Journal Dienstag, 24. September 2024 – Fast nur abwärts gewandert vom Stausee Cúber nach Sóller

Mittwoch, 25. September 2024 um 7:46

Erleichternd guter Nachtschlaf: Das Hotelfenster geht in nahe Hörweite zu gleich zwei Kirchtürmen mit Uhrwerk und Glocken (schön scheppernd, wie sich das für spanischen Kirchenglocken gehört), aber die wurde zum Glück – wie bei mir daheim – nach zehn ausgeschaltet.

Mein Hotel liegt mitten in Sóller, ich genoss die Aufwachgeräusche der kleinen Stadt.

Frühstück mit Buffet (und einer mitreißend aufmerksam-fröhlichen Servicekraft): Gut für mich, weil ich außer café con leche wirklich nur meine Brotzeit mitnehmen konnte. (Dennoch komisches Gefühl beim Einstecken und die Hoffnung, dass das Personal bemerkte, dass ich das nicht etwa zusätzlich zum Frühstück mitnahm.)

Superpünktlich um halb zehn stand meine Chauffeurin in der Hoteltür: Die Agentur, deren Wanderung ich gebucht hatte, sah für gestern einen Transfer per Auto zum Stausee Cúber vor, ab dort eine Route zürück nach Sóller. Auf der Fahrt interessantes Gespräch mit der Frau am Steuer, die sich als gebürtige Mallorquinerin herausstellte und so nett war, mit mir Spanisch zu sprechen. Ich bekam einen kleinen Einblick in die wild gemischte Gefühlslage der hiesigen Bevölkerung, was die Touristenmassen angeht (ohne dass ich direkt danach fragte, unser gemeinsames Thema war unsere Sport-Begeisterung).

Das Auto setzte mich am Stausee ab, zu dem es fast durchgehend hoch gegangen war. Nach einem Stündchen das See-Ufer entlang bestand die Wandertour folglich aus gut drei Stunden Abwärtsgehen, auf gut befestigten Wegen und ohne Orientierungsprobleme (Schlucht halt), mit immer wieder schönen Ausblicken – aber bei drei Stunden Abwärtsgehen wird mir halt fad. Mir kamen zahlreichen Wander*innen entgegen, einzeln und in Gruppen, in verschiedenen Stadien von Schwitzen und/oder Erschöpfung, ich fühlte mich als komplettes Weichei (vier Stunden Aufstieg hätten mir allerdings auch keine Freude bereitet).

Rechts Wanderweg, ganz links angeschnitten ein See, dazwischen karge Felsen und wenige Bäume

Wanderstart.

See fast ohne Wasser, im Hintergrund graue felsige Berge

Die Wasserknappheit ist wohl immer noch nicht überwunden in dieser Gegend.

Von Ferne sieht man Esel im Iferbereich stehen, hinter ihnen ragt ein grauer Felsenberg auf

Esel, viele, viele Esel, vor allem in den Bäumen hinter mir.

Ein Esel von vorn unter einem Baum

Selfie einer weißhaarigen Frau mit Brille, im Hintergrund Wanderweg und Gestrüpp

Die Route begann frisch und windig, erst später setzte ich meine Kappe als Schweißfänger auf.

Von einer Anhöhe Blick auf felsige Berge, klein dazwischen ein See

Blick zurück auf den Stausee.

Erhöhter Blick auf felsige Berge

Ab jetzt ging’s abwärts.

Großer runder Felsen zwischen Bäumen

Blick von oben auf sonnenbeschienene Berge, am unteren Bildrand Blick von oben auf felsigen Wanderweg mit Wanderern

Wanderweg am unteren Bildrand.

Schmaler Wanderweg, links Abhang, im Hintergrund sonnige Felsen

Schroffe, sandgelbe Felsen in interessanter Formation, dahinter blauer Himmel

Blick von weit oben auf ein Tal, man erahnt im sonnigen Dunst eine Stadt

Blick auf Sóller.

Ein mit Steinen gepflasterter und gefasster Wanderweg schwingt sich nach unten, rechts ein hölzernes Gartentor

Ein Olivenhain aus steinigen Terrassen

Ein Wanderweg in Serpentinen, mit Steinen gepflastert und eingegrenzt, von Sonne beschienen

Dorf aus Sandsteinhäusern auf einer Anhöhe

Nach gut drei Stunden erreichte ich Biniaraix.

Unter einem Holzdach ein langgestrecktes Wasserbecken aus altem Stein

Kurz vor halb zwei Brotzeit am ehemaligen Waschhaus: Birnen, Körnersemmel mit Käse.

Erhöhter Blick auf ein grünes Tal aus Obstgärten mit Häusern, im Hintergrun verschleierte Berge

Der Himmel zog diesig zu, es war schwül.

Ich sah unterwegs wieder Schwalben, einen Rotschwanz, erstmals bewusst einen Greifvogel hier am Himmel – und an einer Stelle in der Schlucht kurz vor Biniaraix vibrierte die Luft geradezu von Vogelzwitschern in den Bäumen, vielleicht machte gerade ein Schwarm auf dem Zugweg nach Süden Rast.

Um halb drei im Hotel stellte ich fest, dass mein Zimmer noch nicht gemacht war – für die ersehnte Dusche brauchte ich aber ausnahmsweise wirklich frische Handtücher. Also zog ich den einen Programmpunkt vor, den ich für Sollér recherchiert hatte, und ging verstunken zum Jugendstilmuseum Ca‘n Prunera.

Innenräume mit Glastüren, alles in Jugendstil eingerichtet

Eine Jugendstil-Garderibe, links danebeneine göffnete Tür aus dunklem Holz

Blick hinauf in ein rundes Treppenhaus

Es ist ein zum Museum gewordenes Wohnhaus, dessen Jugenstil-Architektur und -Einrichtung erhalten sind – dazwischen hängt/steht Kunst aus dem 20. Jahrhundert. Eine recht gelungene Kombination, finde ich. Besonders bezauberten mich die gekachelten Fußböden.

Ausschnitte von vier verschiedenen gekachelten Fußböden

Ausschnitte von vier verschiedenen gekachelten Fußböden

Ausschnitte von vier verschiedenen gekachelten Fußböden

Ausschnitte von vier verschiedenen gekachelten Fußböden

Mein Favorit:

Gekachelter Fuboden mit runden, schlängelndem Muster in mattem Blau, Rotbraun und Weiß

Jetzt konnte ich in mein Hotelzimmer und duschte mit Genuss.

Geplant hatte ich ab jetzt zwei Tage ohne Wandern. Doch der lange Abstieg fühlte sich so unbefriedigend an, dass ich auf Ideen kam: Ich könnte doch am Mittwoch nochmal die Wanderung von Deià nach Sóller machen, die hatte mir gefallen, nur in umgekehrte Richtung und ohne Wolkenbruch. Zurück nach Sóller dann mit dem Bus.

Fürs Abendessen hatte ich nochmal im Hotelrestaurant reserviert, das Mittwoch und Donnerstag geschlossen ist. Diesmal war’s nicht ganz so gemütlich, weil viele Tische besetzt waren, einer mit einer großen Gruppe, und sich das herzliche Personal anstrengen musste, auf alles zu achten.

Ich begann mit einem Gazpacho (also einem eigentlichen, nicht einer der zahllosen Irgendwas-Kaltes-mit-Gemüse-Suppen, die inzwischen über ganz Westeuropa “Gazpacho” genannt werden). Schmeckte mir gut (jeder Vergleich mit dem Gazpacho meiner Mutter wäre eh unredlich), vielleicht ein bisserl zu Tomaten-lastig. Als Hauptgericht freute ich mich den ganzen Tag schon auf das geschmorte Lamm (die vielen Schaf-Begegnungen der Wanderung gestern), konnte zwischen Schulter und Keule wählen und entschied mich für die Schulter.

Auf Tisch mit weißer Tischdecke ein rechteckiger Teller quer, darauf von rechts Pommes, ein Stück dunkel geschmortes Fleisch, grüne Böhnen und Stücke roter Paprika. Neben dem Teller Besteck, rechts davor angeschnitten ein Glas mit Weißwein

War gut, ich mochte auch die Pommes sehr gern – der Hammer aber waren die geschmorten roten Paprika links oben. Dazu gab’s mallorquinischen Weißwein, ebenfalls ein Vespino aus Binissalem, zwei Gläser wegen der längeren Wartezeit. Nachtisch schaffte ich dann nicht mehr, lediglich auf dem Hotelzimmer noch ein paar Schokonüsse.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Dienstag, 24. September 2024 – Fast nur abwärts gewandert vom Stausee Cúber nach Sóller“

  1. Sigrid meint:

    Ich freue mich, dass Ihnen das Jugenstilmuseum genauso gut gefallen hatte uns. Biniaraix ist dad zweite Dorf im Tal der Orangen. Wenn Sie noch einen Tag ohne Wandern in Sollèr haben und auch dort noch übernachten, empfiehlt sich eine Fahrt mit dem “Roten Blitz” (Zug) in Richtung Palma. Zumindest die Fahrt bis zum Rande der Tramuntana fand ich wunderschön – Hin- und Rückfahrt bis Bunyola kaufen.

  2. Vinni meint:

    Auch wenn der Weg vielleicht ein bisschen langweilig war, die Fotos der Landschaft sehen toll aus. :)

  3. Bernd meint:

    Ich kenn das alles nur aus der Rennradperspektive. Sehr spannend, das mal so in langsam zu lesen.

    Viel Spaß noch!

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