Journal Dienstag, 22. Oktober 2024 – Der vielleicht letzte neue Hausarzt meines Lebens

Mittwoch, 23. Oktober 2024 um 6:17

Nach gutem Schlaf vom Wecker in die Unwilligkeit geschubst worden. Große Abwechslung auf dem Weg in die Arbeit: Ich nahm wegen eines nachmittäglichen Arzttermins das Fahrrad. Möglicherweise zum ersten Mal seit einem Jahr, ich musst aktiv den Weg überlegen.

Ging dann gut, das Wetter war bedeckt und mild (weder Handschuhe noch Mütze nötig), der größter Unsicherheitsfaktor im Verkehr waren andere Radler, unbeleuchtet, keine Handzeichen, über rote Ampeln bretternd. Denn dass Fahrer*innen von Riesenautos (so Spielzeuge, die beruflichen Einsatz in Land- oder Forstwirtschaft vorspiegeln, diese Verkleidung aber durch viel Chrom und durch Sauberkeit zunichte machen) mich beim Abbiegen nicht sehen können, kalkuliere ich ein. Der Arbeitsweg dauerte nur für meinen Geschmack nicht lang genug, ich will doch gar nicht schnell in der Arbeit sein.

Deutlich früher als sonst den Rechner hochgefahren, stand auch nichts anderes drin als sonst (aber vielleicht hätte ich sonst nicht die Muße gehabt, diesem Link zu einem spannenden Artikel in der Times zu folgen, in dem mein Arbeitgeber eine Rolle spielt / auch wenn “AI” mal wieder unpassend verwendet wird, pet peeve).

Emsiger Vormittag mit nur wenig Ungeplantem, ich fand Zeit für einen Mittagscappuccino bei Nachbars. Später gab es zu Mittag einen Apfel, außerdem scharfen Karottensalat.

Arbeitsnachmittag mit Besprechungen und Erledigungen, vor allem aber mit frühem Ende: Ich radelte zu einem Allgemeinarzt, der mein neuer Hausarzt werden soll (Herr Kaltmamsell war kürzlich bereits bei ihm gewesen; wir hatten gemeinsam nach einer Praxis recherchiert, die nah zur Wohnung liegt und keine “Alternativmedizin” oder ähnlich Evidenz-Fernes unter den Leistungen aufführt). Beim Hinradeln war es so mild, dass ich eigentlich keine Jacke gebraucht hätte.

Praxis und Arzt machten einen guten Eindruck, erstere gut organisiert, letzterer zum einen jung genug, dass ich auf den letzten Hausarztwechsel vor Pflegeheim hoffen kann, zum anderen gerade so aufmerksam, wie ich gut finde. Im Patientenfragebogen sollte ich mein Gewicht eintragen, das ich seit vielen Jahren nicht kenne (ist doch auch irrelevant, wenn nicht ein Medikament darauf abgestimmt werden muss? bei mir liegt offensichtlich weder ein Verdacht auf Unter- noch auf Übergewicht vor, das nachgewogen werden müsste) – ich handelte es mit dem Arzt anhand des Augenscheins auf “ca. 65 kg” aus. Sympathisch.

Herbstlicher Park mit viel buntem Laub zwischen den Bäumen

So war ich sehr früh daheim – und suchte erstmal einen Anlass, nochmal raus in den milden Herbsttag zu kommen: Einkäufe beim Lidl.

Wieder daheim Yoga-Gymnastik, meditatives Granatapfelentkernen (Crowdfarming) für Brotzeit, Telefonat mit genesendem Vater (sehr zögerliche Genesung). Fürs Nachtmahl sorgte Herr Kaltmamsell: Aus den Süßkartoffeln im Ernteanteil wurde dieses Jahr eine Variante Mac and Cheese.

Gedeckter Tisch, im Vordergrund auf Bast-Set ein großer Glasteller mit Nudeln in dicker heller orangiger Sauce, dahinter eine Auflaufform mit dem Rest

Gut und wohltuend. Nachtisch Süßigkeiten.

§

Über diesen Cartoon zu Wissenschaftskommunikation (den ich gestern den entsprechend zuständigen Kolleginnen weiterschickte) stieß ich auf dieses schöne Ergebnis (von 2019, deprimierenderweise – die Phase, in der das Thema Klimakatastrophe bei uns Menschenmengen auf die Straße brachte, war wohl nur kurz):

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https://youtu.be/CptBBAxd928?si=LpE47-olZzAwa5_4

Wie anders die USA ticken, erkannte ich hier daran, dass Katharine Hayhoes am häufigsten gesehener Erklärfilm “What does the bible say about climate change?” war.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Dienstag, 22. Oktober 2024 – Der vielleicht letzte neue Hausarzt meines Lebens“

  1. Miriam meint:

    Das Körpergewicht zu wissen, ist v.a. im Verlauf für Hausärzt*innen sinnvoll, da Gewichtsveränderungen nach oben oder unten auf Krankheiten hindeuten können.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Aufs Kilo genau, Miriam?

  3. Lempel meint:

    Die meisten Menschen unterschätzen ihre durchschnittliche Lebenswerwartung. Sie werden locker 90, machen viel Sport, weshalb ich das Pflegeheim in weiter Ferne sehe. Wetten wir, dass das nicht Ihr letzter Hausarzt ist? Ich habe nämlich schon vor, hier noch mindestens 30 Jahre mitzulesen…

  4. Miriam meint:

    Nicht unbedingt, das war nur als Erklärung gedacht, warum überhaupt nach dem Gewicht gefragt wird.

  5. Hauptschulblues meint:

    In ein Pflegeheim gehen wir nicht; es gibt Alternativen.
    Die Hausärztin wird zum neuen Jahr gewechselt, eine Vorstellung bei der auserwählten neuen gab es schon. Sie scheint sehr kompetent in tradtitioneller Medizin ohne Schnickschnack zu sein, menschlich sehr angenehm, die Praxis ist 500 m entfernt und Hausbesuche sind möglich.

  6. Roland meint:

    „Ich habe nämlich schon vor, hier noch mindestens 30 Jahre mitzulesen…“
    Das möchte ich auch!
    Wenn auch ein wenig egoistisch, weil ich dann noch dreissig Jahre lebe…

    Ärzt:innen-Wechsel werden in einem gewissen Alter natürlich immer notwendiger. Beim (befreundeten, wenige Jahr älteren) Zahnarzt schon vollzogen, problemlos, seine Tochter hat die Praxis übernommen, beim Hausarzt (wenige Jahre jünger als ich) muß ich in ein paar Jahren damit rechnen.

  7. Croco meint:

    Jetzt sind bald alle meine Ärzte und Ärztinnen jünger als ich.
    Ich hoffe nur, dass sie sich ihre Freude am Beruf erhalten können.

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