Journal Montag, 30. September 2024 – Feldforschung Landeskunde In Alcúdia und Port d’Alcúdia
Dienstag, 1. Oktober 2024 um 8:20Sonntag erster Ausruhtag in Alcúdia – was recherchierte ich Sonntagabends also für Montag? Richtig: Wanderungen um Alcúdia. Bloß dass die alle eher umständlich zu erreichen waren, Autovoraussetzungsverdacht.
Plante ich also um: 1. Einkäufe im größten gut erreichbaren Supermarkt. 2. Spaziergang nach Port d’Alcúdia und Check Fährenabfahrtsadresse, anschließend Gegend-Erkundung.
Wieder verstörte ich eine herzliche Pensionswirtin, weil ich nichts von einem wirklich liebevoll komponierten und angerichteten Frühstück nahm. Fester Vorsatz, künftig konsequent auf Übernachtungen ohne Frühstück zu bestehen, auch wenn die Buchung von einer organisierenden Agentur übernommen wird.
Der größte gut erreichbare Supermarkt war in 10 Minuten Fuß-Entfernung ein mittelgroßer Mercadona.
Auf dem Weg Morgensonne über Historischem und Neuem.
Der Supermarkt bot viel Interessantes, vor allem bei den Fertiggerichten (u.a. gefrorene Gemüsespieße zum Grillen), in der Fleischtheke Fertig-Zusammenstellung für Frito mallorquín (Lammherz, -lunge, -niere), überraschend große Auswahl an Truthahn-Schinken und -Wurst, auch die spanischen Klassiker Chorizo und Salchichón. In der Drogerie-Abteilung immer noch Warm-Enthaarungs-Wachs zum Selberschmelzen.1 Keinerlei als vegetarisch oder vegan markierte Produkte (aber Gluten-freie).
Was mich zu Beobachtungen in der Gastronomie bringt:
1. In der hiesigen Kulinarik scheint die Vegetarisch-, gar Vegan-Bewegung nicht angekommen zu sein. Im Gegenteil fallen mir besonders viele explizite Steak-Restaurants auf, die ich bislang nicht unbedingt mit Spanien verbunden hatte. Vegetarisch oder vegan Veranlagte sollten sich idealerweise schon vor Reiseantritt mit den typischen Gerichten der Landesküche beschäftigen, es gibt hier nämlich abseits von Pommes durchaus zufällig Veganes: Zum Frühstück Churros (der Teig besteht nur aus Wasser und Mehl, wird in Pflanzenöl rausgebacken), als Tapas Oliven, Pan con tomate, Papatas bravas, Pimientos de padrón, an warmen Gerichten empfehle ich seit diesem Urlaub Tumbet. Vegetarisch wären noch der hiesige Käse und Tortilla de patatas im Angebot. Wahrscheinlich gibt es auch Gemüse-Paellas.
2. Die Anzahl der Eisdielen scheint mir sprunghaft gestiegen – nein, werde ich nicht testen, mein begründetes Misstrauen gegenüber spanischer Eiscreme überwiegt die Neugier, zumal ich eh nicht die große Speiseeis-Freundin bin.
Rechts mein Hotel, der Balkon im 1. Stock gehört zu meinem Zimmer. Nach Abladen meiner Einkäufe (Zimmer verfügt über einen Kühlschrank) packte ich Brotzeit ein und spazierte Richtung Port d’Alcúdia – über einen Umweg, um nicht nur Hauptstraße entlang zu laufen. So stieß ich auf den hiesigen Friedhof und sah mich darin um.
Typischer spanischer steiniger Friedhof, noch wenig genutztes Columbarium. Aber ich fand bereits ein paar deutsche und englische Namen auf Grabsteinen: Wichtiger Meilenstein der Immigration von Bevölkerungsgruppen, wenn die Verstorbenen in der neuen Heimat bestattet werden.
In Port d‘Alcúdia fand ich die Ablegestelle meiner Fähre und wandte mich dann um, den Strand entlang zu spazieren. Nach über einer Stunde war ich immer noch nicht an dessen Ende angelangt und sehr beeindruckt: Dieses Port d‘Alcúdia sieht mir nach ausgesprochen zivilisiertem Strandurlaub aus. Viele Kilometer Sandstrand mit Infrastruktur (derzeit werden die bisherigen Holzhütten-Klos durch gemauerte Häuser ersetzt), gesäumt von kleinen, dezenten Hotelanlagen und Ferienhäuschen.
Und es verkehrt täglich eine Fähre von und nach Barcelona im Hafen in der Bucht.
Hier sah ich auch viele Familien mit Kindern und fragte mich sofort, warum die nicht in der Schule sind – aber vermutlich sind in einigen Gegenden Europas bereits Herbstferien. Außerdem fiel mir auf, dass nur ein ganz kleiner Anteil der Menschen sichtbar tätowiert war. (Insgesamt wunderbarer reality check, wie die Körper echter Menschen in ihrer ganzen Vielfalt aussehen.)
Nach dieser Stunde in die eine Richtung machte ich Kehrt, gegen zwei setzt ich mich zur Brotzeit auf eine Betonbank im Schatten einer riesigen Pinie: Vollkornsemmel mit Jamón, eine frische Ananas in Scheiben.
Der Ruf der Strandverkäufer hier übrigens: „Mojito Sangría Mojito Sangría.“
Ich habe sogar Bikini und Badetücher in meinem Koffer dabei – doch Sandstrand und Meerwasser sind zwar als Vorstellung attraktiv, de facto aber vor allem sandig. Vielleicht raffe ich mich am Dienstag auf, und sei es nur, weil ich schonmal hier bin.
Auf dem Rückweg fotografierte ich besonders schöne Anlagen für zukünftige Buchungen. Und sah eine Weile einem Hund zu, der durch einen kleinen Pool schwamm, ausstieg, einen Ball ins Wasser rollen ließ, diesem begeistert hinterher sprang, mit dem Ball aus dem Wasser stieg, ihn wieder hineinrollen ließ, begeistert hinterher sprang etc. immer wieder. Ich empfand eine tiefe Seelenverwandtschaft.
Zurück im Hotel setzte ich mich mit meinem Laptop in den schönen begrünten Patio des Hotels zum Lesen und Schreiben – um schon nach wenigen Minuten aufzuspringen und mich in meinem Zimmer erneut von oben bis unten mit Anti-Brumm zu besprühen, weil: Bsssssss!
Keine 10 Minuten nach Rückkehr in den Patio das nächste Bsssss! Ich glaube, die Viecher halten beim Stechen einfach die Luft an. (Und ich werde in diesen zwei Wochen eine ganze Flasche Anti-Brumm verbraucht haben.)
Nach einem Nachmittag mit Roman und Internet gab’s zum Nachtmahl eine rote Paprika (meh, war was Frisches, aber das nächste Mal bitte wieder eine mit Geschmack), außerdem frische Feigen mit Käse. Ich glaube, jetzt bin ich mit frischen Feigen für diese Saison durch, zum ersten Mal im Leben. Nachtisch Schokolade, spanische Schokolade.
Im Bett David Schalko, Schwere Knochen ausgelesen – bis zuletzt angenehm quirky, auch wenn sich die zweite Hälfte streckenweise etwas zog.
- Ich leider gerade sehr unter Flauschigkeit, doch mein Beinhaarwachstum und der Urlaub meiner Enthaarerin waren nicht kompatibel – und Zwischenrasieren bereute ich im letzten solchen Fall sehr, weil die dann harten Stoppel für erneutes Wachsenthaaren erstmal lang genug werden müssen TMI Verzeihung [↩]
1 Kommentar zu „Journal Montag, 30. September 2024 – Feldforschung Landeskunde In Alcúdia und Port d’Alcúdia“
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1. Oktober 2024 um 10:30
Der Hund ist lustig, macht sich seine Spässchen selbst.
Und Port d‘Alcúdia hat mir auch sehr gut gefallen.
Die Haarentferungsgeschichten hatten ein Ende bei mir, als ich mir ein Epiliergerät angeschafft habe. Der Anfang war etwas mühsam, bis ich den richtigen Winkel und den Zeitraum raus hatte. Langsam und flach, und öfter.
Eine gute Zeit wünsche ich Dir.