Journal Montag, 18. März 2024 – Schmerzen außen und innen

Dienstag, 19. März 2024 um 6:27

Guter und reichlicher Schlaf, so gehörte sich das endlich mal wieder. (Um den Preis von Frischluft: Ich hatte das Schlafzimmerfenster nach einer halben Stunde ganz offen gegen Lärmstörungen geschlossen).

Arbeitsweg mit Regendrohung, aber ich kam trocken an.

Es ist Magnolienzeit!

Im Büro brachte mich ein Blick ins Postfach erst mal ordentlich ins Wirbeln und machte mich gleich im Anschluss sehr müde.

Da war dieser eine Muskel über der linken Po-Seite, der seit Sonntag schmerzt, mit Ziehen um die linke Hüfte bis ins Knie. Schon am Sonntag konnte ich nur an der Arbeitsfläche in der Küche schnippeln und tun, wenn ich die Hüfte durchgehend in Bewegung hielt, sonst wurde der Schmerz unerträglich. Gestern wusste ich mir im Büro irgendwann nicht mehr anders zu helfen, als mich unter den Tisch zu legen und so lange mit LWS-Drehungen rumzudehnen, bis ich an diesen Muskel kam (ich erwischte ihn mit offenem windshield wiper nach rechts) – half dann aber auch nicht dauerhaft. Zefix.
Am wenigsten Schmerzen hatte ich im Sitzen, das war neu.

Nach einigen Vormittagsbesprechungen hatte ich Zeit für einen Mittagscappuccino bei Nachbars; die Qualität dort schwankt sehr, gestern bekam ich den besten bisher.

Viel Planung und Orga, Mittagessen war ein großer Apfel (aus Ernteanteil von einem Partnerbetrieb und köstlich), außerdem Granatapfelkerne mit Joghurt und Mohn. Und eine Ibu zur Schmerzbekämpfung.

Nachmittag einerseits emsig, vorm Fenster wie angekündigt “ausdauernder” Regen, wie es auf Wetterdeutsch heißt. Andererseits biss sich mal wieder der Selbsthass durchs Innere, den ich dann auch noch mit heim nehmen musste. Mich selbst nicht so wichtig nehmen? Ach, größter Wunsch. Seit so vielen Jahren versuche ich mich zu ignorieren, aber Existenz lässt sich einfach nicht wegdenken. Wahrscheinlich habe ich einfach nur noch nicht die richtige Droge für mich gefunden.

Einkäufe im Vollcorner, für das letzte Stück brauchte ich keinen Schirm mehr. Yoga-Gymnastik war gestern eine Folge mit langsamen, leichten Dehnungen, ich hoffte auf Besänftigung der Kreuz-Hüft-Schmerzen. Vergeblich.

Als Nachtmahl wärmte ich im Ofen das restliche Topinambur-Hähnchen vom Sonntag auf, danach gab es reichlich Süßigkeiten (sogar nur bis kurz vor zu viel).

§

Gabriel Yoran fragt bei Krautreporter:
“Was wurde eigentlich aus der Zukunft?”

Vieles funktioniert heute schlechter als früher: nicht nur Elektrogeräte, sondern ganze Demokratien. Wenn der Fortschritt stockt, sind wir enttäuscht. Warum eigentlich?

Ein besonders interessanter Gedanke:

Wagners Arbeit macht klar, dass von Fortschritt nur sprechen kann, wer eine Vorstellung davon hat, was wünschenswert ist.

(Erinnerte mich an die Forderung, Schulunterricht solle etwas “fürs echte Leben” vermitteln – dafür muss erst mal definiert werden, welche Vorstellung von wünschenswertem Leben die Fordernden haben.)

§

Wenn Sie überzeugt sind, dass Bürgergeld-Empfänger*innen in erster Linie arbeitsscheues Gelichter sind, werden Sie diese Fakten von tagesschau.de ohnehin nicht erreichen. Für den Rest:
“Wie viele ‘Totalverweigerer’ es wirklich gibt”.

die Kaltmamsell

10 Kommentare zu „Journal Montag, 18. März 2024 – Schmerzen außen und innen“

  1. Schlosswiler meint:

    Blühende Magnolie ist bei uns die beste Prognose für bevorstehenden Schneefall. Der aktuelle Langzeitwetterbericht deutet allerdings nicht darauf hin. Hoffen wir mal.

  2. Sandra meint:

    Warum eigentlich Droge? Alkohol scheint es ja schonmal nicht zu sein, den kennen Sie ja bereits. Es gibt aber wirksame drogenfreie Maßnahmen, die sogar die GKV zahlt. Nichts Neues. Ich wundere mich manchmal, dass die Ihnen Nahestehenden, die hier lesen, Sie bei ihren manchmal beängstigend düsteren Gedanken nicht darauf aufmerksam machen. Oder dürfen die auch keine Gesundheitstipps geben?
    Ich hoffe, ich nehme das einfach zu ernst und es ist eigentlich unterhaltsam gemeint.

  3. Thomas S. meint:

    Ich würde doch meinen, es gäbe geeignetere Objekte für Ihren Hass als Sie selbst.
    Gute Besserung jedenfalls, und danke fürs Teilen von Diesem und Jenem!

  4. Trulla meint:

    Mir wird schlecht angesichts der populistischen Forderungen der “christlichen” Partei CDU.

    Ein relativ kleines Problem so aufzublasen ist verantwortungslos, trägt aber erheblich zur Spaltung der Gesellschaft bei. Auch eine Art von Trumpismus, nur die Erscheinungsform ist weniger offensichtlich.

  5. Rina meint:

    Ich hatte beim Lesen einen ähnlichen Gedanken. Wie kommt Herr Kaltmamsell mit dem Selbsthass seiner Partner zurecht? Er wirkt eher lebensfroh.

  6. mhs meint:

    @ Trulla
    stimme vollinhaltlich und ohne jede Einrede zu!

  7. Herr Kaltmamsell meint:

    Herr Kaltmamsell kommt meist gut zurecht, vielen Dank; er ist lebensfroh für zwei, glücklicherweise.

  8. Hauptschulblues meint:

    Ich hatte die selben Probleme und Schmerzen und darf ja hier im Blog niemanden empfehlen.

  9. Elisa meint:

    Ich habe jetzt lang überlegt, schon tatsächlich einige Jahre da ich den Blog schon länger lese, ob ich ausspreche was ich da denke und jetzt tu ichs: Warum um alles in der Welt darf die Kaltmamsell nicht einfach in Ruhe ungern leben? Wieso muss man (obwohl offensichtlich ist, dass eine reflektierte, erwachsene Frau schreibt) diese besorgten Nachrichten hinterlassen?

    Man darf zu seinem Ich und seinem Leben stehen wie man will. Der bevormundete Ton den hier einige anschlagen, ist selbst für mich als gänzlich unbetroffene Dritte und sehr, sehr gern Lebende nervend.

    Und zu Gesundheitstipps im nahen Umfeld: Ich habe eine liebe Freundin mit einer chronischen Erkrankung und ja, die lasse ich in Ruhe. Wenn sie was von mir wissen will (arbeite in der Medizin), dann fragt sie mich und ansonsten verschone ich sie. Ich weiß um die zahlreichen Tipps die ihr ungebremst zugetragen werden, das ist nicht hilfreich sondern oft respektlos. Und 90% aller guten Ratschläge wertls bis kontraproduktiv.

  10. Simone meint:

    Ich bin so alt, dass ich bei “Totalverweigerer” erstmal an Kriegsdienstverweigerer gedacht habe, was natürlich angesichts ausgesetzter Wehrpflicht wenig Sinn ergab.

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