Journal Mittwoch, 20. März 2024 – Große Pläne im Kartoffelkombinat / Granta 166, Generations

Donnerstag, 21. März 2024 um 6:13

Wieder eine recht gute Nacht. Ich werde wohl bald zu meiner Sommer-Bettdecke wechseln: Das Federbett ist mir zu warm, ich verschwitze den Bezug fast jede Nacht (als geborene Nachtschwitzerin kenne ich den Unterschied zu klimakterischen Schweißausbrüchen). Lieber staple ich bei zu kalt eine Zusatzdecke.

Es wurde zu einem herrlich sonnigen Tag hell, doch auf dem Weg in die Arbeit war ich um meine Handschuhe froh.

Im Büro wurde ich umgehend hektisch: Erst musste ich ein Schlamassel beseitigen, das ich nicht selbst angerichtet hatte (ich hatte sogar in den vergangenen Monaten mehrfach versucht, diese Art von Schlamassel grundsätzlich zu verhindern, indem ich die Verursachenden über Hintergründe informierte – vergeblich). Dann entdeckte ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte, der anderen Aufwand und Probleme bereitet – sowas grämt mich ja tief und lange. (Stellte sich dann heraus, dass der Fehler versehentlich doch nicht so schlimm war, weil ich nicht um eine Ecke, sondern um zwei zu viel gedacht hatte, das hob sich nahezu auf.)

Später Mittagscappuccino bei Nachbars, spätes Mittagessen: eine Hand voll Mandeln (müssen weg), Mango mit Sojajoghurt. Die Kreuzschmerzen ließen nach, plagten mich nur noch bei längerem Stehen.

Mittelaufregender Nachmittag, ich kam fast pünktlich raus – und nahm meinen Arbeits-Laptop mit: Am Donnerstag würde ich von daheim arbeiten (gnarf), weil der Heizungsableser angekündigt war. Zu meiner Überraschung, denn 2023 waren die Messröhrchen an den Heizkörpern durch weiße Kästchen ersetzt worden, von denen ich erwartet hatte, dass sie mit Zuhause telefonieren können.

Heimeranstraße

Auf dem Heimweg Einkäufe im Süpermarket Verdi und im Drogeriemarkt.

Keine Yoga-Gymnastik, weil ich an einer Info-Veranstaltung des Kartoffelkombinats über Zoom teilnahm: Es sind drei große Bau-Projekte geplant (Gebäudesanierung, Regenauffangbecken, Photovoltaik-Anlage), um unsere Gärtnerei zukunftssicher zu machen, also für den Klimawandel zu wappnen; finanziert werden soll das durch Zeichnung von mehr Genossenschaftsanteilen. Details wusste ich bereits aus einer sehr informativen Broschüre zum jüngsten Ernteanteil, gestern beantworteten Kartoffelkombinats-Vorstand Daniel und
-Vorständin Jana Fragen.

Zum Tagesschau-Gong waren wir fertig. Herr Kaltmamsell hatte währenddessen das Weißkraut aus Ernteanteil mit Farfalle zu Krautfleckerl gemacht. Nachtisch Schokolade.

Im Bett mein aktuelles Buch ausgelesen.

§

Granta 166, Generations

Nachdem mir der neue Herausgeber von Granta magazine, Thomas Meaney, mit der ersten von ihm verantworteten Ausgabe Deutschland gleichmal das Kraut ausgeschüttet hatte, freue ich mich umso mehr, wie gut mir die aktuelle Ausgabe zum Thema Generations gefiel (angefangen mit dem großartigen Titelbild). Zwar sank mein Herz, als sein Vorwort zunächst die Generationen-Einteilung Boomers, Gen X, Millennials etc. aufgriff (halte ich für unbrauchbar für nützliche Analysen, und die Forschung gibt mir recht), doch dann las ich schlaue Gedanken darüber, welche Einflüsse und Merkmale die zugehörigen Schriftsteller*innen vereinen.

Die Zusammenstellung der Texte für das Magazin selbst spielt das Thema Generations ganz anders und erkenntnisfördernd durch. Unter anderem: Guy Gunaratne gibt einem Einwanderer der ersten Generation in London die Stimme, mit der er seine Tochter anspricht, vor allem darauf, wie anders ihre Einwanderungs-Identität ist. Eine Geschichte, “Isabel” von Lillian Fishman, stellt eine heutige lesbische Beziehung ihrem Vorläufer vor 20 Jahren gegenüber. “Lifetimes of the Soviet Union” von Yuri Slezkine schildert die verschiedenen Generationen politischer Strömungen der Sowjetunion. In “The Full Package” von Zoe Dubno geht eine Teenagerin mit ihrer Großmutter Kleidungkaufen, “Ricks & Hern” von Nico Walker erzählt von zwei Polizisten in New York, einer davon alt, einer jung, in “The Trouble with Old Men” schildert Samuel Moyn, wie verschiedene Kulturen und Zivilisationen durch die Menschheitsgeschichte ihre Ältesten behandelt haben, von Verehrung bis systematischem Mord (Nachtrag: Hier muss unbedingt herbeiassoziiert werden die “Ahndlvertilgung” von Helmut Qualtinger).

Und ich habe den Fotografen Kalpesh Lathigra entdeckt, auf instagram @kalpeshlathigra. (Huch, der folgte gleich zurück!)

Das alles zeichnet ein Bild von der Dynamik unterschiedlicher Generationen, ihrer Wirkung aufeinander – bunt und bereichernd.

§

Nein, was derzeit als “Künstliche Intelligenz” bezeichnet wird, hat nichts mit selbständigem, kreativen Denken zu tun. Das wird lediglich seit Entwicklung von Computern (im Sinne von Turing-vollständig) allen Computern prognostiziert – mal enthusiastisch hoffnungsvoll, mal apokalyptisch ängstlich. Dabei ist lediglich die Geschwindkeit der Berechnungen extrem gewachsen. Ich habe mich, musste mich, mittlerweile damit abfinden, dass immer der neueste erstaunlichste heiße Scheiß an Rechner-Fertigkeiten “Künstliche Intelligenz” heißt. Eine Geschichte dieses Begriffs auf Englisch im Guardian:
“Race to AI: the origins of artificial intelligence, from Turing to ChatGPT”.

Darin auch eine schöne Erklärung von deep learning.

die Kaltmamsell

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