Journal Mittwoch, 28. August 2024 – Innere Schatten
Donnerstag, 29. August 2024 um 6:30Wow, wie viel innere Schatten passen in einen Morgen. Der noch dazu Sonne und Sommerlicht brachte.
Auf in den Kampf gegen die Bürokälte: Für den Arbeitsweg kurzärmliges Strickkleid und nackte Füße in Sandalen (im Arbeitsrucksack Schwimmzeug für frühen Feierabend), im Büro drüber eine leichte Wolljacke und wirklich dicke Wollsocken.
Auf Laufstegen hat man diese Kombi ja schon seit vielen Jahren – wenn auch vermutlich nicht aus Schweizer Handarbeit.
(Erinnerungen an Madrid-Urlaube als Kind, als es im August draußen über 40 Grad hatte, die Kaufhäuser der Innenstadt aber so stark runtergekühlt waren, dass die Angestellten Strickjacken und Strümpfe trugen.)
Im Büro war viel zu tun, das lenkte gut von den inneren Schatten ab – bis ich an eine eher hirnlose Tätigkeit kam: Schon zogen sie wieder herauf.
Für meinen Mittagscappuccino ging ich nicht weit (ohne Socken in den Sandalen), erledigte gleich ein paar Apotheken-Besorgungen. Brotzeit mit dem Ziel der leichten und schnellen Verdaulichkeit (weil Schwimmpläne): Apfel, Pfirsich, Buttermilch.
Mein Gemüt verschlickte immer schwärzer, ich setzte große Hoffnungen in die Schwimmrunde. Doch in der U-Bahn zum Dantebad erreichte mich auch noch eine Todesnachricht: kelef ist gestorben, Johanna Minar, eine der ganz frühen Bloggerinnen, Wienerin schon lang in Rente, die Herr Kaltmamsell und ich bei einem Wienbesuch vor vielen Jahren auch persönlich kennenlernten, inklusive ihrem damaligen Hund, groß und weiß, in einem Kaffeehaus. Ich sah die Ankündigung ihrer Beerdigung, die ihre Tochter, im Blog Tante Kitsch, auf Facebook postete. Sie war am 5. August, nach kurzer, schwerer Covid-19-Infektion verstorben. Es war sehr bereichernd, sie gekannt und gelesen zu haben.
Die Nachricht auf Facebook ist nicht öffentlich, doch ich bin sicher, dass Tochter und Verstorbene einverstanden sind, dass ich diesen Teil veröffentliche.
Mechanisch zog ich mich im hochsommerlichen Dantebad um und ließ mich ins recht volle Becken gleiten. Es dauerte einige Bahnen, bis die innig ersehnte Wirkung der sportlichen Bewegung einsetzte. Mir ging es bis zum Ende meiner 3.000 Meter tatsächlich langsam ein wenig besser.
Für mich überraschend: Mein innerer Coach blaffte nicht wie sonst “STELL DICH NICHT SO AN!”, sondern stand mir geradezu gütig zur Seite. Eine Wildsau auf der Schwimmbahn, deren Treten mich immer wieder traf? “Das schaffst du” – also mich nicht vom Schwimmvergnügen abbringen zu lassen. Zustände in der Innendusche, für die das englische Wort mayhem erfunden wurde (alle Duschen besetzt, also angestellt und laut brausend, wartende Schwimmerinnen, mehrere brüllende Kleinstkinder, dreckiger Boden)? “Wird schon, da kommst du durch.” Ebenso als ich auf dem Heimweg schon von Ferne sah, wie voll der angesteuerte Lidl war. Fortschritt, I guess?
Herr Kaltmamsell war in Familiendingen aushäusig, ich machte mir als Abendessen Nudeln mit Joghurtsauce, Tomaten und Basilikumblättern, Nachtisch reichlich Nuss-Nougat-Eiscreme. Schon bald konnte ich Fenster und Türen in den wunderbaren Sommerabend mit seinen berauschenden Düften öffnen, hörte sogar ein wenig Musik.
Vor dem Zu-Bett-Gehen nicht die Cafetera für den Morgenkaffee gefüllt, weil ich nicht wusste, ob Herr Kaltmamsell daheim oder bei Familie übernachten würde, ob ich morgens also die kleine oder die große verwenden würde. Kurz bevor ich das Licht zum Schlafen löschte, hörte ich ihn heimkommen.
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Ganz unabhängig von kelefs Aufruf: Einen Termin zur Covid-19-Auffrischungsimpfung geschossen! Es war Herr Kaltmamsell, dessen Recherchen endlich Erfolg hatten, denn das war gar nicht einfach: Anfang des Jahres verweigerte mir meine Hausarztpraxis die Impfung mit der Begründung fehlender Empfehlung der STIKO – und mir fiel nicht rechtzeitig ein, dass ich ja zu den von der STIKO definierten Risikogruppen gehöre. Dann stiegen die Infektionszahlen, es wurde eine neue Virus-Variante identifiziert, die von den bisherigen Impfstoffen nicht wirklich erfasst wird, außerdem prasselten links und rechts die Erkrankungsmeldungen, ich wollte immer dringender bittegerne neues IMPF!
Suchen über Doctolib zeigten zwar impfende Arztpraxen in München an, doch das System erlaubte nur Terminbuchungen für deren Fachgebiete (z.B. “Schaufensterkrankheit”), nicht einfach fürs Impfen. Herr Kaltmamsell und ich suchen ohnehin seit einer Weile eine neue Hausarztpraxis, hatten bereits die eine oder andere in Fußweite und ohne Homöopathie eingekreist: Doch auf Herrn Kaltmamsells Anfrage hieß es, dort würde nicht gegen Covid-19 geimpft, “zu geringe Nachfrage” (den Impfstoff gibt es leider weiterhin nur in 6er-Dosen). Doch gestern Morgen schrieb mich der Herr an: “Praxis gefunden, die coronaimpft!” mit Link. Und tatsächlich hatte ich mich schnell bis zu einem Termin durchgeklickt. So kriege ich sogar noch vor meinem Urlaub diesen Zusatzschutz! (Wir wissen ja, dass die Impfung Infektionsrisiko und Risiko eines schweren Verlaufs zwar deutlich verringert, aber keinen 100-prozentigen Schutz garantiert. Zumindest das möchte ich aber wirklich gerne.)
die Kaltmamsell16 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 28. August 2024 – Innere Schatten“
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29. August 2024 um 9:15
Glückwunsch zur Impfung. Mein Hausarzt hat gerade meinen allgemeinen Impfstatus überprüft, dabei Tetanus aufgefrischt (autsch. Das tat auch 5 Tage weh) und nebenbei gesagt, 4 Corona-Impfungen würden ja reichen, ich sei ja nicht Risikogruppe…
Ich diskutiere nicht mehr. Natürlich bin ich Risikogruppe: 1. Ich atme 2. Ich hatte schonmal Corona, sogar leicht LC, und bin daher vorerkrankt 3. BMI > 40.
Ich suche mir einfach eine Person, die mich impft
Ich verstehe nicht, warum es kein Impfzentrum mehr gibt, bspw in Krankenhäusern – niedrigschwellige, ohnehin geöffnete Anlaufstellen, wo täglich mehr als 6 Leute vorbei kommen können
29. August 2024 um 9:24
Vor allem sollen die Leute sich bitte weiterhin testen, wenn sie sich etwas erkältet/ krank fühlen und dann vielleicht auch Maske tragen und nicht so unter Leute gehen.
Ich habe gerade Corona – nicht schlimm, nur eine verstopfte Nase und etwas schlapp, wobei auch das schon vorbei ist.
Leider konnte ich deswegen aber nicht auf eine Veranstaltung gehen, auf die ich mich sehr gefreut hatte.
Wie oft habe ich gehört, warum ich mich denn überhaupt getestet hätte…
Auch die Regale mit den Tests bei den Drogeriemärkten werden merklich kleiner.
29. August 2024 um 9:39
Danke für die Erinnerung zur Auffrischungsimpfung (ernst gemeint – ich hatte schon wieder vergessen, mich darum zu kümmern). Auch gut, dass ich mir mal die Risikogruppendefinition der STIKO angeschaut habe, denn ich gehöre ja als adipöser Mensch auch dazu.
In der nächsten Woche habe ich eh einen Termin bei der Hausärztin. Mal schauen, was sie sagt.
Bleistifterin möchte ich zustimmen:
Der Verwaltungsmensch in mir fragt sich, warum es nicht wenigstens in größeren Städten eine Impfpraxis gibt, damit sich dort das Anbrechen der Impfdosen auch lohnt usw.
29. August 2024 um 11:43
Ich bin sehr traurig, Frau kelef habe ich über ihre Blogroll gefunden und gerne gelesen. Leider muss man jetzt immer mehr liebe Menschen gehen lassen, das Alter und die Krankheiten. War erst vorgestern auf einer Beerdigung.
Ich werde auch meinen Hausarzt nach einer Auffrischungsimpfung fragen, mit Asthma gehöre ich auf jeden Fall zur Risikogruppe.
29. August 2024 um 12:43
Auch einige Apotheken impfen gegen Corona und auch gegen Grippe.
29. August 2024 um 13:13
Der Tod von Frau Kelef trifft mich auch sehr. Sie hat mich in ihr Leben schauen lassen und ihren Kampf mit der Welt.
Ich komme gerade vom Friseur. Der Nachfolgetermin hat abgesagt: Corona.
29. August 2024 um 15:00
Auch hier in BaWü bisher keine Impfpraxis gefunden. Die Praxen, die wir vom letzten Jahr kannten, wollen nicht mehr, Hausarzt auch nicht, Apotheken frühestens im Oktober. Warum kann man nicht in jeder Stadt eine Anlaufstelle machen?
29. August 2024 um 18:57
Also ich wäre froh gewesen wenn ich mich damals vor fast 2 1/2 Jahren nicht so schnell zu einer vierten Impfung entschlossen hätte und wenn ein Arzt mir erzählt hätte dass es nicht unbedingt notwendig ist.
Es hat sich herausgestellt dass ich die Corona-Impfung nicht vertrage und wahrscheinlich bis an mein Lebensende geschädigt bin. Die Symptome des Post-Vac-Syndroms sind vielfältig, bei mir hauptsächlich Magen-Darm-Beschwerden und Erschöpfungssyndrom, und ich bin einfach nicht auf die Idee gekommen dass meine Beschwerden ein Monat nach der Impfung von der Impfung herrühren.
Schon nach der zweiten Impfung hatte ich diese Beschwerden, bin zum Arzt gegangen, der hat nichts gefunden. Die Beschwerden sind weggegangen und ich habe mich ahnungslos weiterimpfen lassen. Dann habe ich einer anderen Ärztin meine Beschwerden erzählt und sie hat die Ursache erkannt (leider zu spät).
Die Krankheit kommt in Wellen und so war ich entsetzt dass ich vor ein paar Wochen seit der Impfung den schwersten Schub hatte, ich hatte gehofft dass es doch mal aufhört.
Ich würde mir also wünschen dass es endlich eine Anlaufstelle in größeren Städten für Post-Vac-Syndrom-Erkrankte gibt bevor weiter geimpft wird.
Klar ist mir dass es bei vielen Millionen Impfungen welche geben wird die davon erkranken. Dass ich als ehemals Impfbegeisterte davon betroffen sein werde hatte ich mir im Traum nicht gedacht.
Mich würde doch sehr interessieren inwieweit die Impfung bei der Bewältigung einer Coronaerkrankung hilft.
Den ursprünglichen Zweck warum ich mich habe schnell impfen lassen war meine alte Nachbarin welche ich betreut habe. Es hat leider nicht geholfen, ich habe sie angesteckt und sie ist verstorben.
29. August 2024 um 19:44
Defne, das tut mir leid für Sie, aber dennoch ist Seltenes selten und die Vielen, die die Impfung gut vertragen haben, konnten von milden Infektionen zehren oder haben sich gar nicht angesteckt. Das ist eigentlich auch nichts Neues und war doch schon von verschiedenen Experten zu hören.
Alles Gute!
29. August 2024 um 22:37
Münchentipp: Die Ludwigsapotheke in der Fussgängerzone impft nach Terminvereinbarung.
Geh dort die letzten Jahre immer hin um das Hausarzt-Dilemma-Stiko-sagt-aber-anders zu umgehen. Und zwar vor der Wiesnwelle in zwei Wochen…
30. August 2024 um 6:10
Das tut mir sehr leid, Defne.
30. August 2024 um 6:47
Ich habe 2021 damit verbracht den Impfstoff und Katalin Kariko, die eine Erfinderin / meine Landsfrau zu feiern und erkrankte dann so böse an Post Vac, dass ich die Welt nicht mehr verstand. Und wusste natürlich sehr lange nicht, was mit mir los war. Ich bin auf der langen Reise auf so viel Post Vac Eerkrankte Mittsommer einer schlechten Lebensqualität gestoßen, dass es mich immer noch wundert, warum die Nebenwirkungen nicht besser kommuniziert werden. Bin absolut keine Impfgegnerin geworden, denn ich weiß, bei dieser Anzahl an Impfungen muss es auch eine hohe Anzahl an von Nebenwirkungen betroffenen sein, ich erwarte aber mehr Aufklärung diesbezüglich, denn ein Leben mit Post Vac ist sehr eingeschränkt und gar nicht lustig. Und die Kommentare, wie, sonst wäre ich mit Post COVID erkrankt, kann ich gar nicht mehr hören.
30. August 2024 um 10:12
Unter meinen Blogleserinnen scheinen sich die Post-Vac-Betroffenen besonders zu häufen: Dass gleich zwei von den insgesamt 1.547 Meldungen des Paul-Ehrlich-Instituts über Verdachtsfälle von Nebenwirkungen zum 19.05.2023 sich hier einfinden, finde ich bemerkenswert.
https://www.pei.de/DE/newsroom/positionen/covid-19-impfstoffe/stellungnahme-postvac.html
30. August 2024 um 14:46
Auch ich habe die Impfungen nicht vertragen und hatte nach 3 Impfungen trotzdem 2 mal Corona sowie Long COVID.
30. August 2024 um 15:06
Liebe Kaltmamsell,
das ist ja echt ätzend mit den ganzen Betroffenen, die hier offenbar eine Anlaufstelle zu finden glauben. Ich würde mir Deinen Beitrag in Teilen fast gerne klauen, um zu sehen, ob ich dann auch endlich mal wieder Kommentare bekomme.
Früher gab es mal ein Plugin welches überprüfte, ob wenigstens die Mail-Adressen nicht bouncen. Leider wurde es nicht weiterentwicklelt. Aber es hat sozusagen mit Double-Opt-In ein bisschen Sicherheit gebracht.
Was vor allem hier Schade ist, weil wir den Tod von Frau Kelef zu beklagen haben. DIe ich ich nie persönlich kennenlernte. Die aber für unser Haus in Kleinmachnow mit Frau und Hund immer zur Stelle war, wenn wir Sorgen hatten. Sie war eine der heftigsten Radikalen in unserer alten Bloggosphäre. Es gäbe so viel zu Ihr zu sagen, meistens sehr Persönliches – nicht für die Öffentlichkeit.
Ich war beinahe ständig mit Ihr über FB in lesendem und kommentierenden Kontakt und habe ihren Krankenhausbesuch zunächst als reinen “Besuch” wahrgenommen und noch gescherzt: “Mit „liebes nochamlebenwesen! hätte man es kurz und gütig lösen können“ über eine Begrüßungstafel des Krankenhauses.
Was für ein Dreck und was für ein Verlust.
30. August 2024 um 15:31
Huflaikhan: Warum so aggressiv? Frau Kaltmamsell: Ich möchte keinesfalls bestreiten, dass die Impfung in den allermeisten Fällen segensreich ist und Schlimmeres verhindert, trotzdem gibt es eben auch Menschen, bei denen die Impfung Schaden angerichtet hat, auch wenn es nur wenige sind. Es tut mir leid, wenn Frau Kelefs Tod ( die ich leider nicht kannte ) durch die Impfkommentare etwas unterging. Sorry.