Nicht ganz so lange wie ideal, aber gut geschlafen, der Alkohol vom Vorabend strafte mich lediglich mit ganz leichten Kopfschmerzen.
Eos auch am Wochenende fleißig.
Wie geplant buk ich nach dem Bloggen Zitronenkuchen in der neuen kleinen Form nach einem von Ilse empfohlenen Rezept: Ultimate Lemon Cake. Uuuuuund wir haben einen neuen Weltmeister in der Disziplin Am-meisten-Werbung-auf-eine-Webseite-packen! Hier ist der Anteil 90 Prozent des Inhalts, sogar zwischen Zutaten-Posten und Zubereitungs-Schritten – ich hatte die englische Version lange Zeit nicht mal gefunden und bereits Google Translate für die französische verwendet. Wäre ich nicht einer bewährten Empfehlung gefolgt, hätte ich diese Website nicht länger als zwei Sekunden angesehen und dann nie wieder.
Mich hatte das Ziel “seidige Textur” und “in ganz dünne Scheiben schneidbar” angezogen, das las sich nach einem ganz anderen Zitronenkuchen, als ich ihn sonst kenne. Und abgefahrene Techniken ziehen mich eh an, in diesen Fall das Einwickeln des noch warmen Gebäcks in Frischhaltefolie.
Der ausgepresste Saft der Zitrone ergab exakt die angegebenen 80 Gramm, ein befriedigendes Gefühl (gutes Rezept, das auch dafür Gewicht angibt – “der Saft einer Zitrone” deckt ein viel zu breites Spektrum für seriöses Backen ab).
Die Backzeit belief sich bei mir allerdings statt der angegebenen 30-40 Minuten auf 50-60, das liegt jenseits der Toleranz für unterschiedliche Backöfen.
Ich kam also eine halbe Stunde später als geplant auf den Weg zu meiner Schwimmrunde ins Olympiabad, kehrte nach Radlrausholen aus dem Keller nochmal um, weil ich für die milden Temperaturen mit Sonne viel zu warm angezogen war (weder Pulli unter der Jacke noch Mütze brauchte es). Die Fahrt raus nach Oberwiesenfeld war schön, auch wenn ich zweimal vor unterträglichen Martinshörnern vom Rad springen musste, um mir die Ohren zuzuhalten.
Bei Betreten der Schwimmhalle sah ich bereits aus den Augenwinkeln, dass die Bahnen besonders rege beschwommen wurden, als mich die mutmaßliche Ursache in Form eines freundlichen Mannes ansprach: Das Rote Kreuz veranstaltete eine Spendenaktion mit Bahnenzählen. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, ins Dantebad zu wechseln, fand mich dann aber doch mit der Situation ab.
Meine Schwimmrunde verlief erfreulich aus Fitnessperspektive: Ich fühlte mich kraftvoll, hatte fast keine Schmerzen (bisschen rechte Schulter, bisschen Kreuz – Normalzustand), genug Energie und Ausdauer, um viele langsamere Schwimmer*innen auf meiner Bahn zu überholen (ungewöhnlich, im Olympiabad werde ich eher überholt). Allerdings schluckte ich dabei reichlich Wasser, denn zwei bewegten sich heftig strampelnd fort (Respekt für das Durchhaltevermögen, stelle ich mir sehr anstrengend vor), mal bäuchlings, mal auf dem Rücken, was die Wasseröberfläche stark aufwühlte. Doch unterm Strich schwamm ich so eine neue Rekordzeit – wenn ich mich nicht verzählt habe, ich hatte das Zähl-und-Spende-Angebot des Roten Kreuzes ausgeschlagen.
Heimradeln im jetzt wieder Trüben, aber noch Milderen, unterwegs Brotkauf.
Frühstück um zwei: Herr Kaltmamsell garte Ernteanteil-Spinat, außerdem gab es einige Scheiben frisches Tessiner-Brot vom Wimmer (Butter/Honig, Butter).
Ich stellte den Zitronenkuchen fertig, auch die Sache mit dem Trocknen des Zuckergusses im Ofen gefiel mir.
Allerdings viel zu viel Zuckerguss, insgesamt kommen über 300 Gramm Zucker in und an den kleinen Kuchen.
Nachmittag mit Zeitunglesen, immer wieder sah ich aus dem Fenster und freute mich an der herbstlichen Farbenpracht.
Fürs Abendessen hatte ich mich zuständig gemacht: Ich wollte das mallorquinische Tumbet nachbauen (obwohl nichts von den Zutaten aus dem jahreszeitlichen Ernteanteil stammte), ein Freund hatte mir das Rezept des mallorquinischen Star-Kochs Santi Taura durchgereicht. Bei solchen Traditionsrezepten traue ich auch einem Restaurantkoch zu, dass er für eine Privatküche mitdenken kann.
Während das Gemüse im Ofen fertiggarte, machte ich Yoga-Gymnastik, eine eher sportliche Folge, die sogar den Puls ein wenig nach oben brachte.
Schmeckte sehr gut und wie meine Lieblingsversion in Esporles. Ich hatte die im Rezept angegebenen frischen Tomaten allerdings durch tomate frito ersetzt, die ich in einer Aktionsecke beim Lidl entdeckt hatte (etwas eingekochte Passata geht sicher auch), und das nächste Mal lasse ich den abschließenden Knoblauch weg.
Hier kurz zum Festhalten das wirklich einfache Rezept (spanische Küche ist ja sehr einfach – nur dass meiner Ansicht nach im Gegensatz zur italienischen cucina povera das Ergebnis selten viel mehr ist als die Summe seiner Zutaten – hier schon), erst nach Sicherung durch Wiederholung schreibe ich es auf meine Rezepte-Seite:
3 große Kartoffeln schälen und in dünne Scheiben schneiden.
2 große rote Paprika (ich nahm drei Spitzpaprika) in Streifen scheiden.
2 Auberginen in eher dünne Scheiben schneiden.
Das Gemüse getrennt in Olivenöl golden braten, zur Seite stellen. (Santi Taura tut das auf Küchenkrepp, um Öl zu entfernen – ich mag Olivenöl. Die Göttinnen haben uns mit der Auberginen sogar ein Gemüse geschaffen, dass den Zweck hat, möglichst viel Olivenöl zu transportieren.)
Ofen auf 180 Grad (Ober- und Unterhitze) heizen.
Boden einer Auflaufform mit
Passata (insgesamt 500-600 Gramm) bestreichen. Mit dem Gemüse füllen: Erst Kartoffeln, darauf die Auberginenscheiben, darauf die Paprika – jede Schicht nach Belieben salzen. Darüber die restliche Passata, das Gemüse sollte gut bedeckt sein.
Santi Taura verteilt abschließend zwei gepresste Knoblauchzehen auf dem Gemüse: Braucht es nicht, schmeckt zu dominant raus.
40 Minuten garen, vor dem Servieren 10 Minuten etwas abkühlen lassen. Wird auf Mallorca als Vorspeise eingeordnet.
Dazu gab es bei uns einen italienischen Weißwein Pecorino sowie Ruccola aus Ernteanteil.
Nachtisch Zitronenkuchen.
Ja, ließ sich in besonders dünne Scheiben schneiden. Ja, schmeckte eigen und ganz hervorragend. War allerdings stellenweise sulzig, ich habe als Ursache das Einwickeln des eben erst aufgegangenen Gebäcks im Verdacht, dass nun zum Zusammenfallen gebracht wird. Und vermute, dass die feinporige, samtige Textur auch ohne diesen Schritt gesichert ist – weil die Eier nicht schaumig geschlagen werden.
Abendunterhaltung: Herr Kaltmamsell zeigte mir angeregt durch David Schalko Schwere Knochen den Klassiker The Third Man. Ganz hervorragend, erstaunlich viel Deutsch im Original (und natürlich mit der ganzen Riege großer deutschsprachiger Schauspieler*innen der Zeit), Bilder des zerbombten Wiens, die abschließende Verfolgungsjagd durch die Wiener Kanäle ein visuelles Meisterwerk.
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Ein weiterer Reiter der Apokalypse.