Archiv für September 2024

Journal Montag, 2. September 2024 – COVID-19-Impfung aufgefrischt

Dienstag, 3. September 2024

Recht gute Nacht, auf die Arbeitswoche hatte ich aber überhaupt keine Lust.

Sehr dunkle Dämmerung, schemenhaft eine Balkonbrüstung, ein Balkontisch, darauf eine weiße Tasse

Zum Balkonkaffee im fast völlig Dunklen machte ich einen Corona-Test: Nach der wackligen Fitness am Sonntag wollte ich vor der mittäglichen COVID-19-Impfung ganz sicher gehen (und natürlich um mich bei Infektion zu quarantänisieren).

Zu meiner Überraschung zeigte sich der Himmel auf meinem Weg in die Arbeit Regenwolken-dunkel. Ich kam aber trocken und warm im Büro an (erst dort brauchte ich wieder eine Jacke).

Turbulenter Arbeitsvormittag mit vielerlei gleichzeitigen Anliegen. Kurz vor Mittag riss ich mich los: Mein Impftermin beim Odeonsplatz wartete auf mich, ich ließ mich von einer U-Bahn hinfahren. Das Wetter hatte sich mittlerweile ein wenig gebessert, ich brauchte draußen keine Jacke.

Die impfende Praxis eines Teams für Allgemeinmedizin, Reise- und Tropenmedizin war schick, weitläufig und professionell organisiert. Mir fiel diesmal rechtzeitig meine Zugehörigkeit zur Risikogruppe ein, wie die STIKO sie definiert: Sonst zahlt die Krankenkasse nicht, sagte der Arzt. Nun, ich hätte auch selbst gezahlt (habe ca. 30 Euro im Hinterkopf), anderthalb Jahre nach der vorherigen bekam ich meine fünfte COVID-19-Auffrisch-Impfung. Ich habe weiterhin vor, sie zur jährlichen Routine zu machen wie die Grippe-Impfung.

U-Bahn zurück, 45 Minuten nach Verlassen meines Büros saß ich wieder am Arbeitsplatz.

Nackter Arm mit Pflasterchen an Frau in rosa Trägershirt vor grauer Wand

Wir wissen ja alle: Corona-Impfung wirkt nur mit gepostetem Impfarm-Foto.

Später gab es zu Mittag Pumpernickel mit Butter, Honigmelone (gut!). Weiterhin fühlte ich mich nicht ganz fit.

Etwas ruhigerer Arbeitsnachmittag, draußen wurde es schön spätsommersonnig. Mein Impf-Oberarm schmerzte ordnungsgemäß. Auf dem Heimweg (sonnig und mild, perfektes Sommerwetter) besorgte ich bei Aldi Nachschub für unsere Süßigkeitenkiste, beim Vollcorner Lebensmittel, die gemeinhin als “gesünder” gelten.

Daheim Yoga-Gymnastik, tat gut. Herr Kaltmamsell sorgte fürs Nachtmahl: Lauch und Kartoffeln aus Ernteanteil ergaben mit zwischengefrorenem gekochten Stockfisch baskischen Eintopf. Eher ein Wintergericht, aber immer wieder überraschend schmackhaft. Zum Nachtisch hatte er Flan de queso gemacht, für dessen Zubereitung ich Sonntagabend zu faul gewesen war. Nach dem gab es noch schlimme Aldi-Süßigkeiten.

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Spannender Artikel über technische Details der Restaurierung von Schloss Neuschwanstein:
“Die Restaurierung von Schloss Neuschwanstein hatte es in sich − Ein Interview über besondere Herausforderungen”.

Journal Sonntag, 1. September 2024 – Nicht ganz fit, aber köstliche Torte

Montag, 2. September 2024

Von vielen Aufwachen zerstückelte Nacht, aber nicht eigentlich unangenehm, lang geschlafen.

Balkonkaffee in milder Luft an Bloggen. Nachdenken über Übung in Geduld, weil manche Menschen die Kommentarbereiche von Blogger*innen jahrelang fürs eigene Bloggen verwenden, statt selbst ein Blog zu schreiben, dabei immer wieder mit leichter Übergriffigkeit und knapp danebenem bis falschem Schmarrn nerven – der aber durch Korrektur/Geraderücken erst an Gewicht gewönne.

Gestriges Sonntagsprogramm: Isarlauf, Familie.

Fürs Radeln raus nach Thalkirchen pumpte ich die Reifen ordentlich auf (große Dankbarkeit für die Nachbar*innen, die ihre mächtigen Standpumpen einfach im Radlkeller zur allgemeinen Nutzung stehenlassen) – und erlebte auf dem Weg mal wieder das Beschleunigungswunder aufgepumpter Radlreifen.

Ich stellte mein Rad am Tierpark ab. Gleich beim Loslaufen isaraufwärts in angenehmer Sommerluft merkte ich, dass ich gar nicht fit war. Das konnte ich mir nicht recht erklären, denn es war jetzt kurz nach halb elf keineswegs heiß, so schlecht war der Nachtschlaf nun auch nicht gewesen, und ich hatte reichlich Wasser getrunken. Während der ersten halben Stunde verhandelte ich mit mir, ob ich nicht vielleicht abbrechen sollte. Doch dazu hätte es mir noch schlechter gehen müssen. Ich lief locker weiter, bewunderte das Licht und die Farben. Aber ich nahm bei allen Wahlmöglichkeiten die kürzere, blieb im Schatten und bei knapp anderthalb Stunden.

Sonnenlicht durch Laubbäume auf einen unasphaltierten Weg, lins Anschnitt eines Flusses

Gewässer unter Laubzweigen, darauf mehrere Schwäne

Wohnstraße mit Gartenmauer, davor ein Straßenschild "An der Isar"

Spazierweg in Laubwald

Blick von einer hohen Brücke auf zwei parallele Flussläufe, dazwischen Fußwege, drumrum grüne Bäume

Herr Kaltmamsell war schon zum Familientreffen vorgefahren, ich frühstückte kurz nach eins Apfel, Tomate, Körnersemmel. Zur Verabredung in Augsburg musste ich einen ICE nehmen: Gestern gab es Regionalbahnen dorthin nur vereinzelt, wie schon am Samstag.

Spannend war das letzte Stück Anreise vom Augsburger Hauptbahnhof zu den lieben Schwiegers nach Haunstetten: Ich musste herausfinden, wo die Tram abfuhr, fragte sogar MENSCHEN danach, fand es aber letztendlich durch Zufall beim Weg woandershin heraus (direkt gegenüber am Häusereck).

Bei Schwiegers viel liebe Familie, unter anderem die vom Vorabend aus USA, außerdem richtig viel TORTE (aus Olching).

Auf einer gedeckten Kaffeetafel eine Servierplatte mit vielen verschiedenen Tortenstücken

Ein kleiner Ausschnitt. Darauf hatte ich mich sehr gefreut, ich hatte schon sehr lange nicht mehr so große Lust auf Torte gehabt. Wir teilten die Stücke, damit alle möglichst viel probieren konnten, ich aß Keylime Pie, Spanische Vanille, Schokomousse – durchwegs ausgezeichnet. Dazu gute Stimmung, fröhliche Gespräche. Der Besuch aus USA wird am Montag weiterziehen, ich vermisse ihn jetzt schon.

Abends fuhr ein passender Regionalzug zurück nach München, kein weiteres ICE-Ticket nötig, allerdings mit Umsteigen in Pasing. Ich fühlte mich völlig erledigt und müde, passend zum Formtief beim Isarlauf.

Auf dem Heimweg vom Münchner Hauptbahnof Abstimmung mit Herrn Kaltmamsell über die Nachrichtenaufnahme des Abends: Wahlergebnisse Thüringen und Sachsen in der Tagesschau ja, sonstige Berichterstattung zum Schutz der mentalen Gesundheit nein.

Wir hatten noch Hunger auf Abendessen: Es gab Honigmelone (über Crowdfarming aus Italien) mit geräuchertem Schinken, sehr gut. Und noch ein wenig Haselnusseis. Dazu die befürchteten Wahlergebnisse mit Durchbruch des Rechtsextremismus – sogar die ARD konstatierte jetzt, dass es sich nicht um Protestwähler handle, sondern genau das gewollt sei.

Journal Samstag, 31. August 2024 – Zur Familie hinter den sieben Bergen

Sonntag, 1. September 2024

Gut geschlafen, mittelfrüh erfrischt aufgewacht, nur wenig verkatert. Wie angekündigt empfing mich ein weiterer Sommermorgen, auf dem Balkon war es aber vor sieben noch sehr frisch.

Sommersamstag mit Sommersamstagprogramm: Schwimmen, Familie.

Nach dem Bloggen packte ich meine Schwimmsachen und radelte ins Dantebad durch noch angenehme Temperaturen. Zu meiner erfreuten Überraschung war das Schwimmbecken trotz Freibadwetter wenig beschwommen, ich zog meine Bahnen bis 3.000 Meter ungehindert, mit nur gelegentlichen Zwischenspurts für Überholungen, kräftig, geschmeidig und ohne sich manchmal durch leichtes Zwicken ankündigende Krämpfe. Das Ergebnis war eine neue Rekordzeit – oder ich hatte mich mit den Bahnen verzählt.

Drei Schwimmer*innen erkannte ich auf meiner Bahn von den Vorsamstagen im Dantebad wieder – da scheinen Leute einen ähnlichen Sportrhytmus zu haben wie ich. Dadurch konnte ich sofort ihr Tempo einschätzen: 1 x langsamer als ich und zügig zu überholen, 1 x schneller als ich, aber immer nur zwei Bahnen, dann ausruhen, muss also nicht vorgelassen werden, 1 x extrem viel langsamer als ich, also Gefahr des Reindotzens, besser mal beim Wenden die Bahn vor mir abchecken.

Der Himmel war leicht diesig, die Luft leicht schwül. Ich legte mich mit Musik in die Sonne, genoss immer wieder die leichte Brise. Bis zu meinem Aufbruch kurz nach eins hatte sich die Wiese immer noch nicht mit Familien gefüllt, die ich an solch einem Freibadwettersamstag erwartet hatte.

Beim Heimradeln besorgte ich Frühstückssemmeln, unterwegs zwei Verkehrsgeschichten: Zum einen drei offensichtlich betrunkene Männer in Bawaro-Lederhosen auf E-Rollern, die lachend und rufend kreuz und quer über mehrspurige und viel befahrene Kreuzungen schlingerten (gestern schien es wieder irgend ein Trachten-Ereignis in der Innenstadt zu geben). Das war gruslig, die anderen Verkehrsteilnehmenden machten einen großen Bogen. Zum anderen einer der zeitgenössischen Monster-Pkw, der an einer mehrspurigen Ampel-Kreuzung einen U-Turn versuchte – und beim ersten Abbiegen mit seinem riesigen Wendekreis nicht ganz rum kam, zurücksetzen musste. Das war lustig.

Frühstückssemmel gab es gegen zwei mit Tomate und Ricotta salata, außerdem Honigmelone und Trauben. Herr Kaltmamsell hatte währenddessen die komplexe Anreise zur Familienverabredung geplant: Sein Lieblingscousin aus USA ist mit seinem Mann im Lande, wir waren alle bei einem der beiden Brüder von Herr Kaltmamsell zum Grillen eingeladen, der hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen wohnt; die Regionalbahnen in seine Richtung waren zudem gestern mit einigen Zugausfällen und Bauarbeiten auf Alternativverbindungen stark ausgedünnt. Wir nahmen schließlich unsere Fahrräder mit in einen Zug bis Kaufering, der verspätet und sehr voll vom Münchner Hauptbahnhof abfuhr. Eine etwa zehnköpfige Jungmännergruppe in ähnlichen Bawaro-Lederhosen und deutlich angetrunken hielt es für eine besonders schlaue Idee, den Fahrradbereich des Waggons zum Gruppenabteil umzudeklarieren, weil es da so schön viele gegenüberliegende Sitze gab. Zumindest waren sie friedlich und gutmütig genug, ein wenig Platz für unsere beiden Räder zu machen, allerdings nicht genug für Befestigung. Hielten wir sie halt die dreiviertel Stunde Fahrt im Stehen fest.

Das letzte Stück bis zum Grillfest radelten wir über Felder, durch Haine und kleine Ortschaften in doch deutlicher Sommerhitze. Freudiges Treffen mit Verwandtschaft, Austausch von Neuigkeiten, Befinden, Plänen, Schlemmen mit Grillfleisch, Salat, Kartoffeln, mir schmeckten zwei Halbe alkoholfreies Weißbier (das von Franziskaner mag ich besonders gern). In der Dämmerung bekam ich reichlich Fledermäuse zu sehen.

Zurück radelten wir wieder zum Bahnhof, brachen so rechtzeit auf, dass wir gemütlich fuhren und die deutlich abgekühlte Sommernacht genossen. Ich erinnerte mich an den Sommer nach meinem Abitur, als ich immer wieder von einer der vielen privaten Abiturfeiern nachts nach Hause radelte.

Unter letztem Abendrot schwarze Silhouette einer Landschaft mit Bäumen

Der Zug zurück war ebenfalls sehr voll (klar, wenn nur halb so viele Züge auf der Strecke fahren wie sonst). Wir mussten uns von einem Mann wegen unserer Fahrräder anpöbeln lassen; dass wir damit am exakt dafür vorgesehen Platz im Wagen standen, wollte er nicht einsehen. Wieder standen wir unabgesichert irgendwo im Gang. Zum Glück beruhigte sich die Stimmung schnell.

Zurück in der Wohnung noch ein Stück Schokolade, Fenster und Türen in die Nachtluft geöffnet.

Im Bett startete ich neue Lektüre: Meine Bibliotheks-Vormerkung Zora del Buono, Seinetwegen hatte pünktlich zur Verfügung gestanden – wieder eine Recherche zu einem gewaltsamen Tod, diesmal aber als “Roman” verkauft.

§

Zu meiner derzeitigen Verzweiflung trägt die Regierungspolitik durchaus bei. Aber ja braucht es dringend eine Überarbeitung der Einwanderungspolitik (es gibt eine Einwanderungspolitik?), die nicht kurzfristige Aufreger löst, sondern die langfristigen und längst absehbaren Entwicklungen verarbeitet, mit gründlicher und fundierter Abwägung der Auswirkungen von Maßnahmen. Doch derzeit beobachte ich das Gegenteil: Wilden Aktionismus der Regierungskoalition, abzielend auf positiven Schein, deren Details uns allen noch böse um die Ohren fliegen könnten. netzpolitik.org-Co-Chefredakteurin Anna Biselli bringt meine Befürchtungen auf den Punkt:
“Autoritäre Zeitenwende, schlüsselfertig”.

Während die Rechtsradikalen nach der Macht greifen, üben sich die verbliebenen Demokraten darin, den Staat für sie schlüsselfertig vorzubereiten. Es ist noch rund ein Jahr bis zur Bundestagswahl und die einst angetretene Fortschrittskoalition für eine „moderne, freie Gesellschaft“ trägt mit dem Presslufthammer Freiheitsrechte ab, als gäbe es einen Wettlauf zu gewinnen.