Journal Freitag, 5. Januar 2024 – #WMDEDGT
Samstag, 6. Januar 2024 um 8:505. des Monats, und Frau Brüllen fragt die Freund*innen des Tagebuchbloggens wieder “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?”, sammelt die Antworten unter #WMDEDGT.
Wieder ließ ich mich mit Wecker um sieben an zu langem Schlafen hindern, gestern war schließlich mein letzter Urlaubstag, und der wollte genutzt werden.
Bis ich im Urlaubsmodus mit Bloggen, Milchkaffee- und Teetrinken, Mastodonlesen durch war, waren dann aber doch drei Stunden vergangen, unter anderem mit Pediküre, Teil 1.
Das Draußen gab sich düster und kühl, doch ich setzte darauf, dass es trocken bleiben würde und nahm das Rad zum Olympiabad. Dort waren die Bahnen wieder angenehm wenig beschwommen, ich kraulte meine 3.000 Meter flüssig und schmerzfrei ab, unterdrückte aber den Impuls, ein paar Runden dranzuhängen: Vielleicht würde sich am Sonntag mit angekündigtem Schneefall ein Draußenschwumm im Dantebad ausgehen. (Ich fühle mich derzeit so fit und gesund wie selten und ich habe frei, aus diesem Luxus möchte ich so viel Bewegung rausholen, wie vor dem nächsten Zipperlein geht.)
Aber ich hatte gestern wieder einen Trampeltag: Im Schwimmbecken donnerte ich so oft mit der rechten Hand aufs Bahntrennplastik, dass ich mit ausgiebigen blauen Flecken rechne.
Beim Heimradeln wurde mir mal wieder bewusst, wie gerne ich mich eigentlich radelnd durch die Stadt bewege – würde ich mich dabei nur sicherer fühlen. Vielleicht erlebe ich ja noch ein München, dessen Verkehrsführung nicht zu 90 Prozent auf Autos ausgelegt ist.
Frühstück kurz nach zwei: Apfel, Roggenvollkornbrot (es hatte keinen Pumpernickel gegeben, und ich war offen für neue Erfahrungen, Ergebnis: aha, nö, Pumpernickel schmeckt mir viel, viel besser) mit Butter. Meine Mutter hatte in meiner Abwesenheit angerufen und eine Einladung zu Dreikönigsessen angeboten, doch ich lehnte wegen vieler anderer Pläne ab, unter anderem wegen bereits begonnenem Brotbacken.
Für Einkäufe ums Eck verließ ich das Haus nochmal: Kapuze hoch, weil es nun tröpfelte (was bis zum Abend sanfter Dauerregen wurde), beim Verdi Obst und Gemüse, dabei die Entdeckung: Die Bitterorangensaison ist eröffnet.
Ich wollte mal wieder lustige Zehennägel haben (über deren Anblick ich mich beim Duschen und Yoga freue) und heizte das Wohnzimmer hoch, um ca. 50 Minuten mit nackten Füßen für Unterlack, zweimal Discolack, Überlack durchzustehen.
Den restlichen Nachmittag wohnte ich intensiv die hohe Miete ab und las die Feiertags-/Wochenend-Süddeutsche. Nach einiger Vorfreude turnte ich Folge 2 von Adrienes diesjährigem Yoga-Programm – die zu 75 Prozent der zweimal geturnten Folge 1 entsprach und die ich deshalb wohl nicht nochmal durchspielen werde.
Zum Nachtmahl hatte ich mir von Herrn Kaltmamsell Boeuf Bourguignon gewünscht: Es gab noch eine gute halbe Flasche Glühwein, und niemand in diesem Haushalt mag Glühwein, ich hielt ihn wegen seiner Gewürze für eine ausgezeichnete Basis für genau dieses Gericht. (Stellte sich als genau richtig heraus, dafür strich Herr Kaltmamsell das eine oder andere Gewürz aus seinem Rezept und süßte weniger.)
Auf der Suche nach einem Aperitif blätterte ich in dem Buch, das Herrn Kaltmamsell und mir in den frühen 1990ern Cocktailmixen beigebracht hat, vor allem durch seinen ausführlichen Warenkunde-Teil: American Bar von Charles Schumann.
Es wurde ein Rosita, auf dem Foto Zutaten und Ergebnis – schmeckte gut, der Campari kam in dieser geringen Menge besonders gut raus. Dazu libanesische Salznüsschen.
Das Nachtmahl wurde ein richtiges Festessen: Das Boeuf Bourguignon superzart und aromatisch, dazu köstlicher frischer Kartoffelstampf aus Ernteanteil, ich hatte Ruccola-Salat beigetragen (Dressing mit dem Weihnachtsgeschenk Himbeer-Essig). Dazu ein Glas spanischen Wein, mit dem zusätzlich zum Glühwein aufgegossen worden war. Zum Nachtisch reichlich (zu viel) selbstgebackener Thüringer Stollen.
Ich kam später ins Bett als geplant, weil ich mich in dem Ergebnis einer ungemein aufwändigen und tiefen journalistischen Recherche festlas. Vergangenes Jahr war aufgeflogen, dass die seit 2014 aktive Twitterin Jule Stinkesocke, laut Profil querschnittgelähmte Behindertenaktivistin mit fast 70.000 Followern, von zahlreichen Seiten preisgekrönt – gar nicht existierte. Die Redaktion von Imperialcrimes hat sich dahintergeklemmt, akribisch die Faktenlage und Online-Geschichte der tatsächlichen Person dahinter herauszufinden – ohne Sensationsgeheische und mit Schutz der Identitäten von Beteiligten:
“Causa Jule Stinkesocke
Auf der Suche nach Julia Gothe”.
via @fraudiener
die Kaltmamsell2 Kommentare zu „Journal Freitag, 5. Januar 2024 – #WMDEDGT“
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6. Januar 2024 um 16:52
Oh, vielen Dank für diesen Link!
7. Januar 2024 um 10:19
Autsch, Schwimmerverletzung. Hier meinte jemand sofort Beckenrand (scheint also doch öfter vorzukommen). Ich bin die mit der doofen Scheuerstelle vom Badeanzug. Gute Besserung!