Archiv für Oktober 2024

Journal Donnerstag, 24. Oktober 2024 – Right now 2024

Freitag, 25. Oktober 2024

Kleine Serie, hier begonnen, vom Erfinder ganz anders gemeint, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011, 2012, 2013 und 2014 fortgesetzt. 2015 musste ich offline nehmen, 2016 hatte ich keine Lust. 2017 zum ersten Mal abends erfasst, 2018 und 2022, 2023 wieder.

Heute über den Tag hinweg beantwortet.

Ich lese… heute viel Korrektur, u.a. einen Text über proteinbasierte Süßungsmittel, ein Konferenzprogramm, eine Weihnachtsfeier-Einladung.

Ich trage… Rock und Pulli, Seidenstrümpf – wieder ohne zu frieren. Ich möchte es ja nicht verschreien, aber vielleicht wird das nicht der dritte erbärmlich durchfrorene Bürowinter in Folge.

Ich habe… ein seltsames Ziehen im rechten Trapezmuskel, das bis in Kopfweh ausstrahlt.

Ich höre… das Rauschen, Summen und Klackern von Straßen- und Bahnverkehr draußen, gedämpfte Gespräche in den Nebenbüros.

Ich trinke… meinen Mittagscappuccino lieber weiterhin an den bislang bekannten Orten im Westend: Der in der Süddeutschen besprochene ist winzig, vollgestellt und um die Mittagszeit (im weitesten Sinne) mit Restaurantbetrieb beschäftigt.

Ich esse… heute wirklich spät zu Mittag, weil von ständigen Querschüssen gehindert. Die persönlich in meinem Büro auftauchten und sich deshalb nicht einfach wegklicken oder ignorieren lassen, und “Ich hab jetzt eigentlich Mittag” bekomme ich immer noch nicht über die Lippen. Apfel, Hüttenkäse und Granatapfelkerne futtere ich dann auch recht hastig weg.

Ich stehe… in regelmäßigen Abständen LWS-entlastend an meinem höhenverstellbaren Schreibtisch – einer der vielen Gründe, aus denen mobiles Arbeiten daheim für mich nicht attraktiv ist.

Ich gehe… in ungewohnt kleinen Schritten, weil ich heute im Büro in mitgebrachte hohe Pumps geschlüpft bin. Ein ebay-Kauf vor etwa 20 Jahren, trage ich ein- bis zweimal im Jahr, aber dann sind sie perfekt.

Ich lache… heute eher geschmerzt über die Absurdität von Prozessen und Regeln.

Ich sehe… gegenüber einen leeren Arbeitsplatz, aus dem Fenster mildes Wetter in trübem Licht unter einheitlich grauem Himmel.

Ich mag… nicht darüber nachdenken, wie ich das noch acht Jahre durchhalten soll.

Ich schreibe… täglich, fast immer, versuche mir derzeit gezielt das Schreiben auf dem Smartphone anzutrainieren, um mich weniger abhängig von Tastaturen zu machen.

Ich weiß… schon immer mehr, erschrecke aber regelmäßig darüber, was ich alles vergessen habe.

Ich möchte… eigentlich gar nicht. Aber wenn ich schonmal hier bin, mache ich halt das Beste daraus.

Weißrandiger Teller mit einem Linsen-Kartoffel-Spinat-Eintopf

Besänftigendes Abendessen: Kartoffeln und Spinat aus Ernteanteil von Herrn Kaltmamsell mit Linsen zum Eintopf gekocht, ich goss noch ein wenig Olivenöl drüber. (Salat war diese Woche nicht dabeigewesen.) Nachtisch Süßigkeiten.

Journal Mittwoch, 23. Oktober 2024 – Nebelnieseldunkel

Donnerstag, 24. Oktober 2024

Guter Nachtschlaf auch gestern durch Weckerklingeln unangenehm beendet.

Selfie in Ganzkörperspiegel von einer weißhaarigen Frau in dunkelblauem Cord-Kleidun und Turnschuhen

Beim Verlassen des Hauses setzte feiner Nieselregen ein, im Dunklen hatte ich das Wetter wieder schlecht einschätzen können und keinen Schirm dabei. Doch die Kapuze meines Mantels reichte.

Einen etwas anderen Weg durchs Westend gewählt, weil im Lokalteil der Süddeutschen von einem mir bislang unbekannten italienischen Café dort die Rede gewesen war: Ich erkundete dieses mögliche weitere Ziel für Mittagscappuccino.

Der Tag blieb durchgehend dunkelgrau und nieselig regnerisch.

Mittags fuhr ich mit einer ideal terminierten und pünktlichen S-Bahn zum Marienplatz: Ich brauchte Papiere von meiner Gynäkologin und holte diese in ihrer Praxis (ich bin gespannt, wie die Elektronisierung dieser Prozesse weitergeht; das persönliche Erscheinen einmal im Quartal inklusive Überreichen der Kassenkarte wird wohl am längsten bleiben). Auf dem Weg zurück zum U-Bahnhof Odensplatz über Marienplatz und Theatinerstraße freute ich mich darüber, dass München ein Tourismus-Magnet ist, über den Anblick der vielen bunten Besucher*innen. Es nieselte immer noch, aber immer noch wenig genug für Kapuze.

Mittagessen später am Schreibtisch: Apfel (diese Runde Nikoter schmeckt sehr unterschiedlich intensiv), viele Granatapfelkerne mit Joghurt.

Bis vor zwei Wochen hatte ich eine Phase, in der ich (für meine Verhältnisse) viel Musik hörte, und zwar eine Sammlung von ca. 100 Liedern. Die Folge: Mein Hirn spielt diese Lieder seither abwechselnd, immer wieder, unabstellbar und meist nervig. Ich lasse das mit der Musik lieber wieder bleiben, so war das früher nicht.

Emsiger Nachmittag, ich konnte nützlich sein, nicht zu später Feierabend. Auf dem Heimweg Abstecher in die Apotheke, unerwartet fachlich tiefes Frotzeln mit der Apothekerin über ihre uralte Software (aus den 80ern!). Ohne Umwege durch Nebelnieseln nach Hause.

Daheim bestellte ich nach Ablegen und Auspacken mit Herrn Kaltmamsell vereinbarungsgemäß Sushi als Nachtmahl, turnte dann Yoga-Gymnastik, bald bin ich nochmal mit dem 30-Tage-Programm Flow von Adriene durch. Danach sehe ich erstmal wieder Pilates.

Granatapfelkernfieseln mit hungrigem Magen, die Sushi-Lieferung verspätete sich.

Auf einem Tisch mit Bast-Sets drei geöffnete Schachteln mit verschiedenen Sushi, ein Plastikschälchen mit Spinat, Plastikfischchen voller Sojasauce

Ich bin sicher, dass es da draußen Leute gibt, die Sushi auch in nicht zu großen Mengen bestellen können. Irgendwo da draußen. (Schmeckte, und es blieb sogar Frühstück für Herrn Kaltmamsell übrig.) Nachtisch Süßigkeiten und Schokolade.

Sehr früh ins Bett zum Lesen, ich möchte Das Kind in mir will achtsam morden bald wegkriegen.

§

“Bayern gehört zu den Top-Reisezielen im neuen ‘Lonely Planet'”.

Ja super und wir Locals bekommen kleinen Platz mehr in unserem Schnitzelgarten hmpf. (Lonely Planet auch als Negativliste nützlich.)

§

Ein wundervoller Tanzkanal auf instagram: @urbantheory.

via @Klugscheisser

Umgehender Liebling (das Ende!).

Journal Dienstag, 22. Oktober 2024 – Der vielleicht letzte neue Hausarzt meines Lebens

Mittwoch, 23. Oktober 2024

Nach gutem Schlaf vom Wecker in die Unwilligkeit geschubst worden. Große Abwechslung auf dem Weg in die Arbeit: Ich nahm wegen eines nachmittäglichen Arzttermins das Fahrrad. Möglicherweise zum ersten Mal seit einem Jahr, ich musst aktiv den Weg überlegen.

Ging dann gut, das Wetter war bedeckt und mild (weder Handschuhe noch Mütze nötig), der größter Unsicherheitsfaktor im Verkehr waren andere Radler, unbeleuchtet, keine Handzeichen, über rote Ampeln bretternd. Denn dass Fahrer*innen von Riesenautos (so Spielzeuge, die beruflichen Einsatz in Land- oder Forstwirtschaft vorspiegeln, diese Verkleidung aber durch viel Chrom und durch Sauberkeit zunichte machen) mich beim Abbiegen nicht sehen können, kalkuliere ich ein. Der Arbeitsweg dauerte nur für meinen Geschmack nicht lang genug, ich will doch gar nicht schnell in der Arbeit sein.

Deutlich früher als sonst den Rechner hochgefahren, stand auch nichts anderes drin als sonst (aber vielleicht hätte ich sonst nicht die Muße gehabt, diesem Link zu einem spannenden Artikel in der Times zu folgen, in dem mein Arbeitgeber eine Rolle spielt / auch wenn “AI” mal wieder unpassend verwendet wird, pet peeve).

Emsiger Vormittag mit nur wenig Ungeplantem, ich fand Zeit für einen Mittagscappuccino bei Nachbars. Später gab es zu Mittag einen Apfel, außerdem scharfen Karottensalat.

Arbeitsnachmittag mit Besprechungen und Erledigungen, vor allem aber mit frühem Ende: Ich radelte zu einem Allgemeinarzt, der mein neuer Hausarzt werden soll (Herr Kaltmamsell war kürzlich bereits bei ihm gewesen; wir hatten gemeinsam nach einer Praxis recherchiert, die nah zur Wohnung liegt und keine “Alternativmedizin” oder ähnlich Evidenz-Fernes unter den Leistungen aufführt). Beim Hinradeln war es so mild, dass ich eigentlich keine Jacke gebraucht hätte.

Praxis und Arzt machten einen guten Eindruck, erstere gut organisiert, letzterer zum einen jung genug, dass ich auf den letzten Hausarztwechsel vor Pflegeheim hoffen kann, zum anderen gerade so aufmerksam, wie ich gut finde. Im Patientenfragebogen sollte ich mein Gewicht eintragen, das ich seit vielen Jahren nicht kenne (ist doch auch irrelevant, wenn nicht ein Medikament darauf abgestimmt werden muss? bei mir liegt offensichtlich weder ein Verdacht auf Unter- noch auf Übergewicht vor, das nachgewogen werden müsste) – ich handelte es mit dem Arzt anhand des Augenscheins auf “ca. 65 kg” aus. Sympathisch.

Herbstlicher Park mit viel buntem Laub zwischen den Bäumen

So war ich sehr früh daheim – und suchte erstmal einen Anlass, nochmal raus in den milden Herbsttag zu kommen: Einkäufe beim Lidl.

Wieder daheim Yoga-Gymnastik, meditatives Granatapfelentkernen (Crowdfarming) für Brotzeit, Telefonat mit genesendem Vater (sehr zögerliche Genesung). Fürs Nachtmahl sorgte Herr Kaltmamsell: Aus den Süßkartoffeln im Ernteanteil wurde dieses Jahr eine Variante Mac and Cheese.

Gedeckter Tisch, im Vordergrund auf Bast-Set ein großer Glasteller mit Nudeln in dicker heller orangiger Sauce, dahinter eine Auflaufform mit dem Rest

Gut und wohltuend. Nachtisch Süßigkeiten.

§

Über diesen Cartoon zu Wissenschaftskommunikation (den ich gestern den entsprechend zuständigen Kolleginnen weiterschickte) stieß ich auf dieses schöne Ergebnis (von 2019, deprimierenderweise – die Phase, in der das Thema Klimakatastrophe bei uns Menschenmengen auf die Straße brachte, war wohl nur kurz):

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/CptBBAxd928?si=LpE47-olZzAwa5_4

Wie anders die USA ticken, erkannte ich hier daran, dass Katharine Hayhoes am häufigsten gesehener Erklärfilm “What does the bible say about climate change?” war.

Journal Montag, 21. Oktober 2024 – Große Montagsanstrengung, aber mit Erkenntnissen

Dienstag, 22. Oktober 2024

Ich lerne vom Romanelesen, ob ich will oder nicht. (Neutraler formuliert: Literatur beeinflusst meine Wahrnehmung.) Zum Beispiel: In den letzten Nachtstunden auf Montag geriet ich ins Angst-Karussell, durchaus vorhergesehen bei den Aussichten auf diesen konkreten Arbeitsmontag. Nun hatte ich vor dem Einschlafen ja Karsten Dusses Das Kind in mir will achtsam morden gelesen (tut mir leid, aber Fortsetzungen kriegen mich einfach fast nie, mich interessiert bei originellen Ideen am meisten das world building, also das Ausarbeiten dieser originellen Grundidee – und das ist in praktisch jeder Fortsetzung halt schon vorbei) (Geschichten, die über mehrere Romane hinweg erzählt werden, sind was anderes). Und darin gibt die Erzählerstimme den Rat seines Therapeuten wieder: Gedankenkreisel dadurch zähmen, dass man im Geiste ganz aufmerksam durch die Räume der eigenen Wohnug geht, sich möglichst viele Details in Erinnerung ruft. Daran dachte ich in meinem Angst-Karussell und probierte es einfach mal aus. Was soll ich sagen: Das wirkte! (Sample n=1, noch lang nicht als Beweis belastbar.)

Was davon allerdings nicht wegging: Der Anlass des Belastungsgefühls, ich wollte beim Aufstehen und auf dem Weg in die Arbeit sehr, sehr gerne nicht exisiteren. Das Draußen war neblig, München probiert heuer mal Bilderbuchoktober aus, ok.

In morgendunklem Nebel: Vordergrund die Silhouetten der Figuren, mit denen der Anschlag aufs Oktoberfest 1983 dokumentiert wird, Hintrgrund ein Oktoberfestzelt

Aötes helles Haus zwischen zwei Straßen in leichtem Nebel, davor ein großer Baum mit wenig gelbem Herbstlaubrest

Zum Glück war es aber nicht kalt.

Im Büro riss mich Unvorhergesehenes im Postfach umgehend in heftige Betriebsamkeit, wo ich mich doch eigentlich von meinem Vormittagstermin hatte verrückt machen lassen wollen. Bis zum Termin konnte ich das Problem nicht lösen, ich musste erst mal zwei Stunden fröhlich tanzen. Das schaffte ich ohne zu großen Gesichtsverlust, doch statt Erleichterung gab es anschließend Ringen auf verschiedenen Ebenen. Das führte unter anderem zu sehr spätem Mittagessen (ohne Pause, keine Zeit): Tomaten, Apfel, Granatapfelkerne mit Joghurt. Und danach ging’s grad so weiter.

Im Nachhinein merkte ich, dass sich der Nebel bereits am frühen Vormittag verzogen hatte und die Sonne schien, währenddessen hatte ich keinen Blick dafür. Zu mittelspätem Feierabend hing ich völlig in den Seilen – freute mich aber auf den Heimweg in schöner Luft (ich musste dringend meine Geruchsrezeptoren dekontaminieren, hatte lange Strecken in dichtem Parfumdunst arbeiten müssen).

Der Heimweg war dann auch schön, eigentlich. Denn ich war so erledigt im schlechten Sinn, dass ich am liebsten nur den Meter Boden vor mir angesehen hätte.

Lebensmitteleinkäufe, Heimkommen fühlte sich immer noch nicht wie Freihaben an: Maniküre, Yoga-Gymnastik, Karottensalat für die Arbeit zubereitet, Abendessen nur für mich gemacht, Herr Kaltmamsell war aushäusig.

Wieder schaffte es gutes Essen, mich nach diesem schlimmen Tag zu besänftigen – sogar wenn ich’s selber gemacht hatte: Endiviensalat (Ernteanteil) mit roter Paprika, süßer Zwiebel in Tahini-Dressing, schmeckte hervorragend. Mein Comfort Food ist gutes Essen. (Gegenstück zu Friedrich Torbergs “Essen war sein Leibgericht”). Küche aufgeräumt, dann gab’s noch ordentlich Schokolade, wegen ausgewogener Ernährung, jetzt hatte ich richtig frei.

§

Mit Mooren, genauer mit ehemaligen Mooren bin ich schon auch aufgewachsen: Ingolstadt grenzt ans Donaumoos mit seinen brettlebenen Kartoffelackern und schnurgeraden Landstraßen (wenn Kurve, dann gleich Marterl, weil sich dort jemand derrennt hat).

Viel interessanter aber ist, was Klaus Modick über Moore zu sagen hat:
“‘Kaum jemand feiert die Sümpfe'”.

Es gibt einen hintergründigen Satz von Walter Benjamin: „Was zu verschwinden droht, wird Bild.“ Man könnte auch sagen, was zu verschwinden droht, wird Literatur oder Kunst. Gerade die Dinge und Erfahrungen, die uns entgleiten, die verloren gehen, weil wir sie zerstören, werden mythisiert und bekommen eine ästhetische Qualität, die sie an sich gar nicht haben. Den „edlen Wilden“ gibt es erst in dem Moment, in dem die Native Americans ausgerottet werden, und das Moor erscheint ästhetisch reizvoll, als es zu verschwinden droht. So werden Bilder und Texte zu einer Art künstlerischem Naturkundemuseum. Literatur beschränkt sich nicht darauf, Dinge zu beschreiben, die vorhanden sind. Und Rezeption von Kunst ist nicht nur einfach ein Wiedererkennen von etwas, das man sowieso schon im Kopf hat. Das würde ja ­bedeuten, wir Schriftsteller und Maler zeigen euch nur das, was ihr sowieso schon wusstet. Zumindest geht es darum, etwas so darzustellen, dass es den Rezipienten neue Blickwinkel ermöglicht.

Journal Sonntag, 20. Oktober 2024 – Uninteressanter Sonntag

Montag, 21. Oktober 2024

Gut und lang geschlafen, der erste Blick in den Spiegel zeigte mir ein blutunterlaufenes rechtes Auge – was mag ich da nur geträumt haben?

Draußen war es neblig/hochneblig, aber nicht kalt – für München ein ungewöhnlicher Oktober. Meinen Isarlauf legte ich wieder von Thalkirchen nach Süden, ich wollte mir die Strecke nochmal ohne Regen ansehen.

Erst in der zweiten Hälfte spürte ich endlich selige Lauffreude, bis dahin hatte ich vergeblich darauf gewartet, das Laufen fühlte sich lediglich wie etwas Abzuarbeitendes an. Aber dann schwebte ich, und mein Hirn produzierte Ideen. Eine schrieb ich gleich an meinen Bruder, für die andere brauchte ich erst das Einverständnis von Herrn Kaltmamsell (eine recht spontane Essenseinladung – wurde trotz Einverständnis erstmal nichts, weil die potenziellen Gäste schon verplant waren).

Herbstliche Flusslandschaft

Links ein Flusslauf, rechts herbstliche Bäume im Hintergrund ein Wehr

Wasserfläche, in der sich herbstbunte Bäume spiegeln, am Ufer Bänke

Links Kanal, rechts bunte Bäume und ein Herbstlaub-bedeckter Fußweg

Sehr erhöhter Blick von einer Brücke auf Fluss und Kanal, an den Ufern Herbstbäume, düsterer Himmel

Blick von weit oben auf ein FLusstal mit Herbstbäumen, düster neblig, rechts oben Häuser

Am Hinterbrühler See sah ich einen Reiher einfliegen, erst zwei Runden drehen, dann in einem Tannenwipfel landen. Im winterruhigen Bad Maria Einsiedel grasende Streifengänse.

Mein Körper machte die gut anderthalb Stunden recht gut mit, das Dehnen beim Warten auf die U-Bahn zurück ergab allerdings überlastet schmerzende Beinrückseiten.

Frühstück kurz nach halb zwei: Apfel, Rest Tumbet mit Brot (das bereits am zweiten Tag eher trocken krümelte, ich mag andere Weißbrote lieber).

Ruhiger Sonntagnachmittag mit Lesen (Zeitung, Roman Karsten Dusse, Das Kind in mir will achtsam morden), Vorbereitung der Montagsarbeit (Wiederholung eines Workshops für Azubis), Yoga-Gymnastik, Brotzeitvorbereitung.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell madrilener Kutteln gekocht, gutes Abendessen. Nachtisch Zitronenkuchen, Schokolade.

§

Corona ist Teil unseres Alltags geworden, die Erkrankungsmeldungen rufen nur wenig mehr Aufmerksamkeit hervor als schlimme Erkältungen. Doch wir wissen immer noch sehr wenig über die Mechanismen und Auswirkungen einer Corona-Infektion, die eben nicht lediglich ein weiterer Atemwegsinfekt ist, sondern viele weitere Organe und Mechanismen im Körper betrifft.

Für die taz fasst Stefanie Uhrig grob zusammen:
“Was wir heute über Corona wissen”.

Journal Samstag, 19. Oktober 2024 – Rezepttest Zitronenkuchen, Rezepttest Tumbet

Sonntag, 20. Oktober 2024

Nicht ganz so lange wie ideal, aber gut geschlafen, der Alkohol vom Vorabend strafte mich lediglich mit ganz leichten Kopfschmerzen.

Parkbäume und schlichter, moderner Kirchturm vor feuerrosa Himmel

Eos auch am Wochenende fleißig.

Wie geplant buk ich nach dem Bloggen Zitronenkuchen in der neuen kleinen Form nach einem von Ilse empfohlenen Rezept: Ultimate Lemon Cake. Uuuuuund wir haben einen neuen Weltmeister in der Disziplin Am-meisten-Werbung-auf-eine-Webseite-packen! Hier ist der Anteil 90 Prozent des Inhalts, sogar zwischen Zutaten-Posten und Zubereitungs-Schritten – ich hatte die englische Version lange Zeit nicht mal gefunden und bereits Google Translate für die französische verwendet. Wäre ich nicht einer bewährten Empfehlung gefolgt, hätte ich diese Website nicht länger als zwei Sekunden angesehen und dann nie wieder.

Mich hatte das Ziel “seidige Textur” und “in ganz dünne Scheiben schneidbar” angezogen, das las sich nach einem ganz anderen Zitronenkuchen, als ich ihn sonst kenne. Und abgefahrene Techniken ziehen mich eh an, in diesen Fall das Einwickeln des noch warmen Gebäcks in Frischhaltefolie.

Der ausgepresste Saft der Zitrone ergab exakt die angegebenen 80 Gramm, ein befriedigendes Gefühl (gutes Rezept, das auch dafür Gewicht angibt – “der Saft einer Zitrone” deckt ein viel zu breites Spektrum für seriöses Backen ab).

Die Backzeit belief sich bei mir allerdings statt der angegebenen 30-40 Minuten auf 50-60, das liegt jenseits der Toleranz für unterschiedliche Backöfen.

Auf einem Kuchengitter eine kleine Kastenform mit hellem, gebackenen Rührkuchen

Kleiner Kastenkuchen fest in Frischhaltefolie gewickelt

Ich kam also eine halbe Stunde später als geplant auf den Weg zu meiner Schwimmrunde ins Olympiabad, kehrte nach Radlrausholen aus dem Keller nochmal um, weil ich für die milden Temperaturen mit Sonne viel zu warm angezogen war (weder Pulli unter der Jacke noch Mütze brauchte es). Die Fahrt raus nach Oberwiesenfeld war schön, auch wenn ich zweimal vor unterträglichen Martinshörnern vom Rad springen musste, um mir die Ohren zuzuhalten.

Bei Betreten der Schwimmhalle sah ich bereits aus den Augenwinkeln, dass die Bahnen besonders rege beschwommen wurden, als mich die mutmaßliche Ursache in Form eines freundlichen Mannes ansprach: Das Rote Kreuz veranstaltete eine Spendenaktion mit Bahnenzählen. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, ins Dantebad zu wechseln, fand mich dann aber doch mit der Situation ab.

Tür aus Glas, durch die man ebenerdig ins Hellblau einer Schwimmhalle blickt, die Wände des Gangs vor der Tür orange

Meine Schwimmrunde verlief erfreulich aus Fitnessperspektive: Ich fühlte mich kraftvoll, hatte fast keine Schmerzen (bisschen rechte Schulter, bisschen Kreuz – Normalzustand), genug Energie und Ausdauer, um viele langsamere Schwimmer*innen auf meiner Bahn zu überholen (ungewöhnlich, im Olympiabad werde ich eher überholt). Allerdings schluckte ich dabei reichlich Wasser, denn zwei bewegten sich heftig strampelnd fort (Respekt für das Durchhaltevermögen, stelle ich mir sehr anstrengend vor), mal bäuchlings, mal auf dem Rücken, was die Wasseröberfläche stark aufwühlte. Doch unterm Strich schwamm ich so eine neue Rekordzeit – wenn ich mich nicht verzählt habe, ich hatte das Zähl-und-Spende-Angebot des Roten Kreuzes ausgeschlagen.

Heimradeln im jetzt wieder Trüben, aber noch Milderen, unterwegs Brotkauf.

Weißer Teller mit gegartem Blattspinat, daneben eine Scheibe Brot

Frühstück um zwei: Herr Kaltmamsell garte Ernteanteil-Spinat, außerdem gab es einige Scheiben frisches Tessiner-Brot vom Wimmer (Butter/Honig, Butter).

Ich stellte den Zitronenkuchen fertig, auch die Sache mit dem Trocknen des Zuckergusses im Ofen gefiel mir.

Kleiner Kastenkuchen auf Kuchengitter, frisch hell glasiert

Allerdings viel zu viel Zuckerguss, insgesamt kommen über 300 Gramm Zucker in und an den kleinen Kuchen.

Nachmittag mit Zeitunglesen, immer wieder sah ich aus dem Fenster und freute mich an der herbstlichen Farbenpracht.

Fürs Abendessen hatte ich mich zuständig gemacht: Ich wollte das mallorquinische Tumbet nachbauen (obwohl nichts von den Zutaten aus dem jahreszeitlichen Ernteanteil stammte), ein Freund hatte mir das Rezept des mallorquinischen Star-Kochs Santi Taura durchgereicht. Bei solchen Traditionsrezepten traue ich auch einem Restaurantkoch zu, dass er für eine Privatküche mitdenken kann.

Während das Gemüse im Ofen fertiggarte, machte ich Yoga-Gymnastik, eine eher sportliche Folge, die sogar den Puls ein wenig nach oben brachte.

Eckige Auflaufform auf schwarzer, spiegelnder Kochfläche, darin Gemüse in Tomatensauce

Gedeckter Tisch, auf Korb-Sets Glasteller mit Gemüseauflauf, und einer halben Scheibe Brot, dahinter die Auflaufform mit dem Rest, rechts vom Teller ein Glas Weißwein

Schmeckte sehr gut und wie meine Lieblingsversion in Esporles. Ich hatte die im Rezept angegebenen frischen Tomaten allerdings durch tomate frito ersetzt, die ich in einer Aktionsecke beim Lidl entdeckt hatte (etwas eingekochte Passata geht sicher auch), und das nächste Mal lasse ich den abschließenden Knoblauch weg.

Hier kurz zum Festhalten das wirklich einfache Rezept (spanische Küche ist ja sehr einfach – nur dass meiner Ansicht nach im Gegensatz zur italienischen cucina povera das Ergebnis selten viel mehr ist als die Summe seiner Zutaten – hier schon), erst nach Sicherung durch Wiederholung schreibe ich es auf meine Rezepte-Seite:

3 große Kartoffeln schälen und in dünne Scheiben schneiden.

2 große rote Paprika (ich nahm drei Spitzpaprika) in Streifen scheiden.

2 Auberginen in eher dünne Scheiben schneiden.

Das Gemüse getrennt in Olivenöl golden braten, zur Seite stellen. (Santi Taura tut das auf Küchenkrepp, um Öl zu entfernen – ich mag Olivenöl. Die Göttinnen haben uns mit der Auberginen sogar ein Gemüse geschaffen, dass den Zweck hat, möglichst viel Olivenöl zu transportieren.)

Ofen auf 180 Grad (Ober- und Unterhitze) heizen.

Boden einer Auflaufform mit
Passata (insgesamt 500-600 Gramm) bestreichen. Mit dem Gemüse füllen: Erst Kartoffeln, darauf die Auberginenscheiben, darauf die Paprika – jede Schicht nach Belieben salzen. Darüber die restliche Passata, das Gemüse sollte gut bedeckt sein.

Santi Taura verteilt abschließend zwei gepresste Knoblauchzehen auf dem Gemüse: Braucht es nicht, schmeckt zu dominant raus.

40 Minuten garen, vor dem Servieren 10 Minuten etwas abkühlen lassen. Wird auf Mallorca als Vorspeise eingeordnet.

Dazu gab es bei uns einen italienischen Weißwein Pecorino sowie Ruccola aus Ernteanteil.

Nachtisch Zitronenkuchen.

Auf einem weißen Teller zwei dünne Scheiben heller Kastenkuchen, dahinter der restliche Kuchen

Ja, ließ sich in besonders dünne Scheiben schneiden. Ja, schmeckte eigen und ganz hervorragend. War allerdings stellenweise sulzig, ich habe als Ursache das Einwickeln des eben erst aufgegangenen Gebäcks im Verdacht, dass nun zum Zusammenfallen gebracht wird. Und vermute, dass die feinporige, samtige Textur auch ohne diesen Schritt gesichert ist – weil die Eier nicht schaumig geschlagen werden.

Abendunterhaltung: Herr Kaltmamsell zeigte mir angeregt durch David Schalko Schwere Knochen den Klassiker The Third Man. Ganz hervorragend, erstaunlich viel Deutsch im Original (und natürlich mit der ganzen Riege großer deutschsprachiger Schauspieler*innen der Zeit), Bilder des zerbombten Wiens, die abschließende Verfolgungsjagd durch die Wiener Kanäle ein visuelles Meisterwerk.

§

Ein weiterer Reiter der Apokalypse.

Journal Freitag, 18. Oktober 2024 – Wochenendfeiern mit feinen Cocktails

Samstag, 19. Oktober 2024

Der Wecker riss mich aus tiefem Schlaf, ich stand unwillig auf.

Der Tag startete hell, ich bekam auf dem Weg in die Arbeit nochmal Herbstleuchten.

Blicke eine innenstädische Straße entlang, gesäumt von herbstbunten Bäumen, ins Morgenlicht

Straße mit niedrigen Funktionsbauten, gesäumt von herbstbunten Bäumen, ein wenig goldenes Morgenlicht

Geordnetes Arbeiten am Schreibtisch, während draußen der Himmel zuzog. Für den Marsch zu meinem Mittagscappuccino im Westend klappte ich dann bereits die Kapuze hoch gegen Regentropfen.

Zu Mittag gab es rohe Kohlrabi-Schnitze (Ernteanteil), einen Apfel vom Markt (Sorte Nikoter – so saftig, dass es beim Reinbeißen rundum spritzte), Sahnequark mit Joghurt und einem Restl Zwetschgenröster.

Im Verlauf des Arbeitstags überlistete ich mich zu überraschend viel Erledigungen. Vereinbarte nebenher auch endlich einen seit vielen Jahren empfohlenen Termin in der Myom-Sprechstunde des Klinikums Neuperlach.

Freitagspünktlicher Feierabend, ich spazierte unter dunkeldüsterem Himmel zum Vollcorner für reichlich Wochenend-Einkäufen.

Als ich daheim meine Einkäufe auspackte, stand ich verdutzt vor einem vollen Kühlschrank: Unsere Einkaufslisten-App RememberTheMilk hatte nicht ordnungsgemäß synchronisiert und bereits gelöschte Posten weiterhin angezeigt – und so hatten wir die Liste beide abgearbeitet. Jetzt gab es sehr viel Joghurt, Eier, Butter. Unter anderem. Ich ärgerte mich.

Am Abend waren wir mit einer langjährigen Internet-Bekanntschaft zum Cocktailtrinken verabredet (sie hatte sich bereit erklärt, als Anlass dafür zu dienen, nachdem Herr Kaltmamsell und ich es seit langer Zeit nicht mehr auf Cocktails geschafft hatten), davor blieb Zeit für Wäscheaufhängen und Yoga-Gymnastik.

In leichtem Regentröpfeln spazierten wir ins Auroom, große Freude beim Wiedersehen.

Auf dunklem Holz in gedimmter Beleuchtung drei Gläser mit Cocktails, zwei davon rötlich, in einem Longdrinkglas ein sehr heller. Dahinter angeschnitten der Oberkörper einer Frau

Auf dunkler Tischplatte zwei Cocktails, außerdem eine Wasserflasche und Wassergläser, im Vordergrund ein weißes Porzellantablettchen. darauf weißes Sake-Kännchen, weißes Sake-Tässchen

Vor allem der zweite Cocktail, den ich auf Empfehlung des Baristas gewählt hatte (ich wollte etwas Frisches), schmeckte mir ganz hervorragend. Die anderen beiden waren mit ihren Getränken (auch ohne Alkohol) sehr zufrieden. Dazwischen gab es Oliven, Speckpflaumen, Flammkuchen gegen den Hunger. Und Austausch vor allem über den aktuellen Stand des Gymnasiallehrens, der berufliche Hintergrund der beiden.

Nicht allzu späte Heimkehr. Ich hatte noch Hunger und ließ mir von Herrn Kaltmamsell ein Omelett mit Käse backen (die vielen Eier mussten ja weg), danach noch Schokolade.

In Blau-, Grün- und Beigetönen groß melierte selbstgestrickte Socken

Die allerschönsten Stricksocken gibt es nicht zu kaufen. Und sie halten ein Leben lang (die beiden Paar, die mir eine damalige Freundin vor 40 Jahren strickte, sind weiterhin in Nutzung – und ich musste sie noch nicht einmal stopfen).

§

Von der Serie “Reden wir über Geld” im Wirtschaftsteil der Süddeutschen habe ich ja schon mehrfach geschwärmt, die gestrige Folge fand ich besonders lesenswert: Interviewt wird Andreas Hofmeir, Tubaspieler aus der Holledau (€).
“‘Da, wo viel Geld ist, sind die schlimmsten Leute'”.

„Meine Steuererklärung ist der pure Horror für alle Beteiligten, weil ich ja zum Teil auch in Japan, in Brasilien, in Amerika verdiene.“
Und das, obwohl Sie sich ja gar nicht richtig anstrengen beim Üben.
„Ich finde mein Leben dennoch sehr anstrengend. Wenn ich zum Beispiel zum Flughafen fahren muss, ist das wahnsinnig mühsam. Mit der Tuba, die ja relativ groß ist, ist das noch viel schlimmer.“
Ist das Sperrgepäck?
„Es gibt mehrere Möglichkeiten. Eine ist, einen zweiten Sitz im Flugzeug zu buchen für die Fanny. Das ist meine favorisierte Lösung, weil man dann auch zwei Essen bekommt.“

Werde mir noch lange vorstellen, wie dieser 12-Jährige stundenlang Autoscooter fährt von seinem Tuba-Verdienst.

(Ich möchte fuchteln, dass wir hier Bayern nämlich auch SO sind, fei, dann fällt mir ein, dass doch hoffentlich nur wenige die abschreckenden Klischee-Beispiele an der Landesregierungsspitze für repräsentativ halten.)