Journal Sonntag, 17. Dezember 2023 – Adventspaziergang durch die Zuloaga-Ausstellung

Montag, 18. Dezember 2023 um 6:25

Früh aufgewacht, das war praktisch: Ich wollte zwischen Bloggen und Eintreffen der Familie für den Adventspaziergang die Wohnung noch gästefreundlich machen.

Draußen wurde zum angekündigten Sonnentag hell. Kurz vor zehn klingelte die Krankheits-dezimierte Familie: nur Eltern und Bruder, alle aber mit noch ausklingenden Atemwegsinfekten, wir blieben lieber auf körperlicher Distanz (haben wir ja in der Hochphase der Corona-Pandemie gelernt).

Wir bummelten zusammen durch erwachende Christkindlmarktstände zur Hypo-Kunsthalle.

Unterwegs große Freude über die beharrlich existierende eine Spatzenkolonie der Münchner Innenstadt am Marienhof. (Wie die Berliner*innen sich immer wundern, dass ich bei ihnen so gerne die omnipräsenten Spatzen gucke.)

Ich hatte mein bisheriges Wissen über Ignacio Zuloaga und zum Ausstellungskonzept “Mythos Spanien” aus Führung und dem Ausstellungskatalog zusammengefasst und zwang die Familie, im Eingangsbereich mein Kurzreferat zur Einführung anzuhören. Dann gingen wir einzeln durch die thematisch gegliederten Räume.

Meine Mutter begegnet zum ersten Mal den Mujeres de Sepúlveda (die, wie ich jetzt weiß, vor über hundert Jahren schonmal in München ausgestellt wurden).

Diesmal hatte ich auch Zeit, im kleinen Vorführraum den Film über den Künstler anzusehen, eine spanische Produktion (deutsche und englische Untertitel), die auch seine Kehrtwende von sozialistischen Idealen zum Vorzeigemaler der Franco-Diktatur thematisiert. Unterdrücktes Hallo der Kaltmamsell-Familie, als der Film Orte in Kastilien zeigte, die wir sehr gut kennen, vor allem Sepúlveda.

Bei diesem zweiten Ausstellungsbesuch wurde mir die Doppelbödigkeit vieler Werke von Zuloaga klarer, die zwar Spanien-Klischees bedienen, aber oft bis ins Groteske verzerrt (die Schminke seiner Kusinen, die Fehl-Platzierung andalusischer Kleidung an den Rand eines baskischen Stierkampfs, ein scheinbar klassisches Kreuzigungsmotiv – doch der Gekreuzigte ist eine lebensgroße Holzfigur und die kastilische Landschaft im Hintergrund eine Studiowand).

Das Foyer bot Gelegenheit zu Albernheit (Foto: Bruder).

Vielleicht wird ja jedes Gesamtwerk eines Künstlers oder einer Künstlerin bei näherer Betrachtung bemerkenswert, und ich bin emotional viel zu involviert für eine belastbare Meinung. Doch mir scheint durchaus, dass Ignacio Zuloaga einen Ausstellungsbesuch wert ist, hier eine kleine Einführung des Kurators.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/VZnjfqEtpAc?si=U9QPotQ8oNQ-AVt7

Fürs Mittagessen hatte ich einen Tisch im Ratskeller reserviert. Wir wurden im gut besetzten Gastraum freundlich aufgenommen, es gab gutes Essen. Ich hatte auf der Speisekarte bereits eine Bratwurstplatte mit Sauerkraut und Kartoffelpü entdeckt, auf die hatte ich große Lust und aß sie zu einem alkoholfreien Weißbier.

Leider wurde meinem Vater unwohl. Er bestand dennoch auf dem geplanten Spaziergang, wir gingen zum Hofgarten, von dort übers Platzl zu uns nach Hause – meinem Vater war nach einem Schluck Wasser (gar nicht so einfach, an einem Dezembersonntag unterwegs zu finden) besser. Das herrliche Sonnenwetter war genau meine Kragenweite für Weihnachten, ich bin mir aber bewusst, dass ich damit zu einer Minderheit gehöre.

Bei meinen Eltern findet der anschließende Adventkaffee immer in wundervoll weihnachtlicher Dekoration statt, ich hatte zumindest weihnachtliche Tisch-Sets. Auf denen gab es Plätzchen, Stollen, Früchtebrot, dazu Glühwein, Tee, Espresso (ich brauchte nur ein paar Gläser Wasser). Zusammen schrieben wir Weihnachtskarten nach Kastilien.

Im letzten Tageslicht verabschiedete sich die Familie zurück nach Ingolstadt.

Ich räumte, las, turnte eine Folge Yoga-Gymnastik.

Für Abendessen hatte ich sogar wieder Appetit: Herr Kaltmamsell hatte die restliche riesige Sellerieknolle aus Ernteanteil zu Waldorf-Salat verarbeitet, davon aß ich. Herr Kaltmamsell nahm eine Scheibe selbstgebackenes Brot. Ich wiederum holte zum Nachtisch Orange und Plätzchen nach.

Kein Aufräumen der Wohnung nötig: Unsere Putzmänner kommen erst wieder im neuen Jahr nach Heilig Dreikönig.

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Sonntag, 17. Dezember 2023 – Adventspaziergang durch die Zuloaga-Ausstellung“

  1. Nina meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

    *******************************************************

  2. Stephan meint:

    Alle Daumen gedrückt für Vater Kaltmamsell.

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.