Journal Freitag, 22. November 2024 – Losgestapft

Samstag, 23. November 2024 um 9:18

Nachts einmal von Straßengeräuschen geweckt worden, darunter Schneeräumlärm.

Es dämmerte zu einem klaren, frostigen Wintertag. Das erste Mal in dieser Saison also Stapf-Aussattung.

Ganzkörper-Spiegelselie vor weoßer Wand von jemandem in schwarzer Hose, dunkelsilbernen Schneestiefeln, dunkler Schneejack mit hochgezogener Kapuze, rechts neben der Person ein niedriger Holzschrank, auf dem eine große Vase aus dunkelgrünem Glas steht

Diesmal hatte ich mich vergewissert, dass die Ost-West-Passage über die Theresienwiese frei war: Endlich wieder Arbeitsweg in Luftlinie, der diesmal zusammefiel mit dem ersten Mal Theresienwiese im Schnee. Hier die gestrige Stapf-Strecke:

Blick durch Haustor auf Straße mit parkenden Autos un Park dahinter, alles verschneit; rechts eine gelb leuchtende Laterne

Vor einer alten, verschneiten Mauer mit vergittertem Durchbruch: Ein eingeschneites Fahrrad

Auf einer verschneiten Straßenkreuzung mit Bäuemn, alten Häusern und einer roten Ampel: ein großes oranges Räumfahrzeug

Beethovenplatz

Nasse Straßenkreuzung, im Hintergrund ein gelber verschneiter Altbau mit Türmchen, links eine Radlerin

Kaiser-Ludwig-Platz. Der Wind pustete mir hier beim Fotografieren Schneebrocken vom Baum auf die Brille.

Weiter, leerer verschneiter Platz, rechts Ruhmeshalle mit Bavaria

Kollegin Bavaria bei der Arbeit

Frostiger Boden, auf dem der Schnee sich an den Rändern der dunklen Pflastersteine sammelt

Vor verschneitem Park eine große verschneite Schneckenskulptur, daneben Menschen in Winterkleidung

Bavariapark

Blick eine Straße entlang mit verschneiten kahlen Bäumen und verschneiten Autos, im Hintergrund auf einem Hausdach rosiges Licht der Morgensonne

Anglerstraße

Verschneiter U-Bahn-Abgang, davor ein paar Schulkinder, im Hintergrund in Morgensonne eine großer Betonbau

Heimeranplatz

U-Bahnhof-Ausgang von unten, Blick hoch zu Schildern U-Bahn, S-Bahn, Unterführung, Uhr (es ist fünf vor acht), links die Silhouette einer Person vor hellblauem Himmel, am linken Rand angeschnitten ein modernes Bürogebäude

Angekommen an der Arbeit.

Im Büro unter anderem letzter Versuch, meinen Fehler wieder gut zu machen: Vergeblich, keine Kulanz auf der anderen Seite. Das bedrückte mich.

Eine andere Angelegenheit stellte sich als unerwartet kompliziert heraus, hier habe ich zum Glück Fach-Unterstützung, die mich mit “Wir finden eine Lösung” beruhigt.

Draußen schien die Sonne. Die Minusgrade erkannte ich daran, dass der Wind immer wieder Pulverschnee von Dächern an meinem Fenster vorbei blies.

Moderner Büroturm vor hellgrauem Himmel, von einem darunter liegenden Querbau weht Schnee

Mittagscappuccino bei Nachbars, Mittagessen am Schreibtisch Äpfel, Mango mit Sojajoghurt.

Während ich nachmittags weiter emisg Dinge abarbeitete, wurde es mal düster und schneite, dann gab es wieder klassischen Winterhimmel mit verschieden grauen Wolken, dazwischen blauen Flecken. Ein Nebeneffekt: Mir wurde dezemberlich, und das ist bei mir mit unkontrollierbaren Erinnerungs-Flashs inklusive starken Emotionen nichts Gutes.

Fast pünktlicher Feierabend, auf dem Heimweg (winterlich kalt, aber warm eingepackt nicht unangenehm) Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner.

Zu Hause genoss ich eine Folge Yoga-Gymnastik (derzeit turne ich alle Folgen Mady Morrison ab, die ich mir eingemerkt habe, gestern war die mit der Notiz “DIE Rücken” dran), dann war aber Wochenende.

Bunter Blumenstrauß von oben, man sieht unter anderem dicke helle Rosen

Herr Kaltmamsell überraschte mich mit einem besonders fröhlichen Blumenstrauß.

Auf einer schwarzen, spielnden Glasfläche stehen eine Flasche Noilly Prat, eine Flasche Büffelgras-Wodka, zwei gefüllte Martini-Gläser und ein leerer Glas-Rührbecher mit Strainer

Er machte uns Wodka-Martinis aus edlem polnischen Büffelgras-Wodka: Eine sehr gute Idee.

Gedeckter Tisch mit Glastellern, darauf ein Stück gebratenes Fleisch und ein halber kleiner Kürbis, dazwischen gefüllte Rotweingläser und eine Flasche Wein

Und er servierte das Nachtmahl: Den letzten Kürbis aus Erntenteil für die Saison (ich werde nachkaufen müssen, fühle mich noch stark unterkürbisiert) nach USA vegetarisch aus dem Ofen, dazu teilten wir uns ein Stück Entrecôte (mit viel gebratenem Knoblauch), im Glas ein kastilischer Rotwein. Nachtisch Vanille-Eis mit Meyer-Lemon-Curd, außerdem Schokolade.

Herr Kaltmamsell hatte bereits am Vorabend angemerkt, dass er möglicherweise schon wieder eine Erkältung bekomme. Dass er nach jahrzehntelanger Extremrobustheit plötzlich ständig krank wird, bin ich bereit, auf seinen Arbeitsplatz-, also Schulwechsel zurückzuführen: Völlig neues Infekt-Biotop, sein Immunsystem war auf das vorherige geeicht.

Zu Abendunterhaltung waren wir auf einem Weihnachtsfilmsender in den Film The Holiday von 2006 gestolpert, deutsch Liebe braucht keine Ferien – örks. Hatte ich seinerzeit im Kino gesehen (warum gehe ich eigentlich nicht mehr ins Kino?) und wegen seines Filmindustrie-Hintergrunds gemocht.

§

Endlich habe ich mir die Zeit genommen, diesen Artikel in sechs Teilen nachzulesen:
“Mein Vormieter Max Anschel”.

Durch den Eintrag auf einer Webseite findet taz-Redakteur Gereon Asmuth heraus, dass in seinem heutigen Wohnhaus einst die Familie Anschel lebte. Der Vater wurde 1944 im KZ Stutthof ermordet, Mutter und Tochter überlebten. Der 22. November 2024 ist der 80. Todestag von Max Anschel. Hier erzählt Gereon Asmuth alles, was er über die Familie herausgefunden hat: Eine Geschichte von Verrat durch Nachbar:innen. Sie zeigt auch, wie leicht heute jeder zur NS-Geschichte recherchieren kann. Und was das Wissen darüber mit einem macht.

Fand ich auf vielen Ebenen spannend: U.a. wie und mit welchen Quellen Asmuth recherchiert hat, und dass auch in der DDR die Nazi-Mentalität nach dem Krieg lange fortlebte.

Auf der verlinkten Sammelseite für die Verfolgten Europas 1933-1945, Mapping the lives, guckte ich auch nach meiner Wohnadresse: Keine Namen, das Haus wurde ja erst nach 1945 gebaut. Aber gleich ums Eck eine lange Liste.

§

Laurie Penny schreibt über
“On transphobia, memory and mourning.”

Und darin wieder kluge Gedanken:

Sex and gender are not stable ideas. What it means to be a man or a woman has changed utterly in the space of a generation. Not because of trans rights. Because of the relative success of women’s liberation, and because of the slow collapse of neoliberalism. Because women have more options now, and women’s freedom undermines the basic, brutal heteronormative bargain that has been the bedrock of capitalism: the expectation that most women, eventually, will be obliged to do the emotional, domestic and reproductive work without which society ceases to function, to do that work seamlessly and for free. A particular consensus about both gender and sex is essential to that bargain. But it turns out that that’s a bad deal for a lot of us, and a lot of us, given the option, are opting out.

Manchmal frage ich mich inzwischen, was gewesen wäre, hätte mir das Konzept non-binary beim Aufwachsen zur Verfügung gestanden. Ob ich statt zur Einstellung “ich bin eine Frau, egal ob mein Aussehen oder Verhalten zu stereotypen Erwartungen passt oder nicht” zu einem anderen Ergebnis gekommen wäre. Doch ich wurde groß in einer durch und durch binären Geschlechterwelt, in der ich mir außer männlich oder weiblich schlicht nichts vorstellen konnte.

§

Katja Berlin geht nächstes Jahr mit ihren Torten der Wahrheit deutschlandweit auf Tour, YAY!
Hier die Termine.

(Ich fand die ja schon super, als sie noch ultragenervt in einer Agentur arbeitete und sich auf Twitter abreagierte. Heute besitzt Katja Berlin drei Superyachten, fünf Satelliten im Orbit und schubst Männer, die sie fragen “kannst du denn davon leben?”, in die Arme ihrer beiden finnischen Gorillas.)

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Freitag, 22. November 2024 – Losgestapft“

  1. lihabiboun meint:

    Verehrte Kaltmamsell, was ist denn bitte ein Weihnachtsfilmsender? Ich als bekennende Weihnachtskitschtante werde da ja sofort hellhörig …

  2. Brigitte R. meint:

    Danke Frau Kaltmamsell für den Link der Sammelseite. Die Adresse meiner Großeltern war sehr aufschlussreich.

  3. Croco meint:

    …. in die Arme ihrer beiden finnischen Gorillas……:)

    Das mit der Geschlechtereinteilung ist schon seltsam. Wieso muss das irgendwo stehen? Wer will das denn wissen, wie jemand untenrum aussieht? Ich halte diese Informationen für unwichtig.
    Die einen können halt Kinder machen, die andern bringen sie auf die Welt. Und wenn sie das nicht wollen, ist das auch ihre Sache. Wen geht das was an?
    Ich habe ja so eine Vermutung, dass die Einteilung zur Machtausübung dient. Aber vielleicht täusche ich mich.

Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)

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