Journal Montag, 26. Februar 2024 – Hetzerei nach Feierabend
Dienstag, 27. Februar 2024 um 6:21Dann halt wieder eine eher unruhige Nacht, war aber auch schon schlimmer. Doch ich bekam ein wunderschönes Morgenpink.
Innige Verabschiedung Herrn Kaltmamsells in seinen ersten Arbeitstag an neuer Stelle. Ich wiederum marschierte in kühler, aber angenehmer Luft zu meiner bisherigen Arbeitsstelle.
Eine besonders arbeitsreiche Arbeitswoche lag vor mir, doch die meisten Jobs darin interessant und spannend. Entsprechend kurz getaktet verlief der Vormittag, dennoch ging ich auf einen Mittagscappuccino zu Nachbars – und hatte draußen echte Frühlingsgerüche in der Nase!
Mittagessen eingeweichtes Muesli mit Joghurt, Orangen.
Ein freundlicher Tag, aber doch recht frisch, das “für die Jahreszeit zu mild” verursachte mal kein schlechtes Gewissen.
Wegen dringender Dinge gegen Ende wurde der Feierabend später als geplant – besonders doof, da ich zu einem Termin musste: Über unser Kartoffelkombinat hatte ich zusätzliche landwirtschaftliche Produkte bestellt (Projekt “Fairzeugnisse”), diese Polenta, schwarze Bohnen, grüne Linsen, Sonnenblumenöl musste ich an einem Verteilerpunkt nicht zu spät abholen. Ich hastete also direkt zur angegebenen Privatadresse in der Innenstadt, Milch- und Milchprodukteinkauf verschob ich auf danach.
Doch als ich mit bereits gut gefülltem Rucksack am Basitsch in der Müllerstraße ankam, stand ich vor verschlossenen Türen: Es gab hier keinen Basitsch mehr, der Laden wird gerade umgebaut und macht am 1. März als Tegut wieder auf.
Daheim traf ich auf einen erschöpften und gleichzeitig aufgekratzten Herrn Kaltmamsell, der aber schon wieder auf dem Sprung zu einer Infoveranstaltung an der neuen Schule war.
Ich füllte eine Maschine Wäsche, turnte eine Runde Yoga-Gymnastik, holte mir fürs Abendessen eine weitere Dose aus den Vorräten, die wir vor zwei Jahren für den Fall angelegt hatten, dass wir beide gleichzeitig von Corona ans Haus gefesselt würden. Es gab Bohneneintopf (den legendären “Feuertopf”), allerdings würfelte ich eine Ernteanteil-Petersilienwurzel und kochte sie, mischte sie als Frischgemüse unter. Schmeckte, wie ich diesen Doseneintopf in Erinnerung hatte – allerdings vermisste ich die eingelegten Pepperoni, guindillas, die mein Vater in meiner Kindheit immer dazu aß und die wirklich sehr gut passen. Nachtisch Schokolade.
Noch während des ersten Tellers Eintopf kam Herr Kaltmamsell überraschend früh zurück: Er sei auf der Infoveranstaltung derart offensichtlich überflüssig gewesen, dass er gleich wieder eine Tram zurück genommen habe. (Was bei mir vor allem ankam: Die neue Schule liegt so nah, dass er innerhalb einer Stunde hin- und zurückkommt. Das hätte man bislang mal drei nehmen müssen – wenn die S-Bahn funktionierte.)
Oktoberfestflucht nach Mallorca Ende September gebucht. Jetzt muss ich noch auf die Bestätigung der organisierenden Agentur warten, dass meine Routen- und Tagesaufteilungswünsche klappen, dann wird losgefreut.
§
Mögen Sie Geschichten von Paaren, wie sie sich kennengelernt haben? Ich wurde auf einen instagram-Kanal hingewiesen, der sie sammelt:
Meet Cutes NYC.
via @CucinaCasalinga
§
Bleiben wir doch beim Gute-Laune-Thema Alter. Iris Radisch schrieb letztes Jahr ausführlich in der Zeit
“Und plötzlich bin ich alt”.
Wobei ich über den Untertitel stolperte:
Alle träumen von ewiger Jugend, weshalb es für Frauen nur wenige Vorbilder für ein Altern in Würde gibt.
Stolperte zum einen wegen des vorausgesetzten Ideals des ersten Satzteils (nein), zum anderen wegen des implizierten Ideals des zweiten: “Altern in Würde”. Es war mir nie klar, was das überhaupt sein soll, und mittlerweile habe ich den bösen Verdacht, dass damit schlicht Unsichtbarkeit gemeint ist: Eine “würdige” Alte fällt nicht auf, steht nicht im Vordergrund, stört nicht. Zum Glück verläuft der Artikel selbst dann ganz anders.
Die verstorbene Queen, das aktuell unübertroffene Modell weiblicher Alterssouveränität, erlangte ihren legendären Ruf demgegenüber durch das millimetergenaue Verweilen im weiblichen Sicherheitsbereich gut angezogener Wortkargheit.
Die durchgespielte “nervige alte Schreckschraube” hingegen liest sich eigentlich als Vorbild nicht schlecht. Doch von all den alten Frauen, die in Radischs Text auftauchen, wäre ich am liebsten Hannah Arendt. Schon mal hätte ich gerne ihr Hirn und ihre Brillanz – aber ich schaue mir SO gerne das legendäre Gespräch mit Günter Gaus an: Wie laut und sicher sie spricht! Wie weit sie gestikuliert, wie viel Raum sie sich nimmt!
Die eigentliche Errungenschaft wäre in meinen Augen, wenn Frauen auch im Alter vielfältig sein dürften. Dick oder dünn, bunt oder beige, laut oder leise, körperbetont oder vergeistigt, durchgestrafft oder gefältelt – wenn sie sich dabei vor allem nicht dreinreden lassen würden, was für sie “würdig” oder angemessen ist. Und dass diese Vielfalt auch in den Medien abgebildet und ernst genommen würde.
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Journal Montag, 26. Februar 2024 – Hetzerei nach Feierabend“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
27. Februar 2024 um 13:51
******************KOMMENTAROMAT**********************
Gerne gelesen
*******************************************************
27. Februar 2024 um 14:26
Ich träumte nie “von ewiger Jugend” und auch nicht vom “Altern in Würde”. Ich träume davon im Alter geistig und seelisch fit zu sein, weiterhin eigene Interessen und fröhliche, liebevolle Menschen um mich zu haben. Mit 71 darf ich sagen, dass ich auf dem Wege bin.
28. Februar 2024 um 15:15
Mir erscheint der Begriff “Würde” in anderen Zusammenhängen als Anerkennung für besondere Leistungen überholt.
Wo ich auch hinkomme, begegne ich Frauen in der einstigen Männerwelt. Sie sind aus keinem Bereich mehr weg zu denken und werden sich bestimmt (hoffentlich) nicht mehr drum scheren, ob und wie würdevoll sie von anderen empfunden werden.
Und auch wenn sie sich vermeintlich “unemanzipiert” als leibhaftigen, angeblichen Männertraum in Barbieform inszenieren, sie können das tun im Bewusstsein einer freien Entscheidung. Und das ist es, worauf es ankommt.
Über Geschmack mag man streiten, wenn man nichts Besseres zu tun hat.
Aber mit Würde haben Äußerlichkeiten aus meiner Sicht nichts zu tun. Sowohl bei Frauen als bei Männern. Achtung und Respekt sind es, die sich jede/r davon unabhängig erwerben kann.