6 Kommentare zu „Journal Freitag, 17. November 2023 – Schweizer Besuch mit Turner und Verdi“

  1. Trulla meint:

    Ich esse auch sehr gern und auch sehr gut, gänzlich ohne ideologischen Hintergrund, bin weder Fleisch noch Alkohol abgeneigt, neuen Erfahrungen gegenüber stets aufgeschlossen.
    Habe aber bisher “aus ethischen Gründen” foie Gras gemieden.
    Nun gibt es solches in “ethisch sauber”?

    Wie geht das?
    Wo gibt’s das?

    Ich frage für einen Feinschmecker.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Die Enten werden nicht gestopft, Trulla.

  3. Bobbie meint:

    Auch mich würde interessieren was ethisch sauberes fois gras ist? Wir haben übrigens vor einiger Zeit im sehr empfehlenswerten Restaurant des jüdischen Museums in Frankfurt ein veganes fois gras gegessen. Wunderbar zart.

  4. Elisa meint:

    Danke für den Hinweis auf die Turnerausstellung. Ich überlege schon länger, für ein paar Tage nach München zum Besuch der hervorragenden Museen zu kommen. Vor einigen Jahren war ich auf der Durchreise mal in der Alten Pinakothek. Dort war eine hervorragende Caravaggio-Sonderausstellung, von der ich vorher gar nicht wusste. Dank Ihres Service- und Informationsblogs habe ich auch genug Restauranttipps.

  5. die Kaltmamsell meint:

    Die Enten werden nicht gestopft, Bobbie.
    Gekauft habe ich die übrigens beim Dallmayr, Trulla.

  6. Hauptschulblues meint:

    Ich habe bisher alle Ausstellungen im Kunstbau als strukturiert empfunden.
    Die Anlage bringt das, so meine ich, mit sich: Vor bis nach ganz hinten und auf der gegenüberliegenden Seite wieder zurück.

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