Journal Freitag, 19. Juli 2024 – Diamantene Hochzeit
Samstag, 20. Juli 2024 um 16:57Deutlich vor Wecker aufgewacht, da bei Liegenbleiben Angstgedanken drohten, stand ich lieber auf.
Bett abgezogen und Bettwäsche in die Waschmaschine gestopft: Herr Kaltmamsell sollte das Aufhängen übernehmen, bei übernächtiger Abwesenheit war genug Zeit zum Trocknen (und dabei Wohnungkühlen, es war ein heißer Tag vorhergesagt). Draußen war es mild genug für Balkonkaffee.
Die Zeitung musste ich diesmal vom Gehweg vor dem Hoftor klauben.
Ich kleidete mich bereits Fest-fein, warf ein Stoffjäckchen über die nackten Schultern. Und ich hatte meine edle Weekender-Ledertasche gepackt statt des Arbeitsrucksacks – um den Preis, dass ich ihn eher unbequem auf dem Weg in die Arbeit über der Schulter tragen musste. Schweres Tragen außer mit Rucksack gibt es in meinem Leben sonst nicht mehr.
Keinerlei Freitagsruhe, ich war knackig beschäftigt. Dazwischen erreichte mich eine WhatsApp-Nachricht zur Familienfeier, die als Dresscode “legere Sommerkleidung, nix feierlich” ausgab. Tja, zu spät. Allerdings halte ich das Konzept “overdressed” sowieso für albern. Anders formuliert:
Auf meinen Mittagscappuccino ging ich raus in die heißer werdende Sonne. Weil „heiß“ und „Eis“ lautlich so nah beieinander liegen, wurde mir mein erster kalter Mittagscappuccino serviert.
Schmeckte aber gut!
Es war heiß geworden.
Eher spätes Mittagessen am Schreibtisch: Eingeweichtes Muesli mit Sojajoghurt, eine große, perfekte Nektarine (fest, saftig, so süß, dass ich danach innerlich verklebt war).
Überpünktlicher Feierabend, ich hatte einen Zug zu erwischen. Am Bahnsteig traf ich mich mit Herrn Kaltmamsell, gemeinsam setzten wir uns in einen Zug nach Augsburg Haunstetterstraße. Von dort mit der Tram weiter nach Haunstetten und in unser Hotel, das wir von früheren Aufenthalten kannten. Wir verräumten nur kurz unsere Sachen und machten uns frisch, dann spazierten wir durch Alt-Haunstetten und in nicht mehr zu großer Hitze zur Feier einer Diamantenen Hochzeit.
Anstoßen im Innenhof des Lokals, Freude über das Wiedersehen mit Schwieger-Familie – meine Eltern hatten leider kurzfristig wegen großer Vaterschmerzen absagen müssen, ich plante schon mal meinen Samstag um für einen Besuch bei ihnen. Für uns war ein kleiner Nebenraum gedeckt, ich aß Salat, Rumpsteak mit Rösti, dazu gab es zwei Gläser Beaujolais, zum Nachtisch frische Apfelküchl. Und herzwärmende sowie spannende Gespräche, wie bei jeder solchen Gelegenheit erfuhr ich neues aus der Familiengeschichte. Meine Schwiegermutter, ihre Schwestern und Schwägerin hatten definitiv eine wildere Jugend als meine je auch nur in Sichtweite kam: Ich kenne niemanden in meinem Alter, der als warnendes Beispiel einer katholischen Sonntagspredigt diente!
In einer wundervoll milden Sommernacht spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell in unser Hotel – wo uns ein sehr warmes Zimmer erwartete.
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Dokumentarische Fotografie fasziniert mich weiterhin, unter anderem wie selbst das schlichteste “einfach draufhalten” nicht Kontext-frei ist. Die Fotografie, die wir als Ergebnis sehen, erwecken erst wir als Betrachtende zu Inhalt wie jede andere Wahrnehmung auch. Im Magazin Monopol schreibt Kunsthistoriker Michael Diers über ein berühmt gewordenes Foto des brennenden World Trade Centers am 11. September 2001, aufgenommen von Magnum-Fotograf Thomas Hoepker.
“Wie Thomas Hoepkers berühmtes 9/11-Bild entstanden ist – und was es bedeutet”.
via @kutter
Unter anderem zitiert der Artikel Hoepkers Aussage über Bildbearbeitung:
Praktisch jeder scan, den man von einem Stück Film macht, wird digital bearbeitet, d.h. man versucht Belichtungsfehler auszugleichen, Farbstiche zu eliminieren, den Kontrast zu verändern. Mein Prinzip dabei ist: Ich mache alles, was ich früher auch in der Dunkelkammer gemacht habe, um einen guten Print zu bekommen, das geschieht in der scan-software oder in Photoshop. Was ich nicht mache, sind Fälschungen, also Personen austauschen, Kleidung “umfärben”, Elemente entfernen oder hinzufügen. Da fängt dann die Lüge an. Aber so etwas wie exakte Objektivität gibt es in der Fotografie nicht, weder im analogen, noch im voll digitalen Bereich. Jedes Ergebnis ist eine Interpretation.
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Über die westliche Konstruktion des Orients in der Kunst habe ich schon das eine oder andere gelesen oder gehört, umso spannender fand ich:
“Techno-Orientalism: Decoding Japan’s Misrepresentation as a Cyberpunk Utopia”.
via @kid37
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Google taugt nicht mehr dazu, das Web zu durchsuchen. Will es halt auch gar nicht mehr – ich bin ehrlich verzweifelt. Vincent Schmalbach fasst den Hauptgrund zusammen:
“Google Now Defaults to Not Indexing Your Content”.
1 Kommentar zu „Journal Freitag, 19. Juli 2024 – Diamantene Hochzeit“
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20. Juli 2024 um 21:25
Der Artikel zum 9/11-Bild ist total interessant, Danke! Sandra