Archiv für Juli 2024

Journal Mittwoch, 17. Juli 2024 – Ein Arbeitsmittwoch halt, sehr gemischtes Sommerwetter

Donnerstag, 18. Juli 2024

Eingeschlafen zu wirklich schön klingendem Regenrauschen, trotz späterem Gewitter gut geschlafen, kurz vor Wecker aufgeweckt worden von zwei lauten, jungen Stimmen vor meinem Schlafzimmer: Die zugehörigen Menschen saßen breit auf dem Gehweg, neben sich ihre Taschen, ignorierten die Passanten auf dem Weg zur Arbeit (ja, schon vor sechs: das hier ist ein Klinikviertel), die wegen ihnen auf die Straße ausweichen mussten. Muss eine sensationelle Feier gewesen sein.

Aufgestanden mit der Grundgereiztheit, die mich jeden und jeder alles übel zu nehmen bereit macht, auch Äußerlichkeiten. Ich bin dann immer überzeugt, dass das mein wahres Ich ist, das ich lediglich mit viel Anstrengung und Selbsterziehung unterdrücke, weil ich viel lieber ein freundlicher und wohlwollender Mensch bin.

Balkontisch mit Cappuccino und Glas Wasser, hinter der Brüstung sieht man Bäume und dunkelgraue Wolken

Unter düsterem Himmel war es mild genug für Balkonkaffe. Ein milder Tag war auch angekündigt, aber ich musste die Wohnung sowohl sonnen- als auch gewitterfest machen. Unter dunklen Wolken marschierte ich jackenlos in die Arbeit. Dort empfingen mich gleich mal Scherereien, bis ich aus denen rausfand, war es schon zehn. Danach ging es strukturierter weiter.

Als ich später auf meinen Mittagscappuccino ins Westend marschierte, war es deutlich kühler geworden: Um mich herum lauter Menschen in Jacken.

Blick über eine Cappuccinotasse hinweg vors Café auf die Straße, auf dem Gehweg steht gerade ein großes gelbes Post-Fahrrad

Mittagessen wieder eher spät: Pumpernickel mit Butter, Bananen, Aprikosen.

Strukturierter Nachmittag, das Wetter blieb unfreundlich. Auf dem Heimweg Lebensmittel-Einkäufe fürs Abendessen, für das ich gestern zuständig war.

Daheim turnte ich erstmal endlich wieder eine Runde Gymnastik, tat sehr gut. Danach schlüpfte ich in Feinkniestrümpfe und die neuen Abendschuhe: Bis zur Jahrhunderthochzeit möchte ich sie halbwegs eingelaufen haben, erst mit Strümpfen, dann barfuß. Darin Abendessenszubereitung.

Gedeckter Tisch mit den unten beschriebenen Speisen

Caprese mit endlich mal wirklich guten Tomaten, Fladenbrot und Burek mit Käse aus der Balkan-Bäckerei – alles sehr gut. Nachtisch Schokolade.

Erst auf dem Balkon in nach Regen duftender Sommerluft, dann im Bett gelesen, immer noch Vicki Baums Memoiren – in denen ich gestern recht unerwartet an ein flammendes Plädoyer fürs Stillen kam; damit scherte Baum wohl aus ihrer Zeit und ihrer Gesellschaftsschicht völlig aus (wobei gleichzeitig der 1. Weltkrieg ja gerade ohnehin alte Strukturen aufbrach).

Journal Dienstag, 16. Juli 2024 – Lerchenlauf im Regen

Mittwoch, 17. Juli 2024

Mehrfach gestörte Nacht, einmal weckte mich ein lautes Gewitter, einmal ein Krampf, als ich mein rechtes Bein streckte. Als der Wecker klingelte, schlief ich gerade endlich wieder; doch er klingelte auch besonders früh, da ich vor der Arbeit einen Isarlauf geplant hatte. Wieder einmal hielt sich das Wetter nicht an die Vorhersage: Es regnete. Das war mir nun auch egal: Aufgestanden war ich eh, es regnete ja nicht heftig und war mild, mein Mützenschirm hielt die Tropfen von meiner Brille fern.

Besonders freute ich mich über meinen Körper: Nicht nur blieb der nächtliche Krampf ohne Folgen, auch meine Füße schmerzten nur wenig, ich lief die 75 Minuten leicht.

Blick auf Fluss und Flussauehen, im Hintergrund Kirchtürme

Kohlekraftwerk im Abbruch hinter Eisenbahnbrücke, an den Seiten Bäume

Jetzt sieht man langsam, dass das Kraftwerk abgerissen wird.

Flusslandschaft mit Weg und großer Pfütze

Steinige und regnerische Flusslandschaft mit Bäumen

Zufluss in einen Fluss, grün, umgeben von Bäumen

Was man nicht sieht: Es waren überraschend viele Läufer*innen unterwegs, die ihrer Miene nach zu urteilen der Regen genauso wenig störte wie mich.

Daheim zackige Körperreinigung, für den Weg in die Arbeit benötigte ich einen Regenschirm.

Unruhiger Arbeitsvormittag, ich kam zu wenig. Mittagscappuccino bei Nachbars, der Regen hatte aufgehört. Gleich im Anschluss löste ich mein Orthopädie-Rezept für neue Einlagen ein: Ich hatte mich an ein kleines Sanitätshaus in der Nähe erinnert, also musste ich dafür nicht in die Innenstadt.

Spätes Mittagessen: Pumpernickel mit Butter, Banane, Aprikosen.

Auch der Arbeitsnachmittag war unruhig, irgendwann gab ich den Versuch auf, an irgendwas konzentriert zu arbeiten. Außerdem hatte ich scheiß Schwindel, der tierisch nervte.

Mittelspäter Feierabend, ich ging in mittelschwüler Luft direkt heim. Abendessen sollte es aushäusig geben, wir entschieden uns für den Schnitzelgarten. Am Eingang stand eine Schlange augenscheinlicher Touristen – das hatten wir bei vorherigen Besuchen schon erlebt und waren einfach an ihnen vorbei durchs Lokal in den Biergarten (der direkte Biergarten-Zugang über den Hof ist seit zwei Jahren abgesperrt) und zu einem der immer reichlichen unbesetzten Tischen gegangen. Doch gestern hielt uns eine große Tafel “Hier warten! Wait here!” auf. Auf solche Sperenzchen hatten wir im schlichten Schnitzelgarten (!) keine Lust, statt dessen gingen wir weiter zum verlässlich guten Vietnamesen Chi Thu und nahmen uns Abendessen mit.

Blick in eine Take-away-Box mit gebratenem Tofu, Gurkenstiften, Kräutern, Bohnensprossen

Reisnudeln mit gebratenem Tofu und viel frischem Gemüse, schmeckte ganz ausgezeichnet. Nachtisch Schokolade.

Unter gemischtem Himmel mit Gewitterdrohung setzte ich mich auf den Balkon zum Lesen, weil ich so früh noch nicht ins Bett wollte. Setzte die Lektüre aber später im Bett fort.

Journal Montag, 15. Juli 2024 – Der Preis von Premiumschneiderei

Dienstag, 16. Juli 2024

Auf den nächtlichen beiden Klogängen konnte ich kaum laufen vor Fußschmerzen. Mir fiel ein, dass meine zweiwöchige Wanderung auf Mallorca in gut zwei Monaten startet – bis dahin sollte sich das bitteschön halbwegs eingerenkt haben.

Freude über den Balkonkaffee, bei aller Frische konnte ich den Tag auf dem Balkon starten. Freude auch über den herrlichen Sommermorgen, Freude am Sommerkleidchen – und doch fühlte ich mich gereizt und missgelaunt: Die Fußbeschwerden mit Aussicht auf Wanderurlaub verhagelten mir die Stimmung.

Edles Hoftor aus Eisenstangen, im oberen Teil liegt eine zusammengerollte Zeitung

Meine Tageszeitung fand ich wieder im Hoftor. Ich hoffe, dass das nur an einer Urlaubsvertretung liegt, denn wenn das so bleibt, muss ich leider reklamieren.

Auf dem Weg in die Arbeit genoss ich die Morgenfrische plus Sonnenschein – besser mal intensiv, denn laut Vorhersage sollen bald Gewitter dem Spaß ein Ende machen. Oder wie es ein Meteorolge nannte: Ein stabiles Hoch ist weiterhin nicht in Sicht. Was halt Draußenplanungen unmöglich macht.

Emsiger Vormittag, der fast ausschließlich aus Unvorhergesehenem bestand. Mittagscappuccino bei Nachbars. Mittagessen bestand aus einem Stück Gurke, Fenchel-Salat (Ernteanteil, mit u.a. Crema gialla al limone von La Selva – die unangenehm schleimig war und so wenig limone enthielt, dass sich der klein geschnittene Fenchel über Nacht braun verfärbt hatte), Aprikosen. Das war möglicherweise zu viel: Fresskoma.

Nächste überraschende Körperlichkeit: Muskelkater vom Wandern, und zwar im hinteren Oberschenkel. Nicht schlimm, aber deutlich. Bin ich komplett außer Form?

Aber! Gestern war er endlich da: Der Tag, an dem ich die Kühle meines Büros rühmte, denn draußen wurde es heiß.

Nicht zu später Feierabend, denn gestern plante ich, mein neues Abendkleid zum Kürzen zu bringen: Mittlerweile habe ich Schuhe dazu (nicht die ursprünglich bestellten, denn die gab es dann doch nicht in meiner Größe), ich bestellte hellgoldene Riemchensandaletten eines anderen Anbieters (die ich noch einlaufen werde müssen, und selbst dann wird gemütlich was anderes sein). In der schön kühlen Wohnung wechselte ich Arbeitsrucksack gegen die Tasche mit Kleid und Schuhen, spazierte damit zum Ludwig Beck: Das Kürzen dieses besonderen Materials (elastisch und beschichtet) wollte ich lieber nicht einer Änderungsschneiderei ums Eck anvertrauen.

Die Schneiderin war ohnehin gerade in der Abendkleidungsabteilung und steckte Kleidung einer anderen Kundin ab. Dann kümmerte sie sich um mein Kleid und machte einen durch und durch kompetenten und vertrauenswürdigen Eindruck. Nur: Nicht Änderungsschneiderei ums Eck, so stellte sich heraus, bedeutet auch etwa dreimal so hohen Preis.

Auf dem Heimweg in der Hitze kaufte ich am Standl noch meine letzten Erdbeeren der Saison, jetzt kann ich damit abschließen.

Tisch mit einer Schüssel klein geschnittener Erdbeeren, dahinter ein Stapel leerer Erdbeer-Schachteln aus unterschiedlichen Materialien

Herr Kaltmamsell war sogar erst nach mir aus der Arbeit gekommen. Er kochte Abendessen auf Basis Ernteanteil-Mangold mit Pilzen, schwarzen Bohnen und Nudeln. Nur dass wir beim Servieren feststellten, dass er den Mangold vergessen hatte – so durch war er. Die Sommerferien werden echt Zeit. Zum Nachtisch gab es Erdbeeren. Und Käsekuchen und ein bisschen Schokolade. (Nur bisschen zu viel.)

Früh ins Bett zum Lesen. Draußen war es noch zu warm für offene Fenster.

Journal Sonntag, 14. Juli 2024 – Tegernseer Höhenweg mit vielen, vielen anderen

Montag, 15. Juli 2024

Gut und lang geschlafen, nach Aufwachen kurz vor sechs nochmal so tief, dass ich kaum rauskam aus dem Schlaf. Der Morgen startete kühl, zu kühl für Balkonkaffee.

Haarige Dinge: Nach diesem und dem vorherigen Haarschnitt (aus derselben Hand) gab es praktisch keine Übergangsphase zwischen frisch geschnitten und brauche dringend einen neuen Haarschnitt. Auch diesmal schien meine Haarpracht (ernst gemeint, ich habe sehr dichtes und dickes Haar, finde ich gut – möglicherweise bin ich die einzige Frau, die nicht mit ihrem angeborenen Haupthaar hadert, auch nicht mit der Farbe; nein, auch damit geht nicht jeder erdenkliche Schnitt, jede Frisur, aber ich habe schon eine besonders große Auswahl) von einem Tag auf den anderen zu explodieren, ich hatte wieder Bärenfell-Gefühle, das Trockenföhnen dauerte schlagartig doppelt so lang. Doch der nächste Haarschnitt ist auf kurz vor der Jahrhunderthochzeit terminiert, ich werde noch drei Wochen aushalten müssen.

Plan für gestern war eine Wanderung mit Herrn Kaltmamsell, ausnahmsweise am deutlich bevölkerteren Sonntag statt am Samstag, weil er am Vortag durch eine Einladung verhindert war. Ich hatte den Tegernseer Höhenweg ausgesucht, inklusive einem Zusatzstück am Anfang von Gmund aus. Das Wetter war als sonnig und nicht zu heiß angekündigt. Um halb zehn machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof, da brauchte ich noch ein Hemd überm ärmellosen Shirt.

Ein Mann und eine Frau in Wanerkleidung fotografieren sich im Spiegel in einer Wohnung

Der Zug Richtung Tegernsee (ein Dreierzug mit zweimal Teilung dorthin) war 15 Minuten vor Abfahrt bereits gut besetzt.

Unter einem Schild "München Hbf" steht draußen ein roter Zug, der mit Graffiti besprüht ist

Stehen mussten die Passagier*innen aber erst ab dem Halt am Harras.

Alpenlandschaft mit See und Bäumen, im Vordergrund Wiese

Hallo Tegernsee (See)!

Schmuckes altes Fachwerk-Bahnhofsgebäude, davor ein Schild "Gmund" darauf zu gehen viele Menschen

Hallo Gmund! Die vielen Leute wollten zum Glück nicht alle auf dem Tegernseer Höhenweg nach Tegernsee (Ort). Aber deutlich mehr davon, als mir lieb war. Ich merkte, dass ich viel weniger oft zum schlichten Rumschauen stehenblieb, als ich ohne Wander*innen vor und hinter mir getan hätte.

Blick zurück nach Gmund.

Der Sonnenschein hielt nur anderthalb Stunden, dann kamen dichte und dunkle Wolken über die Alpenkette. Doch das Wetter ersparte uns Gewitter und Regen.

Weg in einem Wald, hinter dem man Sonnenschein sieht

Blick auf einen sommerlichen See vor Bergkulisse

Blick auf See vor Berg

Diesen Aussichtspunkt hatte ich als Brotzeitort angepeilt, doch wir waren eine Stunde früher dort als nach der Wegbeschreibung berechnet – zu früh für Brotzeithunger, wir gingen weiter. Nach zweieinhalb Stunden Wanderung, jetzt bereits deutlich im Tegernseer Höhenweg Süd, den wir schon kannten, setzten wir uns auf eine Bank im Wald. Ich brotzeitete ein Glas mitgebrachten Quark mit Joghurt und Nektarinen.

Abschüssiger Wanderweg mit einer tiefen Furche, ein Wanderer von hinten

See-Ufer, daran ein Bootshaus, dahinter alte schöne Gebäude

Zurück in Tegernsee (Ort). Nach den Angaben der Beschreibungen hatte ich sechs Stunden für die Route veranschlagt, doch wir waren bereits nach weniger als fünf Stunden für die gemessenen 16 Kilometer mit einer Pause zurück am Bahnhof. Wo mit uns viele, viele Menschen in den Zug zurück nach München stiegen, wir bekamen keinen Sitzplatz mehr. Der mir sehr recht gewesen wäre, denn meine Beine waren nach recht zackigem Auf und Ab müde (wahrscheinlich schneller als sonst gegangen, weil keine Gelassenheit) – wir fühlten uns überhaupt alle beide erstaunlich erledigt für die eher übersichtliche Wanderung. Die Luft auf dem Weg nach München war im Zug durch die vielen Menschen stickig, doch es herrschte gute Stimmung. Ich las auf dem Handy Vicki Baums Memoiren weiter (um mich herum auffallend viele Buchleser*innen).

Wie geplant stiegen wir schon an der Donnersbergerbrücke aus und nahmen eine Tram zum Hirschgarten fürs Abendbrot – und hinkten beide auf den letzten Metern zum Biergarten heftig: Herr Kaltmamsell laboriert immer noch an seiner Ferse (auch wenn er betont, dass sie besser wird), mir machte gestern nach der Ruhehaltung auf der Rückfahrt besonders meine Plantarfasziitis rechts zu schaffen.

Zu meiner großen Freude war der Steckerlfischstand Fischer Vroni in Betrieb, und bei Ankunft waren gerade Makrelen fertig gegart: Ich kaufte eine. Herr Kaltmamsell besorgte Radlermaßen und Breze, für sich einen Schweizer Wurstsalat.

Durch einen Zaun in ein Tiergehege fotografiert, darin sieht man einige Hirsche

Biergartentisch mit gegrillter Makrele, Wurstsalat, Riesenbreze, zwei Maß Radler, neben Tisch Zaun, durch den man einen Hirschen erahnt

Eine wunderbar saftige Makrele, gute Breze, gutes Radler. Und ich genoss das Biergartentreiben um mich herum, im Hirschgarten finde ich es besonders vielfältig und heimelig.

Mit einer Tram fuhren wir nach Hause, einige Passagier*innen in Fußballtrikots mit spanischer Flagge erinnerten mich daran, dass gestern das Finale der Männerfußball-EM ausgetragen wurde.

Daheim Räumen, Vorbereitung des Arbeitstags, Käsekuchen und Schokolade zum Nachtisch. Ich ließ im Fernsehen den zweiten Downton-Abbey-Kinofilm laufen, zumindest die erste halbe Stunde sah recht langweilig aus.

Journal Samstag, 13. Juli 2024 – Fernseh- und Käsekuchensamstag

Sonntag, 14. Juli 2024

Nach guter Nacht früh aufgewacht – das war mir recht, denn ich hatte Backpläne: Käsekuchen Buddenbohm (mit frischen Aprikosen statt Dosen-Mandarinen). Den Mürbteig bereitete ich aus einer Laune heraus nach englischer Methode zu: rub the fat into the flour, in diesem Fall die Butter mit den Finger in alle trockenen Zutaten gerieben, dann schnell mit dem Ei verknetet.

Käsekuchen in Springform auf Kochfläche, er ist sehr aufgegangen, die Oberfläche gerissen

Frisch aus dem Ofen.

Gleich nach Blumengießen und Milchkaffee machte ich mich daran, wie erinnert geht der Kuchen recht flugs. Während der Handgriffe hingen meine Gedanken dem letzten Traum der Nacht nach, der besonders intensiv gewesen war: Ich war in die erste PR-Agentur zurückgekehrt, in der ich 1998 nach Aufgeben meiner akademischen Träume den Schritt in die freie Wirtschaft gemacht hatte (und die es schon längst nicht mehr gibt), in München Haidhausen. Dort trafen auch einige Kolleginnen von damals ein; die Geschäftsführerin hatte ihren Vornamen gewechselt, mit den anderen sah ich mich in den Räumen von damals um.

Wach musste ich sehr konzentriert nachdenken, um mich an den Grundriss und die Räumlichkeiten der Altbauwohnung zu erinnern, die diese Agentur damals als Büro nutzte – eigentlich der zwei Wohungen, denn neben den repräsentativen Räumen im 1. Stock gab es auch deutlich schlichtere Büros im Erdgeschoß, zu denen man am Hinterzimmer einer Bäckerei vorbei gelangte. Jetzt, wo ich das schreibe, habe ich die Agentur wieder in vielen Einzelheiten vor Augen, schließlich habe ich zwei Jahre lang dort gearbeitet (und Agenturjahre zählen ja wie Hundejahre mal sieben).

Die Zeitung war gestern gar nicht da – oder, wie Herr Kaltmamsell zurecht einwarf, ich hatte sie diesmal einfach nicht gefunden. Beim Reklamieren auf der Website gab es wieder die Option, diese Ausgabe statt dessen digital zu lesen – und diesmal klappte das! (Vorherige solche Angebote nicht.)

Der gestrige Sportplan sah Schwimmen vor. Die Luft war langärmlig kühl, doch beim Rausradeln zum Dantebad bekam ich sogar ein bisschen Sonne. Auch auf den ersten 1.000 Metern meiner Schwimmerei mit nur wenig Gesellschaft auf der Bahn schien manchmal die Sonne, dann aber wurde der Himmel dunkel bewölkt. Auf den dritten 1.000 Metern fröstelte ich sogar. Nichts, was sich nicht mit einer anschließenden heißen Dusche beheben ließ. Ansonsten machte mein Körper gut mit.

Auch beim Heimradeln blieb ich trocken. Ich stellte fest, dass die eine oder andere Baustelle auf diesem Weg vorankommt, mancher Radweg wieder befahrbar ist.

Frühstück schon um halb zwei: Ein Teller Gemüse-Kugel (jüdischer Auflauf), die Herr Kaltmamsell am Vorabend aus Ernteanteil-Karotte, -Zucchini sowie Kartoffel und Zwiebel gemacht hatte, außerdem zwei große Stücke Käsekuchen.

Ganzer Käsekuchen, von dem ein großes Stück fehlt

Wäscheaufhängen, kleine Einkaufsrunde, Zeitunglesen am Bildschirm. Herr Kaltmamsell war zu einer Geburtstagsfeier gefahren, ich verwendete den restlichen düsteren, kühlen Nachmittag für alle fünf Folgen der Doku über Angela Merkel aus der ARD-Mediathek.
“Angela Merkel – Schicksalsjahre eine Kanzlerin”.
(Saublöder Titel.)

Ich bin weiterhin von ihr fasziniert, weil sie einfach ein Einzelfall war: Dass so jemand auf diese Weise aufstieg und in Deutschland an die höchste politische Machtposition kam, war nur zu diesem Moment und in dieser Konstellation möglich. Deswegen erzählt jede Doku über Angela Merkel ganz besondere Zeitgeschichte – auch unabhängig von der Einschätzung ihres Lebenswerks als Kanzlerin.

Als ich Hunger bekam, garte ich Ernteanteil-Lauch und -Karotten zu einem Buttergemüse, dann gab’s nochmal zwei große Stücke Käsekuchen.

Ich ging früh ins Bett, las noch eine Weile

§

Auch in der Süddeutschen eine große, vor Ort recherchierte Geschichte über das Leben der Einheimischen auf einer Urlaubsinsel, hier ist es Teneriffa (€).
“Insel der Erschöpften”.

Autor Patrick Illinger geht auch darauf ein, wie sehr die Wirtschaft der kanarischen Inseln auf den Tourismus angewiesen ist.

§

Es gibt eine Website, die sich mit Hunden an Bord von Schiffen beschäftigt:
bordhunde.com

1. Internet ist toll.
2. So ungefähr, liebe Kinder, sahen anfangs die meisten Websites aus, also in den 1990ern. (Mit Besucherzähler!) (Wenig später sahen die meisten dann aus wie dieses Blog.)

Journal Freitag, 12. Juli 2024 – Wochenabschluss mit wechselndem Wetter und florentiner Brotzeit

Samstag, 13. Juli 2024

Nach recht gutem Schlaf kurz vor Weckerklingeln müde aufgewacht. Nachts hatte ich Regen mitbekommen, umso mehr freute ich mich über einen hellen, trockenen Morgen, dessen Temperatur mir Balkonkaffee ermöglichte.

Blick über die Brüstung eines Balkons mit Pflanzen, im Vordergrund auf einem Tisch Kaffeetasse und Wasserglas, im Hintergrund blauer Himmel, Bäume

Derzeit ist es wieder allmorgendlich spannend, wo ich meine Süddeutsche finden werde. Neben dem regulären Briefkasten hatte ich bereits: Vorm Aufzug im Wohungsgeschoß, vorm Briefkasten auf dem Boden, vor der Haustür auf dem Boden. Heute neu: Zwischen den Gitterstäben des Hoftors, der Feuchtigkeit des Papiers nach lag sie da schon eine ganze Weile.

Ruhiger Arbeitstag. Mittagscappuccino im Westend, ich geriet unterwegs in leichten Regen.

Blick aus Caféfenster, im Vordergrund auf Holz ein Tässchen Cappuccino, draußen Straße, auf der gegenüberligenden Seite geht eine Frau mit Regenschirm vorbei

Mittagessen Quark mit Joghurt, reichlich Nektarinen, die sehr unterschiedlich reif und gut schmeckten.

Nachmittag mit Kreislaufgewackel und Schwindel, pünktlicher Feierabend, ich ging über Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner heim, jetzt wieder in Sonne.

Random Erinnerung: In dem pubertären Alter, in dem Altersgenoss*innen mit Schminke, Frisur und Kleidung provozierten, las ich in einem Artikel über Graphologie, dass nach links geneigte Schrift von Arroganz und Egozentrik zeugten. Und trainierte mir das gezielt an.
(Bis heute in meinem Schriftbild sichtbar.)

Daheim packte ich nur kurz aus, zum frühen Abendessen war ich verabredet: Mit einer Florenz-erfahrenen Freundin im aktuellen Lokal im Müller’schen Volksbad, der Rustikeria. Dort wurde eine florentiner Brotzeit-Spezialität angeboten, die die Freundin kannte und schätzte: Schiaccata, besonders köstlich belegte Bocadillos.

Vor knallblauem Himmel zwei Kirchtürme, davor Bäume

Hin spazierte ich durch Hochsommer, an der Isar herrschte reges Leben.

Außengastronomie vor einem alten Gebäude mit der Aufschrift "Karl Müllersch...", Torbögen

Eigentlich war für Freitagnachmittag Temperatursturz und Regen angekündigt, doch wir konnten im schönen Außenbereich sitzen. Die weiterhin anhaltende Baustelle Ludwigsbrück ignorierten wir, fragten uns aber schon, ob sie ähnlich wie die Baustelle Sendlinger Tor bald 500. Jahrestag feiert.

Auf einem Tisch zwei Bretter mit belegten Brotfladen, dazwischen zwei Gläser Rotwein, ein Schälchen schwarze Oliven

Die belegten Brote (ich hatte eine Variante mit gekochtem Schinken, Thunfischpüree, Ruccola) schmeckten sehr gut, auf den Rotwein (Sangiovese) hatte ich mich schon den ganzen Tag gefreut. Zum Nachtisch aßen wir Tiramisu (gegenüber) und Panna cotta mit Waldfrüchten (im Glas, nicht gestürzt), waren auch damit sehr zufrieden. Die Tischreservierung war eigentlich auf zwei Stunden beschränkt, doch da sich nun wirklich ein Unwetter zusammenbraute, durften wir sitzen bleiben, so lang wir wollten oder es möglich war. Ich bestellte noch einen Hugo.

Das Wetter hielt, bis wir beide in unseren jeweiligen Transportmitteln nach Hause saßen.

In einer Straßenbahn , draußen dunkel, im Fenster spiegelt sich eine Frau, die das fotografiert

Plausch mit Herrn Kaltmamsell, während es draußen blitzte und donnerte, schließlich setzte Regen ein.

Im Bett weiter in Vicki Baum, Es war alles ganz anders. Erinnerungen gelesen – mit großem Vergnügen und Genuss: Auch in solch einem Standard-Genre wie Memoiren schafft Vicki Baum mit leichter Hand Originelles – zum Beispiel indem sie mit Ansage über ihren (doofen, lächerlichen, verachteten) Vater schreibt, tatsächlich aber der Hintergrund, vor dem sie ihn schildert, die eigentlich Geschichte ist, nämlich ihre eigene Lebenssituation zu bestimmten Zeiten. Wie bei Menschen im Hotel wundert mich nicht, dass das Werk (veröffentlicht 1962) bis heute aufgelegt wird.

Journal Donnerstag, 11. Juli 2024 – Byzantinische Penrose-Treppen

Freitag, 12. Juli 2024

Besonders guter Schlaf, eventuell nur nicht genug. Das Wetter ist derzeit eine Überraschungstüte, gestern stand ich zu unvorhergesehenem Regen auf.

Doch mein Marsch in die Arbeit fiel genau in die halbe Stunde mit blauem Himmel und Nach-Regen-Frische vor der nächsten Schwül-Welle – super. Unterwegs fiel mir eine Frau auf, die mit ihrem Handy die oberen Hälfte eines schlichten Gebäudes auf der gegenüberliegenden Straßenseite fotografierte. Ich folgte ihrem Blick: Da saß ein Falke überm Fenster!

Emsiger Vormittag mit eher Unvorhergesehenem. Mittags ging ich auf einen externen Cappuccino, lief gleich weiter für Käsekauf zum Markt auf dem Georg-Freundorfer-Platz – doch der Käsestand war nicht da! Ich hoffe, dass die Betreibenden nur im Urlaub sind. Käse bekam ich dann in einem Obst-/Gemüse-Feinkostladen auf dem Rückweg.

Mittagessen war Pumpernickel mit Butter, viele Pfirsiche.

Nachmittags wurde es interessant und lustig – wenn auch nicht lustig gemeint. Die byzantinischen Schleifen und Muster mancher Abrechnungsprozesse winden sich so weit entfernt von jeder Verhältnismäßigkeit, dass ich hiermit nie wieder über die Penrose-Treppe von Change-Management-Beratungsagenturen witzeln werde. Effizienz und Nutzen sind sehr wahrscheinlich schlicht überschätzt, Hauptsache die Leute sind weg von der Straße und haben genug zu tun. Notfalls halt Erfundenes.

Zu spät durfte es nicht werden, da ich gestern Ernteanteil-Abholdienst hatte, Herr Kaltmamsell war beruflich verhindert. Es war gerade mal wieder sonnig, dazu schwülheiß. Ernteanteil abgeholt (unser Verteilerpunkt bei einem Coworking-Space im 1. Stock eines schraddligen Nachkriegsbaus ist ein ganz kleiner mit nur acht Kisten), daheim ausgepackt, zum Teil gewaschen.

Die Wohnung war kühl genug für eine wirklich wohltuende Runde Gymnastik, die genau richtig anstrengte, damit ich mich sportlich fühlte.

Als Nachtmahl machte ich einen Salat aus Ernteanteil: Lollo rosso, Gurke, Lauchzwiebel (zugekauft, musste weg), eine gehackte Karotte mit Joghurtdressing. Dann gab’s noch Käse, zum Nachtisch Schokolade.

Im Bett startete ich neue Lektüre: Vicki Baum, Es war alles ganz anders. Erinnerungen. Schon die ersten Seiten (Bildschirme) bewiesen wieder, wie gut sie schreiben konnte.

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Eine Mauerseglerretterin erklärt in einem Mastodon-Thread Hintergründe ihrer Einsätze.

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Rücksichtsvolles Reisen bezog sich ja bislang vor allem auf CO2-freundliche An- und Abreise. Jetzt kommt für mich zusätzlich das schlechte Gewissen hinzu, wenn ich am Zielort durch meinen Tourismus die Alltagsstruktur der Einheimischen zerstöre. Ausgerechnet dieses Jahr habe ich auf Mallorca gebucht. Reiner Wandler hat für die taz aufgeschrieben, was ich und die anderen Massentourist*innen dort angerichtet haben:
“Massentourismus auf Mallorca:
Vertreibung aus dem Urlaubsparadies”.

Mallorca hat 308.000 Hotelplätze und 104.000 Plätze in Ferienvermietungen. Hinzu kommen die Ferienvermietungen, die ohne Lizenz abgewickelt werden. Wie viele Wohnungen dadurch dem örtlichen Wohnungsmarkt zusätzlich entzogen werden, weiß niemand so genau. Dazu kommen die Ausländer – meist aus Mittel- und Nordeuropa –, die sich eine Ferienwohnung kaufen. Diese steht dann bis auf ein paar Monate im Jahr leer. Ein Drittel aller 2023 auf den Balearen verkauften Wohnungen gingen an ausländische Kunden.

(Zudem taucht in dem Artikel das komplett irrsinnige System des spanischen Wegs zu einem Beamtenposten auf, die oposiciones.)

§

Auf insta zeigt unsere Gärtnerei des Kartoffelkombinats, wie’s den Tomaten geht!