Journal Donnerstag, 28. Dezember 2023 – Berlin 2 mit Naturkundemuseum, Kabarettistischem Jahresrückblick und Gemüseküche

Freitag, 29. Dezember 2023 um 9:41

Sehr lang ausgeschlafen. Da wir ja im Urlaub waren, bloggte ich erst mal in aller Ruhe, bevor wir aus dem Haus auf einen Cappuccino gingen (4,40 Euro für einen kleinen Cappuccino in einem ganz normalen Frühstückscafé – mein Eindruck verstärkt sich, dass die Berliner Gastro-Preise die in München mittlerweile überholt haben).

Der Himmel war schon wieder hauptsächlich blau, die Luft mild – nicht mal der Berliner Winter ist, was er mal war. Für den Nachmittag hatten wir Kabarett-Karten, bis dahin noch Zeit: Wir fuhren ins Naturkundemuseum.

Wir verbrachten zwei sehr interessante Stunden in dem Museum, in dem ich zuletzt vor fast 20 Jahren gewesen war. Das größte aufgebaute Saurierskelett, das eines Brachiosaurus, ist einfach der Hammer (ausgegraben 1909 und 1913 am Tendaguru, einem Hügel in der Lindi-Region im heutigen Tansania). Die alten Schaukästen mit Mineralien sahen noch aus, wie ich sie in Erinnerung hatte, allerdings wurden einige Stücke mit blauen Schildern und Zusatzerklärungen hervorgehoben – eine gute Idee, denn sonst fällt mir auch nichts ein, wie man eine Mineraliensammlung besser präsentieren könnte.

Allerdings war es sehr voll, davon zu meiner Überraschung zwei Drittel Kinder. Familien picknickten vor Exponaten, Kinder lagen quer über Schaukästen und machten sie unlesbar, insgesamt sorgten sie für einen durchaus Stress-bereitenden Lärmpegel. Dennoch habe ich viel gesehen und gelernt, unter anderem über die Digitalisierung der Insektenbestände.

Gegen zwei kehrten wir in einem nahe gelegenen Café ein, ich frühstückte einen weiteren Cappuccino und eine Focaccia mit reichlich Käse.

Karten hatten wir für die Nachmittags-Vorstellung des Kabarettistischen Jahresrückblicks 2023 – endlich mal live.

Dort hin gingen wir bei dem schönen Wetter zu Fuß.

Zum Glück waren andere Leute auch dorthin unterwegs und ich konnte ihnen folgen, sonst hätte ich vermutlich das Theater im dritten Hinterhof, ersten Stock ohne Ausschilderung nicht gefunden. Ich hatte den Andrang unterschätzt, bei freier Platzwahl waren wir froh, 20 Minuten vor Start des Stücks im nicht eben kleinen Zuschauerraum überhaupt noch zwei Plätze nebeneinander zu bekommen.

Die Show selbst war großartig. Sie startete mit einer Barbie-Nummer (Bov Bjerg ist der ganz links) – die wohl durch Verkleidung von 4/5 der Besetzung als Frauen von dem Umstand ablenken sollte, dass die Truppe seit 1997 nur aus Männern besteht. (Spass, aber ich könnte mir Katja Berlin hervorragend als Teil dieser Bande vorstellen.)

Es ging unter anderem um Berlin und seinen Bürgermeister (neben der ehemaligen Bürgermeisterin Franziska Giffey stand auch der regierende, Kai Wegner, auf der Bühne), auch Habeck moderierte, oder versuchte es zumindest, besungen wurde unter anderem ein AfD-Parteitag, lokaler Fußball. Bov Bjerg las einen Text um Neukölln und die dortigen verschiedenen Sorten Männer mit Bärten, arbeitete geschickt und unter Umgehung aller Fettnäpfe das Problem des vielschichtigten Miteinanders um den 7.10. dort ein. Außerdem gab er als Schwabe vom Dienst in einer Nummer den Jogi Löw, der in der aktuellen Lage zum Schluss kam: “Die Rettung des deutschen Fußballs liegt im Basketball.”

Der Mix aus politischem Kabarett und Musiknummern (eigentlich auch politisch) erinnerte mich an die besten Zeiten der Lach- und Schießgesellschaft mit Dieter Hildebrandt, ich wurde bestens unterhalten und angeregt. Außerdem traf ich einen Arbeitskollegen, der einzige in Berlin ansässige, mit dem ich regelmäßig zu tun habe (und der seit Beginn dieses Kabarettistischen Jahresrückblicks jedes Jahr hingeht).

Fürs Abendessen hatten wir im fußläufig gelegenen Brlo Brwhouse reserviert, Herr Kaltmamsell war von meinem Bericht der dortigen Gemüseküche sehr angetan gewesen (und arbeitet seit meiner Schilderung einer Ofen-gegrillten Sellerieknolle an einer Nachahmung). Das Bestellsystem dort: Man wählt aus einer jahreszeitlichen und übersichtlichen Karte ein Hauptgericht aus, eine Beilage, ein “Topping”.

Mein Hauptgericht waren Bete (Gelb im Stück, rot drunter püriert, dabei unter anderem geröstete Haselnüsse und ein Mandel-Crumble, das fast schon marzipanig schmeckte), gerösteter Rosenkohl, mixed Pickles – hervorragend. Herr Kaltmamsell hatte Blumenkohl aus dem Ofen mit Parmesan und Pilzen, Kartoffelpü mit schwarzem Knoblauch, Essiggurken. Es schmeckte uns alles ausgezeichnet. Dazu gab es ausgefallene Biere: Während ich ein Pale Ale und ein Blurry Vision (ein IPA) probierte, beides wunderbar vielschichtig, hatte Herr Kaltmamsell einen sehr dunklen Rye Wine und ein fast cremiges Stout namens Baltic Porter.

Rückfahrt ab Gleisdreieck mit der U1, wie schon auf der Hinfahrt mit Musikbegleitung in meinem Kopf.

die Kaltmamsell

13 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 28. Dezember 2023 – Berlin 2 mit Naturkundemuseum, Kabarettistischem Jahresrückblick und Gemüseküche“

  1. Kuchenschwarte meint:

    Ach, Berlin.
    Bleiben Sie über die anstrengende Zeit?

  2. kid37 meint:

    Ich bedaure es regelmäßig, dass Hamburg kein vernünftiges Naturkundemuseum hat (obwohl es eine der größten Sammlungen in irgendwelchen Schubladen besitzt). So muss ich immer nach Berlin oder Wien. Kontemplative Orte.

    (Wer sich für so was interessiert: Das Wiener Naturhistorische Museum hat alle seine vierteljährlich erscheinenden Magazine zum Download auf der Webseite. Etwas für lange Winterabende.)

  3. huflaikhan meint:

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    Gerne gelesen

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  4. Rainer meint:

    Kleiner Tip: ADLON to go…links neben dem Eingang ADLON Hotel…
    Toller Cappuccino und andere Schweinereien… sehr lecker preis-wert.
    Viel Spaß noch und aufpassen in der Silvester Nacht!

  5. die Kaltmamsell meint:

    Nein, kuchenschwarte, Silvester tun wir uns nicht an.

  6. N. Aunyn meint:

    4,40 für einen kleinen Capuccino ist schon exorbitant in Berlin. Hier in Kreuzberg an der Grenze zu Neukölln liegen die Preise zwischen 2,50 und 3,80.

  7. Nadine meint:

    Das Naturkunde Museum ist einer DER Tipps für Familien in Berlin, deswegen die Fülle an Kindern. Uns war es zu voll, wir waren auch mit unserem Kind da, sind aber relativ zügig raus…

  8. Sandra meint:

    Wir planen auch einen Berlin-Trip und als ich dieses Foto gerade sah, dachte ich gleich, dass das unseren 3- Jährigen Dinospezialisten total freuen würde! Was gar nicht geht, ist solch ein Benehmen, auf Schaukästen zu liegen. Den Kindern würde ich da bis zu einem gewissen Alter keinen Vorwurf machen, aber den Eltern. Aber auch das Personal könnte hier doch die Hausregeln durchsetzen. Was hat dieses denn dazu gesagt? Waren die vielleicht einfach froh, dass wenigstens keiner das Skelett hochgeklettert ist? ;)

  9. Trulla meint:

    @Sandra

    Ich vermisse mitunter das “Dorf”, das mit erzieht! Freundlich, aber bestimmt vom Kind zu verlangen, den Schaukasten freizugeben, ist auch verantwortungsvolles Handeln im Sinne unserer künftigen Gesellschaft. Sollte daraus ein Disput (von meiner Seite aus immer friedlich und sachlich) mit den Eltern entstehen – nur zu!

    Manche Eltern schaffen es selbst einfach nicht, sich Gehör zu verschaffen, da wäre es sogar Hilfe.

  10. Croco meint:

    Och, diese Saurier, granatentoll.
    Die im Senckenberg sind leider nicht so hoch.
    Der Kinderlärm gibt es dort auch. Und die Eltern sagen nichts, wirken aber meist hilflos und gestresst.
    Sie geben den Kindern aber auch oft keine Aufgaben: Saurier abzeichnen, zehn lateinische Namen auswenig lernen, blaue Steine suchen.
    Im Aquarium vom Berliner Zoo gibt es Babyquallen und leuchtende Tiefseefische. Falls ihr noch Zeit habt….

  11. die Kaltmamsell meint:

    Pah, Croco, die im Senckenberg sind ja nicht mal echt, sondern nur Abgüsse! Ich war dort damals echt vergnatzt, schließlich war ich seit Schulzeiten über das Eichstätter Jura-Museum Originale gewohnt.

  12. Croco meint:

    Das macht aber nix, sagt das Senckenberg ;).
    Echt sind allerdings der 11. Archaeopteryx und das Urpferdchen aus der Grube Messel.
    Du bist halt verwöhnt :).

  13. Croco meint:

    Huch, gerade kam die Nachricht, dass der Kommentar in der Warteschleife ist. Ist das neu?

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