Archiv für April 2024

Journal Dienstag, 23. April 2024 – Bitte erstmal keine Katastrophen

Mittwoch, 24. April 2024

Eine eher gute Nacht, in einer leichteren Schlafphase konnte ich wieder beobachten, wie unabhängig von Inhalten der Angst-Mechanismus funktioniert: Im Traum war ich gerade in Italien, dort in weitläufigen Markthallen mit wundervollen barocken Fresken-Decken. Besonders interessant fand ich die Stände, an denen live süßes Kleingebäck hergestellt wurde – ich freute mich, es ging mir gut. Gerade als ich alle gesehen hatte und zu dem attraktivsten zurückkehren wollte (er stellte Hefetaschen her, die mit einer schaumigen Creme gefüllt wurden), kroch die Angst in meine freudigen Gefühle. Ich war wach genug, um mich darüber lustig zu machen: Echt jetzt? Hier?

Das Draußen weiter nass und saukalt, auf meinem Marsch in die Arbeit (Wintermantel, Mütze, Ski-Fäustlinge) schneenieselte es.

Auf der Theresienwiese sah ich wie am Vormorgen hübsche Streifengänse beim Grasen. Die gehören eigentlich nach Indien und sind hierzulande “Gefangenschaftsflüchtlinge”; ich sehe sie seit mindestens zehn Jahren an Donau, Isar, im Englischen Garten. Diese Vokelkunde-Website spricht von 5-20 Brutpaaren in Deutschland – die müsste ich dann alle schonmal gesehen haben.

Mittags schreckte mich die Kälte ab, ich ging für meinen Mittagscappuccino nur bis zum Heimeranplatz selbst.

Mittagessen: Selbstgebackenes Brot mit Butter, Orange.

Wieder ein Tag des großen Frierens: Obwohl ich eh schon einen dicken Wollpulli überm Shirt trug, hatte ich bis zum Nachmittag kalte Hände und Nase. Dann hatte jemand wohl mein Zähneklappern gehört und Erbarmen, das Büro wurde wärmer.

Nach Feierabend in Kälte aber ohne Niederschläge nach Hause, unterwegs Einkäufe bei Aldi, Drogeriemarkt, Vollcorner. Daheim nur kurz ausgepackt: Unser Olivenöl aus Solidarischer Landwirtschaft auf Lesbos war angekommen, ich ging mit Herrn Kaltmamsell den halben Kilometer zur Abholstation, gemeinsam trugen wir unsere drei Kanister nach Hause.

Dort eine sportliche Einheit Yoga-Gymnastik.

Aus der großen Sellerieknolle aus Ernteanteil machte Herr Kaltmamsell zum Nachtmahl Sellerie-Lasagne – wunderbar sahnig und wärmend. Nachtisch Schokolade.

§

Eine Folge Planet Wissen zu
“Kritische Infrastruktur – Wie sie in Deutschland geschützt wird”.

Sehenswert, nicht nur weil die hinreißende Berufs(Rang-)bezeichnung Oberfeldapotheker darin vorkommt.

Einer der Vorschläge zur Steigerung der Resilienz: Die Bevölkerung müsse mehr wissen über Verhalten und Gefahren im Katastrophenfall welcher Ursache auch immer. Das konkrete Beispiel, weil es bei der Flut im Ahrtal zu Toten geführt hatte: Bei Flut NICHT in die Tiefgarage gehen, um das Auto zu retten.

Aber es kam auch der Fall zur Sprache, dass alle Kommunikation ausfällt, dass es zum Beispiel wie bei der Flut im Ahrtal weder Internet, noch Mobilfunk, Telefon oder andere Kommunikationsmöglichkeiten gibt. Die Bevölkerung, so hieß es, müsse vorher wissen, wohin sie sich in diesem Fall für Informationen wendet. Meine innere Streberin ließ mich also gleich mal recherchieren, welche Stelle das für mich wäre. Doch die Webseite “Bevölkerungsschutz” der Stadt München kennt nichts dergleichen. Zumindest weiß ich jetzt, dass die 16 Schutzanlagen im Stadtgebiet, “darunter befinden sich Großschutzräume für bis zu 3.000 Personen” – 2007 aufgegeben wurden.
Ich bitte also darum, eine ernsthafte Katastrophe in München vorerst zu verschieben.

§

Wie funktioniert eigentlich das internationale Bücherproduktions- und Verkaufsgeschäft?

Denn: Gestern war Tag des Buches, und alle Verweise darauf meinten offensichtlich gedruckte Papierbücher. Muss es wirklich Papier und gedruckt sein, um gefeiert zu werden? Entfernen sich Papierbuchbesitz und Bücherlesen nicht seit vielen Jahren voneinander? Ich bin eine Leseratte, seit ich lesen kann, und feiere das Lesen – aber bitte zwingt mich nicht, dafür in meiner Wohnung Papierbücher anzuhäufen! (Oder auch nur das Ding Buch irgendwo abzuholen und zurückzubringen.) Ich bin sicher, dass es noch lange Papierbücher geben wird, schätze ja selbst besonders schöne Druck- und Bindearbeiten. Doch es ist Zeit, das Rühmen und Fördern des Bücherlesens an heutige Medienformen anzupassen.

Spannender Hintergrund: Als 2022 Penguin Random House den Verlag Simon & Schuster kaufen wollte, gab es ein kartellrechtliches Verfahren, das diese Übernahme letztendlich verbot, weil sie zu einem Monopol geführt hätte. In diesem Verfahren kamen sehr viele Zahlen und Fakten an die Öffentlichkeit, die Elle Griffin für diese Zusammenfassung über den Stand des Geschäfts mit Büchern nutzte:
“No one buys books”.

§

Noch ein Foto mit englischen Schauspieler*innen, dieses aus den 1990ern.

Journal Montag, 22. April 2024 – Montagmontag mit mehr Schnee

Dienstag, 23. April 2024

Unruhige Nacht, ich machte mir um alles Sorgen, sogar um meine Träume: Ich entdeckte den Münchner Ableger eines feinen Restaurants, in dem ich kürzlich in Hamburg ganz ausgezeichnet gegessen hatte und freute mich. Doch dann begann ich zu grübeln: Wann bitteschön war ich kürzlich in Hamburg? Mir fiel kein Anlass ein, keine Reise. Das konnte doch wohl nicht sein, dass ich schon derart vergesslich geworden war? Etc. etc.

Beim Schminken den Lidstrich ordentlich vermasselt. Blöderweise bin ich schon lang aus dem Alter raus, in dem ich behaupten konnte: “Das hat man jetzt so.” (Später den exakt passenden Cartoon von Giselle Dekel gefunden.)

Schon beim nächtlichen Klogang hatte ich es draußen schneien sehen. Ich zog nochmal meinen Wintermantel und eine Wollmütze raus, steckte vorsichtshalber einen Thermorolli fürs Büro ein, sollte ich im Winterkleid ohne frieren. Und auf dem letzten Stück meines Arbeitswegs begann es dann auch wieder zu schneien, in kleinen Januar-Flocken.

Die Bürogänge auf meinem Stockwerk noch leerer als sonst an Montagen: Die Hannover Messe zog viele Präsenzen ab. Mein Vormittag war dennoch emsig. Für den Mittagscappuccino ging ich nur zu Nachbars, allerdings vor allem wegen der Kälte und allgemeinen Greislichkeit draußen.

Zu Mittag gab es eine Scheibe selbstgebackenes Brot, Mango mit Sojajoghurt.

Was mir aus gegebenem Anlass klar wurde: Von Natur aus reagiere ich auf unerwartetes Nicht-Funktionieren mit Ärger und Wut (hat sich seit Kleinkindtagen nicht geändert, sorry, Herr Kaltmamsell), dann bestenfalls Nachdenken. In der Arbeit ist daraus seit einigen Jahren schiere Angst geworden. Warum nur?

Dann aber: Gutes Flurgespräch, ich kam mit neuen Posten für meine Leseliste raus.

Nach Feierabend war es trocken, aber immer noch saukalt. Ich marschierte zu Besorgungen in die Innenstadt (also noch innerer, als ich wohne). Bei den derzeitigen Temperaturen reichten Fingerhandschuhe nicht, ich werde wieder die gefütterten Fäustlinge rauskramen müssen.

Daheim Häuslichkeiten. Herr Kaltmamsell war aushäusig, ich hatte den Auftrag, Ernteanteil-Kartoffeln zu dezimieren, also plante ich als Abendessen Pellkartoffeln mit Käse und Butter. Während die Kartoffeln kochten, gab es eine Runde Yoga-Gymnastik: Nacken- und Schulterdehnung.

Nach Kartoffeln, Käse, Butter passte gar nicht mal so viel Schokolade hinterher.

Früh ins Bett zum Lesen, eine zusätzliche Decke aufs Sommerbett gelegt, um bei zumindest gekippten Fenster schlafen zu können.

§

“Warum Kleidung heute schneller kaputtgeht als früher”.
via @kid37

Finde ich sehr spannend, weil es in technische Details der industriellen Kleidungsproduktion geht. Denn rein anekdotisch: Von meinen allerersten H&M-Einkäufen vor über 30 Jahren habe ich immer noch Teile im Schrank. Damals schon billig, die Verarbeitung sieht nicht besser aus als heute (einfache Nähte, keine Stoffzugabe), doch sie haben ihre Form behalten – was mögen die damals wohl besser gemacht haben?

Oder Wollpullover: Ich sehe neu weder am Preis noch am Äußeren, nach wie oft Tragen er abgenutzt aussieht (-> Pilling). Aber meine selbstgestrickten Wollpullis sind auch nach Jahrzehnten noch wie neu. (Ich sollte Stücke aus edler Wolle nur noch in Läden mit Inhaberin kaufen – der ich das Stück um die Ohren hauen kann, wenn es nach zweimal Tragen wie ein Putzlumpen aussieht.)

Der Artikel verweist vor allem aufs Material: U.a. Faserlänge der verwendeten Baumwolle, Geschwindigkeit der Verarbeitung. Keine Chance, das dem Produkt anzusehen.

Journal Sonntag, 21. April 2024 – Isarlauf: Von Trägershirt zu Handschuhen in 7 Tagen

Montag, 22. April 2024

Diese Nacht etwas unruhiger, Arbeits-Ängste verhinderten tiefen Schlaf.

Aufgewacht zu saukalter Düsternis draußen. Erstmal heizte ich den Backofen auf zum Brotbacken.

Kleiner Brotlaib, oben aufgerissen, auf Abkühlgitter

Hm, auch beim wiederholten Versuch wollte es mir nicht so großporig wie gewünscht gelingen.

Um zehn machte ich mich fertig für einen Isarlauf: Eine Woche nach Trägershirt, Sonnencreme, Sonnenbrille schlüpfte ich in meine Winterausstattung mit langer Hose, langem Shirt, Winterjacke und Handschuhen. Die Winterjacke, die ich seit etwa 15 Jahren habe, ging beim Packen kaputt – na ja, der Reißverschluss der einen Tasche, der aber gründlich. Mal sehen, ob sie es damit nach langem Gebrauch und eigentlich nicht mehr Passen in die Wegwerfzone schafft. Oder ob ich entscheide, dass eine verschließbare Tasche an einer Laufjacke eigentlich reicht. (Zumal ich auf die Schnelle online auch keine in dieser Kombination Vorderseite regenabweisend Hardshell, Rückseite Fleece als Ersatz fand.)

Ich nahm eine U-Bahn zum Odeonsplatz und lief über den Hofgarten und Englischen Garten zum Tivoli und an die Isar. An der Baustelle Unterföhring waren die Isarwege weiterhin beidseitig gesperrt, ich kehrte um und lief denselben Weg bis zum Odeonsplatz zurück.

Mein Körper machte wunderbar mit, ich sah die ersten Schwalben am Föhringer Wehr, und der angekündigte Regen, gegen den ich eine Schirmmütze trug, dauerte nur zehn Minuten gegen Ende und war nicht stark – wunderbar.

Reihen frühlingsgrüner Bäume leuchten in Sonnenschein, der Himmel darüber dunkel, links sieht man ein wenig den Pavillon des Hofgartens, zwischen den Bäumen in der Ferne eine Joggerin

Im Vorergrund eine Parkbank von hinten, vor ihr Bäume, dazwischen sieht man hinaus auf den Fluss, ganz am Ende ein Gebäude

Blick nach oben in einen Fliederbusch mit rosa Blüten, dahinter ein Baum mit noch wenigen Blättern, der Himmel voll dunkler Wolken

Blick von einer Brücke auf einen Fluss, rechts und links hellgrüne Bäume, im Hintergrund eine Brückenbaustelle

Weg sperrende Baustelle von der Emmeramsbrücke aus.

Angeschnittene Brücke über Fluss vom linken Ufer aus, auf dem Brückenpfeiler Graffiti eines grünen Gesichts mit heraushängender Zunge

Parkansicht mit Wiese im Vordergrund

Blick über den Englischen Garten, Wiesen im Vordergrund, ganz im Hintergrund die Silhouette von München, darüber dunkelgrauer Himmel

Der Unterschied zwischen mir und Streetfotograf*innen (neben nahezu komplett fehlender Fachkenntnis bei mir): Die gehen raus auf Fotojagd, suchen nach dem besten Motiv, Licht und Winkel. Ich bin draußen und sehe etwas, das ich festhalten möchte, und zwar möglichst genau in der Perspektive und Beleuchtung, wegen derer es mir auffiel.
Was allerdings immer wieder durch den natürlichen Zoom des Auges erschwert wird: Auf dem Kamera-Display ist das, was ich festhalten möchte, gerne mal kaum zu finden.

Aufgeschnittener Brotlaib mit einigen Scheiben davor

Frühstück gegen zwei: Selbstgebackenes Brot (Geschmack gut, Kruste etwas zu hart) mit Marktbutter und italienischem gekochten Schinken, Orange.

Draußen mischten sich immer mehr Schneeflocken in den Regen. Und es soll noch kälter werden – mal sehen, ob wir in unserer Gegend Bayerns dieses Jahr Kirschen, Zwetschgen, Äpfel bekommen.

Nachmittag mit Lesereien, unter anderem las ich Ruth Klüger, Katastrophen. Über deutsche Literatur aus. Sie schreibt diese literaturwissenschaftlichen Aufsätze so gut, dass ich mitdenken konnte und wollte, selbst wenn ich die Primärwerke nicht gelesen hatte. In zwei der Texte ging es um Lessings Nathan; da Herr Kaltmamsell das Stück gern und oft in der Schule verwendet, konnte ich mich mit ihm dazu austauschen.

Yoga-Gymnastik gestern angenehme Dehnungen, genau das Richtige nach der langen Laufrunde.

Weißer tiefer Teller auf grünem Set, darin Karottenscheiben, Linsen, Petersilie

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell die Ernteanteil-Karotten als Türkische Karotten mit Linsen, sehr gut.

Herr Kaltmamsell hatte auch Nachtisch gekocht: Er wollte endlich mal Grieß-Flammerie ausprobieren. Nicht so formschön, aber gut. Dann gab es als Nach-Dessert noch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, neue Lektüre ist Louise Erdrich, The Night Watchman – als gekauftes E-Book, gab’s nicht in der Stadtbibliothek. Zwar wusste ich nicht mehr, wie das Buch auf die Leseliste kam, die ich seit vielen Jahren bei Amazon führe, um mich an Impulskäufen zu hindern. Ich wusste auch nicht mehr, worum es ging. Doch ich vertraue meinem früheren Ich, dass es gute Gründe hatte – und bin bislang noch nie von ihm enttäuscht worden. (Erstes Hineinlesen ergab: Der Roman spielt in den 1950er Jahren in einem US-amerikanischen Indianer-Reservat, der titelgebende Nachtwächter ist Thomas Wazhashk, Vorsitzender des Stammesrats im Turtle-Montain-Reservat, außerdem Wachmann einer Fabrik. Er kämpft gegen die damals angestrebte völlige Assimilation der First Nations.)

§

Heute bin ich siebenunddreißig und hier höre ich auf, sonst würde ich noch länger erzählen, zum Beispiel von Männern in Anzügen, die mich korrigieren, belehren und belächeln oder auf das Sofa klopfen und “Setz dich her zu mir” sagen, oder von diesem einen Mann, der letzten Sommer im Gebüsch masturbiert hat, aber dieses Mal habe ich ihn angeschrien, dieses Mal habe ich ihn so laut angeschrien, dass er das Weite gesucht hat, und ich hab nicht gezittert, ich habe mich nicht gefürchtet, weil eine Freundin bei mir war, und wir haben ihn ausgelacht, diesen kleinen ärmlichen Mann. Ich könnte noch länger erzählen, und ich würde mir wünschen, dass ich es nicht müsste, dass ich davon nie wieder erzählen müsste. Ich erzähle es, weil ich mit jedem Gespräch, das ich mit anderen Frauen führe, jedes Mal wieder aufs Neue überrascht bin, jedes Mal wieder bemerke, dass all das nicht nur ich erlebt habe, dass wir auf so vielen Ebenen uns geschämt und kleingemacht haben, wie sehr wir gelernt haben, nett zu sein, nicht aufzufallen, nicht unangenehm zu sein, die Straßenseite zu wechseln, nicht zu laut zu lachen, nicht zu sehr aus der Rolle zu fallen, dass es wehtut.

Ich bin dieser Geschichten müde, ich willwillwill, dass sie weniger werden, dass sie einfach (eINfAcH) nicht mehr passieren. Und möchte am liebsten wegsehen. Aber da sind sie, und sie müssen erzählt werden, damit keine denkt, “ich hätte ja nicht” und “wäre ich halt nur” – und wenn Sie wie ich das schlichte Glück haben, dass Sie das als Frau nicht von klein auf erleben mussten und ihr ganzes Leben darauf ausrichten, dann seien Sie verdammt nochmal solidarisch mit Frauen wie Tanja Raich.
“Sexualisierte Gewalt im Alltag:
Dieses Mal habe ich ihn angeschrien”.

§

Der Ruf nach “Aufarbeitung” der Pandemie-Schutzmaßnahmen gegen Corona irritiert mich: Wären nicht eine saubere Analyse und Auswertung nützlicher? Auch @narkosedoc ist irritiert; auf Bluesky zählt er auf, was tatsächlich einer Aufarbeitung bedarf.

Journal Samstag, 20. April 2024 – Kein Theresienwiesenflohmarkt

Sonntag, 21. April 2024

Gut und tief geschlafen, bis mich das Sieben-Uhr-Läuten von St. Matthäus weckte.

Vorteil des Herbstwetters: Ich kann die wunderschönen neuen Islandsocken von Freundinnennadeln tragen (ihre Wärme ist sehr nötig).

Das Draußen kalt, grau und regnerisch – es sah schlecht aus für den Theresienwiesenflohmarkt, auf den ich mich sehr gefreut hatte, weil ich dort einen (echten) Übergangsmantel und eine Garderobenbank suchen wollte, Herr Kaltmamsell hoffte auf ein Telefontischerl. Eine Weile überlegte ich hin und her, doch gerade die privaten Speicher- und Kellerausräumer, die diesen riesigen Flohmarkt so besonders machten, würden bei Regen daheim bleiben, die professionellen Anbieter, deren Wagen ich schon am Freitag am Rand der Theresienwiese gesehen hatte, bekam ich auch auf anderen Flohmärkten. Ach Männo.

Sowohl der Bauch von Herrn Kaltmamsell als auch meiner hatten nachts mit dem Topinambur des Vorabends gekämpft, also mit dem darin enthaltenen Inulin. Das überraschte uns, denn nach Schwierigkeiten damals beim ersten Topinamburessen vor vielen Jahren hatten wir beide keine mehr, zudem hatten wir erst vor wenigen Wochen Topinambur aus Ernteanteil ohne Folgen gegessen.

Als ich kurz nach zehn Richtung Olympiabad vors Haus trat, war es trocken, die Sonne versuchte rauszukommen – ich fürchtete, die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Doch beim Schwimmen bekam ich mit, wie sich Regenschauer, Wind und Sonne abwechselten: Ich war am richtigen Ort. An dem ich den neuen Badeanzug zum ersten Mal trug: Er saß ganz schön stramm, und ich sorgte mich auf den ersten Bahnen, dass ich ihn zu klein gekauft haben könnte, beim Anprobieren hatte ich ein wenig Nachdehnen im nassen Zustand einkalkuliert. Doch das gab sich, am Ende meiner 3.000 Meter fühlte er sich genau richtig an.

Auf der Rückfahrt stieg ich schon am Marienplatz aus für Lebensmittel-Einkäufe: Beim Zöttl Semmeln, im Eataly in der Schrannenhalle Grana Padano, Schinken, entkoffeinierten Espresso, im Hofstatt-Edeka (dort übrigens immer sehr viel sehr junges Volk, wahrscheinlich ein guter Ort für Menschen auf Partnerschaftssuche) Dinge fürs Wochenende – unter anderem doch nochmal Tulpen, die ich den ganzen Nachmittag bei jedem Passieren verliebt ansah.

Frühstück gegen zwei: Seele mit Käse und Vinschgauer mit Butter und Honig. Den Nachmittag verbrachte ich mit Wäschewaschen, Zeitunglesen und Brotteigkneten für ein Auffrischbrot.

Das Draußen entschieden winterlich. Herr Kaltmamsell, der das Wochenende durcharbeitete, kam irgendwann aus seinem Zimmer: “Ist hier irgendein Fenster auf oder ist es wirklich so kalt?”

Den zweiten strech & fold des Weizenmischteigs machte ich zu Schneetreiben. Heute las ich in der Süddeutschen, dass auf dem Theresienwiesenflohmarkt nur halb so viele Anbieter wie 2023 gestanden hätten, und die Matschfotos lassen mich meine Entscheidung nicht bereuen.

Eine Einheit Yoga-Gymnastik. Sie war als schweißtreibend angesagt, doch der Schweiß kam dann vor allem durch einen Kreislauf-Schwindelanfall zur Unzeit, sehr ärgerlich.

Zum Nachtmahl probierte Herr Kaltmamsell ein Gnocchi-Auflauf-Rezept aus dem Guardian aus, mit gelben Paprika, Tomätchen und viel geriebenem Mozzarella, ich öffnete dazu einen Rosé von Paul Achs.

Gedeckter Holztisch, im Vordergrund ein weißer tiefer Teller, darin mit Käse überbackene Gnicchi und gelbe Paprika, dahinter die Aufflaufform mit dem Rest, rechts daneben eine Weinflasche mit Rosé, daneben ein gefülltes Weinglas

Der Aufflauf schmeckte ok, doch die Zutaten (gewürzt mit Chiliflocken und Fenchelsamen) verbanden sich nicht recht zu einem Geschmack, der Käse schmeckte eher nach nix. Warm und sättigend, wird es aber wahrscheinlich nicht nochmal geben.

§

Ich frage mich ja schon seit geraumer Weile, wie es dazu kommen konnte, dass die Winzelpartei FDP uns die gesamte Zukunft versaut (über die Antwort “weil sie für eine mehrheitsfähige Regierungskoalition nötig war” hinaus). Allerdings ist mein Menschenbild ein so fundamental anderes als das, das die FDP voraussetzt, dass ich bereit war, mir selbst massiven Bias zu unterstellen.

Jetzt schrieb in der FAZ (ausgerechnet) die Professorin für Neuere und Neueste Geschichte Hedwig Richter einen Essay, der meine Beobachtungen einordnet und kausale Zusammenhänge beleuchtet:
“Die Suppenkasper sind über uns”.

Auch wenn die Umfrageergebnisse das nicht hergeben: Die FDP steht für so viel mehr als für ihre drei bis vier Prozent Wähler. Sie ist das hässliche Unterbewusstsein der Deutschen, das permanent das vernünftige Über-Ich torpediert. Und Olaf Scholz ist ganz dabei: Er lässt die li­berale Regierungspartei so umfassend gewähren und schubst dafür immer wieder die Grünen unter den Bus (wie oft kann man eigentlich unter den Bus geschubst werden, bis man tot ist oder Schluss macht?). Das nährt den Verdacht, der Kanzler nutze die FDP als Bauchsprechpuppe: Sie redet das, was er, der Schwarze-Null-Hardliner und Null-Zumutungen-Kanzler, in dieser verblüffenden Plattheit nicht sagen kann.

(…)

Dafür gibt es eine Erklärung: die Po­pulisten, deren Kernkompetenz dieses Down­grading ist, die Abwärtsspirale der niedrigen Instinkte. Sie behaupten immer lauter, dass Demokratie ihre Legitimität aus einem plebiszitärvulgären Volkswillen bezieht – das Volk sei ein launischer Souverän, jederzeit zu Wutausbrüchen be­reit. Die Regierungen müssten liefern und das Volk bei Laune halten.

(…)

Freiheit, so (…) der Populismus, sei die Freiheit, Egoismus möglichst ungestört ausleben zu können (und, ja, warum eigentlich nicht dafür auch noch vom Staat unterstützt zu werden mit Steuergeschenken, Pendlerpauschalen, Dienst­wagenprivilegien, Tankrabatten, E-Fuel-Subventionen für alle Porsches aller Christians). Selbstverständlich hat diese Ego-Freiheit nichts mit der Freiheit des anderen zu tun. Ich impfe mich nicht, nein, meine Impfung mach ich nicht. Auf Autofahrten und Flüge verzichten, nur weil deswegen andere eine saubere Luft und eine ruhige Wohnung haben, auf CO2-Ausstoß gar, weil die Kinder auch mal ein gutes Leben führen wollen, Waffen liefern, obwohl die Öldiktaturen (scheinbar) nur den andern wehtun?

(…)

Dabei hat beispielsweise die Corona-Pandemie ein ganz anderes Volk gezeigt: Es war die Hochzeit der informierten Bürgerin, in Scharen hörten die Menschen Podcasts, sahen Informationssendungen, diskutierten, und sie nahmen bereitwillig die Zumutungen der Politik in Kauf. Nur zweimal war eine Mehrheit mit der Politik unzufrieden, und zwar weil die Pandemie­maß­nahmen in ihren Augen nicht streng genug waren.

§

Dann wieder sammelt Alexander Brutscher für den Bayerischen Rundfunk:
“Weniger Autos, mehr Fußgängerzonen: Streit in vielen Städten”.

Ein typisches Beispiel:

In Landshut wollten viele Bürgerinnen und Bürger keine zusätzliche Verkehrsberuhigung. Bei einem Bürgerentscheid sprachen sich 62 Prozent gegen die Ausweisung einer weiteren Fußgängerzone aus. Die Initiatoren wollten einen 350 Meter langen Teil der Neustadt autofrei machen. Ohne Lärm und Abgase, dafür mit mehr Lebensqualität. Anders sahen das viele Autofahrer und auch Geschäftsleute in der Neustadt. Sie hatten Sorge, dass mit den wegfallenden Parkplätzen auch Kunden ausbleiben und die Neustadt veröden könnte.

Und das obwohl alle (ALLE) solche Projekte gezeigt haben, dass autofreie Bereiche mehr Menschen anziehen und den Umsatz der Geschäftsleute erhöhen. Ist es dann doch mein Menschenbild, das nicht stimmt?

Journal Freitag, 19. April 2024 – Herbst im April

Samstag, 20. April 2024

Interessant geträumt: Erst war ich in England und genoss das, sprach im Traum auch Englisch. Dann war irgendwas mit niedlichen, puppenartigen Service-Robotern, in diesem Traum war ich allerdings schon so bewusst, dass ich sie ziemlich schlecht gemacht fand.

Wetter weiter grau und saukalt, zumindest kam ich trocken in die Arbeit. Dort gleich mal Start mit Turbo, zwei Stunden später kam ich dazu mich umzugucken, was sonst noch war.

Mittags raus durch heftigen Wind auf einen Cappuccino: Der erste angesteuerte Ort war während Öffnungszeiten geschlossen (hier wieder die Frage, wovon die Inhaber*innen dieser Winzel-Cafés eigentlich leben), der andere völlig überfüllt. Ich trank meinen Cappuccino aus der Hand, weil kein Platz war zum Abstellen.

Cafészene, im Vordergrund große eine Tasse mit Cappuccino,  gleich dahinter Wasserglas, im Hintergrund eine Theke und in einem kleinen Raum ein halbes Stockwerk darüber Cafétische mit Menschen

Auf dem Rückweg bekam ich Regentropfen ins Gesicht geworfen, Licht und Witterung tendierten deutlich stärker Richtung Herbst als Frühling.

Der heftige Wind blieb und machte das Jalousien-Ballett vorm Bürofenster noch bescheuerter: Eigentlich kenne ich es, dass bei starkem Wind die Jalousine aus Sicherheitsgründen zwangshochgezogen werden, egal wie heftig die Sonne scheint (zum Glück gibt es auch noch Innen-Rollos). Gestern aber wollten sie zwangsweise runter. Das konnte ich in meinem Büro immer wieder verhindern, vor den unbesetzten Nebenbüros aber schlugen die Jalousien-Lamellen ständig mit Schmackes gegen die Verstrebung – das kann dem Material doch nicht gut tun?

Recht pünktlicher Feierabend, unterm Schirm in Saukälte ging ich zu Wir2liebenWein, um zwei von den Favoriten des vorsamstäglichen Probierens einzukaufen. Aus dem Ratsch mit den 2 weiß ich jetzt auch die Ursache der Spezialisierung auf Pannobile-Winzereien: Eine von den beiden ist gebürtige Golserin. (Österreichische Vetter*innenwirtschaft, kennen wir eh.)

Daheim Yoga-Gymnastik, eine schmerzhafte Dehn-Einheit mit Mady: Wo die Durchschnitts-Yogi beim Vorbeugen im Sitzen bis zu flach auf dem Boden liegt, gehen bei mir nur wenige Zentimeter (solange ich die Anweisung “gerader Rücken” einhalte).

Konzertkarten gekauft – gell, da staunen Sie. Ein Freund hatte mich darauf hingewisen, dass das Ukulele Orchestra of Great Britain nächsten Februar in der Isarphilharmonie spielt, dafür sicherte ich ihm, seinem Mann, Herrn Kaltmamsell und mir vier Tickets. Ich kramte gleich mal eins meiner Lieblingsstücke von den Ukes raus, ihre Version von “Wutherin Heights” – und merkte, wie lange ich die Band schon kenne und gucke: Hester Goodman, das ist die auf der Bühne mit den längeren Haaren, sah ich einst auch mal deutlich schwanger spielen, und Kitty Lux, die mit den kurzen, starb schon 2017. Mein erster Konzertbesuch 2009 in Bad Aibling und wie ich die Ukes entdeckte, steht bereits hier im Blog (ja: im Gasteig sah ich sie später auch mal).

Jetzt war aber wirklich Wochenende, angestoßen wurde mit dem eben gekauften und schnell noch gekühlten PetNat Heinrich Oh when the Saints.

Hier können Sie nachlesen, was PetNat eigentlich ist. #Serviceblog

Zum Abendessen verarbeitete Herr Kaltmamsell Topinambur, Kartoffeln und Petersilie aus Ernteanteil zu einem Ofengericht mit ganzen Zitronen, Knoblauch, Tomätchen, Oliven und Estragon (weil vorhanden) statt Salbei nach Ottolenghi.

Eine blaue Reine auf einer schwarzen Kochplatte mit dem oben aufgezählten Gemüse.

Schmeckte gut, doch das Tahini, das ich auf meine zweite Portion träufelte, machte es noch besser.

Zum Nachtisch mixte ich uns aus dem Saft einer Crowdfarming-Orange Green Monkeys, außerdem gab es Süßigkeiten.

Als Abendunterhaltung ließ Herr Kaltmamsell im Fernsehen “Let’s dance” laufen – und ich sah mich am meisten beeindruckt von der Teilnehmerin, die ganz offensichtlich überhaupt nicht tanzen konnte, nicht mal Rhythmusgefühl zu haben schien: Deren Durchhalten und Leistung fand ich (in solch einer Show, die nun wirklich nichts mit Leistungssport zu tun hat) beachtlicher als die der Begabten.

§

Eine schon immer aus dem Internet vertraute Bloggerin der ersten Stunde ist in Rente gegangen und baut ihr bisheriges Leben ab, um es an einem Ort mit niedrigeren Lebenshaltungskosten wieder aufzubauen – nicht der erste Neuanfang, den ich über ihre Texte und Bilder mitverfolgen darf. Kein Link, denn aus sehr nachvollziehbaren Gründen findet das diesmal nicht im öffentlichen Web der Blogs statt, sondern auf einer schützbaren Plattform. Doch der Effekt bleibt für mich derselbe: Ich bin berührt, dass ich dieses Kapitel begleiten darf, und sei es aus dieser Ferne.

Gleichzeitig liegt ein nur wenige Jahre weniger begleiteter, ebenfalls sehr lieber Internetmensch im Krankenhaus mit schlimmen Dingen, weiß immer noch nicht genau, was eigentlich los ist, und ich sorge mich arg. (Und habe null Energie für Leute, die “Digital Detox” huldigen, weil man sich damit wieder mit dem “echten Leben” befasst. Auch dAS iNtERneT ist wie jede Basistechnik, was man damit macht. In meinem und dem Fall vieler anderer Menschen wichtiger Teil des echten Lebens.)

§

Auch Antje Schrupp ist erkrankt – oder doch nicht? – und macht sich Gedanken über immer schwierigere Abgrenzungen (auch hier spielt das Internet eine Rolle):
“Umgang mit dem Unentschiedenen”.

Journal Donnerstag, 18. April 2024 – Reichlich Schnee

Freitag, 19. April 2024

Mittelgute Nacht, aber ich litt nicht. Kurz vorm Weckerklingeln aufgewacht.

Ich stand zu nasskaltem Wetter auf, laut allen Vorhersagen bleibt das mindestens noch eine Woche so. Ganz kurz überlegte ich, ob ich mich einfach mit dem 62er Bus zum Heimeranplatz schaukeln lassen sollte, doch das Bedürfnis nach Bewegung überwog. Auf dem Weg brauchte ich meinen Schirm auf dem letzten Drittel. Vorher noch entdeckte ich, dass offensichtlich für Stockenten Raum auch in der kleinsten Pfütze ist.

Große freie Fläche im grauen Regen, im Hintergrund Bäume und die Ruhmeshalle, im Vordergrund ein Stockenetenpaar schlafend auf einer Pfütze

Im Büro fühlte ich mich benommen und kämpfte mit Konzentrationsschwierigkeiten. Für alles brauchte ich Anlauf, musste dazwischen immer wieder aufstehen und ein paar Schritte gehen. Irgendwann kam ich doch durch.

Schneetreiben vor grauem flachen Bürogebäude und dahinter liegendem Büroturm

Erstmal aber schneite es ernsthaft.

Mittags in einer Regenpause auf einen Cappuccino zu Nachbars, dann auf den Markt für ein wenig Käse und Butter. Dieser Spaziergang tat richtig gut, anschließend schaffte ich auch größere Brocken weg.

Mittagessen war das für den Vortag vorbereitete: Sahnequark mit Joghurt, Orangen.

Nachmittag mit gewohnter Emsigkeit, jetzt fühlte ich mich endlich wirklich wiederhergestellt. Für Bewegung sorgte die Jalousien-Automatik: Immer wieder fuhren von selbst die Jalousien vorm Fenster herunter, ich sprang auf, um sie manuell hoch zu fahren (der Schalter liegt neben dem Schreibtisch gegenüber). Außerdem half ich in mehreren Belangen – sogar besonders gerne, weil diese Belange bald viel auf mich zukommen werden und ich möglichst schnell Routine darin erlangen möchte.

Zu Feierabend fing es wieder heftiger an zu regnen und schneezugrieseln. Ich ging unterm Schirm auf diverse Lebensmitteleinkäufe: Edeka, Balkanbäckerei, Vollcorner. Heim kam ich mit gründlich nassen Schuhen.

Dort wartete ein Packerl auf mich: Die beiden Sommerkleider waren eingetroffen.

Frau mit kurzen weißen Haare und nackten Füßen, mit mittellangem ärmellosen Sommerkleid im großen Spiegel

Frau mit kurzen weißen Haare und nackten Füßen, mit mittellangem buntenn Sommerkleid im großen Spiegel

Passen, behalte ich beide. Dann gebe ich halt zwei über zehn Jahre alte weg, die eigentlich nicht mehr passen.

Yoga-Gymnastik: Ich begann eine Playlist von Mady Morrison und geriet gleich mal an eine stramme Folge aus Warrior-Variationen, die mich sogar ins Schwitzen brachte.

Zum Nachtmahl bereitete ich den Ernteanteilsalat (Eichblatt und Schittknoblauch) mit Orangen-Haselnussmus-Dressing zu. Außerdem gab es Käse und Balkan-Fladenbrot.

Gedeckter Abendbrottisch von oben, in der MItte eine große Schüssel Salat, außerdem ein Brotkorb, ein Teller mit Käse

Links wunderbare Butter vom Käsehändler – ohne Vernunftsteuerung hätte ich einfach Brot und Butter bis zum Abwinken gegessen. So aber aß ich neben Salat auch besonders großartigen Schafskäse aus Friesland und sonstigen. Nachtisch Schokolade.

§

Dem, was sich bei Trainigsratschlägen “Sportmedizin” nennt, misstraue ich zu weiten Teilen, weil es sich allzu oft um theoretische Konstrukte ohne Überprüfung durch Evidenz handelt. Doch bei dieser Überschrift spitzte ich die Ohren (Augen?):
“Wie zyklusbasiertes Training funktioniert”.

Trainingspläne im Sport basieren häufig auf Studien mit Männern. Die sind aber nur zum Teil auf Frauen anwendbar. Viele Athletinnen trainieren inzwischen nach ihrem Menstruationszyklus.

Spoiler: Man weiß es nicht genau.
Aber mich freut, dass es inzwischen zumindest Forschung dazu gibt. (Wer war nochmal die Leistungssportlerin, die ihr überraschend schlechtes Abschneiden in einem Spitzenwettbewerb nüchtern auf Englisch mit ihrer Menstruation erklärte und einen Übersetzer damit überforderte?)

§

Falls wieder jemand behauptet, der U-Bahnhof Sendlinger Tor sei fertig renoviert: Ist er nicht.

via Neffe2

§

Und dann waren da noch die E-Auto fahrenden Ratten.
via @_dieliebenessy (die Vorschläge zur Meerschweinchendressur in diese Richtung mit der Diffamierung abwehrt, “dass das ihre intellektuellen Kapazitäten übersteigt”)

Journal Mittwoch, 17. April 2024 – Arbeitliches Angestelle

Donnerstag, 18. April 2024

Guter und tiefer Schlaf, doch als ich nach Klogang um vier wieder ins Bett ging, fiel mich die Angst-Dogge an (das war mein inneres Bild: ein großer, aggressiver Hund, der mit gefletschten Zähnen auf meine Kehle zusprang und sich in sie verbiss). Das hatte ich vor dem Hintergrund der Arbeitstermine am Mittwoch erwartet (das wird ab Anfang Mai noch lustig), begrüßte ihn also lächelnd, suchte dann in mir nach freundlichen Erinnerungen – und schlief tatsächlich fast nochmal ein.

Der Wecker klingelte zu Regenrauschen. Bis ich fertig für den Aufbruch in die Arbeit war, hatten sich Schneeflocken in den Regen gemischt, unterwegs wurde ernsthafter, nasser Schneefall daraus.

Arbeit wie erwartet vom ersten Moment an turbulent (stimmt nicht ganz: ich hatte gerade so noch Gelegenheit, eine Kanne Kräutertee zu kochen). Anstrengungs-/Angstkopfweh, gegen das auch kein Ibu half – meine Güte, ich würde in der Zombie-Apokalypse komplett versagen, FRESST MICH ZUERST!

Ich versuchte in den ungewohnten Dynamiken, novemberregen in ihrer beruflichen Rolle zu channeln, das half aber nur dabei, nicht zu ätzen. Das wird nie eine Art Situation, in die ich mich werfe, ich will einfach nur nicht da sein. Gerne fände ich heraus, wie ich es schaffe, mich nicht so anzustellen, denn fast nichts an meinen paralysierenden Ängsten hat ein realistisches Fundament.

An diesem von mir geplanten Tag ging erst etwas unerwartet schief, dann aber ging etwas unerwartet glatt.

Appetit war natürlich komplett weg, erst am späten Nachmittag, nachdem alles rum war, zwang ich mir einen Eiweißriegel rein – was lediglich ein Gefühl von Klebrigkeit hinterließ. (Meine eine Fertigkeit in der Zombie-Apokalype: Hungern.)

Als ich dann endlich Schluss machte und loskam, hoffte ich auf die berühmte Wirkung von frischer Luft, zum Glück regnete es gerade nicht. Doch auf dem Weg wurde mein Kopfweh stärker, ich gähnte, das fühlte sich fast wie Migräne an. Ich wollte nur noch ins Bett.

Na gut, auch in diesem Zustand habe ich das Bedürfnis, Anblicke als Foto festzuhalten.

Aber daheim legte ich mich nach kurzem Hallo an Herr Kaltmamsell tatsächlich ins Bett zum Zweck der Reizreduktion. Das tat gut, ich schlief sogar kurz ein. Das tat so gut, dass ich sogar Lust auf Yoga-Gymnastik verspürte, ich hatte mir eine Folge Flow mit Mady Morrison zurechtgelegt. Auch die beruhigte mich.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell frisch gekochte Ernteanteil-Kartoffeln mit dem Rest Szegediner Gulasch aus der Gefriere, ich aß mit Appetit. Dann gab’s noch Schokolade.

§

Der Mastodon-Account “Mirabilia” wurde aktiviert, der allerlei Museen besucht. Gestern war er in der nach acht Jahren Generalsanierung wiedereröffneten Archäologischen Staatssammlung in München, hier können Sie den Besuch begleiten.
Und hier die Pressemitteilung zur Wiedereröffnung.