Journal Samstag, 16. November 2024 – Parteimitgliedschaft und ein echter Sonnentag

Sonntag, 17. November 2024 um 8:03

Gut und lang geschlafen, zu klarem Himmel aufgestanden.

Auf einem Außensims steht eine tönerne Schale voll Wasser, das eine Eisschicht bedeckt, im Hintergrund Wiese, Bäume, ein Gebäude, das ein wenig von Morgensonne beschienen wird

Und zum ersten Frost dieses Winters.

Nach gemütlichem Bloggen setzte ich endlich ein Vorhaben um, um das ich seit Monaten herumschlich.

Screenshot mit links oben einem Sonnenblumensymbol vor grünem Hintergrund, daneben die Navigationspunkte "Wofür wir kämpfen" und "Wer wir sind", darunter die Symbole für Twitter, Facebook, Telefon, darunter "Mitgliedsantrag gespeichert"

Ich stellte einen Mitgliedsantrag bei den Grünen. Meine Gründe unter anderem:
– Verzweiflung
– Margot Friedländers “Aber man muss es doch wenigstens versuchen.”
– Wunsch nach einer nicht beschämenden Antwort auf die spätere Frage: “Und was hast DU gemacht, als der Faschismus in Deutschland immer stärker wurde?”
– Konsequenz aus meiner politischen Haltung, die sich seit Jahrzehnten parallel zur Entwicklung der Grünen formte (wobei ich nicht immer die Grünen gewählt habe)
– Katrin Habenschaden (und andere Partei-Persönlichkeiten, die ich als konstruktiv und integer erlebt habe)

Wenn ich sehe, wie Politiker*innen Machtinteressen, Populismus, ihr eigenes Fortkommen vor Sachorientierung und Lösungen für die Gesellschaft stellen, verliere ich jede Hoffnung. Die Grünen machen das in meinen Augen am allerwenigsten. Das mag durchaus einer der Gründe sein, warum man ihnen vorwirft, dass sie “die Leute nicht mitnehmen” oder gar sie bevormunden. Wie man an den jüngsten Wahlen nicht nur in Deutschland sieht, bringt Sachorientierung nicht gerade Wähler*innenstimmen (weil: Menschen) – doch damit identifiziere ich mich halt durch und durch. Außerdem will ich endlich auch schuld sein.

Draußen war es weiterhin wolkenlos sonnig, ich konnte mein Glück schier nicht fassen. Einen Isarlauf hatte ich ohnehin geplant, er sollte mich gestern unter anderem in den Hofgarten und den Englischen Garten führen. Also U-Bahn zum Odeonsplatz.

Selfie einer Person mit Sonnenbrille vor Neonleuchten und glänzenden blauen Metalltafeln

Bewundern Sie bitte das spiegelnde Blau des fast fertig renovierten U-Bahnhofs Sendlinger Tor.

Sonnenbeschienener Pavillon in französischem Park mit fast kahlen Herbstbäumen

Und schon ging’s los mit Schönheit, hier der Hofgarten.

Wiese und Bäume in Sonne, ein Bach, dahinter Parkbänke mit Menschen

Mir fiel auf, dass die Weiden, ob Trauer- oder Kopf-, den Herbst offensichtlich nicht mitgespielt hatten: Sie trugen volles Grün.

Bach in Park, Bäume im Gegenlicht, dahinter die Sonne

Erhöhter Blick auf sonnigen Park mit viel Wiese, links und rechts weiße Säulen, in der Mitte von hinten ein Mensch in schwarzer Sportkleidund

Auf dem Weg hinunter vom Monopteros kamen mir Touristen entgegen auf dem Weg nach oben – erkennbar am mundoffenen Staunen über diese Pracht. Ich beneidete sie um dieses erste Mal.

Teich mit drei Schwänen im Vordergrund, dahinter am Ufer eine Erwachsene und ein kleines Kind, dahinter eine breite Steinbank, an der drei Personen Gymnastik machen

Gymnastik im Vordergrund, Gymnastik im Hintergrund.

Bach in sonnigem Park mit kahlen Bäumen, im Vordergrund ein schmiedeeisernes Brückengitter

Gegenlich mit tief stehender Wintersonne hinter kahlen Bäumen, im Vordergrund ein asphaltierter Weg, ganz hinten glitzert ein Fluss

Angekommen an der Isar. Jetzt lief ich nach Norden.

Blick von unter einer Brücke auf breiten Fluss in der Sonne uns Bäume mit wenig Herbstlauf, rechts ein Brückenpfelier mit Street Art eines grinsenden Gesichts

Unter der Kennedybrücke.

Sonnenbeschienenes Wehr-Gebäude, das sich im Fluss spiegelt, fotografiert durch die Zweige eines kahlen Baums

Föhringer Wehr.

Sonnenbeschienener Bach in kahlem Laubwald

Oberstjägermeisterbach (der heißt wirklich so, ich bin immer noch nicht darüber hinweg) (wo ich herkomme, heißen Bäche “Auerbach” und Baggerseen “Baggersee”).

Blick durch eine Betonunterführung auf den Eingang eines Biergartens, durch die Unterführung fährt ein Radler

Aumeister.

Sonniger Weg neben Fluss, gesäumt von großen, kahlen Bäumen

Mein Körper verhielt sich überraschen kooperativ und muckte an keiner Stelle – na ja, am Ende Ermüdungserscheinungen an den Sitzbeinhöckern. Laufzeit waren gemessene eindreiviertel Stunden, gestern allerdings nicht besonders aussagekräftig, weil ich rund 5.000 Mal zum Fotografieren stehenblieb. (Bitte laufen/spazieren/radeln Sie mir beim Fotografieren jederzeit ins Bild! Meine dilettantischen Motive bekommen dadurch Leben, und, wie ich auf Mallorca einem sich deshalb entschuldigenden Herrn erklärte: “It anchors the pictures in time.”)

Rückweg vom Tivoli in der Tram; ich stieg schon an der Müllerstraße aus, um im Glockenbachviertel Semmeln zu kaufen.

Frühstück um zwei: Apfel, zwei große Körndlsemmeln mit Butter und Marmelade.

Auf einem Fensterbrett eine schmale Porzellanvase in dunkelrot und Gold, durchs Fenster sieht man kahlen Park, im Fenster spiegelt sich die Einrichung eines Schlafzimmers

Das herrliche Wetter verschönerte auch die Wohnung.

Kein Zeitunglesen, weil die Wochenend-Süddeutsche überhaupt nicht gekommen war, auch nicht später. Für die fast 1.000 Euro im Jahr, die mich das Papier-Abo kostet, wird mir das langsam doch zu doof. Ein Wechsel zum Online-Abo (die umfassendste Variante kostet 540 Euro im Jahr) und Wochentagslektüre der Papier-Ausgabe, die ich in der Arbeit mitnutzen könnte, erscheint immer attraktiver.

Statt dessen las ich Internet im sonnendurchfluteten Wohnzimmer, bis es fast dunkel war.

Stadt-Silhouette vor Abendhimmel, einige kahle Bäume

Der winterliche Sonnenuntergang ist immer schön, doch der Drecksnebel hat ihn dieses Jahr zur kostbaren Rarität gemacht. Ich guckte auf dem Balkon, es roch frostig. Erst dann ging ich in die Küche und kochte wie geplant Meyer Lemon Curd (Rezept diesmal hinterlegt).

Aperitif: White Lady mit Saft einer Meyer-Zitrone, es war noch ein Eiweiß da. Herr Kaltmamsell servierte als Nachtmahl den Ernteanteil-Lauch in einer katalanischen Sauce mit Bohnen:

Eine Pfanne voll Lauchgemüse in hellroter Sauce, darin ein hölzerner Kochlöffel

Ganz wunderbar, dazu der Rest Grauburgunder vom Vorabend. Nachtisch Süßigkeiten.

§

Luisa Neubauer sprach auf dem Parteitag der Grünen darüber, wie die Politik und die Öffentlichkeit mit jungen Frauen umgehen.

§

Im Oktober wurden in Großbritannien 22 Tonnen handwerklich gefertigter Käse ergaunert. So amüsant das auf den ersten Blick ist: Dan Saladino hat für die BBC über die gewinnbringende Schmuggelbranche recherchiert, die dahinter steht.
“Why luxury cheese is being targeted by black market criminals”.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Samstag, 16. November 2024 – Parteimitgliedschaft und ein echter Sonnentag“

  1. Beate meint:

    Bravo! Den Schritt “Grünenmitgliedschaft” bin ich auch Anfang diesen Jahres gegangen. Man tut, was man kann….

    Danke für die herrlichen Bilder – hier in Frankfurt ist “richtiger” November, nur Nebel.

  2. Barbara L meint:

    Ich gratuliere zum Schritt “ins Grüne”! Ich bin zwar in der SPD (ist hier in Schwaben schon beinahe widerständlerischer Untergrund) aber die Grünen wären meine zweite Wahl.

  3. Trulla meint:

    Die neue Vase macht sich sehr gut am Fensterplatz.

    Ich finde Ihre Entscheidung für eine Mitgliedschaft in einer Ihnen passenden Partei sehr gut und wünschte, auch andere Menschen könnten sich dazu aufraffen, das demokratische Spektrum an der Stelle offensiv zu stärken, wo sie am meisten Gemeinsamkeit zu eigenen Vorstellungen finden.

    Ich selbst habe mich einst Willy Brandts wegen für die SPD entschieden, weil mit seiner Person Aufbruch in neue, weniger verkrustete Zeiten (mehr Demokratie wagen!) verbunden war und auch eingehalten wurde, woran ich in gewissen Maße auch mitwirken konnte. Das ist nämlich als Mitglied möglich !
    Und trotz manchen Zähneknirschens zwischendurch bleibe ich treu, denn ich kenne und schätze meine kommunalen Abgeordneten und deren enormen Einsatz für eine gute Sache.

Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)

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