Journal Montag, 15. Juli 2024 – Der Preis von Premiumschneiderei

Dienstag, 16. Juli 2024 um 5:50

Auf den nächtlichen beiden Klogängen konnte ich kaum laufen vor Fußschmerzen. Mir fiel ein, dass meine zweiwöchige Wanderung auf Mallorca in gut zwei Monaten startet – bis dahin sollte sich das bitteschön halbwegs eingerenkt haben.

Freude über den Balkonkaffee, bei aller Frische konnte ich den Tag auf dem Balkon starten. Freude auch über den herrlichen Sommermorgen, Freude am Sommerkleidchen – und doch fühlte ich mich gereizt und missgelaunt: Die Fußbeschwerden mit Aussicht auf Wanderurlaub verhagelten mir die Stimmung.

Edles Hoftor aus Eisenstangen, im oberen Teil liegt eine zusammengerollte Zeitung

Meine Tageszeitung fand ich wieder im Hoftor. Ich hoffe, dass das nur an einer Urlaubsvertretung liegt, denn wenn das so bleibt, muss ich leider reklamieren.

Auf dem Weg in die Arbeit genoss ich die Morgenfrische plus Sonnenschein – besser mal intensiv, denn laut Vorhersage sollen bald Gewitter dem Spaß ein Ende machen. Oder wie es ein Meteorolge nannte: Ein stabiles Hoch ist weiterhin nicht in Sicht. Was halt Draußenplanungen unmöglich macht.

Emsiger Vormittag, der fast ausschließlich aus Unvorhergesehenem bestand. Mittagscappuccino bei Nachbars. Mittagessen bestand aus einem Stück Gurke, Fenchel-Salat (Ernteanteil, mit u.a. Crema gialla al limone von La Selva – die unangenehm schleimig war und so wenig limone enthielt, dass sich der klein geschnittene Fenchel über Nacht braun verfärbt hatte), Aprikosen. Das war möglicherweise zu viel: Fresskoma.

Nächste überraschende Körperlichkeit: Muskelkater vom Wandern, und zwar im hinteren Oberschenkel. Nicht schlimm, aber deutlich. Bin ich komplett außer Form?

Aber! Gestern war er endlich da: Der Tag, an dem ich die Kühle meines Büros rühmte, denn draußen wurde es heiß.

Nicht zu später Feierabend, denn gestern plante ich, mein neues Abendkleid zum Kürzen zu bringen: Mittlerweile habe ich Schuhe dazu (nicht die ursprünglich bestellten, denn die gab es dann doch nicht in meiner Größe), ich bestellte hellgoldene Riemchensandaletten eines anderen Anbieters (die ich noch einlaufen werde müssen, und selbst dann wird gemütlich was anderes sein). In der schön kühlen Wohnung wechselte ich Arbeitsrucksack gegen die Tasche mit Kleid und Schuhen, spazierte damit zum Ludwig Beck: Das Kürzen dieses besonderen Materials (elastisch und beschichtet) wollte ich lieber nicht einer Änderungsschneiderei ums Eck anvertrauen.

Die Schneiderin war ohnehin gerade in der Abendkleidungsabteilung und steckte Kleidung einer anderen Kundin ab. Dann kümmerte sie sich um mein Kleid und machte einen durch und durch kompetenten und vertrauenswürdigen Eindruck. Nur: Nicht Änderungsschneiderei ums Eck, so stellte sich heraus, bedeutet auch etwa dreimal so hohen Preis.

Auf dem Heimweg in der Hitze kaufte ich am Standl noch meine letzten Erdbeeren der Saison, jetzt kann ich damit abschließen.

Tisch mit einer Schüssel klein geschnittener Erdbeeren, dahinter ein Stapel leerer Erdbeer-Schachteln aus unterschiedlichen Materialien

Herr Kaltmamsell war sogar erst nach mir aus der Arbeit gekommen. Er kochte Abendessen auf Basis Ernteanteil-Mangold mit Pilzen, schwarzen Bohnen und Nudeln. Nur dass wir beim Servieren feststellten, dass er den Mangold vergessen hatte – so durch war er. Die Sommerferien werden echt Zeit. Zum Nachtisch gab es Erdbeeren. Und Käsekuchen und ein bisschen Schokolade. (Nur bisschen zu viel.)

Früh ins Bett zum Lesen. Draußen war es noch zu warm für offene Fenster.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Montag, 15. Juli 2024 – Der Preis von Premiumschneiderei“

  1. Croco meint:

    Armer Thomas!
    Vor den Ferien laufe ich nur noch auf stand by. Und ziehe meine Spur durch die Schulgebäude. Ich lasse überall was liegen, mach das Licht nicht mehr aus und lass die Rechner am Strom. Die Fenster bleiben offen und die Jalousien unten.
    Die jungen Kollegen lachen zuerst darüber bis es ihnen nach ein paar Jahren auch so geht.
    Das Schuljahresendkoma hat zugeschlagen.

    Was steht eigentlich genau in dem Schüsselchen? Scheint ja was ganz besonderes zu sein.

    Gute Besserung dem Fuß.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Die Schüssel, Croco, hat uns eine Studiumsfreundin zum Rosenfest angefertigt. “Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose” steht darauf, unsere Namen und das Datum des Fests. Sie ist unsere Erdbeerschüssel geworden, auch nur zur Erdbeersaison in Gebrauch; den Rest des Jahres steht sie in einem Regal in Herrn Kaltmamsells Zimmer.

  3. Croco meint:

    Wie schön :).

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