Journal Freitag, 20. September 2024 – Angekommen an der Mallorca-Wanderung

Samstag, 21. September 2024 um 7:37

Das Wichtigste vorweg: Ich bin ohne Hindernisse im Start-Hotel meiner Wanderung eingetroffen, es ist also auf dieser etwa 50-stündigen Anreise überhaupt nichts schief gegangen. Ich hoffe sehr, dass ich mich bei der Rückreise weniger anstelle.

Weil nach den Kosten gefragt wurde:
Für den reinen Transport habe ich 650 Euro gezahlt, also für Bahnreise München-Paris-Barcelona und zurück, für Fähre Barcelona-Palma sowie Alcúdia-Barcelona. Dazu kamen die Kosten für zwei Übernachtungen in Barcelona.
Zum Vergleich: Ein Flug München-Palma kostet regulär inklusive Gepäck unter 300 Euro. Das muss man sich also schon sehr leisten können und wollen.

§

Für Ankommen um 6 Uhr in Palma hatte ich mir den Wecker auf 5:15 Uhr gestellt – extra früh, um noch Zeit fürs Finalisieren des Blogposts zu haben. Dachte ich. Es war aber fünf, als eine Durchsage uns pasajeros einen guten Morgen wünschte und ich nach mehrfachem (nicht belastendem) Aufwachen in der Nacht endgültig den Schlaf beendete.

Ganzkörper-Spiegelselfie einer weißhaarigen Frau in Jeans und buntem T-Shirt

Befinden: Nicht wirklich müde, nur ein wenig betäubt.

Ab jetzt hoffte ich auf jede Verzögerung, weil ich wirklich nicht wusste, was ich kurz nach sechs in Palma de Mallorca sollte, auch nicht scharf war auf den allerersten Bus ins Start-Örtchen Esporles – denn was sollte ich denn um acht in einem Hotel, in dem sehr wahrscheinlich mein Zimmer noch nicht bezugsfertig war.

Doch das Fähren-Personal machte das ja nicht zum ersten Mal, die Ausfahrt (für die Leute mit Lkw, Pkw, Wohnmobil, Motorrad) und das Verlassen der Fähre zu Fuß flutschten, zumal wir eine wirklich übersichtliche Gruppe waren. Die Fußgänger*innen wurden in einem Reisebus aus dem Hafengelände gefahren, um halb sieben stand ich mit meinem Koffer am Meer unter der Kathedrale in stockfinsterer Nacht.

Gotische Kathedrale unbeleuchtet vor Nachthimmel

Ich spazierte zum Bahnhof (Bus-, Bahn-, U-Bahn-) durch eine grotesk luxuriöse Fußgängerzone (u.a. Carrer de Sant Miquel), in der erwartungsgemäß alle Gastronomie noch geschlossen war.

Graffiti auf einem Bauzaun: „Mallorca no està en venda“. Dahinter nächtliche gepflegte Altstadt mit Laterne und Palme.

Doch kurz nach sieben rettete mich im Busbahnhof ein offener Bar, ich bekam meinen café con leche – und fragte mich bei den drei entzückenden Frauen hinter der Theke („¿algo más, reina?“), wo sie wohnen und wie weit sie wohl zur Arbeit fahren mussten.

Mit mutmaßlichen Weit-zur-Arbeit-Fahrerinnen teilte ich mir dann den Überland-Bus nach Esporles, war um diese Zeit die einzige am Koffer erkennbare Touristin. Ich stieg früh genug aus, um noch ein paar Meter zum Hotel laufen zu können und um Zeit zu schinden.

Als ich um 9 Uhr eintraf, reagierte man superflexibel auf die Vorzeitigkeit und gab mir einfach ein anderes als das geplante Zimmer, das aber bereits bezugsfertig war.

Hotelzimmer mit Doppelbett, klein in alten weißen Mauern, an der Decke dunkle Holzbalken

Von der Zimmertür führt eine eigene Innentreppe herauf! Durchs Fenster zur Kirche, das ich gleich öffnete, quietschte es heftig (und auf die Dauer etwas nervig) nach Jungfalken.

Außerdem auf der Innenseite der Innentür ein Hinweis, dass das Haus Abendessen anbietet, man möge sich bis 18 Uhr dafür anmelden. Olé, damit war die Frage geklärt, wo ich ein warmes Abendessen bekommen würde (ohne mühselige Recherche), ich hoffte auf Hausmannskost.

Altes mehrstöckiges Haus aus gelben, unverputzten Steinen mit grünen Fensterläden und großer dunkler Holztür

Hotel von außen.

Nach einer Weile Ausruhen mit Zeitunglesen (Süddeutsche bereits voller Oktoberfest, ich bin sehr froh, nicht in München zu sein) zog es mich raus in den Ort. Noch ein café con leche. Wieder landete ich zielsicher in dem uncoolen Lokal mit alten Einheimischen – aber vielleicht sollte ich das ja gar nicht, sondern die Leute hier lieber in Ruhe lassen und hingehen, wohin ich gehöre, nämlich in die schönen Cafés eigens für Tourist*innen. Es ist kompliziert. Einkäufe für spätere Brotzeit.

Ich wollte gerne schon ein bisschen Gehen üben für die kommenden Tage, gerne inklusive Ausblick, also folgte ich der Empfehlung des Reise-Veranstalters und spazierte Richtung Cor de Jesus, einer Statue auf einer Anhöhe. Google Maps zeigte allerdings nur die Straße als Fußweg an, und selbst dann kam ich nicht bis ganz oben. Egal, ich bekam ein paar Ausblicke und Bewegung.

Erhöhter Blick auf ein Tal mit einem mallorquiner Ort, dahinter flache Berge aus rötlichem Stein und mit Bäumen, darüber blauer Himmel mit wenigen weißen Wolken

Blick auf Esporles, und in diese Berge wird mich meine Wanderung führen.

Im Hotel gab’s kurz vor zwei Frühstück: Aus einer örtlichen Bäckerei eine Vollcorn-Empanada mit Gemüsefüllung, die sich als vor allem Mangold erwies und sehr schmackhaft war. Die kleinen Süß-Explosionen dazwischen, die ich als Rosinen identifizierte, hätte es meinetwegen aber nicht gebraucht: Auch meine Rosinen-Zuneigung hat Grenzen. Außerdem aß ich Joghurt.

Nach einem mittelerfolgreichen Siesta-Versuch (zu hoher Geräuschpegel in der Unterkunft) zog es mich nochmal raus: Ich hatte gesehen, dass der Trockenmauerweg durch die Tramuntana, den ich gehen werde, nicht erst in Esporles beginnt, sondern schon davor. Also spazierte ich ein Stück rückwärts – praktisch als Test für die Art des Weges. Das war zum einen sehr schön: Der Weg war eher breit, gut mit Steinen und Stufen befestigt, klar ausgeschildert, der Verlauf mit Liebe gelegt. Zum anderen wusste ich jetzt, dass es hoch und runter geht, ich Superschwitzerin also lieber leichte Kleidung trage. Und mein Mückenspray sorgfältig verteile.

Auf einer Weide drei dunkle Ziegen unter einem riesigen Feigenbaum

Ziegen unter mächtigem Feigenbaum.

Mit Steinen befestigter Wanderweg, auf beiden Seiten dicke Steinmauern und mediterrane Bäume

Schon hier wird klar, warum er Trockenmauerweg heißt.

Mit großen, runden Steinen befestigter Wanderweg

Erhöhter Blick auf mediterrane Hügellandschaft mit viel Grün, darüber dunkle Wolken

Schmaler, sandiger Wanderweg, rechts geht es einen bewaldeten Abhang hinab, links hinauf

Ich war während dieser anderthalb Stunden einigen Wander*innen begegnet, aber nicht abschreckend vielen. Aus den dunklen Wolken hatte ich auch ein paar Regentropfen abbekommen, an meinem ersten richtigen Wandertag am Samstag sollen das noch mehr werden.

Zurück im Hotel Telefonat mit Herrn Kaltmamsell, Lesen, Bloggen. Hungrig linste ich immer wieder auf die Uhr, bis es endlich 20 Uhr war (für spanisches Abendessen eigentlich unchristlich früh) und Zeit für meine Reservierung.

Gastraum mit weißen Wänden, Bögen, an der Decke dunkle Holzbalken

Die Tür rechts führte in mein Zimmer.

Zu meiner großen Freude wurde die Hoffnung auf Hausmannskost übertroffen: Das Tagesmenü war spanische Hausmannskost in besonders fein (aber nicht wirklich fotografabel). Erstmal Brot mit Aioli und Oliven – ich hatte schon wieder vergessen, wie sensationell die grünen Oliven auf Mallorca schmecken.

Als Vorspeise gebratene Pimientos de padrón, ein Stückchen Gemüse-Coca, vor allem aber ein Tonschüsselchen Kartoffeln-Auberginenscheiben-Tomatensauce im Ofen geschmurgelt. Hauptgang: Frisches Fischfilet mit einem safranigen Kartoffel-Karotten-Zucchini-Champignon-Gemüse.

Ein Tellermit gebratenem Fischfilet und Gemüse, dahinter ein Glas Weißwein und eines mit Wasser

Alles auf den Punkt gegart und liebevoll abgeschmeckt. Dazu ließ ich mir zwei Gläser Verdejo aus Rueda einschenken, ich hatte mich den ganzen Nachmittag auf Alkohol gefreut. Zum Nachtisch Mango-Eis, sehr schön mit Mangostücken.

Einschlafen mit Party-Band-Begleitung in der mittleren Ferne (“Hello Mary Lou”, “Marina, Marina, Marina”). Am Einschlafen gehindert allerdings von Pkw-Lärm: Vor diesem Fenster wurde wie daheim in München sehr unkundig eingeparkt.

die Kaltmamsell

6 Kommentare zu „Journal Freitag, 20. September 2024 – Angekommen an der Mallorca-Wanderung“

  1. Caro meint:

    Vielen Dank für den Reisebericht, den ich sehr interessiert mitverfolge – wir starten am Montag unsere Wanderung ab Esporles!

  2. Mareike meint:

    Vielen Dank fürs „Mitnehmen“, ich wünsche Ihnen eine tolle Wanderung und freu mich schon auf die weiteren Reiseberichte!

  3. S. meint:

    Auch von mir danke für den Bericht! Zu den Anreisekosten ist mir spontan eingefallen, dass der Vergleich Flieger/Bahn mit Kindern wohl günstiger ausfallen würde. Kinder kosten im Flieger jeweils 100 Prozent, in der Bahn fahren sie (zumindest in D) kostenlos mit. Dafür dann mehr Übernachtungskosten für die Bagage und ungleich mehr Strapazen… Aber die Fahrt nach Mallorca ist auch wirklich weit, ich habe vollen Respekt!

  4. Nadine meint:

    Kinder über 6 fahren auch nicht mehr kostenlos Bahn.

    Es ist einfach völlig verrückt, dass Fliegen so viel günstiger ist.

  5. fliggerit meint:

    Danke für den Bericht!

    Und zu den Fahrtkosten (Nadine): Kinder fahren (zusammen mit Erwachsenen) bis inkl. 14 Jahre kostenlos in der Bahn, sogar ins Ausland. Die 6-Jahre-Grenze gilt nur für alleinfahrende Kinder.
    Das war für uns bisher immer sehr lohnend für Urlaubsreisen.

    Nur mit Erwachsenen oder mit großen Kindern sieht die Rechnung leider anders aus.

  6. Beate meint:

    Sehen Sie, hat doch alles wunderbar geklappt.

    Der Preis ist schon heftig … aber warum ist es mit dem Flieger so viel billiger (bin schon ruhig).

    Ich muss allerdings sagen, dass ich wahrscheinlich fliegen würde – ich werde sehr leicht see- bzw. luftkrank, ich würde die 2,5 Stunden Flug den 7 Stunden auf der Fähre vorziehen …

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