Archiv für Dezember 2024
Jahresrückblick 2024
Dienstag, 31. Dezember 2024Statt am häufigsten geherzte Fotos auf instagram (durchs Posten als Album inzwischen ohnehin nicht mehr recht herauszufinden) gibt’s dieses Jahr Schabernack: Ich nutze immer wieder die Kamera meines Handys, um den Sitz meines Lidstrichs zu checken. Dieses Jahr habe ich so oft wie möglich bei dieser Gelegenheit ein Foto gemacht. Hier die Reihe Makeup-Checks (mit einmal Mohncheck) mittels Handy.
Was mir auffiel: Ich muss bei immer mehr dieser Jahresendfragebogen-Fragen passen. Vielleicht bin ich rausgewachsen.
Zugenommen oder abgenommen?
Meine Kleidung sagt: Gleich geblieben. Und das trotz zweier mehrwöchiger Phasen mit 90 Prozent Appetitlosigkeit – eigentlich beruhigend.
Haare länger oder kürzer?
Gleich lang.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Anders fehlsichtig, ich muss das mit der Bildschirmbrille endlich in Angriff nehmen.
Mehr bewegt oder weniger?
Laut Schrittzähler ein wenig mehr, Schwimmen musste ich manuell durchzählen (mein Bewegungstracker zählt das auch manuell eingegeben nicht als Bewegung): Fast 25 Prozent öfter.
Mehr Kohle oder weniger.
Etwas mehr, weil Tariferhöhung.
Mehr ausgegeben oder weniger?
Etwas weniger, die zweite Charge Rentenpunkte war geringer.
Der hirnrissigste Plan?
Im März bei kaltem, strömendem Regen meine Wandervorsätze durchzuziehen. Merken für die nächste solche Situation: Es macht KEINEN Spaß. Nicht mal ein bisschen.
Die gefährlichste Unternehmung?
Jede Radfahrt durch Münchner Autoverkehr.
Die teuerste Anschaffung?
Auch diesmal Rentenpunkte.
Das leckerste Essen?
Die vielen feinen Kleinigkeiten bei der Weinverkostung der Golser Pannobile-Winzer*innen im April im Bambule.
Der interessanteste Wein?
Gsellmann Andreas Traminer unfiltriert aus genau dieser Verkostung.
Das beeindruckenste Buch?
Ulrike Draesner, Die Verwandelten
Das enttäuschendste Buch?
Miranda July, All Fours
Der ergreifendste Film?
The Room Next Door
Die beste Musik?
Viel lieber festhalten möchte ich, dass ich dieses Jahr dank Spotify-Playlists aus dem Freundes- und Bekanntenkreis so viel neue Musik gehört habe wie seit vielen Jahren nicht mehr.
Das beste Theater?
Dankbarkeiten im winzigen Mathilde Westend.
Die meiste Zeit verbracht mit…?
Arbeit. Blöderweise.
Die schönste Zeit verbracht mit…?
Wandern.
Vorherrschendes Gefühl 2024?
Geht noch.
2024 zum ersten Mal getan?
In eine Partei eingetreten.
2024 nach langer Zeit wieder getan?
Fähre übers Meer gefahren, mich an eine neue Chefin gewöhnt.
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Sorgen um Familie, Sorgen um Freundinnen, die Mieterhöhung.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Zu meinen Entwicklungen gehört, anderen Menschen immer weniger in ihre Überzeugungen dreinzureden.
Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Ich hatte erbärmlich wenige Geschenkideen und -gelegenheiten. Das muss anders werden.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Eine Playlist.
2024 war mit 1 Wort…?
Ermüdend.
Worauf ich mich 2025 freue
Den sehr wahrscheinlichen Oktoberfestflucht-Wanderurlaub in England.
Journal Montag, 30. Dezember 2024 – Berlin Tag 4 mit Nazi-Terror und Peking-Ente
Dienstag, 31. Dezember 2024Gut und wieder mehr als neun Stunden lang geschlafen, nur wenig gestört von Böllerei draußen. Allerdings ein paarmal geweckt von Fuß- und Zehenschmerzen links.
Der gestrige Tag strengte sich erst gar nicht groß an mit Hellwerden und beließ es beim Berliner Wintergrau. Das aber, wie wir beim Verlassen des Hauses am späteren Vormittag feststellten, ausgesprochen nasskalt war.
Unser gestriger Plan: Gezieltes Launeverderben im Dokumentationszentrum Topographie des Terrors, über das ich im Gespräch am Samstagabend einiges erfahren hatte und das ich nun doch endlich mal sehen wollte.
Damit ich ein wenig Bewegung bekam, marschierten wir zu Fuß dorthin. Bei diesem Berlin-Aufenthalt sind wir zufällig ständig in Ost-West-Richtung unterwegs; um die Strecke wenigstens ein bisschen abzuwandeln, nahmen wir diesmal einen Weg den Landwehrkanal entlang.
Das Dokumentationszentrum war überraschend gut besucht (womöglich waren wir nicht die einzigen, die den museumsgeschlossenen Montag dafür nutzten, außerdem ist der Eintritt kostenlos). Ich bekam erstmal Mittagscappuccino, dann holte ich mir per QR-Code den Audio-Guide (einerseits wundere ich mich, dass Museen ihre Audio-Guides nicht schon seit Jahren online stellen, ein Handy haben doch mittlerweile alle bei sich; andererseits hatte ich schon wieder nicht daran gedacht, Kopfhörer dafür einzustecken und musste ständig 10-Minuten-weise das Handy an mein Ohr heben).
Das erwies sich als gute Mischung: Sorgfältiger Audio-Guide, der als roten Faden Ausschnitte der Dauerausstellung erklärte (die Kapitel: 1) Nationalistische Machtübernahme/-übertragung 2) Institutionen des Terrors 3) Terror, Verfolgung und Vernichtung im Reichsgebiet 4) SS und Reichssicherheitshauptamt in den besetzten Gebieten 5) Kriegsende und Nachkriegszeit) – und zwischen den Kapiteln oder einfach so gestoppt befasste ich mich mit weitere Fotos, Texten, Dokumenten.
Nach zwei Stunden waren wir gut durch, auch emotional, die Sonderausstellung zu Reinhard Heydrich durchliefen wir nur kursorisch für einen Überblick über das Konzept.
Auch zurück mit Bewegung.
Potsdamer Platz mit vielen Tauben.
Wir steuerten das KaDeWe an für Silvester-Lebensmitteleinkäufe: In München würden wir am Dienstag zu spät dafür ankommen. Dass es dort in der Feinkostabteilung sehr voll war, wunderte mich nicht. Mit genug Zeit kamen wir dennoch an Artischocken, Zitrone, Knoblauch sowie Sandwiches, außerdem verlor ich am Sawade-Stand ein wenig die Contenance.
Zurück im Hotelzimmer war es selbst für meine Verhältnisse mit halb vier spät für die erste Mahlzeit am Tag: Das Körner-Nuss-Brot mit verschiedenem Gemüse, scharfer Creme und veganem Käse schmeckte ganz ausgezeichnet.
Basteln an Jahresabschluss-Posts, bis es Zeit für unsere abendliche Restaurantreservierung war: Peking-Ente im Orania, die hatte ich schon seit Jahren auf meiner Berlin-Liste. Wir nahmen dorthin einen Bus, um vom Oberdeck noch ein wenig Berlin zu sehen.
Das Gebäude des Hotels/Restaurants war mir bei früheren Berlin-Besuchen auf Wegen durch Kreuzberg aufgefallen, es ist besonders schön. Und jetzt kehrten wir dort ein und ließen uns einen Abend lang rundum in dem prachtvollen Raum verwöhnen. Ich saß mit Blick auf die offene Küche und konnte immer wieder beobachten, wie Enten in einen riesigen (Dampf-?)Kessel gehängt wurden oder ihm entnommen.
Wir begannen mit zwei aufregenden Cocktails, einer kombinierte Birnengeist und Yuzu – das werden wir nachbasteln. Außerdem bekamen wir ein wenig frisches italienisches Brot mit Haselnuss-aromatisierter Butter.
Die X-berg-Ente, als die sie inzwischen verkauft wird, startete mit einer intensiven Brühe, in der ein mit Schenkelfleisch gefüllter Wan-Tan schwamm. Als Wein zur Ente (darauf war ich gespannt gewesen, die Weinkarte markiert sogar einige Posten als besonders passend) hatten wir uns einen besonderen Gemischten Satz empfehlen lassen: “Nussberg” vom Mayer am Pfarrplatz in Wien – der sich als match made in heaven erwies und bei jedem Gang neue Noten zeigte.
Die Haut der Ente war am Tisch in Streifen entfernt worden, wurde mit Pfannküchlein, Frühlingszwiebeln, Ingwer, Rettich, Hoisin-Sauce serviert, eingelegte Gurke für dazwischen.
Dann gab es die Entenbrust: Sehr gut, aber der Knaller war die Beilage, sauer eingelegter Pakchoi mit Apfel.
Ein wunderbares Zitrus-Sorbet dazwischen.
Abschließend: Entenfleisch mit Knusper, Sprossen, Eigelb und anderem – wunderbar.
Nach den selbstgebackenen Glückskeksen (alles sollte korrekturgelesen werden) hatten wir sogar noch Platz für Nachtisch – zum Glück, denn auch der war sensationell.
Ich hatte Baba au rhum mit Zimt und Mandarine, Herr Kaltmamsell “Steinwurf” (Kreuzberger Humor?): Nougat, Yuzu und Dulce de leche.
Dazwischen hatte ich bei einem Klogang das herrliche Treppenhaus bewundert:
Zurück nach Charlottenburg nahmen wir die U-Bahn vom Kottbusser Tor, mit etwas Verzögerung beim Umsteigen am Wittenberplatz.
Bücher 2024
Montag, 30. Dezember 2024Erst mal ein bisschen Statistik zu den gelesenen Büchern 2024:
Hinter den Titeln habe ich die Medienform/Herkunft vermerkt: P = Papier, E = E-Book, B = Bibliotheksausleihe.
Außerdem hier die Aufschlüsselung nach Gender.
Interessant: Nachdem 2023 sich als Jahr der Autofiktion erwiesen hatte (unbeabsichtigt), wurde 2024 das Jahr der literarischen Verarbeitung deutscher Geschichte: Zum einen eine neue Welle mit dem Dritten Reich als Hintergrund, zum anderen DDR und Wende.
Auch dieses Jahr bezeichnet * eine Lese-Empfehlung.
1 – Granta 165, Deutschland– P
2 – Eva Menasse, Dunkelblum* – B
Hier unten beschrieben.
3 – Friedrich Torberg, Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten* – P
Hier die ausführliche Erklärung, warum dieses Buch für mich so wichtig ist und warum ich es so häufig empfehle.
4 – Sina Pousset, Schwimmen – E
5 – Alasdair Gray, Poor Things* – P
Nach dem Wiederlesen hier ausführlich besprochen.
6 – Gabriele Conrath-Scholl (Hrsg.), August Sander, Meisterwerke – P
7 – Katharina Adler, Iglhaut – B
8 – Katharina Seiser, Österreich express* – P
Ein sehr schönes Kochbuch in verlässlicher Qualität mit handfesten Alltagsrezepten von Katha (die zu meiner Verwunderung von der Qualität- und Genussküche gerade zu Gesundheitsratgeber umschwenkt).
9 – Ewald Arenz, Der große Sommer – B
10 – Jeff Noon, Vurt* – P
Mehr dazu hier.
11 – Ursula Krechel, Landgericht* – B
Hier unten ausführlich besprochen – eine neue Perspektive in der Aufarbeitung des Dritten Reichs und der Jahre direkt danach. Das scheint mit ohnehin ein roter Faden dieses neuen Blicks zu sein: Dass die Nachkriegszeit als gesellschaftsgeschichtlicher Teil des Dritten Reichs behandelt wird.
12 – Naomi Alderman, The Future* – B
Hier unten besprochen.
13 – Wolf Haas, Eigentum* – B
Hier meine Begründung fürs Gefallen.
Und hier meine Spende eines Titelbilds für die nächste Auflage (Friedhof in Alcúdia, Mallorca).
14 – Granta 166, Generations* – P
Ausführliche Empfehlung hier.
15 – Larissa Kikol, Signed* – P
Eines meiner Bücher des Jahres, hier steht warum.
16 – Max Porter, Grief is the thing with feathers – E
17 – Robert Menasse, Die Vertreibung aus der Hölle* – E
Begründete Empfehlung hier.
18 – Caroline Wahl, 22 Bahnen – B
19 – Reinhard Kaiser-Mühlecker, Wilderer* – B
Hier ausführlich besprochen.
20 – Ruth Klüger, Katastrophen. Über deutsche Literatur* – P
21 – Louise Erdrich, The Night Watchman* – E
Mehr dazu hier.
22 – Zoë Beck, Memoria – B
23 – Nele Pollatschek, Dear Oxbridge: Liebesbrief an England – E
24 – Didier Eribon, Sonja Finck (Übers.), Eine Arbeiterin – B
25 – Joseph Roth, Hiob* – E
Ich mochte diesen kleinen Roman von 1930 sehr, den Hintergrund des bitterarmen Shtetl-Alltags, die realistische Schilderung einer Auswanderung, und ich mochte die Titelfigur, Hiob, der nach einer Enttäuschung zu viel bockig mit seinem Herrgott bricht. Nahaufnahme eines liebevollen Blicks auf eine mittlerweile vergangene Welt.
26 – Gabriele Tergit, Käsebier erobert den Kurfürstendamm – E
27 – Ulrike Draesner, Die Verwandelten* – B
Ein weiteres Highlight meines Lesejahrs und eine unerwartete Verarbeitung von Flucht und Vertreibung im Dritten Reich – auch hier inklusive deren Fortsetzung nach dem Krieg. Hier ausführlich besprochen.
28 – Dana von Suffrin, Otto – E
29 – Fang Fang, Michael Kahn-Ackermann (Übers.), Glänzende Aussicht – B
30 – Vicki Baum, Es war alles ganz anders. Erinnerungen – E
31 – Scott Alexander Howard, The other valley* – B
Ausführliche Empfehlung hier.
32 – Granta 168, Significant Other – P
33 – (Meg Rosoff, The Great Godden) – E
34 – Helena Adler, Die Infantin trägt den Scheitel links* – B
Aus Österreich kommt mit lieb gewonnener Regelmäßigkeit immer wieder ein Roman, der mich umhaut, diesmal dieser. Adler macht Wunderdinge mit Sprache, in fast lyrischer Dichte.
35 – Colm Tóibín, Brooklyn – B
36 – Granta 167, Extraction – P
(Miranda July, All Fours – B)
37 – Anja Reich, Simone* – E
Hier unten besprochen – eine DDR- und Wende-Verarbeitung.
38 – Zora del Buono, Seinetwegen – B
39 – Jenny Erpenbeck, Kairos.* – B
Literatur darf eine Zumutung sein, hier genauer erläutert.
40 – Ted Chiang, Exhalation – E
41 – David Schalko, Schwere Knochen* – E
Eine Wucht von einem Roman, in vielerelei Hinsicht, hier ausführlich besprochen. Und Anlass, dass ich endlich mal den Filmklassiker The Third Man ansah.
42 – Roxane Gay, Hunger: A Memoir of (My) Body – E
43 – Elif Shafak, Michaela Grabinger (Übers.), Ehre – E
44 – Dörte Hansen, Altes Land – E
45 – Colm Tóibín, Long Island – B
46 – Karsten Dusse, Das Kind in mir will achtsam morden – B
47 – Raphaela Edelbauer, Die Inkommensurablen – B
48 – Percival Everett, James – E
49 – Ian McEwan, Nutshell* – P
Hihihi, welch meschuggene Idee. Dass sie funktioniert, erkläre ich hier.
50 – Granta 169, China* – P
Große Freude über eine wirklich gelungene und bereichernde Ausgabe des Literatur-Magazins. Hier unten nenne ich Details.
51 – Jonathan Lethem You don’t love me yet – E
52 – Matt Haig, The Midnight Library – B
53 – Annette Hess, Deutsches Haus* – E
Letztendlich doch eine Empfehlung, allein weil mir so Vieles an diesem Roman nachging. Hier habe ich über ihn geschrieben.
54 – Edna O’Brien, The Little Red Chairs – E
55 – Samantha Harvey, Orbital – E
Fotorückblick 2024
Montag, 30. Dezember 2024Angeregt von Joël: Rückblick auf das vergangene Jahr mit Fotos, pro Monat zwei Bilder. Ungefähr.
Januar
Abschied von einer verstorbenen Freundin der Familie auf dem Ingolstädter Westfriedhof.
Schöner Schnappschuss auf der Theresienwiese unterwegs in die Arbeit.
Februar
Ich leiste mir goldene Ohrringe der Künstlerin Alessandra Pizzini.
Mal wieder ist der Umbau des U-Bahnhofs Sendlinger Tor angeblich beendet.
März
Spaziergang mit Besuch aus Oldenburg.
Besuch bei Eltern in Ingolstadt mit Spaziergang.
Erstes Mal im neuen Volkstheater, ich bin sehr beeindruckt von der Ästhetik und der Qualität des Baus.
April
Osterfrühstück mit Eltern- und Bruderfamilie.
Neue rote Glitzerschuhe (Team Wicked Witch!).
Ungewohnter Besuch auf der verregneten Theresienwiese.
Mai
Neue Wanderstrecke zwischen Ammersee und Starnberger See.
Bereichernde Teilnahme an der re:publica in Berlin.
Juni
Hochwasser in München, sichtbar an der Isar und leider auch im seltenen zweiten Untergeschoß, das ausgerechnet zum Hotel gehört, das ein Freund führt. Doch viel schlimmer erwischt es das Umland: Eine Kollegin konnte bis heute nicht zurück in ihre überflutete Wohnung zurückziehen.
Ich demonstriere ein weiteres Mal gegen antidemokratische Kräfte – wie Hundertausende weitere Bürgerinnen und Bürger in Deutschland in der ersten Hälfte des Jahres. Was deutlich weniger auslöst als jeder einzelne geifernde Wutbürger, als jeder Hass-Terror.
Zum Beispiel bei den Europawahlen, die ich als Wahlhelferin unterstütze.
Ich gucke Bachmannpreislesen in Klagenfurt – und falle mit meiner AirBnB-Unterkunft so richtig rein, in ungeahnte Tiefen.
Juli
Einer der vielen Regenläufe des Jahres.
Aber ich komme auch zu besonders vielen Morgenläufen vor der Arbeit.
August
Jahrhunderthochzeit in Essen, Kaltmamsell lernt Ruhrgebiet.
Endlich abgehakt: Essen im Münchner Centro Español.
Pärchenfoto des Jahres.
Am meisten Bürofrieren ist an den heißesten Tagen.
September
Eine Baustellen-Sperrung am Föhringer Ring bringt mich zu einer neuen Laufroute.
Auf dem Weg in den Wanderurlaub auf Mallorca lerne ich Barcelona kennen.
Entzückender Ausblick aus meiner Unterkunft im mallorquinischen Valldemosa.
Rückblickend weiß ich: Das war ein wirklich schöner Urlaub (währenddessen konnte ich das noch nicht beurteilen).
Oktober
Eine Falke auf unserem Balkon.
Düsternovember begann dieses Jahr als Düsteroktober – und zog sich durch mit wenigen Ausnahmen bis Jahresende.
November
Einer der Ausnahmetage von der Winterdüsternis: Allerheiligenwanderung an den Egglburger See.
Schönheit gekauft gegen Wahlsieg von Trump und übles Zerbrechen der deutschen Regierungskoalition.
Mein erstes jüdisches Neujahrskonzert im Prinzregentheater.
Dezember
Raureif ist das Mit-Käse-überbacken der Winterfotografie.
Party-Ausflug in die Schweiz.
Zwischen-den-Jahren-Ausflug nach Berlin. Mit toter Ratte am unteren Bildrand.
Journal Sonntag, 29. Dezember 2024 – Berlin Tag 3 mit Gemäldegalerie und Lokalgriechen
Montag, 30. Dezember 2024Gut geschlafen, ausgeschlafen – Ferien!
Es tagte ohne Wolken, wir öffneten die Vorhänge der Fensterwand beim Rumgammeln, Milchkaffeetrinken, Bloggen, Lesen, um etwas vom Himmel mitzubekommen.
Aus den keinen Plänen für den gestrigen Sonntag formierte sich: “Gemäldegalerie geht immer.” Zumal unser letzter Tag in Berlin ein Montag sein würde mit geschlossenen Museen. Am späten Vormittag zogen wir zu Fuß los, unter jetzt wieder hochnebligem Himmel.
Das Aquarium des zoologischen Gartens lockt mit einem kostenlosen Einblick.
In der Cafeteria der Gemäldegalerie gab es erstmal Mittagscappuccino, dann gingen wir in die bereits etwas vertrauten Räume. Trotz gegenteiligem Vorsatz blieben wir wieder zu lang in den ersten hängen, bei der Deutschen Malerei des 13. bis 16. Jahrhunderts, und so reichte unsere Aufmerksamkeit wieder nur bis zur Hälfte – schließlich hielt uns auch die flämische und holländische Malerei fest. Das nächste Mal, nahmen wir uns diesmal aber wirklich echt ehrlich fest vor, würden wir erst nach dieser Hälfte einsteigen.
Ich fotografierte Details:
Die wunderschönen Sitzgelegenheiten der Gemäldegalerie: Holzfarbe, Form und Lack faszinieren mich jedes Mal.
Nach zwei Stunden war ich voll (und ich fror), also verließen wir das Museum und marschierten im Feuchtkalten zurück zum Hotel. In einem großen Supermarkt am Bahnhof Zoo (auch am gestrigen Sonntag geöffnet, großartig) besorgte ich dann doch etwas für mich zu essen: Im Hotelzimmer frühstückte ich kurz nach drei Orangen und Hüttenkäse.
Nachmittag mit Zeitunglesen und Vorbereitung der verschiedenen Jahresabschlussposts im Blog: Foto-Rückblick, Bücher 2024, Fragebogen. Dazu kommt ja am 31. noch zum Monatsabschluss der Lieblings-Microbloggingpost.
Ich kam sogar zu einer angenehmen Einheit Yoga-Gymnastik: Zwar hatte ich meine Reise-Yogamatte eingesteckt, doch beim Betreten des Hotelzimmers hatte uns dies hier begrüßt.
Eine richtige Yogamatte war deutlich griffiger auf dem Boden als meine mitgebrachte, diese nutzte ich für meine halbe Stunde. Es gibt hier sogar das Angebot eines Fitnessstudios, doch als Cardio-Gerät steht darin kein Crosstrainer, der mich gelockt hätte (statt dessen Laufband und Radl-Heimtrainer).
Fürs Abendessen hatten wir uns (online) in der Gegend umgesehen und uns für ein griechisches Lokal entschieden – im Gebäude einer ehemaligen Tankstelle.
Wir wurden herzlich willkommen geheißen, saßen an einem Tisch mit Tischdecke und Stoffservietten (wie hier schonmal angemerkt selbst in hochklassigen Lokalen eine Rarität geworden), teilten uns einen Bauernsalat, aßen Bifketi (ich), Lammkeule mit Kritharaki (Herr Kaltmamsell), tranken dazu einen griechischen Chardonnay, schlossen das Mahl mit einer geteilten Portion Galaktoboureko ab – und waren rundum zufrieden. Auch mit der einheimischen Gesellschaft um uns, offensichtlich ein Querschnitt des Viertels.
Schöner Ferientag.
§
Andrea Diener erklärt in einem Substack-Post, aus welchem Workshop sie vergangenes Jahr viel für ihr Fotografieren gelernt hat:
“StreetLetter #17”.
Über die vergangenen Monate hat sich bei mir das Verlangen nach Tipps geformt – doch mir ist immer klarer geworden, dass ich andere brauche als Street-Fotograf*innen. Denn: Will ich bessere Fotos machen? Jein, das ist für ganz speziell mich nicht die richtige Frage. Ich habe ja eben erst begriffen, dass Street Photography bedeutet, nach Motiven zu suchen. Was ich eben gerade nicht tue: Ich bin viel unterwegs und nehme sehr viel wahr, unter anderem visuell; davon finde ich immer wieder Ansichten (Licht, Stimmung, Rhythmus, Proportion) bemerkenswert – und das möchte ich so nah wie möglich an meiner Wahrnehmung festhalten. Fast immer kann ich recht genau sagen, welche visuellen Details mich innehalten ließen und ich auf einem Foto wiederfinden will. Dafür hätte ich gerne anhand von Beispielaufnahmen Tipps.
Journal Samstag, 28. Dezember 2024 – Berlin Tag 2 mit Museum für Fotografie und Kabarettistischem Jahresrückblick
Sonntag, 29. Dezember 2024Der Nachtschlaf begann mühsam, da jemand direkt neben mir oft trocken husten musste. Als ich bereits meinen Umzug auf den Boden des geräumigen Badezimmers plante (Unterlage Yogamatte und die beiden großen Badetücher), hörte der Husten lang genug auf, dass ich einschlafen konnte.
Der Himmel tagte deutlich heller als am Freitag, manchmal sah man fast sowas wie Blau, schien fast sowas wie Sonne.
Nach Ausschlafen, Morgenmilchkaffee, Bloggen und Trödeln gingen wir in einen nahegelegenen Supermarkt und besorgten Frühstück (für Herrn Kaltmamsell für gleich). Die erste Tageshälfte nutzten wir für einen ersten Besuch des nahegelegenen Museums für Fotografie, den ich mir bei jedem Vorbeifahren mit der S-Bahn vorgenommen hatte.
Dominiert wird das Muesum von dem Werk Helmut Newtons und der Dauerausstellung “Helmut Newton’s Private Property”, im Treppenhaus prangen riesig seine ikonischen weiblichen Ganzkörper-Nackten in Absatz-Pumps. Dass dazu neben Newtons Fotos auch einige Vitrinen mit Devotionalien gehören (Kleidung, Fotoapparate, ein Nachbau seines Arbeitszimmers), hatte etwas Niedliches.
Vor allem aber wurde mir bewusst, wie sich mein Blick auf Newtons Werk über die Jahrzehnte verändert hatte. Als Tochter der 1980er bin ich ja praktisch groß geworden mit seinen Fotos, sie prägten meine 80er ähnlich wie die Ästhetik von Robert Mapplethorpe und Keith Haring.
Doch mittlerweile verursacht mir dieses spezifisch Gestellte vor allem seiner nackten jungen normschönen Frauen frontal von vorne Unbehagen: Viel vordergründiger als früher springt mich an, dass sie selbst nie im Leben auf die Idee gekommen wären, so zu posieren – mit angespannten Muskeln, starrem Blick, Ganzkörper-geschminkt und mit diesem Hohlkreuz, das die Brüste auf die Rippen wie auf ein Tablett legt. Heute strahlen diese Aufnahmen für mich in erster Linie Fremdbestimmtheit aus.
Herr Kaltmamsell beobachtete, dass Newtons klassische Bilder extrem statisch sind, nie eine Geschichte erzählen. Das ist wohl dem Genre Modefotografie inhärent – und dass mir journalistische Fotografie, die per Definition eine Geschichte erzählt, deutlich besser gefällt, ist nun wirklich individuelle Geschmacksache. Auch solche eher dokumentarische Fotos sahen wir von Helmut Newton, nämlich in der Ausstellung “Berlin Berlin”. Ein weiterer Teil dieser Ausstellung zeigte Berlin-Fotos anderer Fotograf*innen über Jahrzehnte: Vielsagend in Perspektive, Stil, Veröffentlichungsgeschichte.
Das Werk von Maria Sewcz sprach mich meisten an.
Ebenfalls interessant: Im Obergeschoß die derzeitige Ausstellung “FOTOGAGA. Max Ernst und die Fotografie”. Schönste Überraschung hier: Ich begegnete Herrn ronsens, einem Blogger aus der Ursuppe des Webs, den ich online in seinen Antville-Zeiten kennengelernt hatte, also vor über 20 Jahren. (Beim Familienweihnachtsfeiern hatte ich noch mit den Nifften über die Einmaligkeit und Beständigkeit von Nicks der Web-Anfangsphase gesprochen: Selbstverständlich erkenne ich mich in der Anprache “Kaltmamsell?”.)
Wenn ich aus Klagenfurt komme, habe ich immer Ideen für eigene Geschichten; wenn ich aus einer Foto-Ausstellung komme, habe ich einen geschärften Fotomotiv-Blick.
Zurück im Hotelzimmer frühstückte ich Apfel, Orangen, Hüttenkäse. Bald brachen wir zu Fuß Richtung Kreuzberg und zur Nachmittagsvorstellung des Kabarettistischen Jahresrückblicks auf – ein schöne Stunde Bewegung in kalter, klarer Luft mit ein wenig Sonne.
Breitscheidplatz.
Diesmal waren wir rechtzeitig am Mehringhof-Theater, damit wir nicht wieder nach Sitzplätzen nebeneinander jagen mussten – doch unsere Verabredung vor Ort hatte ohnehin welche gesichert. Erste ausführliche Gespräche mit diesem weiteren jahrelangen Internet-Kontakt, bevor zweieinhalb Stunden klassisches politisches Kabarett begannen, mit Songs, nachgestellten Politiker*innen/Berühmtheiten, darunter: Robert Habeck moderierte, versuchte sich im Duell mit Markus Söder, Dr. Angela Merkel erzählte und spielte aus ihrer Autobiografie (u.a. wie das damals mit der Kanzlerkandidatur von Edmund Stoiber wirklich war), Jogi Löw verglich seine Amtszeit als Männerfußball-Bundestrainer mit Merkels Kanzlerinnenschaft, Sahra Wagenknecht wurde Königin von Deutschland.
Eine vergnügliche Show, auch wenn ich nicht so viel über Berliner Stadtpolitik mitbekam wie im Vorjahr (den informativen Teil bekam ich aber von der lokalen Verabredung angereicht). Auch sprach mich eine Leserin dieses Blogs an (huhu!) – das Internet wohnt halt doch in Berlin.
Anschließend aßen wir mit der Verabredung zu dritt zu Abend im nahegelegenen Restaurant Bergmanns.
Mein Menü:
Kichererbsen-Sokka mit Oliven-Püree, Aprikose, Frisée-Salat, Burrata. Dazu ein kräftiger Grauburgunder.
Sellerie aus dem Salzteig mit Miso-Cashew-Jus, Walnussbutter, Salbei. Jetzt ließ ich mir einen vielschichten Riesling bringen.
Nachtisch: Blaubeeren, Schokolade, Zitronen-Ricotta Eis, Schoko-Muffin. Mir schmeckte alles davon.
Abschied draußen in jetzt strengerem Frost, aber mit Aussicht auf ein Wiedersehen in wenigen Monaten. Zurück nach Charlottenburg ließen wir uns mit U-Bahnen bringen.
§
Geschlechter-inklusive deutsche Sprache ist ja leider ein Kriegsschauplatz geworden, auf dem sich Menschen in erster Linie angegriffen fühlen und auf dem überhaupt in erster Linie gefühlt wird. Schon lange meide ich dieses Thema in Diskussionen, weil ich mit den umgehend aufflammenden Affekten nicht umgehen kann. In der Arbeit verweise ich auf die offiziellen Schreibregeln meines Arbeitgebers: Wie bei vielen anderen Details (z.B. Groß- und Kleinschreibung bestimmter Begriffe) muss ich hier gar nichts entscheiden, sondern nur abgleichen und auf Konsistenz achten.
Doch es gibt auch weiterhin Forschung zur Verwendung von generischem Maskulinum im Gegensatz zur Verwendung von mehreren Formen, hier ein aktueller Überblick aus dem Psychologie-Medium The Inquisitive Mind:
“‘Frauen werden doch mitgedacht!’ – An wen denken Menschen bei Formulierungen im generischen Maskulinum wirklich?”