Archiv für September 2024

Journal Montag, 9. September 2024 – Gummistiefeleinsatz

Dienstag, 10. September 2024

Eingeschlafen zu Regenrauschen, aufgewacht zu Regenrauschen.

Ich wagte mich dennoch in weißer Jeans aus dem Haus: Mir war eingefallen, dass ich für solches Wetter ja Gummistiefel besitze. Unterwegs versiegte der Regen, zu meiner Erleichterung wurde es sogar ein wenig heller, ich hatte eine dunkelgrauen durchregneten Tag befürchtet.

Im Büro brach beim Öffnen des E-Mail-Postfachs allerdings erstmal eine kleine Hölle los. Bis ich die zahlreichen Aufgaben abgearbeitet hatte, die mir entgegenpurzelten, dazu noch diejenigen, die über die nächsten Stunden plötzlich aufpoppten, bis ich also meine eigentliche Jobliste für gestern anpacken konnte, war es Mittag durch. Dazwischen hatte ich mir allerdings herausgenommen, für einen Cappuccino in die Nachbar-Cafeteria zu laufen.

Mein spätes Mittagessen war dreigängig: Ernteanteil-Gurke, Pumpernickel mit Butter, Pfirsich mit Joghurt. Das war reichlich – und doch knurrte bereits drei Stunden später schon wieder mein Magen.

Über den Nachmittag konnte ich strukturierter arbeiten, doch mir ging die Konzentrationsfähigkeit allmählich flöten.

Kurz vor Feierabend setzte nochmal heftiger Regen ein. Regenradar aber sagte: Nur ein ganz kleines Regengebiet, zum Heimweg bereits weitergezogen. (ICH LIEBE MODERNE METEOROLOGIETECHNIK!)

Später Feierabend. Auf dem Heimweg Erledigungen (in Gummistiefeln, auch wenn es nicht regnete, irgendwie musste ich sie ja nach Hause schaffen): Lebensmittel, Bargeld, Drogerieprodukte.

Zu Hause Yoga-Gymnastik, auf die ich mich sehr gefreut hatte. Für mich gilt nicht Adrienes “the hardest part is over: you’re here”, Yoga kostet mich genauso wenig Überwindung wie Joggen und Schwimmen. Man sucht sich’s nicht aus. Tat sehr gut.

Nachtmahl war die restliche Lasagne vom Sonntag, und aus Ernteanteil-Zucchini und -Stangensellerie hatte Herr Kaltmamsell einen Salat mit Feta und Kapern gemacht, köstlich. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen. Jenny Erpenbecks Kairos ist sehr gut geschrieben, aber eine belastende Geschichte.

§

Aus Funktionsperspektive verstehe ich ja Waschtische mit frei stehenden Waschschüsseln genauso wenig wie frei stehende Badewannen – habe ich in Hotels genutzt, die Holzplatte unter der Schüssel sah immer erbarmungswürdig aus. Aber wenn, dann müsste die Waschschüssel so aussehen. (Bei so viel Praxis-ferne kalkuliere ich den Faktor Putzbarkeit erst gar nicht ein.)

Journal Sonntag, 8. September 2024 – Ferienausflug in den Botanischen Garten

Montag, 9. September 2024

Gute Nacht, doch unter meinem Bettüberzug als Decke wurde mir erstmals ein wenig zu frisch (er ist bei 23 Grad Schlafzimmertemperatur genau richtig) – da er 2×2 Meter groß ist, nahm ich ihn einfach doppelt.

Silhouette eines modernen Kirchturms über Park mit allerersten Morgensonne

An diesem Sommerabschiedswochenende genoss ich das Balkonsitzen (MIETE ABWOHNEN!) nochmal besonders: Die Wasserschale auf dem Sims wurde immer wieder besucht, mindestens eine Kohlmeise traute sich auch dann zu trinken, wenn ich am Tisch saß. An den Bäumen klopften prächtige Buntspechte, einmal einer am Nebenast beobachtet von einer besonders bräsig breit dasitzenden Türkentaube (ich denke bei deren Anblick immer an Menschen, die den exakt selben Habitus zeigen). Gestern sah ich dann auch endlich mal eine Mönchsgrasmücke, all die Monate davor hatte ich sie immer nur gehört.

Für das letzte Wochenende der Sommerferien hatten wir einen Ausflug geplant: Botanischer Garten, nach den Gewächshäusern vergangenen November jetzt die Außenanlagen. Am späteren Vormittag radelte ich mit Herrn Kaltmamsell über die Nymphenburger Straße hinaus.

Gleich am Eingang fing Herr Kaltmamsell eine besonders brenzlige Situation ein. Solange wir guckten, war die Libelle noch nicht gefressen.

Rechts ein großer Porzellan-Kakadu, links eine gepflegte Außen-Gartenanlage mit Kieswegen

Prächtiges Nymphenburger PorzellanMajolika ziert die Treppen.

Wir nahmen uns zunächst den Abschnitt “System” vor: Hier wird die botanische Systematik an 1.600 Pflanzenarten gezeigt.

Lila Blütenkelche vor sonnenbeschienenem Stein und Büschen

Unter anderem trafen wir auf besonders stattliche Herbstzeitlose.

Weiter zum Bereich mit Nutzpflanzen.

Drei gelbe Kürbisse un Kürbisblätter auf Erde

es ist herbts

auf dem feld

DIE KÜRBEN

Ich lernte, wie Buchweizen wächst, wie Linsen wachsen.

Halb weggefressene Kohlköpfe auf der Erde, zwischen zwei Blättern ein großes Schneckengehäuse

Und dass sich auch hier die Schnecken sattfressen, eine in flagranti!

Selfie eines Mannes und einer Frau vor riesigen grünen Blättern

Pärchen-Selfie für das Schweizer Freundespaar – die riesigen Blätter sind Mirbel, Gunnera tinctoria aus Chile. Nämlich.

Ansicht von halb oben eines Ausschnitts eines botanischen Gartens mit Teich, gegenüber ein Häuschen, im Vorergrund alpine Landschaft

Nahaufnahme einer komplexen, weinroten Blüte vor grünen Blättern

Blümchen im Alpinum.

Zum Abschluss hatten wir uns auf Kaffee auf der Terrasse des Cafés im Botanischen Garten gefreut. Doch zum einen war diese besonders schöne Terrasse mit Blick auf Blumen nicht in Betrieb, zum anderen das restliche Lokal sehr voll. Also ließen wir das bleiben und sahen uns noch unter den Blumen um.

Prächtiges Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, davor Gartenanlage mit Blumen, Kiesflächen, Bänken

Auf einem Baum vor einem roten Dach sitzt ein Reiher

Reiher-Besuch auf Magnolie.

Beete mit Dahlien in verschiedenen Formen und Farben vor einem alten Gebäude

Im Dahlienarium.

Gemütliches Heimradeln mit kurzem Stopp am Rotkreuzplatz: Es war ein italienischer Markt aufgebaut. Doch von den angebotenen Produkten machte uns nichts an, wir holten nur ein frisches Brot beim Bäcker Rischart.

Zum Frühstück um zwei setzte ich mich auf den Balkon. Es gab zwei Scheiben frisches Brot mit Geräuchertem, eine mit Butter und Honig, außerdem Pfirsiche mit Joghurt. Bisschen zu viel. Und die Luft wurde bereits frisch.

Ein Stündchen Bügeln mit Musik, dann Romanlesen auf dem Sofa, Yoga-Gymnastik vorm Fernseh-Bildschirm, Bruder-Telefonat. Wie angekündigt schlug das Wetter jetzt wirklich um: Es regnete, ich schloss die Fenster gegen die Kühle.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch Lasagne gemacht: Die klassische Sorte, nur halt mit Soja-Bröckerln statt Hackfleisch. Schmeckte sehr gut (nur einen Tick zu trocken), Lasagne gehört weiterhin zu meinen Lieblinsspeisen. Als Nachtisch aßen wir den restlichen Apfelkuchen.

§

Apropos Bloggen in anderer Form: Maximilian Buddenbohm hat mich auf den wöchentlichen Newsletter von Nils Minkmar gebracht, den ich hiermit weiterempfehle. Der aktuelle heißt
“No News”.

Unter anderem beobachtet Nils Minkmar in einer Berliner Klinik:

Docs und Pflegekräfte sind mal biodeutsch, mal nicht – genau wie ihre PatientInnen. Die ermüdende Frage, wer woher kommt, spielt in der Klinik keine Rolle. Ich nahm einige Mahlzeiten zwischen den Beschäftigten ein und hörte normale Arbeitsplatzwitze, aber nichts von dem dauernden Untergangsgeheule rechter oder auch betont linker Medien. Mein Eindruck war, dass die Leute ihren Job gut und gerne machen und mit ihrem Leben zufrieden sind. Vielleicht ist es an vielen Stellen im Land so – aber als Journalist kann man das nicht abbilden. Man würde sofort der naiven Affirmation bezichtigt und verdächtigt, die wahren Probleme der Menschen zu ignorieren. Oder die Sorgen, die noch kommen. Oder die Nöte der anderen. Dabei sind dauernde Angst und die Verkennung dessen, was in Europa gut ist, wirksame Treibstoffe für die Höckes und Wagenknechts dieser Republik.

Und er kommt zu der Einsicht:

Junge Frauen und Männer, die erst Menschen heilen und dann in den Feierabend ziehen, Skateboard unter dem Arm – das ist viel eher Deutschland heute als die Studios der Talkrunden mit ihren enervierenden und extremen Gästen.

§

Charmant: Der Grabstein von Hans-Christian Ströbele.

Journal Samstag, 7. September 2024 – Abschied-vom-Sommer-Lauf an der Isar

Sonntag, 8. September 2024

Unruhige Nacht, als ich dann endlich einschlief, träumte ich Trauriges, wachte tieftraurig auf.

Draußen schien die Sonne, es war aber sehr frisch, dennoch setzte ich mich für meinen Morgenkaffee auf den Balkon.

Blick über Kaffeetasse und Wasserglas hinweg über Balkonbrüstung auf sonnenbeschienenen Baum und blauen Himmel

In den Bäumen davor pöbelte ausdauernd ein Eichelhäher, manchmal unterbrochen von einer Krähe.

Nach dem Bloggen buk ich das geplante Apfelschlangerl aus Katharina Seisers Österreich vegetarisch, derzeit mein liebster Apfelkuchen (hier Bilder vom Backen vergangenes Jahr). Beim Zerteilen des Butterblocks in Würfel schaffte ich es irgendwie, mir mit der Spitze des großen Messers den linken Unterarm anzuritzen, gerade genug, dass blutige Sauerei drohte: Ich rief Herrn Kaltmamsell mit Bitte um ein großes Pflaster herbei.

Eigentlich war seit Wochen für dieses Wochenende eine Wanderung geplant gewesen, doch die dazugehörige Freundin hatte sich dem vor ein paar Tagen durch einen gebrochenen Fuß entzogen. Ersatzplan war Schwimmen im Dantebad, ein letzter echter Sommerschwumm mit anschließendem Sonnenbaden, doch ich verspürte keine rechte Freude darauf. Mir ging’s ohnehin nicht so gut, und die Aussicht auf viele Menschen vor allem im Schwimmbecken trübte die Aussicht auf Gleiten durch Wasser. Also überlegte ich, was mir gut tun könnte. Gar kein Sport, statt dessen Rumgammeln? Nein, zu hohe Trübegefahr. Laufen? Ja, Laufen, also Bewegung ohne Menscheninteraktion, dafür in schönem Licht und mit Aussicht auf Seelenfrieden.

Ich machte mich fertig für einen Sommerlauf, erst ein drittes Mal dieses Jahr in kurzer Hose. Das Radeln zum Friedensengel wurde überraschend kompliziert: Schon vor dem Deutschen Museum waren Straße und Radweg gesperrt, ich kam nicht weiter an der Isar entlang und jenseits die Ludwigsbrücke. Eine Umleitung übers Deutsche Museum endete im Nirgends, ich radelte zurück und suchte mir selbst durchs Lehel einen Weg zum Friedensengel. Auf der Fahrt sah ich dann auch den Grund für die Sperrung: Isarinselfest.

Das Wetter war herrlich, in der Sonne nur einen Tick zu warm für ideales Laufwetter. Doch ich suchte den Schatten, immer wieder kühlte mich eine Brise. Der Körper spielt gut mit, an der gesperrten Föhringer Brücke lief ich der Umleitung für den Fahrradverkehr nach und entdeckte so ums Gebäude des Bayerischen Rundfunks ein weiteren schönen Teil des nördlichen Englischen Gartens, unter anderem den Oberjägermeisterbach.

Uferweg mit Bäumen über eine Kiesbank am Fluss, darauf eine Sonnenbadende

Dicker, kahler Baumstamm im Gegenlicht, daran ein großer, mehrlagiger gelber Pilz

Im Vordergrund Parkbank von hinten, davor zwischen Bäumen Blick auf FLuss un Wehr in Hintergrund, am Ufer, zwei-E-Roller, man erahnt zwei sitzende Menschen

Lichter Laubwald, links ein Bach, rechts daneben ein breiter Weg

Neu entdeckt: Oberjägermeisterbach.

Graffiti unter einer niedrigen Brücke, fast verwittert

Markanter Graffiti-Kopf auf einem grünen Metallkasten im Park

Ein alter Bekannter, dessen Graffiti ich auch an den Bahnstrecken um Köln und Essen gesehen hatte.

Kleinteiliger, bunter Streifen Graffiti unter einer Brücke, von rechts fährt gerade ein Radler ins Bild

Bach, der unter einen niedrigen Brücke durchfließt, von der Brücke hängen Efeu-Stränge

Bäume vor knallblauem Himmel an Teich, links angeschnitten ein Wehr

Helllila Blumen, Herbstzeitlose, auf Wiese vor sonnigem Park

Blick von Brücke auf Fluss in Sonne, darin ein paar Badende, im Hintergrund Brückenbaustelle

Blick von der Emmeramsbrücke nach Norden.

Eckiger weißer Kirchturm zwischen Bäumen vor blauem Himmel

Der Lauf hatte tatsächlich so gut getan wie erhofft. War mit ein dreiviertel Stunden ein bisschen zu lang ausgefallen (Körper war fertig, bevor Seelchen genug hatte), ich dehnte sorgfältig Beine, Hüfte, Po, Schultern, bevor ich heimradelte (wieder übers Lehel).

Frühstück kurz nach zwei: Fladenbrot mit Tomate, Apfelschlangerl. Das machte mich müde genug für eine kleine Siesta bei ohnehin gegen die Sonne herabgelassenem Rollladen.

Den restlichen Nachmittag verbrachte ich auf dem Markise-beschatteten Balkon in perfekter Sommertemperatur ohne Hitze, las Zeitung und Internet.

Ich hatte große Lust auf Yoga-Gymnastik, begann nochmal das diesjährige 30-Tage-Programm “Flow” von Adriene.

Nachtmahl: Als Vorspeise servierte ich Tomaten, Pfirsich, Basilikum. Als Hauptgericht hatte Herr Kaltmamsell Udon-Suppe mit viel Gemüse gekocht. Nachtisch Apfelschlangerl.

§

In der Wochenend-Süddeutschen fand ich zwei große Artikel besonders informativ und gut, vielleich haben Sie ja Zugriff:

Einmal das Interview mit Katalin Karikó, die mit Drew Weissman den Nobelpreis für Medizin für ihre mRNA-Forschung bekommen hat, die letztendlich zu den Covid-19-Impfstoffen führte. In der gedruckten Süddeutschen lauteten das Thema und die Überschrift (€):
“Durchhalten”.

Das hatte bei mir die Befürchtung hervorgerufen, dass das framing mal wieder das irreführende “Du musst nur an deinen Träumen/Zielen festhalten, dann kannst du alles schaffen, hier ist der Beweis” sein würde. Irreführend, weil survivorship bias: Wir erzählen einander nur die Geschichten der Leute, die es tatsächlich geschafft haben. Und obwohl das Durchhalten oft Bedingung für den Erfolg war, taugt es halt nicht zum umgekehrten Beweis, dass es Erfolg garantiert (und wer es nicht schafft, halt nicht genug daran geglaubt hat): Die viel häufigeren Geschichten der Leute, die trotz allem follow your dream gescheitert sind, taugen lediglich nicht so zum Weitererzählen.

Doch Karikós Antworten sperren sich herrlich gegen das framing:

Ich wollte immer nur verstehen, wie etwas funktioniert und ob man es besser machen kann. Und es scheint, als sei mir das gelungen.

(…)

Während Ihrer Karriere haben Sie mehrmals den Job verloren, mussten Ihr Labor räumen, viele Ihrer Forschungsanträge wurden abgelehnt. Ihr Ehemann sagte einmal, Kati, du verdienst nicht mal einen Dollar pro Tag. Wenn es nicht Ehrgeiz ist: Was ist dann Ihre herausragende Eigenschaft als Wissenschaftlerin? Hartnäckigkeit?

Es stimmt, eine Weile ging es nur bergab. Ich habe unendlich viel gearbeitet, befördert wurden hingegen andere. Wäre es mir damals um Erfolg gegangen, hätte ich wahrscheinlich irgendwann aufgegeben. Aber ich habe Rückschritte nie ernst genommen oder versucht, jemandem die Schuld dafür zu geben, dass es nicht gut läuft. Ich habe mich einfach auf meine Arbeit konzentriert.

Inhaltliche Wissbegier also als Motivation und gerade nicht Glaube an Erfolg oder ähnlich Hollywood-taugliches.

§

Den andere Artikel las ich im Wirtschaftsteil, und er erinnerte mich an eine spannende Geschichte, die ich vor Jahren im Guardian gefunden hatte und die anhand der Einwanderer-Gastronomie in UK den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Einfluss von Einwanderung nachgezeichnet hatte. Autorin Lisa Nguyen recherchiert dieses für das deutscheste aller Einwanderungsgerichte, den Döner (€):
“Einmal mit alles”.

Wie viele Dönerläden es in Deutschland gibt, dazu gibt es keine offiziellen Zahlen. Ein Vertreter der Düzgün-Gruppe, einer der größten Dönerfleischproduzenten Deutschlands, schätzt die Zahl auf rund 18 000 Läden. Viele Besitzer kamen aus der Türkei nach Deutschland und betreiben ihre Buden hier bis heute, einige werden inzwischen von den Kindern oder Enkelkindern geführt. Und ihre Überzeugungen könnten unterschiedlicher nicht sein.

Der Artikel berichtet auch, warum die Dönerläden in Deutschland gerade Anfang der 1980 so schlagartig aufkamen:

Mit dem Einbruch der Weltwirtschaft erfolgte 1973 auch der Anwerbestopp, doch zu diesem Zeitpunkt waren viele Familien aus der Türkei bereits nachgekommen und hatten sich hier niedergelassen.

Verschärft wurde die Lage der Gastarbeiter durch den sogenannten „Lummer-Erlass“ in Westberlin, den Seidel in seiner jüngsten Dönerabhandlung beschreibt. Berlins früherer Innensenator Heinrich Lummer kündigte 1981 an, dass Ausländer, die weniger als fünf Jahre in Deutschland lebten und weder eine Ausbildung noch eine Arbeit hatten, ausgewiesen werden sollten.

Der Druck auf Tausende Familien stieg, die Selbstständigkeit war für viele der einzige Ausweg, um im Land zu bleiben. Der Dönerstand, der Gemüseladen oder die Änderungsschneiderei sicherten nun das Familieneinkommen – und den Aufenthaltsstatus.

§

Viele Bloggerinnen müssen einfach bloggen – auch nach Aufgeben ihres ursprünglichen Blogs. Manche sprechen ihre Texte inzwischen als Reel in die Kamera, andere schreiben Newsletter, wieder andere nutzen die Textmöglichkeiten unter ihren Fotos auf instagram – wie Gedankenträger, die acht Jahren nach dem plötzlichen Tod ihres Sohns John an seinem 24. Geburtstag darüber schreibt, was das Mutterwerden mit ihr gemacht hat und wie sie diesen nicht gefeierten Geburtstag erlebte.

Journal Freitag, 6. September 2024 – Von der Anstrengung, mein Geld loszuwerden

Samstag, 7. September 2024

Dank Ohrstöpseln tief und gut geschlafen. Draußen brach der angekündigte Regentag an, die geplante weiße Jeans ließ ich lieber im Schrank (aufspritzender Straßendreck beim Gehen erzeugt unauswaschbare Flecken). Aber: Guter Sommer, ich habe alle meine Sommerkleidung mindestens einmal getragen.

Für meinen Weg in die Arbeit blieb der Regenschirm dann doch geschlossen, aus dem düstergrauen Himmel fiel kein Regen mehr.

Verregnete Straße mit Altbauten, im Hintergrund ein Backstein-Kirchturm

Emsiger Arbeitsvormittag, die Vollzughindernisse des Vortags waren über Nacht verschwunden. Die Glücksgefühle nach erfolgreicher Erfüllung dieses Auftrags führten aber dazu, dass ich mir ein wenig vorkam wie Wauzi, der einen Ball apportiert hat, JÄPP JÄPP, *schwanzwedel*.

Für meinen Mittagscappuccino ging ich raus ins Westend, mit kurzen Ärmeln war mir fast zu frisch. Zurück am Schreibtisch noch eine Runde berufliche Reise-Orga, dann gab’s Mango mit Sojajoghurt. (Einmerker: Mangos künftig nicht bis zur Marmeladigkeit reifen lassen, mit etwas Säure mag ich sie lieber.)

Anstrengender Nachmittag, während es draußen sonnig wurde. Pünktlicher Feierabend, weil ich Besorgungen vorhatte und dafür ins Stadtzentrum spazierte. In der Sonne war es bereits wieder einen Tick zu warm.

Unter anderem wollte ich Herrn Kaltmamsells Geburtstagsgeschenk in einem Fachgeschäft in der Innenstadt kaufen. Recherchiert hatte ich das Ding im Web, aber Sie wissen ja, dass ich als Innenstadt-Bewohnerin gerne die kleinen (und großen) Geschäfte durch Einkauf vor Ort am Leben erhalten möchte.

Nur dass vor diesem Geschäft eine Schlange stand, obwohl der Laden eher leer aussah. Und der Security-Mensch (!!! wir reden hier von einem Fachgeschäft für Alltagsgegenstände, keineswegs von einem Juwelier oder Louis Vuitton) mir auf entgeisterte Nachfrage erklärte, dass nur so viele Menschen reingelassen würden, wie beraten werden könnten, das mache die Beratung besser. Mittlerweile fassungslos fragte ich nach, dass ich mir die Produkte also auch nicht einfach ansehen dürfe? Nein.

Also vereinbarte ich innerlich mit dem Laden: Wenn ich kürzer in der Schlange warten müsste als ich brauchte, um den Artikel auf meinem Smartphone nochmal gründlich online zu recherchieren und zu kaufen, würde ich in den Laden gehen, sonst nicht. Ergebnis: Ich kaufte online, der Laden zog den Kürzeren und kann meinetwegen eingehen. Schaun wir mal, was danach reinkommt. Noch ein Burger-Laden? (Eine Frau in der Schlange erzählte, dass sie nur etwas umtauschen wolle und trotzdem nicht reingelassen werde.)

Obstkauf beim Eataly. Einen Schurwollpulli fürs Winterbüro gekauft, den ich online entdeckt hatte, in einem Laden, an dem ich dafür nicht Schlange stehen musste. (Ich komme weiterhin nicht darüber hinweg.) Und dann noch als Extra-Belohnung an einem Standl zwei Bund Dahlien.

Zu Hause traf ich dann doch recht verschwitzt ein. Blumen versorgt – und dabei überrascht nach draußen gehorcht: Im Nußbaumpark gab’s Alphornmusik der nicht-traditionellen Art. Herr Kaltmamsell recherchierte: Das war Marcel Engler, der “Loisach Marci”.

Endlich wieder Yoga-Gymnastik, wenn auch eine eher ungeliebte Schlussfolge von Adriennes 30-Tage-Programmen, zu denen sie nichts ansagt, sondern nur turnt. Ging aber gut, tat gut.

Fürs Abendessen hatte Herr Kaltmamsell schon am Donnerstag Rillettes hergestellt, wollte er schon lang mal machen. Aus Ernteanteil-Salätchen, -Gurke, -Tomaten machte ich Salat, verwendete dafür das Öl eines Glases eingelegter Antipasti-Artischocken (leider zu viel davon). Weiters gab es Fladenbrot vom Balkanbäcker und allgäuer Käse vom Markt. Als Aperitif rührte uns Herr Kaltmamsell Martini-Cocktail, zum Essen tranken wir den Chardonnay weg, den er für die Rillettes (Kalb übrigens) verwendet hatte.

Gedeckter Tisch mit den vorher beschriebenen Speisen und Getränken

Beschallung weiterhin von draußen interessanter Alphorn-Techno. Nachtisch Schokolade.

Im Bett neue Lektüre: Jenny Erpenbeck, Kairos. Ich hatte ihr Geschichte vom alten Kind sehr gemocht, auch hier ging es sprachlich eigenwillig los.

Vor zwei Wochen hatte ich in einem Fine-Dining-Restaurant reserviert, das ich gerne mal ausprobieren wollte und das bei vorherigen Versuchen immer schon ausgebucht war. Ein Lokal aus der Ohne-Sterne-Welt, deshalb war ich überrascht, dass ich mein Erstgeborenes verpfänden sowie mit Kreditkarten-Daten garantieren musste, dass ich echt, echt ehrlich kommen würde. Als also gestern, eine Woche vor Termin, eine Drängel-Mail kam, KÖNNEN WIR NOCH IRGENDWAS FÜR SIE TUN HABEN SIE SONDERWÜNSCHE KOMMEN SIE WIRKLICH????, musste ich pampig werden:
“Wir freuen uns auf den Abend bei Ihnen – und sind gespannt, welche weiteren Hürden wird überwinden müssen für die Reservierung und ihre tatsächlich Einlösung. Vielleicht dürfen wir nur über Ihre Türschwelle, wenn wir ein Rätsel lösen? Es wird so spannend!”

Die Gastro-Entwicklung in München, die uns schon Reservierungs-Druck für einfaches Kaffeetrinken und Zwei-Stunden-Slots für Abendessen eingebrockt hat, treibt weitere groteske Blüten.

§

Hanna Schygulla gehört zu den Menschen, die beim Altern immer mehr aussehen wie sie selbst, gestern ein Porträt im SZ-Magazin (€):
“Audienz bei einer Diva”.

Journal Donnerstag, 5. September 2024 – #WMDEDGT: Sommerabend im Melina

Freitag, 6. September 2024

Proudly participating in #WMDEDGT – Antwort auf Frau Brüllens Frage an jedem fünften des Monats: Was machst du eigentlich den ganzen Tag?

Besonders tief und gut geschlafen – ich führte das auf die Ruhe durch Ohrstöpsel zurück, nur dass halt die Haut meiner Gehörgänge auf Dauer schnell mit Ekzem protestiert (ich hatte gerade endlich komplette Juckfreiheit erreicht).

Draußen waren die Straßen noch dunkel vom Regen der Nacht, es kam angenehm kühle Luft herein – allerdings zu kühl, als dass es mich für den Morgenkaffee auf den Balkon gezogen hätte.

Schöner und durch eine Begegnung interessanter Marsch in die Arbeit, es wurde hell zu einem weiteren Sommertag.

Emsiger Bürovormittag, überschattet von den Schüssen am Münchner NS-Dokumentationszentrum: Kolleg*innen erfuhren davon in Echtzeit von Angehörigen, die in Hörweite arbeiten. Ich loggte mich dann doch nochmal in meinen X-Account ein, wo die Münchner Polizei live twitterte: Offizielle Informationen aus erster Hand waren mir in dieser Situation die liebsten.

Später als geplant kam ich raus auf den Markt am Georg-Freundorfer-Platz, auf dem Weg dorthin wurde ich zudem von einem Ratsch aufgehalten: Ich musste Schlange stehen für Äpfel, dann nochmal für Käse. Temperaturen sommerlich, aber deutlich unter zu heiß. Bei meiner Rückkehr ins Büro hatte sich die Nachrichtenlage beruhigt.

Spätes Mittagessen: Apfel (Elstar, sehr gut!), Mango (Crowdfarming, auch diesmal wieder aus der Textilwirtschaft, ich werde endlich Zahnseide im Büro hinterlegen müssen) mit Sojajoghurt.

Geschäftiger Nachmittag, doch in zwei Fällen scheiterte ich am Vollzug, weil ich jeweils nicht an eine zentrale Information/Entscheidung kam. Gegen Ende wurde ich dann noch ein wenig hektisch, hatte ich doch eine Feierabend-Verabredung mit Herrn Kaltmamsell: Wir wollten den Sommerprogrammpunkt Abendessen bei Melina durchspielen.

Auf dem zackigen Heimweg unter etwas bedrohlich bedecktem Himmel noch schnell Milch besorgt, um am Freitag-Feierabend anderes besorgen zu können. Daheim schneller Taschenwechsel, dann zu Melina – wir verließen uns darauf, dass das Wetter halten würde.

Wir lasen die Speisenkarte eingehend, blieben dann aber doch wieder an den warmen und kalten Vorspeisen hängen. Ich bestellte ein Glas griechischen Malagousia dazu, hatte Lust auf Wein mitten unter der Woche.

An einem weißen Tisch sitzt ein Mann mit Brille und T-Shirt, auf dem Tisch stehen Schüsselchen mit griechischen Vorspeisen, ein Glas mit Weißwein, ein Glas mit Bier

Wie mein Mann einmal ein bisschen wie Bruce Willis guckte.

Das Essen schmeckte sehr gut, auch den Wein mochte ich. Zur Rechnung bekamen wir noch ein wenig Joghurt mit Walnüssen und Honig spendiert. Und das Wetter hatte tatsächlich gehalten, der Himmel war über schwüler Luft lediglich noch dunkler geworden. Daheim Schokolade.

Im Bett las ich Zora del Buono, Seinetwegen aus, gefiel mir gut. Wieder leistete ich mir für den Schlaf frische Nachtluft durchs offene Fenster, halt mit Ohrstöpseln.

§

Sehr interessanter Erfahungsbericht über die Nutzung von ChatGPT – und lustig, weil von Kathrin Passig, deren Forschungsgeist immer eine dicke Prise Schabernack enthält (“‘Bitte formuliere die letzte Nachricht noch einmal in Form einer päpstlichen Enzyklika in lateinischer Sprache.'”).
“Ich bin wieder mal kein Early Adopter, aber schließlich begreife ich doch noch, wozu ChatGPT gut ist”.

An nachvollziehbaren Beispielen berichtet Kathrin, was mit ChatGPT klappt und was nicht.

§

Unter dem Original-Hinweis auf Mastodon sammelten sich zwar schnell diejenigen, die Stefans Käsekuchen nicht so toll finden, doch ich gehöre seit dem ersten Kosten vor über zehn Jahren zu den Fans (in der Kategorie cremiger Käsekuchen).
“Stefan Linder hat mit ‘Stefans Käsekuchen’ ein Imperium aufgebaut”.

via @kuchenschwarte

Sahne, Quark, gekochter Pudding: Das seien so die Zutaten für die Creme.

Gekochter Pudding?! AHA! Das wird gleich mal fürs nächste Käsekuchenbacken eingeplant.

Journal Mittwoch, 4. September 2024 – Gemischte Schwimmgefühle, Reisepanik

Donnerstag, 5. September 2024

Guter Nachtschlaf, ich wurde wieder ins Dunkle geweckt.

Balkon im Dunklen, es leuchtet nur der aufgeklappte Laptop

(Fotografiert durchs Balkonfenster, daher die Flecken.)
Aufbruch in die Arbeit mit Schwimmzeug im Rucksack.

Straße mit modernen Gebäuden, dahinter blauer Himmel mit weißen Schäfchenwolken

Schöner Himmel, ein weiterer Sommertag.

Im Büro ruhiges Abarbeiten, verlangsamt allerdings durch Stubenfliegenhirn: meine Gedanken änderten ständig unkontrolliert die Richtung.

Mittagscappuccino bei Nachbars, ich wärmte mich in der Sonne auf. Zu Mittag gab es Hüttenkäse und ein Laugenzöpferl. Später sollte sich das als gute Wahl vor dem Schwimmen erweisen, nichts davon belastete meinen Bauch.

Früher Feierabend noch vor vier, damit ich zum Schwimmen kam. Angekündigt war eigentlich Wetterverschlechterung; darauf hatte ich gehofft und auf die Folgen für die Freibadnutzung. Doch das Wetter blieb sommerlich sonnig und mild.

Am Dantebad stellte sich heraus, dass wohl auch andere die Wetterverschlechterung einkalkuliert hatten: Deutlich weniger Freibadbetrieb als vor einer Woche.

Meine ersten 1.500 Meter schwamm ich recht vergnügt unter wenigen anderen auf der Bahn. Dann kamen zügig viele weitere Schwimmer*innen dazu, leider von der unfreundlichen Sorte: Eine deutlich langsamere als ich überholte ich zügig, doch als ich wieder einscheren wollte, raste sie überraschend los und erwischte mich mit ihrem Fuß, dass mir fast die Schwimmbrille vom Gesicht flog – ich war völlig verdutzt. Ich versuchte sie beim Wenden zu fragen, was ich falsch gemacht hatte, doch sie fing meinen Blick nicht auf. Nach kurzer Sammlung schwamm ich weiter, war aber verunsichert, als ich sie wieder überholen musste: Ich verlegte mich auf Turbotempo, um möglichst schnell vorbeizuziehen. So schaffte ich meine angezielten 3.000 Meter, und das sogar komplett ohne Krampf.

Nach Hause nahm ich die Tram, und jetzt begann der Himmel dunkel zuzuziehen.

Nachtmahl serviert von Herrn Kaltmamsell: Gnocchi (selbstgemacht, aber aus der Gefriere) mit Salbei und Butter. Nachtisch die letzten beiden Portionen Flan, dann Schokolade. Jetzt erst machte das Gewitter ernst, doch Blitz und Donner bekamen wir nur fern mit, bei uns regnete es lediglich.

Früh ins Bett zum Lesen. Fürs Schlafen schloss ich wieder das Fenster, um nicht von Draußengeräuschen geweckt zu werden. Doch schnell stellte sich heraus, dass diesmal ein Drinnengeräusch Schlaf verhinderte: Eine sommerliche Brummfliege wollte sich einfach nicht Schlafen setzen. Vergebliche Umsiedlungsversuche in die beleuchtete Diele, vergebliches Fangenjagen. Dann griff ich halt wieder zu Ohropax, konnte im Gegenzug mal wieder mit offenem Fenster schlafen.

§

Seit Wochen kämpfe ich immer wieder mit aufsteigender Panik (nicht im medizinischen Sinn) vor meiner Mallorca-An- und Abreise.

Hin: Bahnhofswechsel in Paris, nachts in Barcelona vom Bahnhof ins Hotel, am nächsten Tag Gepäckaufbewahrung in Barcelona, Tag rumbringen, am Abend auf die Fähre nach Mallorca, in den ganz frühen nächsten Morgenstunden vom Hafen Palma de Mallorca zum Örtchen im Norden, von dem meine Wanderung startet.

Rück: Transfer vom Ziel meiner Wanderung nach Alcúdia im Osten von Mallorca, zum Hotel navigieren (ich bleibe ein paar Tage). Dort am Abreisemorgen auf die Fähre nach Barcelona, vom Hafen in Barcelona zum Hotel, am nächsten Morgen vom Hotel zum Bahnhof Barcelona, Bahnhofswechsel in Paris.

Für Sie mag sich das alles easypeasy lesen, mich macht das halt in seiner gefühlten Komplexheit fertig. Mittlerweile bin ich die Schritte einmal im mittelgroben Detail durchgegangen und weiß, wie viele Fragen jeder im feinen Detail aufwirft (wo Ticket? welches Verkehrsmittel? wo Haltestelle? wie zahlen? was mache ich um 6 Uhr früh in Palma?). Die meisten habe ich bereits durch Recherchen geklärt, aber es ist noch einiges durchzudenken und zu recherchieren in den Tagen bis Aufbruch.

Wirklich lachen musste ich über das Marketing-Sprech der Agentur, die meine Wanderung auf Mallorca organisiert und mir ein Update schickte mit dem Betreff: “Sind Sie bereit für Ihr Abenteuer?” Die Wanderung wird der Entspannungsteil dieses Urlaubs sein.

§

Eine Einordnung aus Österreich:
“Über den Wählerwillen
Ist es undemokratisch, eine demokratisch gewählte, aber rechtsextreme Partei auszuschließen?”

§

Warum echte Schmetterlingswiesen nicht so aussehen. (tl;dr Brennnesseln und Brombeersträucher stehen lassen):
“Über Schmetterlingsmörder”.

Journal Dienstag, 3. September 2024 – Aumeisterabend in perfektem Sommerwetter

Mittwoch, 4. September 2024

Recht guter, aber leichter Schlaf. Impffolgen weiterhin auf leicht schmerzenden Oberarm beschränkt. Morgenkaffee wieder auf dem Balkon.

Ein milder, leicht bewölkter Morgen, im Verlauf des Vormittags verschwanden die Wolken.

Kleinteilige Büroarbeit, Komplikationen durch das kompromisslose Raum-Zeit-Kontinuum (ein Präsenztermin, dessen Anschlusstermin in Präsenz 6 Bahnstunden entfernt lag) – aber: Ich muss als Assistenz ja nur planen und organisieren, nicht die Termine und Reisen wahrnehmen.

Mittagscappuccino im Westend, jetzt herrschte herrliche Sommerferienende-Stimmung: Im Straßenbild entspannte Menschen in Sommerkleidung, die meisten Urlaubs- oder Badesee-gebräunt.

Mittags gab es Apfel, Orange, Pumpernickel mit Butter.

Den Nachmittag durchgeackert, erschöpft zu Feierabend fertig gewesen. Aber ich freute mich auf den Feierabend, denn ich war mit Herrn Kaltmamsell zum Biergarteln verabredet: Jetzt zum Abschied ist das Sommerwetter in München endlich halbwegs stabil, man kann damit planen.

Daheim wechselte ich nur kurz die Taschen, dann radelten wir die Isar entlang Richtung Norden zum Aumeister. Im nördlichen Englischen Garten, der sehr viel weitläufiger und vielfältiger ist als der touristische Südteil mit Chinesischem Turm und Kleinhesseloher See, wurde noch in den zahlreichen Bachausläufern gebadet, lagen Menschen auf Wiesen, wurde geradelt und spaziert. Ich navigierte uns mit nur einer kleinen Extraschleife wegen Verfahrens in den Biergarten Aumeister.

Es gab je eine Radlerhalbe für uns beide, für Herrn Kaltmamsell Riesenbreze und Obatzten, für mich eine kleine Schweinshaxe, die durchaus passabel war.

Helle Bierbänke, locker besetzt von Menschen, dahinter Bäume, hinter denen man ein altes Haus erahnt

Wir tranken gemächlich unsere Radler, redeten und guckten.

Das Zurückradeln war besonders schön. Im Parkteil des Wegs war es bereits frisch, wir sahen kaum noch Menschen auf den Wiesen.

Parklandschaft mit hellem Sonnenuntergang

Wiesenausschnitt mit schmalen lila Blüten

Schon auf dem Hinweg hatte ich viele Herbstzeitlose gesehen, die Sommer-Verräterinnen.

Wir radelten diesmal quer durch den Südteil des Englischen Gartens. Hier war noch richtig was los, die Luft außerdem spürbar wärmer. Über Odeonsplatz, Viktualienmarkt nach Hause, zwischen den von der Sonne aufgeheizten Häusermauern nochmal höhere Temperaturen. Daheim zum Nachtisch Flan und Süßigkeiten.

Als es abgekühlt genug für Durchlüften war, schreckte ich beim Öffnen der Balkontür eine Taube auf, die sich hier wohl zum Übernachten niedergelassen hatte. Und die dann schlaftrunken von außen gegen die Wohnzimmerfenster flog, erst auf der einen Seite, dann auf der anderen, mit Schmackes – sehr verstörend.

§

Ich habe beruflich wenig mit KI-generierten Texten und Bildern zu tun, damit ergeben sich leider auch wenige Anlässe, entsprechende Programme auszuprobieren. Aber auf der Meta-Ebene fällt das Thema in meinen Beritt: Wie müssen solche Inhalte gekennzeichnet werden? Auf einer Info-Veranstaltung griff ich gestern diesen Leitfaden ab, den ich verständlich und gut finde (auch wenn ihm ein menschliches Endkorrektorat gut getan hätte zwinkizwonki):
“Leitfaden zur Kennzeichnung von KI-generierten Texten und Bildern”.

§

Es war nur eine Frage der Zeit:
“Spanische Urlauber im Schwarzwald
‘Wir fliehen vor der Hitze'”.

Einen Strandabschnitt am Titisee nennen Einheimische schon “Klein-Barcelona”, überall hört man hier Spanisch statt Badisch.