Journal Mittwoch, 24. Januar 2024 – Vom Regen in die U-Bahn geweht
Donnerstag, 25. Januar 2024Morgens öffnete ich die Fenster zu definitiv für Januar zu warmer Luft. Auf dem Weg in die Arbeit war mir meine Winterjacke viel zu dick.
Mittagscappuccino bei Nachbars, ich ging hemdsärmlig hinüber. Es windete heftig, beim Mittagessen (Apfel, Grünkohleintopf vom Vorabend) war ich bereits wieder leicht genervt vom Pfeifen, Brausen, Rauschen.
Im weiteren Verlauf des Nachmittags setzte Regen ein. Der wurde bei fortdauerndem Wind immer stärker und warf sich gegen das Bürofenster. Der Regenradar zeigte an, dass das Gebiet bis weit nach Feierabend regnen würde.
Ich hatte geplant, nach der Arbeit in die Innenstadt zu spazieren und Kräutertees zu kaufen, doch bei diesem heftigen und windigen Regen würde das keinen Spaß machen. Möglicherweise zum ersten Mal nahm ich die U-Bahn nach Hause, mit Umsteigen am Hauptbahnhof, denn selbst bis zur Bushhaltestellte für eine deutlich schönere und direkte Busfahrt wäre ich nass geworden.
Die ungewöhnlich frühe Heimkehr konnte ich ja für die Erledigung einer Rentenversicherungsgeschichte nutzen – dachte ich. Doch erledigt bekam ich nicht mal den ersten Schritt, einen kurzen Anruf zur Klärung eines Details: Nach einer vollen Stunde in der Warteschleife (nebenher Wäsche zusammengelegt, mich abgeschminkt, Pflanzen gegossen, Blogposts bei VG Wort einkopiert, Ferienwohnungen in Berlin zur re:publica recherchiert – die Preise sind wirklich unerhört) gab ich auf. Da ich sonst große Anstrengungen unternehme, auf anderen Wegen als per Telefon Dinge zu erledigen, bin ich sowas nicht gewohnt.
Dann war auch schon Zeit für Yoga-Gymnastik, es gab was auf die Bauchmuskeln.
Zum Nachtmahl (Ernteanteil war bereits aufgegessen) machte Herr Kaltmamsell Dirty Martini Pasta: Das Rezept hatte ich ihm zugeworfen, nachdem ich es bei Mequito entdeckt hatte. Er verwendete schwarze Oliven statt grüne, das Ergebnis schmeckte ausgezeichnet. Nachtisch Schokolade.
Ich stolperte auf arte über den Film “Tagebuch eines Skandals” mit Judi Dench und Cate Blanchett und freute mich – um zu merken, das ich die Aufmerksamkeit dafür nicht aufbrachte, auch wenn Judi Dench schon in den wenigen Szenen, die ich mitbekam, großartig spielte. Herr Kaltmamsell war ohnehin bereits hustend und keuchend erkältet in seinem Bett verschwunden.
Also wechselte auch ich ins Bett zum Lesen (wofür ich anscheinend weniger Aufmerksamkeit brauche, ich versank eine Stunde lang in Poor Things).
§
Hin und wieder gestehe ich ja mein schlechtes Gewissen, dass ich von Finanzplanung und Investitionen so gar keine Ahnung habe, nicht mal Interesse dafür aufbringe.
Doch derzeit denke ich dann an all die Finanz-Superchecker*innen, die meisten sogar von Berufs wegen, die das mit Signa/Benko verkackt haben. Und dann geht’s wieder.
Gestern die Seite Drei der Süddeutschen (€):
“Was von allem übrig bleibt”.
Es gehören halt immer zwei dazu: Einer, der blendet, und einer, der sich blenden lässt. Und Benkos Blendwerk war vom Feinsten. Allem voran die Yacht Roma, 62 Meter reinster Luxus mit Indoor-Pool und Kino, meist schipperte sie vor Cannes herum. Betriebskosten 12 000 Euro, am Tag. Hier urlaubte Benko nicht, hier arbeitete er, etwa wenn Mipim in Cannes war, eine der größten Immobilienmessen der Welt. Hierhin lud er auch schwierige Geschäftspartner ein, um sie zu beeindrucken, Großgläubiger, die er von seiner Solvenz überzeugen wollte.
Sowas funktioniert außerhalb von schlechten Filmen und Martin-Suter-Romanen?!
Nachtrag: Am Sonntag hatte ich ja auch das passende Foto dazu in der Münchner Kaufingerstraße aufgenommen: