Journal Dienstag, 26. November 2024 – Durchschnittsarbeitstag November
Mittwoch, 27. November 2024 um 6:22Nach guter Nacht vom Wecker aus tiefem Schlaf gerissen worden, derzeit brauche ich wohl besonders viel.
Draußen war es nass und regnerisch, der Weg in die Arbeit bot eher Motive für Schwarz-weiß-Filme.
Tollwood-Eventualitäten
Schlafende Kinderbespaßung.
Ich erwischte eine Regenpause und blieb trocken.
Im Büro Gemischtes, aber alles ohne Panik-Faktor. Draußen wurde es heller, ich sah blauen Himmel zwischen bunten Wolken.
Für meinen Mittagscappuccino hatte ich gestern Begleitung. Wir spazierten allerdings erst nach Mittag im Milden ins Westend, mit angenehmer Unterhaltung. (Foto vergessen)
Dadurch sehr spätes Mittagessen am Schreibtisch: Apfel, Joghurt mit Sahnequark.
Weiter Emsiges, ich nutzte Herrn Kaltmamsell nochmal als Techniktest-Kandidaten, ich hatte dafür diesmal meinen privaten Laptop ins Büro mitgenommen.
Gelegenheit, ein Frisurenfoto vorher aufzunehmen, abends hatte ich nämlich einen Friseurtermin.
Auf dem Heimweg Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner, eine Abholung in der Apotheke. Die Einkäufe lud ich nur schnell daheim ab, dann ging ich rüber zum Haareschneiden.
Überraschung beim Betreten des Salons: Es roch nach Dauerwelle. Ich sprach Herrn Haarschneider gleich nach der Begrüßung darauf an: Ja, gab er zu, denn junge Männer verlangten inzwischen regelmäßig danach. Während er meine Haare wie gewünscht fransig kürzte (ich hatte um einen Schnitt gebeten, der auch nach längerem Mützetragen gut aussieht und dafür diesmal nicht Nacken und über den Ohren kurzraspeln lassen), ließ ich mir das Ziel dieser jungen Männer mit Dauerwelle erzählen: Seiten rasiert, oben am Kopf Locken, die nach vorne über die Stirn fallen – das sei gerade total angesagt. Und er stimmte mir zu, dass seit vielen Jahren die Haartrachten junger Männer deutliche kreativer und abwechslungsreicher sind als die junger Frauen.
Weiteres erstes Mal: Ich nahm das Angebot des Herrn Haareschneiders an, beim Haarewaschen den Massageknopf des Sessels zu drücken. Ein paar Minuten lang fühlte es sich also an, als läge ich auf etwas Lebendigem, vielleicht einer Python. Eher seltsam als unangenehm.
Fürs Nachtmahl verwertete Herr Kaltmamsell die Kartoffeln aus Ernteanteil, dazu gab’s Sauerkraut, gebratene Äpfel und zwei verschiedene Blutwürste aus der Metzgerzeile des Viktualienmarkts.
Sehr gutes Abendessen (ich aß zwei solche Portionen). Nachtisch Schokolade.
Im Bett Granta 169, China ausgelesen, bis zum Schluss ein Highlight der Reihe: Ich bekam einen Einblick in die Vielfalt zeitgenössischer chinesischer Literatur und Fotografie, darunter eine Satire übers Verlagswesen und die Vorgaben der offiziellen Politik (Yu Hua, tr. Michael Berry, “Tomorrow I’ll Get Past It”), die Geschichte zweier Mädchen, die sich beim Schwimmen anfreunden (Yang Shihan, tr. Helen Wang, “Hai Shan Swimming Pool”), über die Dynamik einer Dorfgemeinschaft (Literaturnobelpreisträger Mo Yan, tr. Nicky Harman, “The Leftie Sickle”), die Geschichte eines erfolglosen Filmschauspielers (Shuang Xuetao, tr. Jeremy Tiang, “Hunter”), Interviews, Fotos, die der beamtete Fotograf Fenf Li neben den offiziellen Aufträgen machte. Empfehlung!
die Kaltmamsell8 Kommentare zu „Journal Dienstag, 26. November 2024 – Durchschnittsarbeitstag November“
Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
27. November 2024 um 7:07
Ach du liebe Güte, die Brokkoli-Frisur… mich wundert, dass gerade in München, das ich als eher nobel und stilsicher abgespeichert habe, diese Frisur gefragt ist… ist sie doch bei uns sicheres Zeichen für junge Männer, die “gern” Ärger in jeder Form machen, ob es nun Gewalttaten oder andere Dinge sind, die einfach keiner braucht. Wegen dieser Gangs ist dieser Style bei uns, auch Großstadt, total verschrien. Ich hatte allerdings auch noch keinen Friseur, geschweige denn Dauerwelle dahinter vermutet, sondern gedacht, dass diese Typen Naturlocken haben und ein Kumpel schnell drumherum rasieren würde. Tja, man lernt nie aus. :-)
27. November 2024 um 7:31
Bei uns ist diese Frisur schon lange angesagt, auch bei “braven” Jungs. Gefühlt 85% der 16-25 jährigen tragen die gleiche Frisur: die Herren “Brokkoli”, die Frauen lang und glatt.
27. November 2024 um 7:56
Die Bezeichnung “Brokkoli-Frisur” gefällt mir sehr.
27. November 2024 um 8:06
I beg to differ Sonni. In meiner Wahrnehmung mit 17jährigen Töchtern kann ich berichten, dass dieser Dauerwellenstyle seit mindestens vier Jahren sowohl in der sonnigen Unistadt im äußersten Südwesten als auch im Ruhrgebiet bei den männlichen Jugendlichen aus allen gesellschaftlichen Schichten mit völlig unterschiedlichen Herkunftsgeschichten modern ist und getragen wird. Ich glaube, es war hier schon einmal Thema,ich habe mich lange gewundert, dass so viel junge Männer Naturlocken haben bis ich von meinen Töchtern informiert wurde
27. November 2024 um 8:17
“Bei uns” wird von braven Jungs Buzzcut oder, etwas gewagter, Mullet getragen. Oder halt jede andere Frisur außer Brokkoli.
27. November 2024 um 8:39
Ich kenne die Frisur als “Nudelkopf”. Trifft es irgendwie besser als “Brokkoli”, zumal die Locken häufig mit einer gewissen Blondierung einhergehen. Ich finde es bemerkenswert, dass Eltern von 12-jährigen somit für Dauerwelle und Blondierung geschätzt mehr als 150 Euro für einen Friseurbesuch zahlen.
27. November 2024 um 9:10
Richtig, Lempel, Thema Eltern: Herr Friseur erwähnte auch, dass bei Minderjährigen die Eltern schriftlich der Dauerwelle zustimmen müssen – und ich fühlte mich endgültig in die Diskussionen der 1980er zurückversetzt, als in meiner Generation jeder und jede mindestens einmal durch die Dauerwelle durchmusste, Buben wie Mädchen. (Weswegen ich den Geruch ja auch sofort erkannt hatte.)
27. November 2024 um 9:13
Schönes Menü mit den Äpfeln. Ich habe erst in den letzten Jahren gelernt, dass diese sehr gut zu einem “savoury dish” passen. Frage: Hat die Münchner Blutwurst auch Milch/Rahm drin? Der englische Black Pudding ist dairy free, was mir sehr entgegen kommt.