Archiv für Juni 2024

Journal Samstag, 22. Juni 2024 – Umständlicher Schuh-Umtausch

Sonntag, 23. Juni 2024

Eher unruhige Nacht, in meinem Schlafzimmer wurde geschnarcht. Aber bis sieben geschlafen. Unangekündigt sah das Wetter draußen schön aus, für Balkonkaffee war es aber deutlich zu kühl.

Bett abgezogen, Überzüge in die Waschmaschine. Gemütlich über Milchkaffee, Wasser, Tee gebloggt.

Die Abendschuhe waren am Donnerstag aus Dänemarkt eingetroffen – und eindeutig zu klein. Obwohl ich nach gründlicher Lektüre der Größen-Hinweise des Herstellers (fallen eher groß aus, bitte gewohnte Größe wählen) meine übliche Größe bestellt hatte. Also begann ich die Umstände eines Online-Umtauschs gegen eine Nummer größer. Schuhe außer Straßenturnschuhe kaufe ich SO viel lieber im Laden – doch diese silbernen Abendschuhe nach historischem 1930er-Vorbild passen stilistisch halt exakt zum Kleid, dass ich am Samstag zuvor gefunden hatte.

Am Freitag hatte ich meine Retoure auf der Website des dänischen Herstellers angemeldet, die Rücksendeadresse bekommen inklusive der Anweisung, die Schuhe in derselben Verpackung dorthin zu senden. Gestern machte ich mich nach Duschen und Ankleiden für meine Schwimmrunde auf den Weg zum nächstgelegenen DHL-Shop – wo man mich informierte, DHL-Shops nähmen nur Inlands-Päckchen an. Ich war verdutzt, denn ich hatte in einem anderen schon zweimal Pakete in die Schweiz abgegeben. Knurrend marschierte ich also zum Hauptbahnhof, wo eines der wenigen verbliebenen echten Postämter liegt. Nach reichlich Warten, nur zwei Schalter besetzt, gab ich mein Paket ab, zahlte fast 20 Euro Porto und fragte nach dieser seltsamen neuen Regelung für DHL-Shops. Die es, wie sich herausstellte, gar nicht gibt: Der Shopler hatte gelogen, warum auch immer. Ich bin alt und möchte bitte die vielen Postämter von früher zurück.

Ausgesprochen gereizt wegen dieser einstündigen Verzögerung meines Schwimm-Starts schlängelte ich mich durch die Baustellen und vielen Menschen im Bahnhofsviertel zurück nach Hause, auch eine Art Parcour, oder? Dass ich auf dem Weg zum Dantebad mal wieder von roter Ampel zu roter Ampel hoppelnd radelte, trug überhaupt nicht zur Entspannung bei.

Aber dann war die Schwimmbahn fast leer und das Wetter deutlich sonniger als angekündigt – das war schön. Auch wenn sich das Schwimmen ungewohnt anstrengend anfühlte (Schultern). 3.300 Meter hatte ich mir vorgenommen, die wurden dann natürlich auch erfüllt. Auf dem Heimweg Semmelkauf.

Das Heimradeln strengte mich ebenfalls an mit den vielen Baustellen und dichtem Verkehr, außerdem musste ich zweimal für Ohrenzuhalten abspringen: Polizei mit Lalü. An diesem Wochenende gibt es in München so viele Veranstaltungen, dass auch schon egal ist, weswegen man nicht durchkommt. Über die CSD-Parade, die gerade die Sonnenstraße versperrte (und auf der Gegenfahrbahn autofreies Radeln – ! – ermöglichte), freute ich mich aber. Die Musik wummerte noch eine ganze Weile in unsere Wohnung (wieso ist das eigentlich seit Jahrzehnten dieselbe? tanzen die jungen LGBTQ nicht zu Neuerem?).

Frühstück um drei: Pfirsich, Körnersemmeln.

Dann packte ich Reiseorga für die Hochzeit im August an: Wir reisen ein paar Tage früher an und besichtigen Essen etc.

Ab in die Küche: Zum vegetarischen Buffet der Kartoffelkombinat-Mitgliederversammlung am Sonntag steuere ich eine spanische Empanada mit Spinat-Paprika-Füllung bei, den Teig (der wirklich super zu verarbeiten ist) hatte ich bereits morgens geknetet. Diese weitere Füllung notierte ich im Rezept.

Ein Backblech mit Teig ausgelegt, darauf verstrichen eine Füllung aus roten Paprikastreifen, Zwiebelringen, Spinat

Während die Empanada buk, überzog ich mein Bett frisch. Um diese Zeit hatte das schöne Wetter ein Ende: Der Himmel zog zu, es frischte auf, begann schließlich zu regnen.

Das Nachtmahl bereitete Herr Kaltmamsell hauptsächlich aus Ernteanteil: Kartoffel-Linsen-Pü mit Fenchel und Brokkoli, zugekauften Chillis, alles nah-östlich gewürzt. Ich machte einen Rosé dazu auf:

In Küchenumgebung auf einer Arbeitsfläche eine breite Flasche Roséwein zwischen zwei gefüllten Gläsern

Letztes Jahr hatte dieser Lidl-Wein, Monalie Côtes de Provence, bei einer Blindverkostung des Süddeutschen Magazin am besten abgeschnitten, ich hatte vom Folge-Jahrgang Probierflaschen gekauft. Schmeckte kräftig und gut.

Gedeckter Tisch mit zwei grünen Sets, darauf Glasteller mit hellem Püree, darauf geröstetes Gemüse, gegenüber sitzt jemand, der gerade mit seinem Handy seinen Teller fotografiert

Das Abendessen war herzhaft, die Mischung Kartoffeln/rote Linsen merken wir uns.

Wegen Müdigkeit früh ins Bett, draußen Regenrauschen.

Journal Freitag, 21. Juni 2024 – Sonnwend in Wolkenbrüchen

Samstag, 22. Juni 2024

Erholsamer Schlaf, munter aufgewacht. Unter noch düstererem Himmel war es draußen mild genug für den zweiten Balkonkaffee.

Abends war ich mit Herrn Kaltmamsell zum Mittsommerfeiern verabredet, reserviert hatte ich in einem besonders schönen Außengarten – das Wetter würde also das Hauptthema des Tages werden.

Marsch in die Arbeit im Schwülen, um halb zehn setzte Regentröpfeln ein – hörte allerdings bald wieder auf.

Mittagscappuccino im Westend, als gerade ein Stürmchen mit Gewitterdrohung aufkam. Auf dem Rückweg sah ich aber schon wieder ein paar blaue Flecken am sonst bedeckten Himmel.

Mittagessen: Ernteanteil-Gurke, Apfel, eingeweichtes Muesli mit Joghurt – das war zu viel, Bauchdrücken.

Mit Blick auf den Abendtermin verfolgte ich aus dem Augenwinkel durchs Fenster die Wetterentwicklung. Aus einem anderen Augenwinkel guckte ich auf die Entwicklung meiner Wetter-App und den Regen-Radar.

Heimweg unter gemischtem Himmel, unterwegs Lebensmittel-Einkäufe beim Vollcorner.

Gehweg gesäumt von goldbraunem Staub unter Bäumen, rechts geparkte Autos

Die vielen Linden auf meinem Weg waren durch mit Blühen und warfen ihre Blüten ab, die Straßen waren von wenig ästhetischen braunen Blütenblätterhaufen gesäumt (Vergänglichkeitssymbolik schön und gut, aber bei Kirschblüten ist sie auch noch hübsch).

Während ich zu Hause eine halbe Stunde Gymnastik turnte, setzte ernsthafter Regen ein. Ich konzentrierte meine Hoffnung trotz eindeutiger Vorhersage (Gewitter, Unwetterwarnungen) auf den aufhellenden Horizont. Und auf sehr große Schirme über dem Gastgarten.

U-Bahn-Fahrt Richtung Westen, ich hatte einen Tisch im Romans reserviert. Wir kamen in einer Regenpause an, baten um einen Draußenplatz – wo ich doch Mittsommer feiern wollte!

Gedeckter Holztisch, im Vorderhrund ein rosa Teller mit Spinat und Salat, dahinter Wein- und Wassergläser, im Hintergrund ein weißer Teller mit Gnocchi ins Spinat-Käse-Sauce

Nach einem Glas Prosecco als Aperitif (schön fruchtig) bekam ich als Vorspeise reichlich lauwarmen Spinat mit Pinienkernen und Parmesanblättern – war gestern genau das Richtige, ich genoss ihn sehr. Herr Kaltmamsell war endlich zu den dortigen Gnocchi gekommen: Als ich das allererste Mal hier aß, vor sicher 15 Jahren, hatte meine erfahrenere Begleitung mir die selbst gemachten Gnocchi des Hauses empfohlen, die tatsächlich nie gekostete leichte Wölkchen waren. Seither möchte auch Herr Kaltmamsell sie probieren. Doch es stellte sich heraus, dass sie heute sehr wahrscheinlich nicht mehr im Haus hergestellt werden: Sie hatten die feste Konsistenz von Supermarkt-Gnocchi.

Als Wein hatte ich einen Malvasia Terre degli Osci IGT 2022 bestellt – weil ich Malvasia bislang nur als kroatischen Weißwein kannte und mir die italienische Weinregion Molise (Südosten) bislang unbekannt war. Er erwies sich als intensiver, blumiger Weißwein, hatte aber auch genügend Säure als Begleiter, passte ausgezeichnet zum Spinat.

Der Regen war von einem Tröpfeln zu richtigem Regen geworden, jetzt verwandelte er sich in einen Wolkenbruch, der gar nicht mehr aufhören wollte.

Wir saßen sicher unter einem sehr großen Schirm, aber Mittsommerfeiern hatte ich mir halt anders gewünscht. Zumal die Luft deutlich abgekühlt war, ich brauchte meine Jacke.

Auf Holztisch im Vordergrund ein Teller mit gegrilltem Fleisch und einer großen Kartoffel, im Hintergrund ein Teller mit gegrillten Calamari, dazwischen Wein- und Wassergläser

Als Hauptgang hatte ich ein Kalbskotelett mit Pfifferlingen und Ofenkartoffel, Herr Kaltmamsell gegrillte Calamari mit Gemüsebeilage. Ich war sehr zufrieden. Der Regen hatte sich ein wenig beruhigt, hielt aber an.

Auf Holztisch im Vordergrund ein großer Teller mit einem Törtchen, darauf Sahne, im Hintergrund ein großer Teller, darauf ein Schälchen, das mit geschnittenen Erdbeeren bedeckt ist

Auch Dessert schafften wir noch: Gegenüber Panna cotta (ungestürzt und mit vielen Gelatine-Bröckerln drin – ?), ich hatte ein Limetten-Käse-Pistazien-Törtchen, das mir sehr gut schmeckte.

Sehr voll machten wir uns auf den Heimweg – der eingesteckte Schirm war unbedingt notwendig, sonst wären wir im Regen bis zur U-Bahn-Haltestelle Rotkreuzplatz nass geworden.

Journal Donnerstag, 20. Juni 2024 – Erster Balkonkaffee

Freitag, 21. Juni 2024

Wieder gut geschlafen und kurz vor Weckerklingeln aufgewacht – das ist gerade angenehme Regelmäßigkeit, und ich genieße es sehr (Hormonersatztherapie FTW!). Auch wenn ich ein-, zweimal nachts aufwache, ist das nicht das typische Wechseljahr-ZACK!-KNALLWACH!, sondern langsames Hochrutschen in Schläfrigkeit.

Der Himmel war bedeckt und trübe, doch beim Auffüllen des Wasserschälchens für die Vögel stellte ich sehr milde Temperaturen fest: Endlich der erste Balkonkaffee des Jahres.

Holztisch auf Balkon, darauf zugeklappter Laptop, Kaffeetasse, Wasserglas, jenseits der Brüstung grüne Bäume

Emsiger Bürovormittag.
Mittagscappuccino bei Nachbars, es war weiter warm und bedeckt.
Später gab es zu Mittag Mango mit Sojajoghurt.

Geordneter Arbeitsnachmittag, doch es wollte sich einfach keine Munterkeit einstellen. Statt dessen immer düsterere innere Wolken.

Auf dem Heimweg Abstecher in einen dm-Markt: Bereits der zweite, in dem der Regalplatz für Wasserfilter leer stand. (Das wies in der Vergangenheit gerne mal auf ein neues Produkt- oder Verpackungsdesign hin, für das erstmal der Vorgänger gründlich wegverkauft sein sollte.)

Daheim gönnte ich mir nach Wäscheaufhängen eine Runde Gymnastik. Die Kombination aus Kräftigung, Mobilisierung und Dehnung tat gut, hellte mich aber nicht wirklich auf. Donnerstags-Nachtmahl Salat: Vinaigrette auf Zitronensaft-Basis für einen unerwartet kleinen Blattsalat, die erste Gurke der Saison, Frühlingszwiebeln – alles drei aus Ernteanteil, dazu gekochte Eier, restlicher Feta, Reste Wurzelbrot.

Große weiße Salatschlüssel mit den im Text aufgezählten Zutaten

Mittelfrüh ins Bett zum Lesen, der Himmel des Mittsommerabends noch ganz hell. Ulrike Draegers Roman Die Verwandelten beeindruckt mich weiterhin sehr mit seiner nicht-realistischen Erzähltechnik, doch auch mit ausgefeilten expressionistischen Mitteln sind die Themen sexualisierte Gewalt gegen Frauen, Ende des Zweiten Weltkriegs und Vertreibung aus Breslau kein Laune-Aufmunterer.

§

Constantin Seibt schreibt in republik.ch:
“Ein Kind meiner Zeit”.

Darum geht es:

Als Kind entdeckte ich die Frage meines Lebens: Was zum Teufel übersehen alle? Ein halbes Jahrhundert später fand ich die Antwort.

Ich finde den Text so schön aufgebaut, dass ich nichts durch Zitate vorwegnehmen möchte.
tl;dr Wir haben’s verkackt.

§

Ich begreife gerade mal so, was Large Language Models und Machine Learning sind, nicht mal genug, dass ich es jemand anderem erklären könnte. Wenn also ich geifere, man möge nicht von Künstliche Intelligenz sprechen, wenn es sich schlicht um ein besonders schnelles, Daten verarbeitendes Computerprogramm handelt – dann mögen Sie abwinken.

Hier aber geifert sehr detailliert und ausufernd ein Data Scientist:
“I Will Fucking Piledrive You If You Mention AI Again”.
via @chronotonflux

Look at us, resplendent in our pauper’s robes, stitched from corpulent greed and breathless credulity, spending half of the planet’s engineering efforts to add chatbot support to every application under the sun when half of the industry hasn’t worked out how to test database backups regularly.

(In der 2. Hälfte des Blogposts gibt’s auch Konstruktiveres über generative AI.)

§

Unser Kartoffelkombinat (am Sonntag übrigens Mitgliederversammlung) war im ZDF-Mittagsmagazin.
“Kartoffelkombinat aus München”.
So viel hübsches Gemüse!

Journal Mittwoch, 19. Juni 2024 – Ende des Schlurf-Schlapp?

Donnerstag, 20. Juni 2024

Guter und tiefer Schlaf – und dass ich schon kurz nach fünf aufwachte, passte wunderbar zu meinen Laufplänen.

Ich kam also früh los in den herrlichen, milden Sommermorgen. Goldenes Licht, deutlich mehr andere Läufer*innen als vor einer Woche. In der ersten Hälfte fühlte ich mich noch leicht angestrengt, aber nach einer halben Stunde flog ich.

Vierstöckige Neubaufassade mit große poppiger Streetart

Reisingstraße

Morgensonne über Fluss, links und rechts Bäume

Blauer Himmel und Sonnenschein über Fluss und Flussauen

Die Isar floss wieder in ihrem Bett.

Sonnenbeschienene Kiesbänke in Flusslandschaft, in einem Wehr hängen Baumstämme und Äste

Am Flaucher hing noch eine Menge Flutholz.

Zwischen Bäumen Blick auf einen langen Holzsteg

Rechts Holzsteg, links Fluss - in dem ein mächtiger Baumstamm liegt

Alter Grabstein in altem Freidhof mit vielen Bäumen, durch die Sonne scheint

Auf dem Südfriedhof lernte ich wieder jemanden kennen: Dr. phil. Karl Christian Krause, Schriftsteller.

Er ist Namensgeber des so genannten Krausismo, der vor allem im Spanien des 19. Jahrhunderts für den Umbau staatlicher Institutionen bedeutsam war.

(Ich glaube kaum, dass ich es je zu Kaltmamsellismo bringen werde.)

Alter Friedhof mit vielen Bäumen, Sonnentrahlen dazwischen

Beim Heimkommen zackiges Duschen und Fertigmachen. Auch der Marsch in die Arbeit war durch den Sommermorgen eine Freude.

Vieles zu erledigen im Büro, Assistenz bedeutet ja per Definition einen hohen Anteil moving target. Doch ich schaffte es raus auf einen Mittagscappuccino im Westend – in einem perfekten Sommertag, an dem Sonnenstrahlen sich noch nicht wie eine Tracht Prügel anfühlten.

Kurz vorm Bürogebäude traf ich auf ein bekanntes Gesicht: Ein Sandkastenfreund (also wirklich: wir waren im Alter zwischen 1 und 7 Nachbarn im Wohnblock) aus Ingolstadt. Ich wusste, dass er in München wohnte, wir hatten seit einigen Jahren nach einer Begegnung in der Innenstadt losen und sehr wohlwollenden Kontakt (lies: Facebook; offensichtlich ist er immer noch der sonnige, liebe Mensch, der er als Bub war). Und jetzt eröffnete er mir, dass wir seit kurzem Kolleg*innen sind! Wir waren uns einig, wie unwahrscheinlich es war, dass WIR jemals in derselben Firma arbeiten würden! (Und NICHT bei Audi!) Zum Abschied bat ich um ein Selfie von uns beiden, um es meiner Mutter schicken zu können.

Zu Mittag gab es einen Apfel (echt nicht jahreszeitlich, aber halt so schön praktisch und dellenfrei zu transportieren) sowie Quark mit Joghurt.

Meine Erkältung ist immer noch nicht durch: Die Nebenhöhlen sind noch belegt und sorgen für durchgehendes Gefühl der Verkaterung, und die Bronchien wollen regelmäßig entschleimt werden.

Halbwegs pünktlicher Feierabend und auf direktem Weg durch die sommerliche Hitze nach Hause, denn ich war mit Herrn Kaltmamsell verabredet: Wir radelten zum Flaucherbiergarten.

Wenig besetzter Biergarten mit Sonnenschirmen

Unsere Hoffnung erfüllte sich: Keine Fußballübertragung, viel Platz.

Biergartentisch mit einer Schale Obatztem, einer Riesenbreze, auf einem Tablett Currywurst mit Pommes, Riesenbreze, Radlerhalbe, Weißbier

Enttäuschend aber war der Obatzte: Schwer, zäh und ohne Aroma. Zumindest die Breze und das alkoholfreie Weißbier genoss ich.

Zurück daheim gab es noch Schokolade.

Noch ist es viel zu früh für ein Resumee der Sommermode 2024, doch ich glaube in München bereits einen Schuh-Trend zu erkennen: Badelatschen aka Flipflops sind als Straßenschuhe verschwunden, hurra! Letztes Jahr, bilde ich mir ein, gehörte das Schlurf-Schlapp von Badelatschen noch zur Geräuschkulisse des Sommers in der Stadt. Dafür sehe ich heuer an Frauenfüßen auffallend oft Birkenstock-Pantoffel in gedeckten Farben als Sandalen.

Ich hingegen spüre, wie meine inneren Ästhetik-Barrieren gegen Trekking-Sandalen langsam sinken (seeehr langsam). Im Schnitt gehe ich (ohne Wanderurlaube) 15.000 Schritte am Tag, die Auswahl an Schuhen, in denen das verletzungsfrei möglich ist, lässt sich leicht überblicken. Im Sommer und mit nackten Füßen wird sie noch kleiner. In die Arbeit nehme ich die schöneren Schuhe immer öfter im Rucksack mit, gehe die längeren Wege aber in Turnschuhen.

§

Maximilian Buddenbohm erwähnt einen Skandal um Luise Rinser und ich horchte auf.
Als sehr junge Frau, damals war ich noch religiös, verkörperte Rinser für mich die vorbildliche Verbindung von Katholizismus und Feminismus.
Nach Den Wolf umarmen kaufte und las ich die Suhrkamp Vierer-Kassette mit ihren wichtigsten Werken.
Dass 2011 öffentlich wurde, dass Luise Rinser ihre Biografie komplett erfunden hatte und im Nationalsozialismus beseelte und aktive Nazi war, die bis zuletzt sehr gut vom Regime lebte – das war auch an mir völlig vorbei gegangen. Hier die sehr gute BR-Radiodoku über die Hintergründe:
“Luise Rinser – Ein Schriftstellerleben zwischen Ehrgeiz und Lüge”.

§

Jaja, in deutschen Medien habe ich darüber schon auch gelesen. Aber auf Englisch im Guardian ist es viel lustiger.
“German summit aims to flush away bad school toilet experiences”.

Journal Dienstag, 18. Juni 2024 – Rolltreppenfahren the Munich way

Mittwoch, 19. Juni 2024

Nach guter Nacht beim Rollladenhochziehen erstmal einen Turmfalken wegfliegen sehen – vielleicht hatte er auf der praktischen Straßenlampe gesessen.

Ein herrlicher Sommermorgen, ich ging vergnügt in die Arbeit. Aus Zeitgründen nutzte ich die U-Bahnstation Heimeranplatz als Unterführung – und bekam Gelegenheit zu einem Schnappschuss:

Links Innentreppe, rechts Rolltreppe, darauf stehen ein Dutzend Menschen rechts, niemand steht oder geht links

Münchner Rolltreppen-Etikette.

Im Büro fand sich eine Lösung für ein langwieriges technisches Problem, so richtig mit Tier-2-Support, “Aufschalten” auf meinen Rechner, Kommandozeilenversuchen (“das muss ich schnell googlen”).

Vormittag mit Besprechungen, die mich an meinem Mittagscappuccino hinderten.

Mittagessen eingeweichtes Muesli mit Joghurt; die Pfirsiche dazu hatte ich daheim auf dem Dielenschränkchen vergessen. Musste auch so reichen.

Nachmittags nochmal ordentlich was weggeschafft, von draußen kam es durchs gekippte Fenster immer heißer rein. Nach Feierabend suchte ich den Schatten auf dem Weg nach Hause. Einkäufe im Vollcorner fürs Abendessen, weder Herr Kaltmamsell noch ich hatten Energie für Biergartenausflüge.

Daheim nach dem Auspacken erstmal Pilates mit Gabi Fastner, tat wieder sehr gut. Als Nachtmahl machte ich mit den daheim gebliebenen Plattpfirsichen sowie zugekauften Tomaten, mit etwas Zitronenmelisse, Olivenöl, Zitronenbalsamico und Feta einen Salat.

Aufsicht auf eine Glasschüssel voller Stücke Pfirsich und Tomaten, Feta darübergekrümelt

Dazu hatte ich beim Zöttl Wurzelbrot besorgt. Schmeckte sehr gut, aber die Zitronenmelisse lassen wir künftig weg (Seifengeschmack). Nachtisch Schokolade.

Sehr früh ins Bett zum Lesen.

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Wie die meisten Großstadtzentrumsbewohner*innen regelmäßig hat Maximilian Buddenbohm jemandem den Weg weisen können. Das kenne ich natürlich auch, und ich muss schon sehr schwarz gestimmt oder in Eile sein, damit mir das keine Freude bereitet. Zumal ich mich überdurchschnittlich gut auskenne, ich bin ja oft und aufmerksam in München zu Fuß unterwegs.

Je nach Gesamtumständen frage ich auch mal zurück: “Den schnellen oder den schönen Weg?” Und seit mich das vor zehn Jahren in Tel Aviv ungemein freute, erkundige ich mich bei offensichtlichem Touristentum auf Deutsch oder Englisch: “Zum ersten Mal in München?” Wenn dem so ist: “Herzlich willkommen!”

Man muss allerdings auch in Kauf nehmen, dass die Wegsuchenden das als Gesprächsangebot ansehen und eine Unterhaltung beginnen. In deren Verlauf man eventuell Dinge über die gerade noch so sympathisch aussehenden Menschen erfährt, die man nicht über sie wissen wollte. Wie zum Beispiel bei der Münchenbesucherin am Wahlsonntag, die mich auf dem Weg zur Abendschicht aufhielt. “Wir kommen ja aus Heidelberg.” – Ach was, interessant, oh schönes Heidelberg. “Und des is ja so schlimm mit dene afghanische Messerstecher. Und mir ham auch so viele Türken!” Heidelberg? War das nicht Mannheim? Leider bin ich in solchen Situation komplett unsouverän, so auch diesmal: Ich warnte nur mit einem falschen Lächeln, dass sie sich dann besser nicht länger in dieser Bahnhofsgegend aufhalten solle, da wimmle es von Einwanderern aus genau diesen Herkunftsgegenden – und entzog mich dem weiteren Gespräch.

§

Vor fünf Jahren wurde in Südspanien ein unberührtes römisches Grab gefunden. Eines der Gefäße, so stellte sich jetzt heraus, enthält 2000 Jahre alten Wein – Weißwein, um genau zu sein:
“Oldest wine ever discovered in liquid form found in urn with Roman remains”.

Probiert hat ihn aber noch niemand.

§

Wieder mal ein besonder schöner Beitrag auf dem instagram-Kanal Women in Street: Málaga.

Journal Montag, 17. Juni 2024 – Jetzt dann doch Sommer, inklusive Gewitter

Dienstag, 18. Juni 2024

Guter, tiefer Schlaf – ich hatte aber auch das dritte Stamperl Erkältungslikör vor dem Zu-Bett-Gehen genommen. Das Wetter eher trübe.

Meine Prognose, dass das Aufräumen der Musik-Festival-Einrichtung auf der Theresienwiese schneller gehen würde als das Aufbauen, traf zu: Ich konnte meinen Weg in die Arbeit wieder in Luftlinie quer über die Theresienwiese legen.

Große asphaltierte Fläche, im Vordergrund Bäume und zwei Jogger, ganz weit im Hintergrund ein Denkmal

Die Linden waren immer noch schwer mit Blühen und Duften beschäftigt.

Der Himmel riss bald auf. Als ich nach Besprechungen und der einen wie anderen Orga auf meinen Mittagscappuccino zu Nachbars ging und einen kurzen Einkauf anschloss, war es schon sehr warm geworden, in der Sonne heiß – es fühlte sich nach Sommer an.

Mittags gab es Aprikosen und Hüttenkäse.

Geschäftiger Nachmittag, aber ich konnte gut Überblick behalten. Herr Kaltmamsell hatte unsere gemeinsame Einkaufsliste fast leer gekauft, mir blieb auf dem Heimweg nur ein wenig Obst in einem Westend-Laden. Schon bis dahin war der Himmel sehr schnell sehr dunkel geworden – es würde doch nicht? Doch, es begann recht heftig zu regnen, ich stellte mich beim Bavariapark unter eine Linde.

Nasser, gepflasterter Platz, gesäumt von Bäumen, rechts hinten ein einstöckiges Gebäude

Nach zehn Minuten wagte ich mich weiter, in gleichzeitig leichtem Regen und Sonnenschein ging ich nach Hause.

Der jüngste Ernteanteil hatte die letzten Lagerkartoffeln gebracht – und Lagerkartoffeln sind ideal für Reiberdatschi, Gnocchi oder Mohnnudeln, weil sie wenig Wasser enthalten. Also machte ich gestern nochmal Mohnnudeln, nach dem mittlerweile bewährten Rezept im Standard. Diesmal sei festgehalten: Mohnnudeln gehen schneller als man (ich) denkt: Von Kartoffeln aufsetzen bis zum Servieren des fertigen Gerichts 75 Minuten, wenn nur eine Person wuzelt, bei vier Wuzelhänden noch schneller.

Küchen-Arbeitsfläche, darauf zwei Schneidebretter mit Fingernudeln

Überzeugte Hand-Wuzlerin. Anreiz dafür, kleine Nudeln zu formen: Sie haben mehr Oberfläche für mehr anhaftenden Buttermohn.

Auf Holztisch eine Pfanne mit Fingernudeln in viel Mohn und Butter, dahinter ein grünes Set mit Glasteller

Aussehen wieder Moor-Maden, schmeckten köstlich, machten sehr satt. Danach nur noch wenig Konter-Fruchtgummi.

Früh ins Bett zum Lesen, durchs offene Fenster (bis Schlafenlegen) kamen Sommerabenddüfte herein.

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Es gibt ein eigenes Blog über Vorstellungsgespräche mit Bibliothekaren. Internet ist toll.

via @goncourt

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Manche Cover der Vogue sind wirklich einen Blick wert. Zum Beispiel das für die Juli/August-Ausgabe.

Journal Sonntag, 16. Juni 2024 – Entkältung

Montag, 17. Juni 2024

Gute Nacht, ich wachte mit spürbarer Gesundung (Entkältung?) auf. Das Wetter draußen grau und eher kühl. Eigentlich hatte ich für gestern Schwimmen geplant, doch das fühlte sich nicht richtig an. Statt dessen beschloss ich einen Isarlauf. Recht spät nahm ich eine U-Bahn zum Odeonsplatz, lief von dort die Route über Hofgarten, Englischer Garten zum Tivoli und von dort Richtung Norden.

Ein Lauf nochmal in Lindenblütenduft und zunehmendem Sonnenschein – es war herrlich und produzierte Glücksgefühle. Der Körper machte problemlos mit, nur beim Schnaufen (durchgehend durch Nase möglich) spürte ich hin und wieder ein wenig Widerstand. Ich war SO dankbar, dass mein Körper und meine Konstitution mir diesen Genuss ermöglichen.

Ein von Bäumen überschattetes Häschen an einem Teich, darauf ein Schwan

Japanisches Teehaus.

Neben einer Säule Blick von halb oben über eine Wiese und einen Park, im Hintergrund die Silhouette alter Bauten

Wiese mit Wildblumen

Blick auf Fluss mit Steinen, hinten eine Eisenbahnbrücke

Blick auf sonnigen schmalen Fluss, an beiden Seiten Bäume, im Hintergrund eine steinere Brücke

Unterwegs bekam ich Lust auf Torte und plante bereits, mir auf dem Heimweg im Untergeschoß Sendlinger Tor beim Rischart ein Stück zu kaufen. Doch dann verging die Lust wieder, ich kam mit leeren Händen heim.

Frühstück um zwei: Eine Scheibe selbstgebackenes Brot mit dick Frischkäse und Kirschmarmelade, außerdem Aprikosen mit Joghurt. Meine Geschmacksnerven waren immer noch nicht wieder zu 100 Prozent im Einsatz.

Schuhe zum Kleid für die Hochzeit bestellt. Wenn ich voraussetze, dass das die letzten Abendschuhe meines Lebens werden, sind sie gar nicht mehr so teuer. Geburtstagstelefonat mit Brüderchen, gute Nachrichten vom Nichtenabitur – ich bin schon ungeheuer gespannt, wie das weitergeht.

Auf dem Balkon las ich Internet, mir fielen die Augen zu, also kurze Siesta im Bett. Dann Romanlesen auf dem Balkon. Vor dem Abendessen eine Runde Pilates, die ganz besonders gut tat.

Abendessen: Herr Kaltmamsell hatte auf meine Bitte ein neues Lamm-Curry zubereitet (via @sauer_lauwarm).

weißer tiefer Teller mit rotem Curry, Reis, darüber frischer Koriander

Schmeckte ganz ausgezeichnet mit seinen deutlich rausschmeckbaren Gewürzen, seiner Schärfe, ist hiermit mein liebstes Lamm-Curry – und der Ernteanteil-Koriander, der Anlass für das Gericht war, schmeckte herrlich intensiv. Nur dass es halt immer weniger attraktiv wird, in den hiesigen indischen Restaurants Essen zu gehen: Dort ist es nie so gut.

Weiterlesen im Bett, Ulrike Draesners Die Verwandelten bereitet mir weiterhin viel Freude. Und seit 24 Stunden hatte ich kein Nasenspray mehr benötigt.

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Wobei ich beim Anblick von John Lithgow immer als Erstes denke.