Journal Samstag, 18. Januar 2025 – A real pain, Wäscheständer als innenarchitektonische Herausforderung

Sonntag, 19. Januar 2025 um 8:14

Gut geschlafen, auch genug.

Das Wetter machte mit Grau bis Dunkelgrau weiter, das nahm mir die Lust auf Radeln zum Schwimmen. Also fuhr ich mit U-Bahn ins Olympiabad, schwamm dort zwischen vielen Geräteschwimmer*innen meine 3.000 Meter, zwar mit guter Kondition und nur wenig Kreuzzwicken, aber bei so viel Verkehr unentspannt. Auf dem Rückweg stieg ich an der Münchner Freiheit aus, kaufte Espressobohnen-Nachschub und Frühstücksemmeln.

Zu Hause Wäscheaufhängen, zum Frühstück kurz nach zwei gab es Semmeln mit Butter und Marmelade, Orangen (bald sind wir durch diese zehn Kilo durch).

Für Nachmittag war Sonne angekündigt, ab drei wurde es tatsächlich heller. Das freute mich, weil ich mit Herrn Kaltmamsell eine Kino-Verabredung hatte: Wir gingen zu Fuß in schönem Winterwetter zu den Museum Lichtspielen.

Blick einen Fluss eintlang im Abendlicht; im Hintergrund ein Schornstein, in dessen Wolke sich rasagold das letzte Sonnenlich fängt

Blick von der Reichenbachbrücke nach Süden.

Ausgesucht hatte ich A real pain von und mit Jesse Eisenberg. Das waren gut genutzte 90 (!) Minuten: Ein schöner, kleiner Film über zwei US-amerikanische Cousins, die zusammen nach Polen reisen, um in einer begleiteten Heritage Tour die Schauplätze der Vergangengeit ihrer jüdischen Großmutter kennenzulernen. Richtig gutes Drehbuch (da hätte man viel falsch machen können), hervorragende Darsteller (ich mochte besonders Will Sharpe als nordenglischen Tour Guide), kann ich mir auch auf einer Theaterbühne vorstellen.

Das Thema Schmerz und Nervigkeit, mit dem der englische Filmtitel wortspielt, war nachvollziehbar gezeigt, mir gefiel die unverkünstelte Bildsprache, die dennoch visuelle Besonderheiten des heutigen Polens unterstreicht (durchaus aus der Perspektive einer Touristin, mir waren auf meiner Polenreise vor 19 Jahren ähnliche Ansichten aufgefallen, siehe blitzblank geschniegelte geometrische Wohnblockästhetik). Der Nachspann (ich lese Bücher bis zum letzten Buchstaben, ich gucke Filme bis zum letzten Buchstaben oder Bild) verriet, dass viel von der Finanzierung des Films aus Polen gekommen war.

Nach Hause nahmen wir eine Tram vom Isartor (die Ludwigsbrücke wir langsam abgerüstet, aber die Tramgleise sind noch nicht wieder nutzbar). Daheim wartete der schon vor Kinobesuch geputzte Ernteanteil-Rosenkohl, ich verwandelte ihn in Rosenkohl-Zitronen-Pasta. Ein schlichtere Variante als die mit Sahne und Frischkäse, die Herr Kaltmamsell bereits mehrfach serviert hatte, schmeckte aber auch gut. Dazu ein kräftiger italienischer Weißwein (Pecorino), danach reichlich Schokolade.

§

Wenn man nur lange genug wartet, werden alle Fragen beantwortet. Vor 18 Jahren bloggte ich über das ästhetische Problem Wäscheständer:
“Die härteste Nuss des Wohnstylings”.

Und vergangenen Freitag ging sie das Süddeutsche Magazin als Titelthema an:

Aufsicht auf SZ-Magazin auf Tischplatte, darauf Titelfoto eines schwarzen figürlichen Metallgestells in einem Wohnzimmer, an dem ein paar Wäschestücke hängen

“We will trock you”.

Na ja: Meiner Ansicht nach erfüllt kein einziger Designer-Vorschlag die Anforderung, eine Maschine Wäsche trocknen zu lassen und gleichzeitig gut auszusehen, nur entweder oder. Ich warte weiter.

die Kaltmamsell

6 Kommentare zu „Journal Samstag, 18. Januar 2025 – A real pain, Wäscheständer als innenarchitektonische Herausforderung“

  1. Trulla meint:

    Mein erster Gedanke beim Betrachten der Designerstücke im SZ Magazin: Thema verfehlt, nicht einmal schön, aber auf jeden Fall sinnlos!

    Gibt es eigentlich keinen Wäschekeller oder -boden in Ihrem Haus?

    In unserer letzten Mietwohnung hatte ich nach Termineintrag einen Wäschekeller zur Verfügung. Neben dem Üblichen waren aber noch Kleinkinder zu bewaschen, da half die ausziehbare Wäschehängung über der Badewanne und natürlich der ausklappbare Wäscheständer. Dieses feuchte Herumstehen hat allerdings nicht nur mein ästhetisches Empfinden gestört.
    Dann kam endlich ein Trockner hinzu und den möchte ich bis heute nicht mehr missen. Ebensowenig ubrigens wie den Geschirrspüler.
    Das sind m.E. alles Geräte, die uns ermöglichen, unsere vielfältigen Aufgaben in Beruf, Familie und gesellschaftlichem Engagement miteinander zu vereinbaren.

  2. Anke meint:

    Die Wäscheständerideen sind wirklich enttäuschend. Schade, da wäre ich sehr dran interessiert, bei uns ist der Wäscheständer ein Stilelemente im Wohnzimmer.
    Ich hätte gerne einen Trockenraum, aber auch, moderne Architektur raubt vieles.

  3. Carla meint:

    Frau Herzbruch hatte das Problem doch gelöst: https://herzbruch.me/22-03-2022/
    Ob da aber eine ganze Maschine Wäsche draufpasst, weiß ich auch nicht.

  4. die Kaltmamsell meint:

    Sicher nicht, Carla.

  5. Lotti meint:

    Meiner Meinung die schönste Wohnungslösung: Der Victorian clothes airer. Hatte ich auch in verschiedenen Wohnungen in Schottland.
    Bietet sich aber eher bei hohen Decken an.

  6. Croco meint:

    Kann es sein, dass sich in den 18 Jahren innovationsmäßig nichts getan hat?
    Die Modelle aus der Süddeutschen sind witzig aber sinnlos.

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