Journal Freitag, 5. April 2024 – #WMDEDGT mit Sommerausbruch und Abend beim Ederer

Samstag, 6. April 2024 um 8:45

An jedem 5. im Monat fragt Frau Brüllen “WMDEDGT? (kurz und knackig für “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?”) – außer sie vergisst es mal, hihi. Ich versuche trotz Arbeitstag mitzuspielen, es wird also noch langatmig detaillierter als eh schon.

Sehr gut und tief geschlafen, der Wecker riss mich in die Orientierungslosigkeit. Das Draußen zeigte sich regnerisch und nur mittelmild, ich war gespannt auf den angekündigten Sommerausbruch.

Milchkaffee erst für mich zubereitet, dann kam trotz Osterferien Herr Kaltmamsell aus seinem Zimmer, ich servierte auch ihm Milchkaffee. Beim Kaffee- und Wassertrinken finalisierte ich meinen Blogpost des Vortages, las ein wenig Mastodon und verlinkte Texte.

Cafetera gereinigt, Bett gemacht, Tageskleidung aufs Bett gelegt. Die Morgentoilette bestand diesmal aus Zähneputzen, Duschen ohne Haarewaschen (gleich nach dem Aufstehen hatte ich die nächtliche Verlegenheit der Frisur mit ein wenig Wasser und Kämmen geradegerückt), Auftragen von Hormon-Gel und Deo, Cremen, Schminken.

Nach dem Anziehen wollte ich meinen Blogpost bei der VG Wort eintragen – die Plattform war immer noch “wegen Wartungsarbeiten” geschlossen. Nachdem es jetzt seit vielen Monaten jeden Morgen unvorhersehbar ist, ob ich die Seite nutzen kann, hatte ich vergangene Woche doch mal eine (hoffentlich freundliche) Mail an die VG Wort geschrieben und um die offiziellen Öffnungszeiten gebeten (ich hatte darin durchaus gestanden, “dass ich diese Website mit Öffnungszeiten gerne als Beispiel für den Stand der Digitalisierung in Deutschland anführe”). Mir war umgehend und wirklich freundlich beschieden worden: “das Wartungsfenster ist jeden Tag von 3:00 bis ca. 6:30 Uhr”, manchmal könne der Import größerer Datenmengen allerdings für Verzögerungen sorgen. (Als Laie frage ich mich, warum dafür der gesamte Dienst offline genommen werden muss, und bleibe bei meiner Theorie, dass in Wirklichkeit Dutzende Minions Nacht für Nacht die Daten manuell transferieren.) Die Antwort enthielt außerdem die Ankündigung, demnächst würden “andere Lösungen” eingesetzt, ich bin gespannt.

Fußmarsch in die Arbeit, ich verließ mich auf Regenlosigkeit und zog ohne Schirm los.

In der Arbeit kochte ich mir erst eine Kanne Tee (gestern grüner Roibusch), machte mich dann ans Abarbeiten, führte eine Besprechung in Präsenz.

Draußen wurde es immer sonniger, mittags ging ich mittelweit raus auf einen Cappuccino.

Auf dem Rückweg war er dann da, der Sommer: Ich trug meine Jacke überm Arm.

Meine komplexen Überlegungen zu gleichzeitig formeller und bewegungsfreier Bürokleidung waren im letzten Moment überflüssig: Terminabsage aus oberstem Stockwerk, Sie kennen das sicher. Also zog ich das Räumen im Lager vor. Zum Mittagessen gab es Quark mit Joghurt – geplant waren zwei Bananen dazu, doch die hatte ich auf dem Schränkchen im heimischen Flur vergessen, musste auch so reichen.

Nachmittags mittlere Emsigkeit, aus dem Augenwinkel sah ich den Zieräpfeln vorm Büro beim Aufblühen zu.

Und bewunderte den stylischsten Schoko-Osterhasen meines Lebens, Geschenk einer lieben Kollegin.

Heimweg in seltsamer Wärme über Vollcorner-Einkäufe. Ich war mit Herrn Kaltmamsell zu einem aushäusigen Abendessen verabredet, vorher turnte ich noch eine Runde Yoga-Gymnastik und packte die nun angelieferte elektrische Zahnbürste aus, um sie zum Laden an die Steckdose zu bringen.

Ich hatte einen Tisch im nahen Restaurant Ederer reserviert, verfeinerte mein Outfit durch edlere Schuhe. Auf dem Weg dorthin sahen wir, dass in der Lindwurmstraße seit unserem #Lindwurmessen 2022/23 einige neue Lokale aufgetaucht waren, vielleicht starten wir eine Runde nur mit diesen.

Beim Ederer wurden wir herzlich empfangen und verbrachten einen sehr schönen Abend.

Zum Anstoßen ließen wir uns von der Nahe einen Poss Pinot brut Rosé empfehlen, der mir sehr gut gefiel. In den Tässchen der Gruß aus der Küche: Spargelcreme-Champignonsuppe.

Als Vorspeise teilten wir uns hausgemachte Entenstopfleber mit Chicorée-Tarte und Portweinsauce sowie ein Beuschel von dem Zicklein, das Herr Kaltmamsell als Hauptspeise bestellt hatte, mit Erbsen.

Als Wein hatte ich mir einen österreichischen Roten vorgestellt, war mit dem empfohlenen Wagram Fritsch Foggathal Nr. 23 von 2017, einer Cuvée Zweigelt / Cabernet Sauvignon, sehr zufrieden. Dazu gab es Gespräche über Datenbanken, ich wünschte, ich hätte mich vor drei Jahren wenigstens ein bissl mit Access ausgekannt, dann hätte ich eine andere und dauerhaftere Lösung für ein mittelgroßes Problem in der Arbeit gefunden.

Das Zicklein für Herrn Kaltmamsell.

Selbst hatte ich das geschmorte Rind (Ochsenschwanz und -schulter), ganz ausgezeichnet.

Als Dessert gab es einmal das Sorbet mit Quittenschnaps für Herrn Kaltmamsell und den Topfenknödel mit Zwetschgenragout und einem Glas Süßwein für mich. Abschließendes Plaudern mit Herrn Ederer, dann spazierten wir durch die warme Nacht nach Hause. Nur noch wenig Lesen im Bett.

§

Zum Status des Fahrrads als Verkehrsmittel in der Schweiz:
“Strassenkampf”.

In Schweizer Städten sind täglich fast doppelt so viele Velos unterwegs wie 2010. Es scheint, als hätte das Velo seine Rolle als Freizeit­gerät überwunden und stünde erneut davor, ein ernst zu nehmendes und beliebtes Verkehrs­mittel für alle zu werden.

Doch der Schein trügt. Sobald das Velo die Sphäre des Privaten verlässt und in die Sphäre der Politik eindringt, wird der Ton rauer. Dann wandelt sich das Velo plötzlich vom harmlosen Freizeit­gerät zu einem Verkehrs­mittel mit Gestaltungs­anspruch und wird zum Gegenstand des medial-politischen Diskurses.

(…)

Eine solche Utopie wird gerade an der ETH Zürich geschmiedet. Seit 2022 forschen hier Wissenschaftlerinnen an der Frage, wie eine fahrrad­gerechte Stadt in Vollendung aussehen kann. E-Bike-City heisst das Projekt mit einer radikalen Ausgangs­frage: Wie funktioniert eine Stadt, in der 50 Prozent der Verkehrs­flächen dem Auto und 50 Prozent dem Fahrrad gehören? Dazu sollen die meisten Strassen zu Einbahn­strassen umgewandelt werden.

«Unser Ansatz ist provokant, aber ohne Provokation würden die Leute gar nicht erst darüber reden», sagt Catherine Elliot, eine der Projekt­leitenden. Mit der E-Bike-City wolle man der Stadt und den Menschen eine Vision an die Hand geben und einen Entwurf für andere Städte entwickeln. «Wir müssen das Narrativ umschreiben», sagt Elliot. «Über Jahrzehnte hiess es, dass wir nur mehr Strassen bauen müssten, um unsere Verkehrs­probleme zu lösen. Diese Denkweise hat sich als völlig falsch rausgestellt.» Stattdessen brauche es viel mehr Platz für umwelt­freundliche Verkehrsträger.

(…)

Seit vergangenem Jahr erkennt der Bund offiziell die landesweite Bedeutung des Verkehrs­mittels an und verpflichtet mit dem Veloweg­gesetz alle Kantone, bis 2042 ein flächen­deckendes und sicheres Velonetz zu bauen. Auch regionale Gerichts­urteile stellen die Dominanz des Autos infrage. Anfang 2023 entschied das Zürcher Verwaltungs­gericht, dass die Abschaffung von Parkplätzen zugunsten von Velowegen rechtens sei. Ein bedeutsamer Schritt, um die motorisierte Hoheit über den öffentlichen Raum zu brechen. Denn erst wenn die Flächen der Stadt neu verteilt werden, ändern sich die Kräfte­verhältnisse auf der Strasse.

§

Sehr lustige Folge “Reden wir über Geld” in der Süddeutschen (€) mit Extrem-Kajakerin Freya Hoffmeister (59).
“‘Bei meiner letzten Tour bin ich in Honduras entführt worden'”.

“Warum sind Sie aufs Kajak umgesteigen?”
“Ich war schwanger und konnte nicht mehr Fallschirm springen.”

Hoffmeister finanziert ihren Extermsport-Spaß mit den beiden Eiscafés, die sie besitzt.

Wenn Sie in Husum sind, stehen Sie dann auch hinter dem Tresen und verkaufen Eis?

Nein, das mache ich schon seit 20 Jahren nicht mehr. Dafür habe ich keine Zeit. Und ich bin nicht so ein Menschen-Mensch.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Freitag, 5. April 2024 – #WMDEDGT mit Sommerausbruch und Abend beim Ederer“

  1. kecks meint:

    Sie scheinen sonst auf Fleischqualität und vermeidbares Tierleid zu achten: Stopfleber beruht meines Wissens auf übelster Quälerei. Die Tiere werden zwangsernährt, indem sie mehrmals täglich eingeklemmt und über ein in den Hals befördertes Metallrohr literal vollgestopft werden.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Meines Wissens, kecks, gibt es auch andere Methoden, wir hatten das Thema hier mehrfach.

  3. kecks meint:

    Das wusste ich nicht, danke für den Hinweis.

  4. Birgit meint:

    Jetzt bin ich doch neugierig, welches Zahnbürstenmodell es geworden ist. Bin mit meiner nämlich nicht so wirklich glücklich.
    VG
    Birgit

  5. Rainer meint:

    Und der Osterhase scheint noch dazu CO2 günstig um die Ecke hergestellt worden zu sein… ich glaube der ist von Fesey aus Hohenbrunn. Die haben sehr lustige Oster und Weihnachts Deko… und sind größter Hersteller für Lebkuchen Herzen. Ein Besuch dort ist ein Nasenschmauß.

  6. FrauZimt meint:

    Oh ja, die Zahnbürste würde mich auch interessieren. Meine tut nicht mehr lang und die Auswahl überfordert mich etwas.

  7. die Kaltmamsell meint:

    Meine Anforderungen an die elektrische Zahnbürste waren, Birgit, Frau Zimt (denn Ihre sind ja vielleicht ganz andere): Runder Bürstenkopf, gute seriöse Testbewertungen, niedriger Preis. So kam ich auf Modell Oral-B iO 4N.

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