Journal Sonntag, 8. Dezember 2024 – 2. Regenadvent auf Bahngleisen
Montag, 9. Dezember 2024 um 6:22Verschlafen! Ich hatte mir den Wecker gestellt, um noch ein wenig Zeit mit den Freunden in bei Basel über Morgenkaffee verbringen zu können. Gestellt ja, erwies sich, aber nicht eingeschaltet. Und so standen wir deutlich später auf als geplant.
Für Morgenkaffee mit Freunden reichte es trotzdem noch, das war sehr schön.
Im greislich niesligen Wetter gingen wir zum Bahnhof und starteten unsere Rückreise. Am Basler Bahnhof war beim Umsteigen noch Zeit für Brotzeitbesorgung im edlen Buffet: Ich steuerte es gezielt an, nachdem @cuorecomarmo so davon geschwärmt hatte, und sah mich mit Herrn Kaltmamsell ausführlich um.
ICE nach Mannheim. Dort waren nur fünf Minuten für den Umstieg eingeplant; ich ging davon aus, dass wir eh Verspätung haben und einen anderen Anschlusszug nehmen würden, dass uns das also Zeit für einen Mittagscappuccino lassen würde. Hatten wir dann auch, aber nicht weil der ICE nach Mannheim verspätet war (pünktlich auf die Minute!), sondern weil der anschließenden ICE nach München fast eine halbe Stunde nach Fahrplan fuhr. Egal: Mittagscappuccino mit Baustoff-festem Milchschaum in einer Bäckereifiliale im Bahnhof, deren Backwaren deutlich besser aussahen, als der Cappuccino schmeckte (geht mir weg mit “die Kaffeebohne ist eine Beere und soll sauer schmecken”).
Von Mannheim nach München saßen wir dann in einem ICE 3neo mit ganz neuem Schnickschnack. Der Bildschirm im Großraumabteil erklärte sie netterweise (und dass das “ICE 3neo” war): U.a. Tablet-Halterung am Vordersitz (mit verstellbarer Klammer drüber zum Festhalten), Mobilfunk-durchlässige Fenster, Reservierungsanzeige mit rotem Licht für “jetzt reserviert” oder gelbem für “serviert ab Anzeige”, Rollstuhl-Hublift, Fahrradstellplätze.
Vernünftige Brotzeit um zwei ohne Appetit: Apfel, Maissemmel (weicher als erwartet) mit Tomate, Mozzarella, Frischkäse.
Auf dem Weg nach München las ich Matt Haig, The Midnight Library aus (mit sehr wackliger Internetverbindung; da ich das Buch in der Bücherei ausgeliehen hatte und im Browser las, musste ich immer wieder Zwangspausen einlegen, bis das nächste Stück lud). Es war schon nett. Mir gefiel der nicht-realistische Erzählansatz: Die Britin Nora findet sich nach ihrem depressiven Suizid an der Schwelle zum Tod in einer endlosen Bibliothek wieder, die verschieden grünen Bände in den Regalen bringen sie in Varianten ihres Lebens – wie es verlaufen wäre, hätte sie andere Entscheidungen getroffen, große oder kleine. Diese Grundidee mochte ich, wenn ich auch bereits diese viel zu breit ausgewalzt und erklärt fand. Dieses Übererklären zieht sich durch den gesamten Roman, beim x-ten Auswalzen der Grunderkenntnis, dass es kein ideales Leben und Lebensziel gibt, sondern immer nur einen solchen und solchen Umgang mit der aktuellen Situation, rollte ich nur noch mit den Augen. Gleichzeitig fand ich mich durch die vielen Lebensgeschichten derselben Person mit ähnlichen Nebenpersonen durchaus unterhalten auf einer langen Bahnfahrt. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass das Buch mit seiner Besinnungsnote ein Bestseller ist.
Ankunft im nachtdunklen, regnerischen, kalten München mit 20 Minuten Verspätung, das ist bei geplanten sechs Stunden Fahrtzeit mittlerweile im akzeptablen Rahmen.
Daheim viel Kruschen und Räumen, Vorbereitung der nächsten Arbeitswoche, aber auch Telefonat mit Vater auf Reha (alles gut). Yoga-Gymnastik mit Kräftigung, tat gut.
Als Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell den kleinen Kopf Weißkraut aus Ernteanteil in Absprache mit mir in eine Art spanische Krautfleckerl verwandelt: Spanisch war die Zubereitung des Weißkrauts in Streifen gebraten in der Pfanne mit Knoblauch und Pimentón de la vera (mild und scharf), nicht vorgesehen ist in Spanien dann aber das Untermischen von gekochten Nudeln. Die Kombi erwies sich als gut.
Nachtisch Plätzchen von Frau Schwieger, Schokolade.
Früh ins Bett zum Lesen, nächste Lektüre: Annette Hess, Deutsches Haus.
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Journal Sonntag, 8. Dezember 2024 – 2. Regenadvent auf Bahngleisen“
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9. Dezember 2024 um 9:07
Ich fand immer, dass das Buch für junge Leser gedacht war. Es macht einen Unterschied ein Buch mit diesem Gedanken im Hinterkopf zu lesen.
9. Dezember 2024 um 11:28
Da Sie offenbar wie ich englische Bücher als E-Book aus der Stadtbibliothek Muc leihen: Ich empfehle wärmstens die App “Libby”. Die kann sich mit der Bib verknüpfen und lädt dann bei entsprechender Einstellung im Wlan sofort die entliehenen Texte komplett herunter, sodass einem das wacklige Netz wo auch immer nichts mehr anhaben kann. Ich liebe sie sehr.
9. Dezember 2024 um 15:52
Genau so mache ich das auch. Lese offline unterwegs auf dem Handy, auf dem Tablett im letzten Zimmer der Wohnung, wo das wlan nur noch lückenhaft hinreicht.