Journal Mittwoch, 4. September 2024 – Gemischte Schwimmgefühle, Reisepanik
Donnerstag, 5. September 2024 um 6:37Guter Nachtschlaf, ich wurde wieder ins Dunkle geweckt.
(Fotografiert durchs Balkonfenster, daher die Flecken.)
Aufbruch in die Arbeit mit Schwimmzeug im Rucksack.
Schöner Himmel, ein weiterer Sommertag.
Im Büro ruhiges Abarbeiten, verlangsamt allerdings durch Stubenfliegenhirn: meine Gedanken änderten ständig unkontrolliert die Richtung.
Mittagscappuccino bei Nachbars, ich wärmte mich in der Sonne auf. Zu Mittag gab es Hüttenkäse und ein Laugenzöpferl. Später sollte sich das als gute Wahl vor dem Schwimmen erweisen, nichts davon belastete meinen Bauch.
Früher Feierabend noch vor vier, damit ich zum Schwimmen kam. Angekündigt war eigentlich Wetterverschlechterung; darauf hatte ich gehofft und auf die Folgen für die Freibadnutzung. Doch das Wetter blieb sommerlich sonnig und mild.
Am Dantebad stellte sich heraus, dass wohl auch andere die Wetterverschlechterung einkalkuliert hatten: Deutlich weniger Freibadbetrieb als vor einer Woche.
Meine ersten 1.500 Meter schwamm ich recht vergnügt unter wenigen anderen auf der Bahn. Dann kamen zügig viele weitere Schwimmer*innen dazu, leider von der unfreundlichen Sorte: Eine deutlich langsamere als ich überholte ich zügig, doch als ich wieder einscheren wollte, raste sie überraschend los und erwischte mich mit ihrem Fuß, dass mir fast die Schwimmbrille vom Gesicht flog – ich war völlig verdutzt. Ich versuchte sie beim Wenden zu fragen, was ich falsch gemacht hatte, doch sie fing meinen Blick nicht auf. Nach kurzer Sammlung schwamm ich weiter, war aber verunsichert, als ich sie wieder überholen musste: Ich verlegte mich auf Turbotempo, um möglichst schnell vorbeizuziehen. So schaffte ich meine angezielten 3.000 Meter, und das sogar komplett ohne Krampf.
Nach Hause nahm ich die Tram, und jetzt begann der Himmel dunkel zuzuziehen.
Nachtmahl serviert von Herrn Kaltmamsell: Gnocchi (selbstgemacht, aber aus der Gefriere) mit Salbei und Butter. Nachtisch die letzten beiden Portionen Flan, dann Schokolade. Jetzt erst machte das Gewitter ernst, doch Blitz und Donner bekamen wir nur fern mit, bei uns regnete es lediglich.
Früh ins Bett zum Lesen. Fürs Schlafen schloss ich wieder das Fenster, um nicht von Draußengeräuschen geweckt zu werden. Doch schnell stellte sich heraus, dass diesmal ein Drinnengeräusch Schlaf verhinderte: Eine sommerliche Brummfliege wollte sich einfach nicht Schlafen setzen. Vergebliche Umsiedlungsversuche in die beleuchtete Diele, vergebliches Fangenjagen. Dann griff ich halt wieder zu Ohropax, konnte im Gegenzug mal wieder mit offenem Fenster schlafen.
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Seit Wochen kämpfe ich immer wieder mit aufsteigender Panik (nicht im medizinischen Sinn) vor meiner Mallorca-An- und Abreise.
Hin: Bahnhofswechsel in Paris, nachts in Barcelona vom Bahnhof ins Hotel, am nächsten Tag Gepäckaufbewahrung in Barcelona, Tag rumbringen, am Abend auf die Fähre nach Mallorca, in den ganz frühen nächsten Morgenstunden vom Hafen Palma de Mallorca zum Örtchen im Norden, von dem meine Wanderung startet.
Rück: Transfer vom Ziel meiner Wanderung nach Alcúdia im Osten von Mallorca, zum Hotel navigieren (ich bleibe ein paar Tage). Dort am Abreisemorgen auf die Fähre nach Barcelona, vom Hafen in Barcelona zum Hotel, am nächsten Morgen vom Hotel zum Bahnhof Barcelona, Bahnhofswechsel in Paris.
Für Sie mag sich das alles easypeasy lesen, mich macht das halt in seiner gefühlten Komplexheit fertig. Mittlerweile bin ich die Schritte einmal im mittelgroben Detail durchgegangen und weiß, wie viele Fragen jeder im feinen Detail aufwirft (wo Ticket? welches Verkehrsmittel? wo Haltestelle? wie zahlen? was mache ich um 6 Uhr früh in Palma?). Die meisten habe ich bereits durch Recherchen geklärt, aber es ist noch einiges durchzudenken und zu recherchieren in den Tagen bis Aufbruch.
Wirklich lachen musste ich über das Marketing-Sprech der Agentur, die meine Wanderung auf Mallorca organisiert und mir ein Update schickte mit dem Betreff: “Sind Sie bereit für Ihr Abenteuer?” Die Wanderung wird der Entspannungsteil dieses Urlaubs sein.
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Eine Einordnung aus Österreich:
“Über den Wählerwillen
Ist es undemokratisch, eine demokratisch gewählte, aber rechtsextreme Partei auszuschließen?”
§
Warum echte Schmetterlingswiesen nicht so aussehen. (tl;dr Brennnesseln und Brombeersträucher stehen lassen):
“Über Schmetterlingsmörder”.
14 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 4. September 2024 – Gemischte Schwimmgefühle, Reisepanik“
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5. September 2024 um 7:08
Wegen dollem Stress bei An- und Abreise (Panik und Ängste, aber auch Überreizung) fahre ich nur kurze Strecken in den Urlaub, was mich glücklicherweise nicht stört. Ich habe kein Fernweh, und auch keine Verwandtschaft, die ich weit weg besuchen möchte. Alles andere würde ich nur mache, wenn ich länger als zwei Wochen bleiben kann. Von daher Hut ab und viel Erfolg für die Mallorca-Reise!
5. September 2024 um 7:36
Vielleicht sollten wir die Selbsthilfegruppe Reisestress gründen. Bei mir ist es die Planung, die mich fertigmacht. Routen, Verkehrsmittel, Unterkünfte, was macht man mit dem Gepäck… Huch, die wollen ein Visum?
(#firstworldproblem par exellence)
5. September 2024 um 7:45
Ihre Reisepläne scheinen doch sehr strukturiert! (Bester Punkt: Tag in Barcelona “rumbringen” :-))
Das wird sicher ganz unvergesslich. Ich freue mich schon auf den Bericht.
5. September 2024 um 7:46
Dieser Gruppe schließe ich mich an. Ich warte immer noch darauf, dass das Beamen Realität wird.
Vielleicht ein Trost: bei mir hört die Panik in der Regel auf, wenn ich „on the road“ bin.
Gute Reise auf jeden Fall, ich freue mich auf Ihre Berichte!
5. September 2024 um 8:01
Ja, Schwimm-Etikette für Sportbäder ist ein Ding. Bei uns gibt es Bahnen, die extra mit “Schnelle Bahn” gekennzeichnet sind. Nun ist “schnell” relativ. Wenn aber eine Person ständig von allen anderen überholt wird, und trotzdem die Bahn nicht wechselt, nun ja. Auch Menschen, die an der Wende extra vor einem losschwimmen, obwohl sie deutlich langsamer sind, sind eine große Freude (nicht). Ich übe mich in Stoizismus, aber manchmal führt es dazu, dass ich bestimmte Schwimmhallen zu bestimmten Zeiten meide. Bei uns sind leider auch Vereine keine Alternative, da diese Trainingszeiten für Erwachsene in der Regel erst abends ab 20 Uhr anbieten (was verständlich ist, für mich persönlich aber nicht passt).
5. September 2024 um 8:33
Machen Sie sich eigentlich diesen Stress der Anreise, um Ihren CO 2 Fußabdruck zu minimieren? Chapeau!
Mir wäre der Stress zu groß und um den Fakt, dass der nur ca. 2-stündige Flug München/Mallorca auch ohne mich startet, käme ich nicht herum.
Sollte es sich um eine Gruppenwanderung handeln, wäre es nicht uninteressant zu erfahren, wie die anderen Teilnehmer (aus aller Welt?) das Ausgangsziel erreicht haben.
Ganz ohne Umweltbelastung geht’s wohl nur wie es weiland Werner Herzog, der große Fußgänger machte: München – Paris, auf Schusters Rappen.
5. September 2024 um 9:07
Diese Reiseaufregung ist skurril. Für andere beruflich genau sowas planen mit allem Zipp und Zapp und selber vor Aufregung hyperventilieren. Gute Reise und viel Spaß beim Wandern.
5. September 2024 um 9:41
Auch Team Reisevorbereitungsstress. Ich liebe Planen und mache das gut. Aber schon Wochen vorher wird mein Kopf nur noch in Beschlag genommen von dem, was alles schief gehen kann. Vorfreude Null.
Selbsttherapieansatz: Anfangen, Dinge zu feiern, die zwar schief gehen, aber sich dann meist doch irgendwie, oft dank spontaner Hilfsbereitschaft Dritter, einrenken. (Things going wrong is s not a bug but a feature.)
5. September 2024 um 10:50
Ich leide auch unter Reisestress und arbeite dagegen mit einer Mischung aus guter Planung und Kopf-in-den-Sand stecken an. Auf der komplexen Hinreise habe ich mich diesmal komplett in die Hände der sagenhaft gut organisierten erwachsenen Tochter begeben, was sehr entspannt war, dann aber beschlossen, mich in Zukunft nicht mehr so anzustellen, weil es ja peinlich ist, sich in so jungen Jahren auf sein Kind zu stützen.
Es macht ja viel aus, wenn ich die Orte kenne, an die ich reise – dann kann ich mir mich selbst leichter dort vorstellen.
Also dann mal bonne chance und eine Reise mit der exakt richtigen Menge von Abenteuer! In Mallorca mit dem Boot ankommen ist sicher super.
5. September 2024 um 12:45
Ilka, selbst in einem Dasein ohne jegliche Reiseaufregung sollte der Unterschied zwischen “für andere am Schreibtisch planen” und “mit vielen Zwischenstationen selbst durchführen” offensichtlich sein.
Dann von skurril und hyperventilieren zu schreiben, empfinde ich als unschön. Jeder Mensch ist nun mal anders und hat verschiedene Dinge die als beunruhigend und aufregend empfunden werden.
5. September 2024 um 14:35
Das kenne ich so, diese Aufregung vor einer Reise. Ich spiele alles durch, was an Schlimmem passieren kann und dann trifft es meist nicht zu. Dieses durch London fahren mit Bus und U-Bahn bei ausfallenden Linien war dann halb so kompliziert.
Kennst Du das Märchen “Die kluge Else“? Daran muss ich dann immer denken.
5. September 2024 um 19:47
Ich hatte eher immer das Problem bei geschäftlich geplanten Reisen – was da alles schiefgehen konnte!
Privat (allerdings reise ich fast nur in D oder im nahen Ausland) ist alles gut durchgeplant.
Sie schaffen das!
Was bei mir in der Firma immer sehr beliebt war: Ein Reiseplan. Wann muss ich wo sein, wie ist die Flug/Zugnummer, wo gehts los, wo komme ich an – in Tabellenform aufgedröselt.
Und auf den Tag in Barcelona können Sie sich freuen (wenn Sie allzu müde werden, vielleicht spontan eine Massage o.ä. buchen? Damit man mal “von den Füßen” kommt.
6. September 2024 um 11:39
Ich reise nächste Woche geschäftlich nach Nordengland.
Interrailticket. Das bedeutet, man kann einerseits alles nutzen, muss aber oft Sitzplatzreservierungen haben.
Derzeit weiß ich (ungefähr halt), dass ich Dienstag von Dienstort nach Köln, von Köln nach Brüssel und dann dort in den reservierten Eurostar steigen werde.
In London dann abends ins Hotel. Am Mittwochfrüh per Zug nach Durham (noch keine Sitzplatzreservierung, weil website kaputt).
Samstag dann von Durham wieder nach London (noch keine Sitzplatzreservierung, weil..)
Dort ins Hotel.
Sonntagfrüh im reservierten Eurostar nach Brüssel, von dort noch nichts weiter reserviert, aber vermutlich einfach genau so zurück.
Wish me luck!
6. September 2024 um 13:17
UAAAAAH, adelhaid, ich wish dir ja derart luck!