Journal Mittwoch, 10. Juli 2024 – Wiederaufnahme der Orthopädie
Donnerstag, 11. Juli 2024Mittelunruhige Nacht, aber ich bekam genug Schlaf. Zu meiner Überraschung stand ich zu einem milden, trockenen Morgen auf, der mir sogar Morgenkaffee auf dem Balkon ermöglichte – der Sommer war beim Gehen dann doch in der Tür nochmal stehen geblieben, das kenne ich selber gut beim Abschied.
Ich hatte etwas mehr Zeit am Morgen, denn der Tag startete mit einem Termin bei einer neuen Orthopädie. Mittlerweile nehme ich bei wahrscheinlichen Altersbeschwerden wie im Moment einfach den nächstbesten, und im nahegelegenen Orthopädie-Zentrum mit vielen angestellten Ärzt*innen gab es schnell einen Termin.
Dass Ärzt*innen deutlich jünger sind als ich, kenne ich ja seit Jahrzehnten. Darauf habe ich mich mittlerweile aktiv so sehr eingestellt, dass ich gestern bereit war, den Arzthelfer-Lehrling mit reichlich Metall und Tinte in der Haut als meinen neuen Orthopäden zu akzeptieren. SO alt bin ich. Behandelt wurde ich dann aber von einer Orthopädin in auch für mich ersichtlich erwachsenem Alter.
Auch diese Dr. Orth interessierte sich für nichts außer dem konkreten schmerzenden Fuß (ich nannte nur den linken, die rechte Ferse ist halt Plantarfasziitis, recht zweifelsfrei selbstdiagnostiziert mit Hilfe von Dr. Internet, geht von allein wieder weg) – ist meine Laien-Sicht so verkehrt, dass gerade orthopädische Beschwerden immer im Zusammenhang mit dem gesamten Bewegungsapparat stehen, rein physikalisch? Zumindest fasste sie mich auch an und war mir sympathisch. Ich hatte von Anfang an die Lizenz zu “kann man nix machen” ausgestellt, zumal ich wie vorhergesehen ihre Tipps von Dehnen bis Muskelstärkung Fußgewölbe eh schon befolge. Aber jetzt habe ich ein Rezept für neue Einlagen (das Vorläufermodell ist von vor Hüft-OP), und Frau Dr. dachte so lang nach, bis sie mir Fußübungen anbieten konnte, die ich noch nicht kenne und mache. Die dreiseitige Anleitung bekam ich als PDF zum Download aus meiner Kundenakte der Praxis. (Patient*innenfragebogen gab’s an der Anmeldung per QR-Code aufs eigene Handy, schick!)
Das alles ging inklusive Formalien sehr flott, nach 15 Minuten stand ich wieder auf der Sendlinger Straße und machte mich auf den Weg in die Arbeit. Es war immer noch sommerlich, dazu ging ein leichter Wind, ich genoss den Fußmarsch.
Im Nußbaumpark gerade Kunst, die der tatsächlichen Nutzung entgegen kommt.
Im Büro empfing mich erstmal Querschussfeuer, doch nach einer halben Stunde konnte ich mir die eigentlichen Aufgaben des Tages vornehmen. Ausgebremst wurde ich von der Technik – aber auf völlig neue und unerwartete Weise, ich konnte mich nicht über Langeweile beklagen.
Mittagscappuccino bei Nachbars. Eher spätes Mittagessen war dann eingeweichtes Muesli mit Joghurt, Pfirsiche.
Erst um drei verdunkelte sich der Himmel wirklich bedrohlich, die angekündigten Unwetter. Es dauerte aber noch über eine Stunde, bis es wirklich gewitterte.
Der Arbeitstag endete mit der schlimmen Erkenntnis, dass erst Mittwoch war.
Heimweg nach dem Regen über Lebensmitteleinkäufe. Doch der hellere Himmel hatte getrogen: Trotz immer klarerem Sonnenschein wurde ich auf den letzten 500 Metern kräftig angeduscht.
Zu Hause eine Einheit Pilates, strengte an und tat gut. Herr Kaltmamsell war beruflich aushäusig, ich machte mir als Nachtmahl Rahmspinatsuppe mit verlorenen Eiern, setzte mich zum Essen auf den Balkon.
Zum Nachtisch gab’s vom restlichen Pfirsich-Crumble mit Buttermilcheis und noch ein wenig Schokolade. Überraschender Vogel-Besuch im Baum vorm Balkon: Eine Wacholderdrossel, die ich aus den Isarauen gut kenne und deren Schnarren ich deshalb gleich erkannte. Mal sehen, ob sie bleibt.
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Gaga hat ihre Mutter verloren und kümmert sich jetzt um die Bestattung.
Neben den Aufgaben, die das umfasst, beschreibt sie auch ihre Gefühl dabei.