Journal Mittwoch, 19. Juni 2024 – Ende des Schlurf-Schlapp?
Donnerstag, 20. Juni 2024 um 6:25Guter und tiefer Schlaf – und dass ich schon kurz nach fünf aufwachte, passte wunderbar zu meinen Laufplänen.
Ich kam also früh los in den herrlichen, milden Sommermorgen. Goldenes Licht, deutlich mehr andere Läufer*innen als vor einer Woche. In der ersten Hälfte fühlte ich mich noch leicht angestrengt, aber nach einer halben Stunde flog ich.
Reisingstraße
Die Isar floss wieder in ihrem Bett.
Am Flaucher hing noch eine Menge Flutholz.
Auf dem Südfriedhof lernte ich wieder jemanden kennen: Dr. phil. Karl Christian Krause, Schriftsteller.
Er ist Namensgeber des so genannten Krausismo, der vor allem im Spanien des 19. Jahrhunderts für den Umbau staatlicher Institutionen bedeutsam war.
(Ich glaube kaum, dass ich es je zu Kaltmamsellismo bringen werde.)
Beim Heimkommen zackiges Duschen und Fertigmachen. Auch der Marsch in die Arbeit war durch den Sommermorgen eine Freude.
Vieles zu erledigen im Büro, Assistenz bedeutet ja per Definition einen hohen Anteil moving target. Doch ich schaffte es raus auf einen Mittagscappuccino im Westend – in einem perfekten Sommertag, an dem Sonnenstrahlen sich noch nicht wie eine Tracht Prügel anfühlten.
Kurz vorm Bürogebäude traf ich auf ein bekanntes Gesicht: Ein Sandkastenfreund (also wirklich: wir waren im Alter zwischen 1 und 7 Nachbarn im Wohnblock) aus Ingolstadt. Ich wusste, dass er in München wohnte, wir hatten seit einigen Jahren nach einer Begegnung in der Innenstadt losen und sehr wohlwollenden Kontakt (lies: Facebook; offensichtlich ist er immer noch der sonnige, liebe Mensch, der er als Bub war). Und jetzt eröffnete er mir, dass wir seit kurzem Kolleg*innen sind! Wir waren uns einig, wie unwahrscheinlich es war, dass WIR jemals in derselben Firma arbeiten würden! (Und NICHT bei Audi!) Zum Abschied bat ich um ein Selfie von uns beiden, um es meiner Mutter schicken zu können.
Zu Mittag gab es einen Apfel (echt nicht jahreszeitlich, aber halt so schön praktisch und dellenfrei zu transportieren) sowie Quark mit Joghurt.
Meine Erkältung ist immer noch nicht durch: Die Nebenhöhlen sind noch belegt und sorgen für durchgehendes Gefühl der Verkaterung, und die Bronchien wollen regelmäßig entschleimt werden.
Halbwegs pünktlicher Feierabend und auf direktem Weg durch die sommerliche Hitze nach Hause, denn ich war mit Herrn Kaltmamsell verabredet: Wir radelten zum Flaucherbiergarten.
Unsere Hoffnung erfüllte sich: Keine Fußballübertragung, viel Platz.
Enttäuschend aber war der Obatzte: Schwer, zäh und ohne Aroma. Zumindest die Breze und das alkoholfreie Weißbier genoss ich.
Zurück daheim gab es noch Schokolade.
Noch ist es viel zu früh für ein Resumee der Sommermode 2024, doch ich glaube in München bereits einen Schuh-Trend zu erkennen: Badelatschen aka Flipflops sind als Straßenschuhe verschwunden, hurra! Letztes Jahr, bilde ich mir ein, gehörte das Schlurf-Schlapp von Badelatschen noch zur Geräuschkulisse des Sommers in der Stadt. Dafür sehe ich heuer an Frauenfüßen auffallend oft Birkenstock-Pantoffel in gedeckten Farben als Sandalen.
Ich hingegen spüre, wie meine inneren Ästhetik-Barrieren gegen Trekking-Sandalen langsam sinken (seeehr langsam). Im Schnitt gehe ich (ohne Wanderurlaube) 15.000 Schritte am Tag, die Auswahl an Schuhen, in denen das verletzungsfrei möglich ist, lässt sich leicht überblicken. Im Sommer und mit nackten Füßen wird sie noch kleiner. In die Arbeit nehme ich die schöneren Schuhe immer öfter im Rucksack mit, gehe die längeren Wege aber in Turnschuhen.
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Maximilian Buddenbohm erwähnt einen Skandal um Luise Rinser und ich horchte auf.
Als sehr junge Frau, damals war ich noch religiös, verkörperte Rinser für mich die vorbildliche Verbindung von Katholizismus und Feminismus.
Nach Den Wolf umarmen kaufte und las ich die Suhrkamp Vierer-Kassette mit ihren wichtigsten Werken.
Dass 2011 öffentlich wurde, dass Luise Rinser ihre Biografie komplett erfunden hatte und im Nationalsozialismus beseelte und aktive Nazi war, die bis zuletzt sehr gut vom Regime lebte – das war auch an mir völlig vorbei gegangen. Hier die sehr gute BR-Radiodoku über die Hintergründe:
“Luise Rinser – Ein Schriftstellerleben zwischen Ehrgeiz und Lüge”.
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Jaja, in deutschen Medien habe ich darüber schon auch gelesen. Aber auf Englisch im Guardian ist es viel lustiger.
“German summit aims to flush away bad school toilet experiences”.
10 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 19. Juni 2024 – Ende des Schlurf-Schlapp?“
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20. Juni 2024 um 9:38
Wenn die Ästhetik-Barriere weit genug gefallen ist, um einen Test zu wagen, empfehle ich https://vogelsang-schuhe.de/. Das sind die mit Abstand bequemsten Sandalen und Hausschuhe, die ich kenne. Suchtbildend. Das Design ist allerdings eher was für Menschen, denen die Birkenstocks zu futuristisch sind.
20. Juni 2024 um 9:47
Uff, das mit Luise Rinser ging auch an mir völlig vorbei. Ich bin als junges Mädchen mal über ihren Roman Mirjam gestolpert, der mich wirklich sehr gefesselt hat (und über den ich dann engagiert mit meinem Religionslehrer debattiert habe) und habe sie eine Zeit lang ziemlich verehrt und alles von ihr rauf und runter gelesen, das ich in die Finger bekommen konnte. Und wurde gerade erst vorgestern wieder daran erinnert, als mir Mirjam nochmal bei meiner Tante in die Hände fiel, der ich gerade beim Aussortieren etlicher Buchregalmeter helfe.
20. Juni 2024 um 14:34
Oha, Frau Rinser war kreativ. Das überrascht mich sehr.
Ich dachte immer, dass sie vorbildlich durch‘s Leben glitt. Für katholische junge Mädchen, wie ich nun auch eines war, war sie Vorbild, und für Junglehrerinnen auch. In meiner Zeit im Moor habe ich an ihre Zeit im Moor gedacht.
Sie war ja auch im Kloster Beuron, ich kenne die Wanderwege.
Dass sie, wie viele andere auch, ihre Einstellung im 3. Reich verheimlich und umgedeutet hat, lässt das Denkmal bröseln.
Naja gut, Nordkorea würde an sich schon genügen, um sich am Kopfe zu kratzen.
20. Juni 2024 um 15:16
Mich bestürzt, Croco, dass sie nicht nur ein bissl beschönigt hat, sondern komplett neu erfunden und gelogen, um 180 Grad gedreht, zielgerichtet und opportunistisch. Wie muss das für ihre Kinder gewesen sein? Das ist ja auch ihre Familiengeschichte – alles gelogen!
20. Juni 2024 um 17:33
Ich wollte es nicht so ausdrücken, es stimmt aber.
21. Juni 2024 um 13:43
..eben die ganze Rinsersache gelesen und etwas traurig…
War auch begeisterte Leserin und fand die Verbindung von Religion und Feminismus so bemerkenswert.
Schade, bin enttäuscht und ja..traurig.
21. Juni 2024 um 14:49
Vielleicht sollte man auch bei Frau Rinsers Lügengebilden nicht ausschliessen, dass ein Krankheitsbild vorliegt. Diese Art, sich eigene Realitäten zu erschaffen, bis man selbst daran glaubt, weckt nicht so ferne Erinnerungen…
Ich werde mich deshalb heute nicht mehr aufregen. Grundsätzlich aber finde ich Aufklärung für richtig und notwendig.
21. Juni 2024 um 15:32
https://www.instagram.com/p/C71kq8ngeF2/
Das zum Thema Schuhe
21. Juni 2024 um 15:39
UUAHAHAHAHA, Frau Klugscheisser/b>! (Flipflops sind nicht dabei. Zufall? ICH DENKE NICHT!)
21. Juni 2024 um 18:24
Flipflops waren im 1.Teil
https://www.instagram.com/p/CjYTAJDpKAZ/