Journal Montag, 5. August 2024 – #wmdedgt von Herrsching nach Dießen
Dienstag, 6. August 2024 um 7:46Am 5. jedes Monats sammeln sich geneigte Tagebuchblogposts um die Frage von Frau Brüllen: “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?”, #wmdedgt, im August 2024 hier.
Nach guten Schlaf früh aufgewacht – das freute mich trotz Urlaub, weil ich mich als Morgenmensch im ersten Drittel des Tages immer am lebendigsten fühle.
Stangenbohnen auch schon fit.
Trotz düsterem Himmel setzte ich mich zum Morgenkaffee auf den Balkon, doch nach eben diesem zog ich mich fröstelnd zurück ins Drinnen.
Mein Plan für diesen Urlaubstag war schon lange eine Wanderung mit Herrn Kaltmamsell gewesen; diesmal dachte ich halbwegs rechtzeitig daran, ihn darüber zu informieren, nämlich bereits einige Tage vorher. Mit Hoffnung auf wenige andere Menschen wollten wir ein wenig um den Ammersee herum gehen, nämlich von Herrsching nach Dießen. Die Anreise war einfach: S-Bahn nach Herrsching. Zurück würden wir von Dießen ein Stück Schienenersatzverkehr benötigen – aber wir hatten ja beide frei.
Die S-Bahn war angenehm wochtäglich dünn besetzt. Zeitunglesen (ich habe für die Urlaubswoche wieder auf online umgestellt) wurde allerdings zunächst verhindert, weil sich die SZ-App nicht mehr an mich erinnerte und ein frisches Log-in haben wollte, die im Handy gespeicherten Daten aber als falsch deklarierte. Meine (verschlüsselt notierte) Passwort-Liste hatte ich natürlich nicht dabei. Also erstmal Passwort zurückgesetzt etc. trallala, dann endlich Zugriff. Am Abend stellte sich heraus, dass die gespeicherten Daten korrekt gewesen waren, die Online-Verwaltung der Süddeutschen ist also weiterhin ein Saftladen. (Dass es sich um ein derartiges Cookie-Monster handelt, dass ich im ganz normalem Firefox nicht mal an die Reklamations- oder die Urlaubs-Funktion rankomme und nur dafür jedesmal Chrome starte, erwähnte ich?)
Beim Aussteigen in Herrsching am Ammersee war das Wetter Vorhersage-gemäß bedeckt und mild, es ging ein leichter Wind: Perfektes Wanderwetter, und ich war in ärmellosem Oberteil genau richtig gekleidet. Dazu trug ich eine lange Hose, um vor dem Wachsenthaar-Termin Kratzer und sonstige Wunden zu vermeiden. Diesmal ging ich möglichst wenig Risiko ein und besprühte mich gleich nach dem Aussteigen und noch am Bahnsteig gründlich mit Mückenspray, ich finde Mückenstiche wirklich, wirklich unangenehm, empfinde sie eher als Schmerz denn als Jucken.
Ich hatte mir Brotzeit eingepackt, Herr Kaltmamsell brauchte noch eine: Dafür und für einen überraschend guten Cappuccino steuerten wir in Herrsching die Bäckerei Kasprowicz an.
Das erste Stück am Ammersee entlang, eine knappe Stunde, kannte ich von unseren Wanderungen Richtung Andechs und Starnberger See, darauf freute ich mich schon.
Blick auf unser Ziel Dießen.
Ab dann wurde es spannend und neu, zunächst eine Weile weiter am See entlang. Außer uns praktisch keine anderen Fußgänger, auf dem Weg wurde geradelt – gerademal nicht so viel, dass wir nicht ständig auf der Hut sein mussten.
Wasserbaustelle
Jetzt ging es allerdings fast eine Stunde eine Straße entlang, dann auch auf einer Straße.
An der namensgebenden Ammer links, wir verließen den See.
Nach zweieinhalb Stunden machten wir Pause, wir trafen fast auf die Minute auf ein passendes Bankerl mit Blick auf Raisting. Ich hatte eingeweichtes Muesli mit Joghurt dabei, außerdem eine hervorragende Nektarine (diese zu Herrn Kaltmamsells Amüsement im Schraubglas tranportiert, doch ich wollte sehr gerne Plastiktütenmatsch verhindern). Die Wolken wurden immer weniger, immer mehr Sonne schien – und machte sofort sehr warm
In Dießen kamen wir wenige Minuten vor Abfahrt am Schienenersatzbus an. Das waren etwa 14 Kilometer in knapp vier Stunden mit einer Pause – fast alles brettleben und ausschließlich auf breiten Wegen, viele davon asphaliert, das geht halt schnell.
Der Bus schlängelte sich über teils erstaunlich schmale Straßen und viele Halte (darunter Sankt Ottilien, zu dem mir seine Geschichte als jüdisches Krankenhaus und Sammelort für Displaced Persons 1945-48 einfiel, da wollte ich ja unbedingt mal eigens hin – es gibt sogar öffentliche Rundgänge) bis Geltendorf, dort Regionalbahn nach München Hauptbahnhof. Ich machte mich direkt auf den Weg zu Lebensmitteleinkäufen, Herr Kaltmamsell ging kurz nach Hause zum Frischmachen, holte dann den Leih-Smoking für die Hochzeit ab.
Ich freute mich auf gründliche Säuberung unter der Dusche, stellte allerding beim Ausziehen wie befürchtet fest: reichlich Wanderkrätze an beiden Unterschenkeln. Ich baue darauf, dass sie in den fünf Tagen bis zur Hochzeit verschwunden ist. Ja, die gestrige Strecke hätte ich auch in Turnschuhen sicher gehen können, doch die Wanderstiefel erleichtern das Gehen mit ihrem Halt und verteilen die Anstrengung über mehr Beinmuskulatur. Nach Dusche und herrlich frischer Kleidung las ich ein wenig auf dem Balkon, ging dann zu einer Einheit Yoga-Gymnastik rein – tat wieder SO gut.
Fürs Nachtmahl hatte ich ein Rezept aus der Wochenend-Süddeutschen aufgehoben, Thema Tomaten, vor allem aber zum Aufbrauchen des letzten Stück Ernteanteils: Salbei.
Schmeckte ganz hervorragend: Die Tomaten in dieser Zubereitung intensiv und gemüsig, ich mag Salbei, der Knaller aber war der Parmesan für Arme, also die gerösteten Semmelbrösel (die das Gericht zufällig vegan machten), herrlich knusprig. Nachtisch Schokolade.
Nachtrag: Die gebuchte Supersparpreis-Zugverbindung zur Hochzeit nach Essen gibt es seit einigen Wochen nicht mehr, die Nachricht der Bahn, “Fahrplanänderung”, verwies auf eine “Reiseempfehlung” mit zweimal Umsteigen, unsere Platzreservierung existierte nicht mehr. Gestern entdeckte ich eine wesentlich bequemere Alternative München-Essen, stellte sicher, dass die “Fahrplanänderung” auch wirklich eine Aufhebung der Zugbindung bedeutete und zahlte nochmal eine Platzreservierung für eine Fahrt ohne Umsteigen. Die Rückreise gibt es ebenfalls nicht mehr, in diesem Fall folge ich aber der Empfehlung, die auch die Platzreservierung übernommen hat. Alltag des Bahnreisens in Deutschland.
Im Bett las ich weiter Helena Adler, Die Infantin trägt den Scheitel links, freute mich am nächsten Kapiteleinstieg:
Meine Mutter rastet nicht, habe ich immer geprahlt. Und wenn sie rastet, rastet sie aus.
§
Bericht über den ersten Bundeskongress der Omas gegen Rechts.
“Widerstand statt Ruhestand”.
1 Kommentar zu „Journal Montag, 5. August 2024 – #wmdedgt von Herrsching nach Dießen“
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6. August 2024 um 8:14
Über “die Kinderfürsorge im DP-Hospital St. Ottilien” gibt es inzwischen eine sehr interessante Masterarbeit
http://dphospital-ottilien.org/wp-content/uploads/2019/02/CarolinPiorun_DisplacedChildren.pdf