Journal Mittwoch, 1. Januar 2025 – Neujahrslauf in die Sonne, Nachdenken über Gammelgemüse
Donnerstag, 2. Januar 2025 um 7:57Meine Güte, so viel wurde in München wirklich noch nie geböllert: Trotz Ohrstöpseln, geschlossenem Fenster, dicht herabgelassenem Rollladen wachte ich um Mitternacht auf, die Frequenz und Lautstärke der Explosionen kannte ich zuvor nur aus dem Kino von Kriegsfilmen.
Auch die hinterhergelesene nächtliche Timeline berichtete an allen Stellen Deutschlands über noch nie dagewesene Knallerei – oder wie tagesschau.de titelte:
“Meistens friedlich – aber auch Tote und Angriffe”.
Jaja, ich weiß, ist halt Brauchtum und unsere Kultur, die fünf Toten sind einfach der bissl Schwund, den’s immer gibt (oder Anwärter auf den Darwin Award).
In Wien war es offensichtlich so viel ruhiger, dass ich Ideen für den nächsten Jahresendurlaub bekam.
Dann aber sehr lang geschlafen, zu echtem Morgenhell aufgestanden. Der 1. Januar wurde ein herrlich sonniger Tag.
Auch wenn ich keinen großen Bewegungsdrang verspürte, setzte ich meinen Plan eines Neujahrslaufs an der Isar um: U-Bahn nach Thalkirchen.
Ausgangsblick, hoffentlich Symbolbild fürs Jahr.
Der Boden glitzerte frostig, doch die Luft war mild – anfangs befürchtete ich schon, ich könnte mit Mütze, Halstuch und Handschuhen zu dick angezogen sein, doch es war dann doch (inklusive Sonnenbrille) genau richtig.
Hinterbrühler See.
Blick von der Großhesseloher Brücke nach Norden.
Pullach, Blick aufs Isartal nach Süden Richtung Alpenkette.
Ich fühlte mich nicht ganz fit und kam innerlich nicht recht zur Ruhe, genoss aber die schräge Wintersonne, in der ersten Hälfte meiner 100 Minuten Lauf auch die erstaunlich leeren Wege.
Bei aller Sonne: Die Böllerei-Nacht hatte mords Feinstaub zur Folge.
Daheim Frühstück um zwei im sonnendurchfluteten Wohnzimmer: Apfel, Walnussbrot mit Butter und Honig.
Fürs Abendessen durfte ich sorgen, es sollte Schupfnudeln (Kartoffeln aus Ernteanteil) mit Sauerkraut (Ernteanteil) geben. Das Garen der Kartoffeln brachte mich ins Nachdenken. Sie sind in dieser Ernte wirklich schlecht, nicht nur sehr klein (alles außer Kochen mit Schale verbietet sich, nur so bleibt überhaupt Kartoffel übrig), sondern haben auch viele zu beseitigende Stellen, die das Pellen nach Garen mühsam machen – fast können wir froh sein, dass auch noch deutlich weniger als im Durchschnitt geerntet werden konnten. Da lernt man von den Eltern oder aus Büchern Warenkunde, um Gemüse in möglichst hoher Qualität zu erkennen und zu kaufen – doch dann baut man selbst an (kenne ich vom elterlichen Gemüsegarten in meiner Kindheit) oder beteiligt sich an einem Anbau wie ich an der Genossenschaft Kartoffelkombinat, und plötzlich muss man halt mit dem zurechtkommen, was es gibt.
Das halte ich für sehr nützlich und eine Zukunft der Nahrungsmittelversorgung, doch ist die Kochlehre bislang nicht darauf ausgerichtet. Ganz alte Kochbücher enthalten noch den haushaltlichen Aspekt, bieten unter anderem Rezepte zur Resteverwertung an oder geben Tipps, wie aus nicht perfektem Fleisch (z.B. von einem älteren Tier) ein schmackhaftes Gericht wird. Aber gibt es das heute noch? Sind die erfolgreichen Gammelgemüse-Influencerinnen bislang einfach nur an mir vorbeigegangen?
Der Schupfnudelteig (erprobtes Rezept aus Nicky Stichs Sweets für Mohnnudeln) wurde auch noch zum allerersten Mal klebrig, ich plagte mich sehr beim Formen der Nudeln und beim Garen im Wasser, ohne dass sie zerfielen. Ich bereitete sie schon nachmittags vor, damit sie für das eigentliche Gericht gebraten werden konnten.
Den sonstigen sonnigen Nachmittag und frühen Abend verbrachte ich unter anderem mit Foto-Archivierung 2024 und einer Runde Yoga-Gymnastik, die letzte eingemerkte Folge mit Jessica Richburg – mal sehen, was ich danach turne.
Das finale Zusammenbauen des Nachtmahls schob ich Herrn Kaltmamsell zu (Kartoffelnudeln braten, mit Kraut vermischen). Ich hätte schon wieder Lust auf Alkohol gehabt, konkret auf Rotwein – doch der passte zum Glück überhaupt nicht zu Schupfnudeln mit Sauerkraut, so fiel mir der Verzicht nicht zu schwer.
Schmeckte dann doch hervorragend. Nachtisch Hutzelbrot und Pralinen.
die Kaltmamsell5 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 1. Januar 2025 – Neujahrslauf in die Sonne, Nachdenken über Gammelgemüse“
Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)
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2. Januar 2025 um 10:34
Wir trinken gern ein Glas Weisswein zu Schupfnudeln mit Kraut.
2. Januar 2025 um 12:29
Unsere Kartoffeln sind auch komisch dieses Jahr. Sie sind vom Bauern aus dem Nachbardorf. Und sie sind klein und haben ein ganz dicke Schale. Schupfnudeln habe ich noch nicht ausprobiert mit ihnen, eingefrorene sind noch da.
Mit Sauerkraut ist das eine prima Idee.
2. Januar 2025 um 21:59
Als Gammelgemüse-Influencerin würde ich z.B. Zerowastechef Anne-Marie Bonneau empfehlen. Oder Sophia Hoffmann.
2. Januar 2025 um 22:03
Schupfnudeln mit Sauerkraut – das ist DAS Essen für Neujahr.
3. Januar 2025 um 8:25
2024 war ein durchaus herausforderndes Kartoffeljahr. Hier in Niedersachsen war die Witterung nicht gut für die doch empfindliche Kartoffel. Viele Berufskollegen hatten Probleme mit Kraut+ und Braunfäule und wie ich gehört habe gibt es in Bayern bereits einen neuen Schädling für die Kartoffeln, der sich langsam nordwärts bewegt. Die Schilf-Glasfügelzikade, die die Bestände zerstört….
Hoffen wir auf ein besseres Kartoffeljahr 2025 für alle!