Journal Freitag, 15. März 2024 – Ein ganzer Urlaub an einem Abend im Dantler

Samstag, 16. März 2024 um 8:57

Die Nacht unterbrochen von Draußenlärm, ich schloss das Fenster zur eigentlich willkommenen Nachtluft schon um halb zwei. Weckerklingeln wieder nach gefühlt zu wenig Schlaf.

Der Morgen war etwas gemächlicher als sonst, ich hatte um acht erstmal einen Termin bei der Zahnärztin in Schwabing. Die U-Bahn brachte mich zur Münchner Freiheit, für den restlichen Fußweg war ich in milder Luft mit leichter Jacke richtig angezogen.

Frau Dr. dent. musste nur eine Füllung ersetzen, ich hatte Zeit für ein wenig Plaudern mit der Ärztin. (Wie ungewohnt und erleichternd es ist, wenn sich mal jemand über die vielen Verbesserungen im Münchner Straßenverkehr der jüngsten Jahre freut und nicht erst die verbliebenen Missstände nennt!)

U-Bahn mit Umsteigen am Odeonsplatz, Pandemiemaßnahmenspuren.
Ins Büro kam ich nur eine gute Stunde später als sonst.

Für Mittagscappuccino marschierte ich ins Westenend und stellte mich in der kleinen Schlange an. Als ich dran war, stellte Herr Barista mir bereits wortlos meinen Cappuccino hin, ich so: “Echt?” Jetzt muss sich erweisen, ob ich so viel Gekanntwerden aushalte.

Mittagessen: Apfel, Kimchi, Granatapfelkerne mit Joghurt und Mohn – diese Kombination ergab später interessante Rülpserchen. (Andererseits: Kimchi macht in jeder Kombination interessante Rülpserchen.)

Ruhiges Arbeiten, ein wenig überschattet von Familiensorgen, die sich erst nach Feierabend lösten. Draußen wurde das Wetter aprilig, gegen Arbeitsende gab es mehrere Regenduscher. Obwohl sich am Himmel weiterhin schwarze Wolken türmten, beschloss ich, dem Regenradar zu glauben, nach dem das Regengebiet nördlich von München verbeizog. Was ungefähr so vernünftig war, wie einem Navi mit dem Auto auf Feldwege Richtung Klippen zu folgen. Zur Strafe rannte ich nach Wochenend-Einkäufen im Vollcorner in prasselndem Regen von Unterstand zu Unterstand (kam an dem an der Wirtschaft Bad ins Plaudern mit einer Frau in ähnlich buntem Beinkleid wie ich, wir komplimentierten einander).

Abends war ich mit Herrn Kaltmamsell zum ganz feinen Essen verabredet, wir freuten uns seit Wochen auf unseren Tisch im Dantler. Es ist immer ein Erlebnis (und das lange Warten auf einen buchbaren Tisch wert), wohin sich die ambitionierte Gastronomie um Jochen Kreppel und Maximilan Süber entwickelt hat. Wir verbrachten einen wunderbaren Abend, die werden hier tatsächlich immer besser <3

Zum Festhalten: Das Menü dieses Abends.

Da ich die Weinbegleitung durchhalten wollte, nahm ich einen Aperitif ohne Alkohol: Eine beerige Limonade mit festem Beerenschaum, hervorragend. Und genoss schon mal das frische, kuchige Brot des Hauses mit Zitronenbutter.

Frühlingskräuterschaumsüppchen mit Erbsen, Pistazienkrokant, Crostini – wunderbar aromatisch und erbsig. Dazu ein ungewöhnlicher Chardonnay, nämlich ein unholzig wuchtiger Ehrenhausen Ewald Zeytick Südsteiermark 2021.

Der Stand der Möhre: Die gibt’s immer, und Jochen erzählte später, dass man daran die Entwicklung am besten nachvollziehen kann. Gestern also: Bundmöhrchen gegrillt mit Salzzitrone, Nussbutter, Macadamiacrunch – ich nahm mir vor, die nächsten Ernteanteilmöhren gezielt mit Haselnussmus zu kombinieren, denn das funktioniert super. Dazu die weiße Cuvée Giesinger Berg, die Jochen zusammen mit Claus Preisinger entwickelt hat (die ich über die Wir2liebenWein bereits probiert hatte, über die sich, wie ich auf Nachfrage erfuhr, das Projekt auch ergeben hatte) – und die sich mit der Karotte hervorragend verstand.

Seeforelle vom Gutshof Polting gehackt und roh mariniert mit Radi, Ingwer, Gurke, Wasabikürbiskernen, Saiblingskaviar – mein Lieblingsgang des Abends mit seiner wunderbaren Frische. Der Riesling Saar van Volxem Mosel 2014 (wie mir erklärt wurde, aus sieben Lagen gemischt) passte perfekt und schmeckte mir auch unabhängig davon sehr gut.

Das Wandbild, an dem ich auf dem Weg zum Klo vorbeikam, verrät die Vorliebe Jochens.

Es ging weiter mit Forelle kross in Mandelbutter mit Kohlrabi, Puffbohne, Fette Henne, Zitrussud – vor allem mit dem Sud verstand sich allerbestens der Wein dazu: Weißburgunder K3 (weil aus drei Lagen) Ewald Zeytick Südsteiermark 2021. Und die nächste Fette Henne, der ich beim Wandern begegne, wird nun definitiv mitgenommen und zubereitet.

Der Fleischgang: Flache Schulter vom Rind geschmort mit Schwarzwurzel und gerösteten Knöpfle, superzartes Schmorfleisch, wie ich es liebe, die Schwarzwurzel machte mir nichtmal was aus. Wein dazu: Rote Cuvée Hausmarke Moric Burgenland 2022 (laut Erklärung aus verschiedenen Jahrgängen abgestimmt), sehr fein.

Wir entschieden uns für einen süßen Abschluss, dennoch stellte Jochen uns zum Probieren drei ganz wunderbare Käse auf den Tisch mit Crostini und ein wenig super Wasabihonig, schenkte zum Probieren dazu einen Giesinger Berg Naturwein Rosé ein – der mit dem Blauschimmelkäse Walzer tanzte und einen fast betörenden Rosenduft verströmte, Hammer. (Foto vergessen.)

Als Dessert-Einstieg ein Maracuja-Stamperl mit Brause-Krümeln.

Und dann der Beweis, wie edel Kokos schmecken kann: Ananas in Vanillesud, Kokosnusseiscreme, Kokosgranola. Statt dem Dessertwein auf der Karte trat Herr Sommelier heran und schenkte mir eine ganz helle Spätlese ein, die passe noch besser – und er hatte sowas von recht. Wieder mal nahm ich mir vor, gezielt nicht trockene Weine zu trinken: Die kommen im Idealfall in Geschmacksregionen, die trockene nicht erreichen können.

Wirklich gutes Essen, so liebevoll und sorgfältig zubereitet, serviert, kombiniert macht mich immer noch glücklich. Ich wünsche dem Dantler noch ganz lange Freude daran – von der ich wiederum profitieren kann.

Warten auf die U-Bahn nach Hause mit Betrachtung der Taube, die offensichtlich auf dem Bahnsteig Silberhornstraße wohnte (städtisches Wildlife immer Beachtung wert). Der Abend hatte auch der Partnerschaft mit Herrn Kaltmamsell gut getan, wir waren ins Reden gekommen, ich hatte mehr Details seiner dritten Woche am neuen Arbeitsplatz erfahren.

§

Jajaja, die Studie wurde von Vattenfall in Auftrag gegeben. Aber ich liebe schon die Überschrift:
“Studie zeigt: Vögel können Rotorblättern von Windrädern ausweichen”.

Immer wieder wird als Argument gegen den Bau von Windkraftanlagen die Gefahr, dass Vögel mit den Rotorblättern von Windkraftanlagen kollidieren, angeführt. Eine neue Studie des Energiebetreibers Vattenfall zeigt, dass Seevögel vor der britischen Küste den Rotorblättern von Windkraftanlagen besser ausweichen können als bisher angenommen.

Forscher:innen haben das Verhalten der Vögel in der Bucht von Aberdeen in der Nordsee an der schottischen Ostküste über einen Zeitraum von zwei Jahren mithilfe von Radaranlagen und Kameras beobachtet.

Während der Studie wurde kein einziger Zusammenstoß zwischen einem Vogel und einem Rotorblatt registriert.

Ich bin der Studie und ihren Belegen sehr dankbar. Bislang fiel mir nur beim Wandern auf, wie keine toten Vögel ich rings um Windräder sah. Aber das war ja anekdotisch.

Dass Greifvögel nicht durch Windräder gefährdet werden, weiß man das schon seit zwei Jahren.
“Neue Windenergie-Studien: Entwarnung für Rotmilane?”

§

Leider habe ich mich vom Techniktagebuch weiter entfernt als gewünscht, ich schaffe die Mitarbeit nicht mehr – was lediglich bedeutet, dass mir andere Dinge offensichtlich wichtiger sind. Hier zumindest zum Nachlesen:
“10 Jahre Techniktagebuch”.

die Kaltmamsell

1 Kommentar zu „Journal Freitag, 15. März 2024 – Ein ganzer Urlaub an einem Abend im Dantler“

  1. Ilka meint:

    Danke für die Essensschilderung.
    Und ich hätte gern einen Hinweis zum bunten Beinkleid (wenn es ok ist zu fragen).
    Schönes Wochenende!
    Ilka

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