Journal Montag, 20. November 2023 – Abschied vom Schweizer Besuch
Dienstag, 21. November 2023 um 6:30Der Wecker klingelte wie gewohnt an einem Arbeitstag, doch ein wenig Morgen nutzte ich noch für letzte Gespräche mit und Abschied von unserem Besuch. Es war viel Seufzens über den Umstand, dass auch wir (wie so viele meiner Freund*innen) zu weit voneinander entfernt für spontane Einladungen und Treffen wohnen.
Kurzes Räumen, damit der montägliche Herr Putzmann eine putzbare Wohnung vorfindet, dann marschierte ich in milder Luft in die Arbeit, nur eine knappe Stunde später als sonst (Herr Kaltmamsell hatte uns schon gegen halb acht Richtung Arbeit verlassen).
Im Büro sorgten der freie Freitag und der spätere Arbeitsstart erstmal für Tempo und ein wenig Unübersichtlichkeit.
Schneller Mittagscappuccino bei Nachbars (dort war bereits Weihnachtsdeko aktiv), später gab es zum Mittagessen eingeweichtes Muesli mit Sojajoghurt. Bei der Lektüre der Süddeutschen merkte ich mal wieder mein Alter: Die Netzkolumne erklärte “Lurking” als neuen Begriff (für nur Mitlesen/-gucken auf Online-Plattformen, ohne sich durch eigene Beiträge zu beteiligen und sichtbar zu machen), ich dachte sofort an die Internet-Foren, aus denen ich den Begriff kenne, und da wurde mir bewusst, dass die halt über 20 Jahre her sind.
Mühsame Rückkehr in die Realität: Ich hatte drei Tage lang nahezu null Nachrichten mitbekommen. Auch nichts aus den Blogs meiner kleinen Internetfreund*innen.
Der Gedanke an Yoga fühlte sich an wie ein Gedanke an ein anderes Leben.
Nach Feierabend spazierte ich in herrlicher milder Luft unter buntem Himmel nach Hause, unterwegs Einkäufe im Vollcorner. Daheim warteten zahlreiche Häuslichkeiten auf mich, unter anderem tauschte ich jetzt mein Sommer- gegen das Winterbettzeug. Es dauerte, bis ich zu meiner Yoga-Gymnastik kam – und bald griff ich zum übertragenden Handy, um das besinnliche Eingangsgelaber abzukürzen. Dann bekam ich tatsächlich angenehme Bewegung.
Wir haben wieder Granatäpfel im Haus, das ist schön. Das Crowdfarming-Paket war diesmal nicht anweisungsgemäß vor der Haustür abgestellt worden (klappt aber in ca. 90 Prozent der Fälle) – Herr Kaltmamsell musste es aus einer Paketstation anschleppen (nicht ich, weil nach meinem Feierabend bereits geschlossen). Beim Öffnen zeigte sich, dass nicht sorgsam mit dem Paket umgegangen worden war, eine Frucht war geplatzt. Die schlachtete ich gleich mal für mein dienstägliches Mittagesssen.
Das Nachtmahl bestand aus köstlichen Resten vom Wochenende (Kopytka, Tomatensauce, Kartoffelrösti), außerdem aus dem Ernteanteil-Cardy (wilde Artischocke). Nachtisch restliche Mango-Kokos-Speise, restlicher Birnen-Crumble.
§
Muss man leider immer wieder wiederholen: Die Vorstellung, dass in “der Steinzeit” (also ganz, ganz früher) Männer jagten und Frauen daheim blieben oder Beeren sammelten, ist reine Projektion heutiger Verhältnisse und lässt sich durch Forschung nicht belegen. Umso alberner, wenn ständig Geschlechterstereotypen und Zuweisungen mit Evolution am Beispiel Steinzeit gerechtfertigt werden. Hier also eine aktuelle Neuauflage der Widerlegung:
“The Theory That Men Evolved to Hunt and Women Evolved to Gather Is Wrong”.
Even if you’re not an anthropologist, you’ve probably encountered one of this field’s most influential notions, known as Man the Hunter. The theory proposes that hunting was a major driver of human evolution and that men carried this activity out to the exclusion of women. It holds that human ancestors had a division of labor, rooted in biological differences between males and females, in which males evolved to hunt and provide, and females tended to children and domestic duties. It assumes that males are physically superior to females and that pregnancy and child-rearing reduce or eliminate a female’s ability to hunt.
(…)
Anthropologists also look at damage on our ancestors’ skeletons for clues to their behavior. Neandertals are the best-studied extinct members of the human family because we have a rich fossil record of their remains. Neandertal females and males do not differ in their trauma patterns, nor do they exhibit sex differences in pathology from repetitive actions. Their skeletons show the same patterns of wear and tear. This finding suggests that they were doing the same things, from ambush-hunting large game animals to processing hides for leather. Yes, Neandertal women were spearing woolly rhinoceroses, and Neandertal men were making clothing.
§
via Joël
die Kaltmamsell4 Kommentare zu „Journal Montag, 20. November 2023 – Abschied vom Schweizer Besuch“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
21. November 2023 um 16:03
Hihiiii.
Im Unterricht spekuliere ich gerne davon, wie das wohl war, als die erste Frau die Herstellung von Kupfer aus Kohle und Erz entdeckt hat, nämlich am Lagerfeuer. Vielleicht war es auch ein Mann, sag ich dann.
Herrlich sind die nun folgenden ratlosen Blicke.
21. November 2023 um 20:58
Danke für den Link zum Scientific American.
21. November 2023 um 21:44
@Croco: Ich bin da mal ganz naiv und optimistisch und hoffe mal, daß die ratlosen Blicke damit zu tun haben könnten, daß die Schüler und Schülerinnen rätseln, wie man Kupfer herstellen kann durch Schmelzen von passendem Erz (das zufällig im Feuer liegt).
21. November 2023 um 23:10
Es ist ja nicht das Schmelzen, das Kupfer liegt im Erz als Ion vor und muss reduziert werden mit Kohlenstoff.
Da muss schon ein bisschen rumexperimentiert werden.
Und wer weiß schon genau, was in Schülerköpfen vor sich geht.