Journal Samstag, 6. Januar 2024 – Nasse drei Könige mit erfolgreicher Brotrettung
Sonntag, 7. Januar 2024 um 7:59Wieder musste mich der Wecker wecken, sonst hätte ich zu lang geschlafen.
Noch vor Kaffeekochen weitere Handgriffe am Dunklen Bauernbrot (das verlinkte Rezept ist ein aktualisiertes).
Ich habe es schon ein paar Mal gebacken und folgte meinen Notizen, lieber mit der Maschine zu kneten. Das Ergebnis war zu meiner Verwunderung ein viel zu weicher Teig, der sich auch nach schnellem Kneten nicht von der Schüssel löste – schlechtes Zeichen. Das setzte sich beim Strech & Fold fort: Es entstand keinerlei Glutenstruktur, der Teig bazte nur vor sich hin.
Doch schlussendlich war ich auf dieses Brot besonders stolz: Ich rettete es nämlich vor ziemlich absehbarem Misslingen. Die einzige Chance, einen unessbaren Türstopper zu vermeiden, sah ich in einer Verlängerung der Stückgare. Beim Formen des Laibs brachte ich keinerlei Spannung auf die Oberfläche, kippte ihn dennoch ins Gärkörbchen und machte mich auf meinen geplanten Isarlauf, eine Wiederholung der Runde vom Donnerstag: von der Reichenbachbrücke aus nach Süden bis Großhesseloher Brücke, zurück bis U-Bahnhof Thalkirchen.
Zwar sah es ungemütlich grau und nass aus, es tröpfelte auch ein wenig, doch meine Bewegungslust brach das nicht. Und so trabte ich locker bei mal mehr, mal weniger Regentröpfeln und genoss es, umsprang die vielen Pfützen, wurde auch nur ein wenig feucht, spürte tiefe Dankbarkeit für diesen alternden Körper, der mir das alles ermöglichte.
Wassersport ging auch bei diesem Wetter.
So viel Schneebruch!
Zurück daheim schaltete ich erstmal den Backofen ein. Im Gärkörbchen war der Teig tatsächlich sichtbar aufgegangen, ich schöpfte Hoffnung. Allerdings fiel das Brot so als geplantes Frühstück aus, nach Duschen und Körperpflege wärmte ich statt dessen Reste auf: Linsen-Erbseneintopf, zu dem ich das Saucengemüse des freitagabendlichen Boeuf Bourguignon kippte (das eigentlich traditionell weggworfen wird, aber hier wird nichts Essbares weggeworfen). Das säuerliche Saucengemüse (weil in viel Wein gegart) passte hervorragend zum Eintopf. Aber gut: Das bezeichne nicht mal ich mehr als Frühstück.
Hurra, die längere Stückgare hatte tatsächlich ein gutes Brot ergeben!
Der erwartete blaue Fleck vom Schwimmen. Ist das eine unter Sportler*innen bekannte Schwimmverletzung?
Am Nachmittag regnete es heftiger, ich hatte also mit meinem Laufwetter Glück gehabt. Gemütliches Lesen auf dem Sofa, Dunkelblum von Eva Menasse gefällt mir weiterhin sehr gut.
Meine Yoga-Runde legte ich besonders früh ein, denn ich wollte das gewünschte Nachtmahl zusammen mit Herrn Kaltmamsell zubereiten: Kichererbsen-Kastanien-Suppe aus Rachel Roddys A-Z of Pasta.
Ich durfte geröstete Kastanien schälen (ah, ich hatte ganz vergessen, wie deutlich man das nach einer Weile der Haut der schälenden Daumen ansieht), dann Nudelteig mit Ei zubereiten (Herr Kaltmamsell hatte sich nachmittags bereits an einem ohne Ei versucht und diesen mit dem Nudelholz ausgerollt), mit der Nudelmaschine plattmachen, zuschneiden.
Schmeckte schon gut, aber irgendwie verbanden sich die süßen Kastanien, die Kichererbsen und die Nudeln (wir fanden die Eier-Variante besser) nicht so recht zu einer Einheit. Doch wir sind sehr auf den Geschmack des Nudel-Selbermachens gekommen, geht ja wirklich ratzfatz. Dazu italienischer Weißwein: Pecorino – der sehr gut passte.
Nachtisch Schokolade.
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In meinem persönlichen Internet habe ich es nicht mitbekommen, aber manche Nebenbemerkung in Außerhalb-Internet-Gesprächen lassen sich so erklären: Die Massaker des 7. Oktober werden unter einigen Gruppen mittlerweile gezielt und massiv geleugnet. Das ist furchtbar, der Tagesspiegel widerlegt die schlimmsten Falschmeldungen, die herumgereicht werden.
“Drei Monate nach den Massakern des 7. Oktober:
Versuchte Geschichtsfälschung im Zeitraffer”.
So komplex und verworren der Nahostkonflikt insgesamt sein mag, so furchtbar simpel waren die Ereignisse des 7. Oktober. Tausende Terroristen drangen aus Gaza nach Israel ein, ermordeten 1200 Menschen, großteils Zivilisten, und verschleppten 240 Geiseln. Es gibt keinen Deutungsspielraum, wer hier die Täter waren und wer die Opfer.
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Im Guardian ein Interview mit der verehrten Jodie Foster, interessant auch wegen der selbstreflexiben Ebene der Interviewerin Emma Brockes:
“‘There are different ways of being a woman’: Jodie Foster on beauty, bravery, and raising feminist sons”.
5 Kommentare zu „Journal Samstag, 6. Januar 2024 – Nasse drei Könige mit erfolgreicher Brotrettung“
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7. Januar 2024 um 10:46
Ergänzung, weil ich das Detail, das keines ist, wichtig finde: Tausende Terroristen UND ZIVILISTEN drangen von Gaza nach Israel ein…
7. Januar 2024 um 10:47
Meine erste Assoziation zu Ihrem Brotteigbild – Sie haben auf ihrer Laufrunde ein Wespen-/Hornissennest gefunden. SORRY!
Ja, ja es ist Sonntag und dunkelgrau und ich wohl noch nicht richtig wach …
7. Januar 2024 um 11:09
Dass schon zu Zeiten, die aktuell und unwiderlegbar sind, Geschichtsfälschung auf fruchtbaren Boden fällt, lässt mich verzweifeln.
Fake News sind weltweit Methode geworden. Menschen bekommen damit ihre gewünschte “Wirklichkeit” und es schert sie weder Ethik noch Moral.
7. Januar 2024 um 12:03
Wir heben das Soßengemüse auch immer auf und backen es in Blätterteig für Reste-Pie. Meist ist noch etwas Soße übrig und so hat man nochmal ein leckeres Essen. Mit Feldsalat war das vorletztes Weihnachten sogar eine beinahe edle Vorspeise.
Sie posten es bestimmt eh immer, aber auch, wenn es Ihnen vielleicht mal zu banal erscheint, als dass man darüber schreiben sollte, tun Sie es gerne trotzdem…Resteverwertung ist was Tolles und ich hasse das Wegwerfen von Lebensmitteln und bin so oft überrascht, was aus Resten Tolles entstehen kann.
7. Januar 2024 um 15:47
Essen wegwerfen? Das kommt hier nicht vor, außer es ist verdorben oder die Haltbarkeit ist abgelaufen.
Einer meiner Schüler hat im Praktikum im Klärwerk gearbeitet. Seine Aufgabe war, den Schmutzfangrechen zu reinigen, der all das Grobe rausfiltert bevor die Brühe ins Klärwerk einläuft.
Die Krönung seiner Fundstücke war ein ganzer Brokkoli.
Man mag es sich nicht vorstellen.