Archiv für Januar 2025

Journal Donnerstag, 23. Januar 2025 – Was will man schon von einem Arbeitsdonnerstag im Januar?

Freitag, 24. Januar 2025

Welch elend lange Woche.
Nach einem Aufwachen um vier war nur noch sehr unruhiger Schlaf drin mit saublöden Träumen/Arbeitssorgen.

Marsch ins Büro allerdings mit interessanten rosa Querstreifen am wolkigen Himmel.

Vormittags heftiger Regen, der aber rechtzeitig zu meinem Mittagsausflug aufhörte: Käse und Äpfel auf dem Wochenmarkt am Georg-Freundorfer-Platz, Cappuccino bei Nido. (Von den Äpfeln, stellte sich abends beim Auspacken heraus, waren drei vor einer Weile hart gefallen, hatten einen Sprung und eine weiche Stelle – ich fühlte mich übers Ohr gehauen.)

Im Büro hatte ich festgestellt, dass ich meinen Girokontostand genauer ohne Nachsehen weiß als den Barbestand in meiner Geldbörse, ich würde sagen: Meine Umstellung ist abgeschlossen.

Mittagessen wurde spät, und ich schlang es unter Zeitdruck hinunter – wirklich schade um den Avocado-Grapefruit-Salat, der köstlich war. Dann noch ein Muesli mit Sojajoghurt, so schnell weggehapst, dass ich danach ein wenig Bauchweh hatte.

Über den Nachmittag hochkonzentriert komplexe Dinge abgearbeitet. Das Wetter hatte sich beruhigt, heller Himmel, schönes Licht.

Auf dem Heimweg holte ich in der Balkanbäckerei Brot fürs Abendessen, das gab es nach einer Runde Yoga-Gymnastik zu Käse und Salat aus eben geholtem Ernteanteil (Radicchio).

Aufsicht auf gedeckte Tisch mit weißen Tischsets und Glastellern, dazwischen ein Teller mit drei großen Stücken Käse, eine weiße Schüssel mit Radicchio-Salat, aufgeschnittenes Fladenbrot

Nachtisch Schokolade.

Gerade als ich den Fernseher ausmachen wollte, um ins Bett zu gehen, begann “Martina Schwarzmann – Live auf der Bühne” mit dem zweiten Teil ihres Programms “Ganz einfach”: Ich blieb sitzen, sah und hörte ihren Geschichten über Familie und Dorfleute zu – ich mochte sie sehr. Hier bis zum 22. Februar zum Nachsehen.

§

Der gestrige Newsletter von Franzi Blum enthielt unter anderem einen Hinweis auf genau den Newsletter, den ich mir gewünscht hatte:
“Want a little less Donald Trump in your brain? Vox has a new newsletter that dials down the franticness”.

How much of your headspace should Donald Trump be taking up?

Let’s assume, for a moment, that you’re not a fan of his. You didn’t like his first term, and you’re worried about many of the things he says he will do. In other words, you see his presidency primarily as a threat to be monitored, not a chance for change you can believe in.

So should you be spending your every waking moment tracking his every statement, his administration’s every move — as many people in this situation did in 2017, much to the benefit of news publishers’ bottom lines? Is this a moment for informational vigilance, for eyes clamped open, A Clockwork Orange-style? Or is that the path to mental exhaustion, fuel for a neverending cycle of outrage and anxiety? Is it better to spend the next four years touching grass and assuming that, when your attention is truly needed, the news will find you?

Einmal am Tag: Was Donald Trump heute angerichtet hat. Sie nennen diesen Newsletter “Logoff”:

The Logoff is a daily newsletter that helps you stay informed about the Trump administration without letting political news take over your life. Every afternoon, we’ll send you an as-short-as-possible explanation of the most important news of the day regarding the new president. It’s not a hidden argument. It’s not an anti-Trump screed. It’s aimed at explaining, in the simplest and most efficient terms, what’s going on and why it matters.
(…)
And when there’s no meaningful news at all, we’ll tell you so.

Das probiere ich aus, und bei Bewährung schalte ich “Trump” auf allen meinen sonstigen Info-Quellen stumm. Bei meiner täglichen Papier-Süddeutschen funktioniert das leider nicht, da muss ich aktiv über die vielen Detail-Aufreger, Spekulationen, Prognosen hinweglesen.

§

Ein kurzer Einspieler des mittwochabendlichen “Bares für Rares”1, “Küss die Hand, Herr Kerkermeister” von der EAV, warf mich 40 Jahre zurück. Ich wusste praktisch den gesamten Text. Seither natürlich Ohrwurm.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=MUMwp2BhhMA

Die 1980er – als deutsche Jugendliche auf Partys nicht mehr nur Englisch sangen, sondern auch Kölsch und Österreichisch.

  1. Standardbegleitung unseres Abendessens – große Unruhe, wenn irgendwas anderes um diese Zeit auf ZDF Neo gezeigt wird. []

Journal Mittwoch, 22. Januar 2025 – Eigentlich nichts zu erzählen

Donnerstag, 23. Januar 2025

Der Wecker riss mich aus tiefem Traum, ich wechselte nur unwillig ins Wachsein und einen weiteren Arbeitstag. Der zumindest hell und freundlich dämmerte.

Es blieb hell und freundlich, wenn auch nicht richtig sonnig. Dass es nach Winter roch, verifizierte ich beim Spaziergang zur Nachbar-Cafeteria für Mittagscappuccino mit Kollegin.

Mittagessen Apfel, Mango (mittel) mit Sojajoghurt.

Geschäftiger Nachmittag, aber das Draußen blieb erfreulich hell. Aussicht auf Turbulenzen in der restlichen Arbeitswoche.

Nach Feierabend direkter Weg nach Hause, es gab nichts einzukaufen. Daheim Yoga-Gymnastik, Brotzeitvorbereitung.

Eine Glasschüssel mit Glasnudeln, Garnelen, Korianderblättern, roten Chilistückchen

Herr Kaltmamsell servierte als Nachtmahl Glasnudelsalat mit Garnelen und Soja-Hack, sehr gutes Abendessen. Nachtisch Hutzelbrot und Schokolade. Im Gegensatz zu mir hatte Herr Kaltmamsell einiges aus der Arbeit zu erzählen.

Früh ins Bett zum Lesen.

Der blöde rechte Zeigefinger ist immer noch nicht verheilt. Die Haut an seiner Spitze war vor über einer Woche aufgeplatzt, wie ein Schnitt – das habe ich an Daumen und Zeigefinger inzwischen regelmäßig alle ein, zwei Jahre. Dann tut das höllisch weh und behindert die Nutzung des Fingers massiv (Handschreiben, Tastatur-Tippen, Scrollradeln, Zahnseideln – letzteres am schlimmsten). Und die Wunde heilt extrem langsam, das bin ich Schnellheilerin überhaupt nicht gewohnt. Aber ich bin ja auch nicht gewohnt, dass eine Wunde ohne äußere Einwirkung einfach auftaucht wie dieser Schlitz in der Fingerspitze.

§

Was mit “Beugen Sie sich nicht der Macht” gemeint ist, führte Bischöfin Mariann Edgar Budde bei der Inauguration am Montag vor: Sie bat Donald Trump ins Gesicht um Gnade für unterdrückte Menschen.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/5-Z_UAkE-Ss?si=KIHMUHq4BbsNWIEJ&t=20

Trump möchte jetzt dafür eine Entschuldigung, doch man muss es doch zumindest versuchen. Und an einem weiteren Gebot festhalten: Nein, sein Verhalten ist in keiner Weise in Ordnung, in meinem Wertesystem ist und bleibt es verwerflich. (Ich erinnere mich mit geradezu Amüsement daran, wie die Süddeutsche vor acht Jahren zunächst versuchte, über Trumps Verhalten neutral und mit Respekt vor dem Amt des US-Präsidenten zu schreiben, als sei nichts daran unerhört. Das tut sie zum Glück nicht mehr.)

§

Es braucht mehr Cary Grant in der Welt. Hier können Sie Michael Caine über ihn hören, und einen Zusammenschnitt schönster Aufnahmen sehen (endlich mal mit welchen aus Arsenic and Old Lace).

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=PDBY0A4JnTs

§

Und die Welt braucht mehr Judy Garland, diese Jahrtausend-Begabung mit dem so unglücklichen, kurzen Leben.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=zFVxX3RtyhQ

Ich empfehle auch die Hintergrunderläuterungen unterm Video. (Muss mal wieder Tal der Puppen lesen.)

Journal Dienstag, 21. Januar 2025 – Dienstagsalltag und Nachrichtenwelten

Mittwoch, 22. Januar 2025

Gute Nacht, in einer leichteren Schlafphase löste ich ein Arbeitsproblem (zumindest zum Teil), aufgewacht mit dem Gedanken “two down, three to go!” (Arbeitsmorgen gemeint).

Nebelreste über der Theresienwiese, die Raureif hinterließen und das Weiß der verbliebenen Schneeflecken verstärkten. Über den Vormittag wurde es sonnig.

Mittagscappuccino in der Nachbar-Cafeteria (beim eigenen Arbeitgeber derzeit wieder Gerüchte um Neustart der eigenen Cafeteria in wenigen Wochen), anschließend Einkaufs-Abstecher im Lidl.

Zu Mittag gab es es Apfel, Avocado, Muesli mit Joghurt.

Nachmittag mit Besprechungen und Wegarbeiten, draußen weiter sonnig. Ich ließ es nicht zu spät werden, denn ich wollte noch zu Öffnungszeit ins Kräuterparadies an der Blumenstraße, Kräuterteevorräte fürs Büro auffüllen.

Eine handgeschriebene Tafel auf einem nächtlichen Gehsteig neben den beleuchteten Schaufenstern einer Weinhandlung: "Dry January? 10 % auf alle trockenen Weine"

Unterwegs Dry January auf Glockenbachviertelart.

Im Kräuterparadies war ich rechtzeitig, um einen mir bereits bekannten Tee zu kaufen und mich zu einem neuen beraten zu lassen. Etwas mit Kamille im Mittelpunkt (wie gewünscht) konnte man mir dort zwar auf die Schnelle kurz vor Ladenschluss nicht geben/mischen – doch wir einigten uns auf einen kräftigen Gewürztee, zu dem ich eine Portion Kamille mitnahm, um sie selbst unterzumischen.

Daheim Eltern-Telefonat mit interessanten Berichten und Plänen. Dann Abendessenzubereitung: Ein Glas Apfelmus musste weg, also machte ich Kaiserschmarrn, bezwingende Logik.

Eine Pfanne auf einem dunklen Heizfeld, in der Pfanne ein gebräunter Pfannkuchen mit Holzspatel

Aufsicht auf eine große, weiße Servierplatte mit einem Haufen Kaiserschmarrn

Geriet hervorragend. Nur noch wenig Schokolade hinterher.

Durch Butterschmalz-und-Vanillezucker duftende Wohnung früh ins Bett zum Lesen, Nils Minkmar, Montaignes Katze nahm mich mit in ein lang vergangenes Frankreich mit vielen, aber nicht aufdringlichen historischen Details.

§

Ich spüre starke Sehnsucht nach einer Nachrichtenwelt, in der ich alle 24 Stunden eine Zusammenfassung bekomme: Was Donald Trump heute angerichtet hat. Statt 24 Stunden lang Bröckchen, Aufreger, apokalyptische Spekulationen, pessimistische Prognosen. Ich habe mich von den ersten vier Jahren US-Präsident-Trump-Berichterstattung noch nicht erholt.

§

Durchaus interessant finde ich Allgemeineres zu autoritären Systemen wie diese Liste von Carole Cadwalladr im Guardian:
“How to survive the broligarchy: 20 lessons for the post-truth world”.

via Buddenbohm & Söhne

Mich sprachen die Ratschläge an, ständig blitzten Erinnerungen an das Nazi-Regime auf und an Menschen, die eben nicht mitgelaufen sind und die, wären sie sehr viel mehr gewesen, das Grauen verhindert hätten. Unter anderem:

6 Do not kiss the ring. Do not bend to power. Power will come to you, anyway. Don’t make it easy. Not everyone can stand and fight. But nobody needs to bend the knee until there’s an actual memo to that effect. WAIT FOR THE MEMO.

7 Know who you are. This list is a homage to Yale historian, Timothy Snyder. His On Tyranny, published in 2017, is the essential guide to the age of authoritarianism. His first command, “Do not obey in advance”, is what has been ringing, like tinnitus, in my ears ever since the Washington Post refused to endorse Kamala Harris. In some weird celestial stroke of luck, he calls me as I’m writing this and I ask for his updated advice: “Know what you stand for and what you think is good.”

Meine Übersetzung:

6 Küssen Sie den Ring nicht. Beugen Sie sich nicht der Macht. Die Macht rückt Ihnen so oder so auf die Pelle, machen Sie es ihr nicht zu einfach. Nicht alle können die Stellung halten und kämpfen. Aber niemand muss das Knie beugen, bevor es die konkrete Anweisung dafür gibt. WARTEN SIE AUF DIE ANWEISUNG.

7 Machen Sie sich klar, wer Sie sind. Diese Liste ist eine Hommage an Timothy Snyder, den Historiker an der Universität Yale. Sein Werk Über Tyrannei, im Jahr 2017 veröffentlicht, ist der wichtigste Leitfaden für das Zeitalter des Autoritarismus. Sein erstes Gebot, “Gehorchen Sie nicht vorauseilend”, klingelt in meinen Ohren wie ein Tinnitus, seit die Washington Post Kamala Harris ihre Unterstützung versagte. Es ist ein glücklicher, aber schräger Zufall, dass er mich ausgerechnet anruft, als ich diesen Artikel schreibe. Ich bitte ihn um eine Aktualisierung seines Gebots: “Machen Sie sich klar, wofür Sie stehen und was Sie für richtig halten.”

Journal Montag, 20. Januar 2025 – Abgehakter Montag

Dienstag, 21. Januar 2025

Deutlich zu früh aufgewacht, Angstkarussel gefahren inklusive Bauch-Samba. Müde aufgestanden.

Aber der Weg in die Arbeit war unter klar-frostigem Himmel schön.

Bis zu meinem Mittagscappuccino hatte ich einiges weggearbeitet, es zog mich raus in die Sonne und ins Westend: Gute Entscheidung, es roch herrlich, eine Ahnung von Faschingsmilde.

Zurück im Büro nochmal ordentlich was weggepackt, als Mittagessen gab es eine kleine Avocado und reichlich Rote-Bete-Salat: Das Holzige biss sich überraschend angenehm knusprig.

Nicht weiter erwähnenswerter Arbeitsnachmittag, der Himmel bedeckte sich mit dekorativen Federwolken. Auf dem Heimweg im Vollcorner Lebensmitteleinkäufe.

Vor dem Wohnhaus begegnete mir das Internet und brachte Tulpen!

Auf einem dunklen Holztischchen eine Glasvase mit gelb-roten Tulpen

Quietschend frisch und wunderschön. Herr Kaltmamsell bekam vom selben Internet US-amerikanische Süßigkeiten. (Ein weiterer Beweis, dass mein Internet das beste von allen ist.)

Yoga-Gymnastik gestern überraschend anstrengend, das war mir grad recht.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell das Trum Ernteanteil-Sellerie als panierte Schnitzel, dazu gabs nochmal Endiviensalat, diesmal mit Himbeeressig-Dressing.

Aufsicht auf einen Glasteller, darauf zwei Sellerieschnitzel, Majo und Ketchup, grüner Salat

Großartig, definitiv eines meiner Lieblingsgerichte. Nachtisch Schokolade.

Im Bett Marie Luise Kaschnitz, Das dicke Kind und andere Erzählungen ausgelesen. Mir gefielen die Geschichten gut, auch wenn sie sich ein wenig altmodisch lasen (aus den frühen 1950ern) und nach Deutschunterricht rochen – was deutschsprachige Geschichten in einer bestimmten Länge und nach dem Zweiten Weltkrieg geschrieben aber möglicherweise automatisch tun: Jede hat einen originellen Twist, eine ist fast märchenhaft nicht-realistisch erzählt (“Pax”), eine nimmt fast die Postmoderne vorweg (“Du, mein Held” – hier mochte ich auch das Setting in der kriegszerstörten Trümmerstadt), die Titelgeschichte “Das dicke Kind” ist der verstörte Blick, den man manchmal auf sein früheres Selbst wirft, diesen fremden Menschen, der zufällig denselben Namen trägt wie man selbst.

§

Getarnte China-Shops sind wohl wirklich gerade ein großes Thema – das leider ein bisschen zu spät bei mir angekommen ist. Die deutsche Verbraucherzentrale bietet einen Fakeshop-Check an:
Fakeshopfinder.

Zu Wagner Mode München hätte ich dieses gefunden:


Journal Sonntag, 19. Januar 2025 – Guter Standardsonntag

Montag, 20. Januar 2025

Zu früh aufgewacht. Beim Versuch wieder einzuschlafen bearbeitete mein Hirn ängstlich Arbeitsthemen, mit durchaus produktiven Ergebnissen, dann fiel mir ein, dass mir das nicht als Arbeitszeit bezahlt wird und ich stand lieber auf.

Das Draußen hielt sich an die Wettervorhersage, es tagte zu klarem Himmel und Frost.

Erhöhter Blick in einen sonnigen Park mit kahlen Bäumen, auf dem Boden ein wenig Schnee, im Vordergrund eine Straße mit parkenden Autos

Nach gemütlichem Morgen machte ich mich fertig für einen Isarlauf, gestern war nördlicher Englischer Garten geplant.

Angeschnitten ein moderner Kirchenbau, davor ein breiter Gehweg, an dessen vorderer Rand ein Flughafen-Gepäckwagen mit oranger Vorderwand mit Schrift zug "Genussfahrer"

Fett Respekt für den kleinen Gepäckwagen, der es vom Flughafen Erding bis an den Sendlinger-Tor-Platz geschafft hat! (Kinderbuch in the making?)

In der Tram zum Tivoli stellte ich fest, dass ich den Wechsel zur Sonnenbrille vergessen hatte. Besonders clever plante ich meine Strecke um, so dass ich auf den Abschnitten direkt am spiegelnden Wasser die Sonne im Rücken haben würde. Womit Cleverle sich verschätzt hatte: Im Gegensatz zur schneefreien Innenstadt waren die Wege fast durchgehend von festgetretenem Schnee bedeckt, dadurch nicht nur glatt (Schnaufen nicht vergessen), sondern auch Schnee-blendend.

Blick von Brücke auf sonnige Flussauen mit kahlen Bäumen, weißeisigen Wegen, darauf Spaziergänger*innen

Weg rechts neben Fluss im Gegenlicht, gesäumt von kahlen Bäumen, auf dem Weg festgetretener weißer Schnee

Schmaler, sonniger Pfad zwischen kahlen Bäumen, links scheint ein Fluss durch

Statt fast zehn Minuten auf die Tram nach Hause zu warten, lief ich die Tramgleise entlang bis zum nächsten Bäcker Wimmer – und stieg dann zwei Stationen weiter bereits mit Semmeltüte ein.

Frühstück kurz nach zwei: Zwei Körnersemmeln mit je einer halben Avocado (den Umpf! finde ich durchaus vergleichbar mit Leberkassemmel), die vorerst allerletzten Orangen – wieder so knallsüß, dass ich danach ein paar Schluck Wasser brauchte, zum Verdünnen.

Verhandlungen mit dem chinesischen Kleidungsversender Wagner Moden München: Ich habe 65 Euro für diesen Fetzen in Kindergröße gezahlt (bei einem auffallend niedrigen Preis wäre ich ja misstrauisch geworden), davon möchte ich so viel wie möglich wiederhaben.

Ein Stündchen Bügeln mit Musik. In diesem Haushalt existieren T-Shirts, bei denen ich mittlerweile etwas mühsam um Löcher herumbügle.

Aus zwei Roten Beten aus Ernteanteil machte ich mir Salat für Brotzeit am Montag – und lernte bei dieser Gelegenheit, dass es auch richtig holzige Rote Bete gibt.

Über den Nachmittag viermal die Wasserschale auf dem Balkonsims aufgefüllt, weil sie immer wieder von Meisen leergebadet war.

Fürs Abendessen durfte ich sorgen: Ich machte Schwäbischen Salzkuchen (war mir als Ersatz für Zwiebelkuchen angeboten worden, den ich leider wegen der Zwiebelsüße nicht besonders mag). Während Gehen des Hefeteigs Yoga-Gymnastik. Allerdings mündete das Gesamtwerk in eine völlig neue Art von Sauerei, denn der Rand meiner 30-cm-Form war zu niedrig.

Blick in einen beleuchteten Backofen: Auf einem Blech eine große, runde Backform mit niedrigem Rand, gebräunter Teigrand, helle Füllung, die an zwei Stellen auf das Backblech ausgelaufen ist

Schmeckte aber wirklich gut, überraschend leicht und fluffig. Dazu Endiviensalat mit Tahini-Dressing. Nachtisch Schokolade und Fruchtgummi.

Journal Samstag, 18. Januar 2025 – A real pain, Wäscheständer als innenarchitektonische Herausforderung

Sonntag, 19. Januar 2025

Gut geschlafen, auch genug.

Das Wetter machte mit Grau bis Dunkelgrau weiter, das nahm mir die Lust auf Radeln zum Schwimmen. Also fuhr ich mit U-Bahn ins Olympiabad, schwamm dort zwischen vielen Geräteschwimmer*innen meine 3.000 Meter, zwar mit guter Kondition und nur wenig Kreuzzwicken, aber bei so viel Verkehr unentspannt. Auf dem Rückweg stieg ich an der Münchner Freiheit aus, kaufte Espressobohnen-Nachschub und Frühstücksemmeln.

Zu Hause Wäscheaufhängen, zum Frühstück kurz nach zwei gab es Semmeln mit Butter und Marmelade, Orangen (bald sind wir durch diese zehn Kilo durch).

Für Nachmittag war Sonne angekündigt, ab drei wurde es tatsächlich heller. Das freute mich, weil ich mit Herrn Kaltmamsell eine Kino-Verabredung hatte: Wir gingen zu Fuß in schönem Winterwetter zu den Museum Lichtspielen.

Blick einen Fluss eintlang im Abendlicht; im Hintergrund ein Schornstein, in dessen Wolke sich rasagold das letzte Sonnenlich fängt

Blick von der Reichenbachbrücke nach Süden.

Ausgesucht hatte ich A real pain von und mit Jesse Eisenberg. Das waren gut genutzte 90 (!) Minuten: Ein schöner, kleiner Film über zwei US-amerikanische Cousins, die zusammen nach Polen reisen, um in einer begleiteten Heritage Tour die Schauplätze der Vergangengeit ihrer jüdischen Großmutter kennenzulernen. Richtig gutes Drehbuch (da hätte man viel falsch machen können), hervorragende Darsteller (ich mochte besonders Will Sharpe als nordenglischen Tour Guide), kann ich mir auch auf einer Theaterbühne vorstellen.

Das Thema Schmerz und Nervigkeit, mit dem der englische Filmtitel wortspielt, war nachvollziehbar gezeigt, mir gefiel die unverkünstelte Bildsprache, die dennoch visuelle Besonderheiten des heutigen Polens unterstreicht (durchaus aus der Perspektive einer Touristin, mir waren auf meiner Polenreise vor 19 Jahren ähnliche Ansichten aufgefallen, siehe blitzblank geschniegelte geometrische Wohnblockästhetik). Der Nachspann (ich lese Bücher bis zum letzten Buchstaben, ich gucke Filme bis zum letzten Buchstaben oder Bild) verriet, dass viel von der Finanzierung des Films aus Polen gekommen war.

Nach Hause nahmen wir eine Tram vom Isartor (die Ludwigsbrücke wir langsam abgerüstet, aber die Tramgleise sind noch nicht wieder nutzbar). Daheim wartete der schon vor Kinobesuch geputzte Ernteanteil-Rosenkohl, ich verwandelte ihn in Rosenkohl-Zitronen-Pasta. Ein schlichtere Variante als die mit Sahne und Frischkäse, die Herr Kaltmamsell bereits mehrfach serviert hatte, schmeckte aber auch gut. Dazu ein kräftiger italienischer Weißwein (Pecorino), danach reichlich Schokolade.

§

Wenn man nur lange genug wartet, werden alle Fragen beantwortet. Vor 18 Jahren bloggte ich über das ästhetische Problem Wäscheständer:
“Die härteste Nuss des Wohnstylings”.

Und vergangenen Freitag ging sie das Süddeutsche Magazin als Titelthema an:

Aufsicht auf SZ-Magazin auf Tischplatte, darauf Titelfoto eines schwarzen figürlichen Metallgestells in einem Wohnzimmer, an dem ein paar Wäschestücke hängen

“We will trock you”.

Na ja: Meiner Ansicht nach erfüllt kein einziger Designer-Vorschlag die Anforderung, eine Maschine Wäsche trocknen zu lassen und gleichzeitig gut auszusehen, nur entweder oder. Ich warte weiter.

Journal Freitag, 17. Januar 2025 – Die schwarze Cordhose, Tante Martl von Ursula März

Samstag, 18. Januar 2025

Gut geschlafen, das ist zu einer angenehmen Gewohnheit geworden. In weniger tiefen Schlafphasen freute ich mich aufs Freitagsfleisch, stellte mir große Stücke gebratenes Rind vor, kam auf die Idee, morgens dazu Knoblauchbutter zu kneten (damit sie bis abends fest wurde), legte fest, welche beiden Rotweine ich Herrn Kaltmamsell zur Auswahl anbieten würde.

Auf dem Marsch in die Arbeit Knacken und Knirschen unter den Schuhen, ein frostiger Morgen. Noch dazu neblig und bedeckt, ich marschierte im Stockdunklen.

Im Büro geordnetes Wegarbeiten, dazwischen allerdings ein paar Schrecken wegen Fehlern (meinen) und Missverständnissen.

Der Tag hielt sich dann gar nicht erst mit Hellwerden auf, es blieb neblig düster, bis es gegen vier wieder ganz dunkel wurde. Dennoch Marsch ins Westend für Mittagscappuccino, ich genoss die Bewegung.

Innen auf einem hölzernen Fesnterbrett vor einem Ladenfenster eine Tasse Cappuccino, vor dem Fenster unscharf eine städtische Altbau-Wohnstraße mit geparkten Autos, es radelt gerade jemand vorüber

Beim Kaffeetrinken das Gespräch hinter mir: Zwei Leute diskutierten Mathematisches, es fielen die Wörter “Unendlichkeit”, “Operationen” und “Konsistenz”. Cooler Laden.

Am Schreibtisch gab es zu Mittag Orangen und Hüttenkäse.

Geschäftiger Nachmittag, wieso arbeiteten so viele Leute Freitagnachmittag? (Kernzeit endet freitags um 12 Uhr.)

Fast pünktlicher Feierabend, auf dem Heimweg umfassende Wochenend-Einkäufe im Vollcorner.

Zu Hause empfing mich das Paket mit der online gekauften schwarzen Cordhose – zwei Wochen nach Bestellung, denn es hatte sich herausgestellt, dass es sich um eine Lieferung aus China handelte. Gemerkt hatte ich das erst an der ersten Versandankündigung: Das Tracking führte mich zu einem chinesischen Versandunternehmen. Das hätte ich auf jeden Fall vermieden, doch man hatte mir mit den Shop-Namen “Wagner Mode München” und dem Hinweis, die Ware werde mit DHL geliefert, erfolgreich vorgegaukelt, es handle sich um einen inländischen Absender. Hier auch für Sie zum Merken: “Wagner Mode München” ist ein Anbieter in China.

Und dann passte die Hose nicht, vor allem war sie 10 Zentimeter zu kurz. Ich werde mich also in den Spaß der Rücksendung stürzen, für die ich erstmal per E-Mail Anweisungen anfordern musste.

Aber JETZT ging das Wochenende los: Eine Runde Yoga-Gymnastik, dann das Freitagabend-Line-up.

Eine vollgestellte Küchen-Arbeitsfläche, im Vordergrund zwei Tumbler mit Negronis, dahinter Flaschen Gin, Campari, Vermouth, Rotwei, ganz hinten zwei gefüllte Rotweingläser, rechts eine Küchenmaschine

Aperitiv Negroni, zum Essen einen apulischen Primitivo.

Blick auf die schwarze Fläche eines Induktionsherds, darauf im Vordergrund auf weißem Wachspapier ein großes, marmoriertes Rinderkotelett, dahinter eine große gusseiserne Pfanne mit zwei Henkeln und roter Außenfläche

Kuh-Kotelett, erster Test der neuen gusseisernen Pfanne, die ich Herrn Kaltmamsell als Ersatz für die durch Sturz kaputte geschenkt hatte.

Aufsicht auf gedeckten Tisch, im Zentrum die gusseiserne Pfanne mit jetzt diúnkel gebratenem Rinderkotelett, rechts daneben ein Glasteller mit Streifen hellem und dunklem gebackenem Gemüse

Hervorragend inklusive Karotten und Petersilienwurzeln aus Ernteanteil zur Beilage. Nachtisch reichlich Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, ich beendete Tante Martl von Ursula März, bis zuletzt sehr angetan.

Zwar verstehe ich weiterhin nicht, warum das Buch als “Roman” verkauft wird und würde Verlag wie Autorin gerne nach den Gründen fragen: Ursula März ist erfolgreiche Journalistin und Feuilletonistin, und sie kann gut schreiben, da darf die Geschichte ihrer Tante doch einfach ein gut erzählter Sachtext sein. Denn der Inhalt ist die wirklich gut erzählte Lebensgeschichte einer merk-würdigen Person, Ursula März’ Tante. Noch im Krieg geboren als letzte von drei Töchtern, und natürlich wird auch die Geschichte der Zeit, der Gegend (Pfalz, Franken), der anderen Familienmitglieder miterzählt. März transportiert die Widersprüche in der Persönlichkeit ihrer Tante hervorragend: Einerseits die eigenständigste der drei Töchter mit eigenem Lebensunterhalt als Lehrerin, eigenem Auto, Reisen als Rentnerin. Andererseits ihr Leben lang ans Elternhaus gebunden, Pflegerin der alten Eltern, bei jeder Gelegenheit zu Haushaltshilfe der Schwesten abgerufen – was sie zwar immer mürrisch und wehklagend, aber dann doch erfüllte. Immer wieder betont März, wie wenig sie viele dieser Widersprüche nachvollziehen konnte, doch sie liebt ihre Tante dann halt doch so tief, dass sie sich damit zurechtfindet.

Ein Zeitzeugnis, allein schon durch die wunderbare Wiedergabe von Tante Martls Mundart, kein Roman, das natürlich wie Eigentum von Wolf Haas in der Erzählstimme auch ein Licht auf die Erzählerin wirft. Empfehlung.