Journal Mittwoch, 10. Januar 2024 – Beerdigung einer Kindheitsbegleiterin

Donnerstag, 11. Januar 2024 um 6:17

Trotz freiem Tag früh aufgestanden, um Herrn Kaltmamsell zusammen mit mir Milchkaffee servieren zu können. Ihn mit viel Daumendrücken verabschiedet: Gestern bis Freitag streikt die Gewerkschaft der Lokführer GDL, seine S-Bahn in die Arbeit gab es nur vereinzelt.

Die Sonne ging zu einem eisigen Tag auf.

Vogeltränke als Eislaufbahn.

Selbst checkte ich nochmal die Bahnverbindung nach Ingolstadt, die mich zur Beerdigung bringen sollte: Es gab eine, ich war zuversichtlich.

Die angekündigte Fahrt fand dann auch pünktlichst statt.

Eisnebelige Holledau.

Sonniges Donautal.

In Ingolstadt spazierte ich vom (deutlich außerhalb des Zentrums gelegenen) Hauptbahnhof in die Innenstadt auf einen Cappuccino im District V, die Straßen und Wege frei, hier hatte es offensichtlich am Wochenende deutlich weniger geschneit.

Mit genug Zeit zum Umschauen: Spaziergang Richtung Westfriedhof.

Rathausplatz.

Kreuztor.

Ehemalige Lieblklinik, in der ich 1967 zur Welt kam, immer noch ohne Gedenkplakette (wahrscheinlich muss ich dafür erst tot sein).

Da ich zu Fuß unterwegs war, behinderte mich die einfahrende Karawane von Traktoren mit Protestplakaten (ohne eine einzige konkrete Forderung) nur wenig.

Wiedersehen mit Kindheitsvertrauten vor der Aussegnungshalle. Ich hatte damit gerechnet, dass die meisten mich nicht erkennen würden (1. lang nicht gesehen, 2. scheine ich mich ständig zu verändern und bin mittlerweile gewohnt, schon nach ein paar Jahren nicht wiedererkannt zu werden), ich stellte mich halt beim Begrüßen vor. Meine Eltern waren gekommen, auch mein Bruder radelte aus der Arbeit an. Er ist das Patenkind der Verstorbenen.

Hier trägt sie vor 50 Jahren meinen Bruder bei seiner Taufe auf dem Arm, links neben ihr meine Mutter.

Katholischer Abschied in der Aussegnungshalle des Westfriedhofs. Die seitlichen Fresken von Oskar Martin Amorbach von 1935, also der Totentanz, gefielen mir besonders gut.

Anschließend im Café ergaben sich mehr Wiederbegegnungen und Gespräche. Es waren bei aller Traurigkeit über den Anlass schöne Begegnungen, ich kam auch dazu, mich mit dem Witwer eine Weile zu unterhalten. Und es zeichnete sich ab, dass ein Kindheitsfreund aus meiner Generation im Sommer ein Treffen von uns einstigen Spielkamerad*innen organisieren wird – das würde mich sehr freuen.

Trotz vieler freundlicher Mitfahr-Angebote ging ich gern zu Fuß zurück zum Hauptbahnhof.

Die dritte Donaubrücke, Glacisbrücke, mit schicker eigener Fußgänger- und Radlspur auf beiden Seiten.

Donaublick nach Westen.

Donaublick Richtung Stadt mit Neuem Schloss.

St. Markus

St. Anton

Im Bahnhof setzte ich mich für die halbstündige Wartezeit auf den nächsten Zug zur Brotzeit und aß mitgebrachten Apfel und Kanten selbstgebackenes Brot.

Ereignislose Fahrt zurück, auf dem Weg nach Hause kurze Einkäufe.

Daheim erstes Erzählen, dann turnte ich Yoga-Gymnastik, nochmal die Folge vom Vortag. Brotzeitvorbereitungen für den nächsten Arbeitstag.

Das Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell auf der Basis eines Funds auf der Theke seines Lehrerzimmers (auf der wohl immer wieder Lebensmittel zur Weitergabe auftauchen): Milchbrötchen. Die verwandelte er in indisches Pav Bhaji (verlinktes Rezept minus Mangopulver, sagte er, braucht’s aber auch nicht).

Ausgesprochen köstlich.

§

Alina Schwermer hat sich für die taz mit dem immer schädlicher werdenden Phänomen Overtourism beschäftigt:
“Problem beginnt vor dem Eimersaufen”.

Für mich überraschend war, dass Overtourism nicht unbedingt von der Zahl der Be­su­che­r*in­nen pro Einwohner*in abhängt.

§

Völlig neuer Use Case von Benimmregeln am Arbeitsplatz: Muss ich einschreiten, wenn mein automatisches Terminvereinbarungs-Programm mit weiblichem Namen von Männern blöd angemacht wird?
“men are hitting on my scheduling bot because it has a woman’s name”.

via @jawl

die Kaltmamsell

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