Archiv für Januar 2025

Journal Donnerstag, 16. Januar 2025 – Donnerstag heißt Freitag in Sichtweite

Freitag, 17. Januar 2025

Gut geschlafen. Mal wieder war ich fasziniert von der Schafswolldecke, die sich nach einem nächtlichen Klogang überhaupt nicht warm anfühlt (mein Schlafzimmer ist kalt durch gekipptes Fenster), aber innerhalb von Sekunden wieder ausreichend wärmt, ohne dass ich schwitze. Ihr seltsames Format 120×180 Zentimeter (auch das Christkind fand im Handel keinen passenden Bezug) weist darauf hin, dass sie sehr alt ist und entweder Herr Kaltmamsell oder ich sie in die Ehe gebracht haben, wir können uns aber beide nicht daran erinnern.

Draußen war es düster, auf dem Weg in die Arbeit deuteten leicht matschige Schneereste auf Temperaturen wenig über Gefrierpunkt hin. Sehnsüchtige Gedanken an den Freitag, innere Durchhalteparolen. Beim Bavariapark stieg ich über die Reste eines toten Vogels – die ich dann doch so malerisch fand, dass ich umkehrte, um sie zu fotografieren (Foto hier, Achtung totes Tier).

Blick von oben auf eine Großstadt mit verschneiten Dächern in düsterem Licht, am Horizont erkennt man das verschneite Dach des Münchner Olympiastadions

Geordneter Arbeitsvormittag, Mittagscappuccino im Westend, die Wege schneetauend suppig mit reichlich Rollsplitt.

Nicht zu spätes Mittagssen, weil Termin: Quark mit Joghurt, Orangen.

Nachmittag mit Fortbildung und vielen, vielen Kleinigkeiten. Unter anderem lernte ich eine 16-Jährige näher kennen, die im Web so richtig aktiv ist, inklusive eigenem Content – es gibt sie also doch!

Auf dem Heimweg, nicht zu kalt, Aufstocken der Schokoladenvorräte beim Aldi.

Beim Abendessen war ich auf mich allein gestellt, Herr Kaltmamsell aß mit Freunden aushäusig. Ich nahm mir den eben geholten Ernteanteil vor. Während Herr Kaltmamsell elaborierte Zubereitungen entlang von Rezepten serviert (super!), tendiere ich für mich allein zu Putzen, Garen, Würzen. (Gestern während des Garens Yoga-Gymnastik.)

In einer gläsernen Auflaufform gestückelte Petersilienwurzel, Rote Beete, Karotten

In diesem Fall Rote Beete, Petersilienwurzel, Karotten mit Olivenöl, Knoblauchpfeffer, Thymian als Ofengemüse. Die Petersilienwurzel schmeckte sensationell aromatisch – manches Gemüse profitiert wirklich von Lagerung. Nachtisch reichlich Schokolade.

Ich las eine sehr nachvollziehbare Leseempfehlung für eine Autorin, deren Name mir auch etwas sagte, wunderte mich, dass ich noch nichts von ihr gelesen habe, wollte gleich mal konkrete Werke auf meine Wunschliste setzen – da sah ich, warum ich nichts von ihr gelesen habe: Nicht eines ihrer Werke ist als E-Book verfügbar. (Marie Luise Kaschnitz)

Doch in meinem Internet ist es meist eine gute Idee, diese Art Sorgen schriftlich und öffentlich zu beklagen: Weil sich dann nämlich hin und wieder jemand meldet und Abhilfe weiß. In diesem Fall war es der Link zu Open Library und zu den dort verfügbaren Scans von Kaschnitz’ Werken. Gleich mal ein Konto angelegt.

§

Irgendwas mit der Zukunft, die schon da ist, aber ungleich verteilt.
Kathrins Passigs Mutter (in ähnlichem Alter wie meine Eltern) und das Autofahren:
“Man kann jetzt also das Radio nicht mehr ausschalten. So habe ich mir den Fortschritt nicht vorgestellt!”

Und hier ein wichtiger und nützlicher Erfahrungsbericht von ihr:
“Ein Notrufarmband ist besser als kein Notrufarmband”.

§

Wenn ich den Gesichtsausdruck des Mädchens sehe, will ich zaubern können – um ihn zu erzeugen. SO VIEL LIEBE für Siegfried & Joy!

Journal Mittwoch, 15. Januar 2025 – Aussicht auf Wahlhilfe-Einsatz

Donnerstag, 16. Januar 2025

Eher leichter Schlaf, in den frühesten Morgenstunden hörte ich Schneeräumfahrzeuge, doch beim Aufstehen sah ich weder Schnee noch Eis.

Das mit dem Schneefall änderte sich allerdings gegen halb sieben – gibt es vorausgreifendes Schneeräumen?

Erhöhter Blick auf eine nächtliche, verschneite Wohnstraße mit parkenden Autos

Auf dem Weg in die Arbeit ließ ich mich sachte einschneien, es war milder geworden.

Über den Vormittag schneite es immer wieder in verschiedener Flockengröße und -form. Die Arbeit am Schreibtisch war übersichtlich und gab mir Muße, immer wieder rauszuschauen.

Stark erhöhter Blick auf Stadtkulisse in Schneefall, im Vordergrund Bahngleise und ein Bürogebäude aus Sichtbeton

Und runter.

Mittagscappuccino bei Nachbars, der nasskalte Schneefall machte längere Märsche als bis zur Apotheke (Aciclovir-Nachschub) unattraktiv.

Zu meinen Tätigkeiten gehörte gestern eine Störungsmeldung an die Haustechnik. Das Ticket wurde geschlossen mit der Meldung: “Türklinke wurde aktualisiert.” Lustig.

Nachmittags Matschigkeitsgefühl: Das Lippenherpes war wohl doch ein Symptom für ein kämpfendes Immunsystem. Laune ebenfalls eher mittel.

Meinen Heimweg (von oben feinster Nieselregen, von unten Schneematsch) legte ich über das U-Bahnhof-Untergeschoß am Goetheplatz: Ich wollte mal wieder ein Automatenfoto für mein Langzeitprojekt aufnehmen, und am Dienstag unterm Hauptbahnhof waren die Automaten verschwunden gewesen. Allerdings auch unterm Goetheplatz, zu meiner Verdutzung. Hob meine Laune nicht gerade, ich werde systematisch Fotoautomaten suchen müssen.

Daheim wartete ein Brief des Münchner Kreisverwaltungsreferats auf mich: Ich bin für die Bundestagswahl am 23. Februar wieder zur Wahlhelferin berufen, wunschgemäß erstmals bei Briefwahl und zu meiner Erleichterung wieder als Schriftführerin (womit ich mich wohler fühle als mit der Funktion Wahlvorsteherin, selbst nur stellvertretend). Das freute mich sehr. Nach einer Einheit Yoga-Gymnastik (Dehnen und noch mehr Dehnen) und Brotzeitvorbereitung (Oraaaaaaaaangen!) meldete ich mich zur Schulung an (schbin “enger Wahlvorstand”, hihihi), erstmals zur Online-Variante.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Käse (Feta) mit Käse (Appenzeller) überbacken, im Topf zudem Zwiebel, rote Paprika, Knoblauch, Dosentomaten, Chili – sehr gut, kann man Gästen in Portionsschälchen auch als Vorspeise servieren. Auch der Nachtisch war interessant: Herr Kaltmamsell hatte die Füllung der mehrmals gemachten Tahini-Tarte einzeln gerührt, um AgarAgar fürs Andicken zu testen. Funktionierte hervorragend.

Früh ins Bett zum Lesen.

§

Am 8. Februar demonstriere ich mit am Geschwister-Scholl-Platz unter dem Motto “Demokratie braucht dich”, organisiert von München ist bunt!

§

“Polizeikosten-Urteil: Folgen auch fürs Oktoberfest?”

Yes please.

Journal Dienstag, 14. Januar 2025 – Vollmondgenuss

Mittwoch, 15. Januar 2025

Gestern kam ich schwer aus dem Bett, das ist für mich ungewohnt.

Herr Kaltmamsell entdeckte den Vollmond an klarem Himmel im Osten sogar vor mir, bevor er in Fahrradkleidung (bei der knackigen Kälte bewunderte ich ihn) gegen 6:40 Uhr das Haus verließ.

Auf einem asphaltierten Platz steht eine oranger Hebebühnenwagen, die Hebebühne ist zu einer Lampe gehoben, dahinter eine Häuserzeile mit blauem Morgenhimmel, darin der Vollmond

Ich kriegte dann aber eine Zusatzportion Vollmond auf dem Weg ins Büro eine knappe Stunde später.

Geordneter Arbeitsvormittag; ich fand mich irgendwann in einer so entspannten Haltung, dass ich hochschreckte: WAS VERGESSE ICH GERADE?!

Für meinen Mittagscappuccino ging ich raus zum Nachfolger des Café Colombo (die ersten beiden Fotos auf dem Weg in die Arbeit aufgenommen):

Am Eck eines alten Hauses ein beleuchtetes kleines Café in der Morgendämmerung, rechts davor rote Sonnenschirme, eine Lastenradlerin fährt gerade nach links vorbei

Nahaufnahme des helltürkisen runden Leuchtschild des Cafés, auf dem "Nido" steht

An einem großen Schaufenster auf hölzernem Fensterbrett ein Tabelttchen mit einer Tasse Cappuccino und einem Glas Wasser, dahinter eine Edelstahl-Zuckerdose, vorm Fenster eine Altbau-Straße

Wir heißen jetzt Nido, Cappuccino gut.

Seit ein paar Tagen niese ich immer wieder körpererschütternd, doch da ich sonst keine Erkältungssymptome habe, machte ich mir keine Sorgen. Gestern beim Mittagessen (Äpfel, Mango und Orange mit Sojajoghurt) aber: Lippenherpes-Alarm! Nach fast drei Jahren Ruhe ganz eindeutige Bläschen, ich tupfte umgehend antivirale Salbe drauf (sowohl Büroschublade als auch Arbeitsrucksack sind ausgestattet).

Der Arbeitsnachmittag fühlte sich ein wenig gewurschtelt an, das machte aber nichts.

Feierabendplan: Neuer Badeanzug. Der alte fühlt sich reichlich ausgeleiert an, der als Ersatz gekaufte arg stramm (und scheuert unterm Arm). Im Sportsupermarkt Decathlon erhoffte ich mir eine Alternative – idealerweise den geträumten in Weiß-Lila-Grün, man wird ja wohl noch träumen dürfen. Also nahm ich eine U-Bahn zum Hauptbahnhof.

Im Decathlon hätte ich fast gelacht: Es gab genau ein (Ramsch-)Modell Badeanzug ohne Schaumstoffeinsätze im oberen Bereich – man verstand hier unter Schwimmsport offensichtlicht etwas völlig anderes als ich (und auch mit Einsätzen hingen da nur drei verschiedene Modelle).

Übliches Abendprogramm daheim: Yoga-Gymnastik (ganz schön anstrengend und mit einigem Umfallen), Häuslichkeiten, Brotzeitvorbereitung.

Zum Nachtmahl erfüllte mir Herr Kaltmamsell wieder einen Wunsch: Kürbis-Kichererbsen-Spinat-Kokos-Curry.

Aufsicht auf einen Esstisch, darauf ein schwarzer Eisentopf mit dem beschriebenen Curry, darüber ein leerer weißer tiefer Teller

So gut und wohltuend wie erhofft, ich aß eine Portion zu viel. Nachtisch reichlich Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

§

Es hilft ja nichts, ich muss der Tatsache ins Auge sehen: Der sehr lang geschätzte Neil Geiman hat seinen Status und Einfluss wahrscheinlich über Jahrzehnte für sexualisierte Gewalt missbraucht:
“There Is No Safe Word
How the best-selling fantasy author Neil Gaiman hid the darkest parts of himself for decades.”

§

Ach verdammt: Die Metapher “Cargo Cult” war SO schön nützlich! (Um auszudrücken, dass sich der Erfolg eines Projekts nicht dadurch wiederholen lässt, dass man den äußerlichen und irrelevanten Rahmen nachbaut.) Und jetzt hat sie kein faktisches Fundament, ist sogar rassistisch.
“The origin of the cargo cult metaphor”.

via @kathrinpassig

(Dass es sich mit dem “Stockholm-Syndrom” ähnlich verhält, wussten Sie aber?)

Journal Montag, 13. Januar 2025 – Deniz Ohde, Streulicht

Dienstag, 14. Januar 2025

Wieder Mal hielt ich mich an Feierabend-Vorhaben (da reicht bereits ein Lebensmittel-Einkauf) und Wochenendplänen (Freitagssteak! Rotwein!) fest, um bei der Aussicht auf die Arbeitswoche mit vielen Unwägbarkeiten und vielem bereits feststehenden Druck nicht zu verzweifeln.
ABER! Ich hatte von einem hinreißenden Badeanzug in Weiß-Lila-Grün geträumt, perfekt schwimmtauglich.

Morgenhimmel über Hochhäusern, darin der Mond

Fast-Vollmond riesig über der Theresienwiese (das untere Licht) (in Echt natürlich VIEL größer).

Übers Wochenende war wieder gearbeitet worden, ich musste mich am Schreibtisch nach Öffnen meines Postfachs erstmal orientieren. Besprechungen, Wegarbeiten.

Sehr erhöhter Blick auf eine Stadt, vorne moderne Bürohäuser und Bahngleise, darüber blauer Himmel und Sonnenschein

Ich nahm mir aber Zeit, durch klaren Sonnenschein und Kälte zu einem Mittagscappuccino (teurer geworden) ins Westend zu gehen.

Mittagessen: Orangen (ich brauche bald eine Pause), Roggenvollkornbrot.

Am Nachmittag heftig weitergearbeitet; es wurde bereits dunkel, als ich erstmals in Welt- und private Nachrichten sah.

Auf dem knackig kalten Heimweg kurzer Lebensmitteleinkauf beim Vollcorner.

Daheim erwarteten mich Crowdfarming-Avocados – aber zwei Kisten, zwei Liefertermine waren kurzerhand zusammengelegt worden. 5 Kilo Avocados überfordern mich wirklich: Ich kündigte die Adoption des Baums, werde künftig einzelne Kisten bei Bedarf bestellen. Denn Wegwerfenmüssen ist genau das Gegenteil meiner Unterstützung von Crowdfarming.

Gereizte Stimmung, diesmal half mir die Yoga-Gymnastik nicht raus. Brotzeit vorbereitet, fürs Abendessen Endiviensalat mit Orangen(…)saft-Tahini-Dressing. Außerdem gab es einen Rest Lasagne vom Vorabend. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen: Ursula März, Tante Martl – “Roman” genannt, doch die Geschichte der tatsächlichen Patentante der Autorin, ich wüsste gerne, warum sie das Buch “Roman” genannt hat.

§

Deniz Ohde, Streulicht.

Eine junge Frau erzählt, wie sie zur Hochzeit ihrer einst besten Freundin nochmal in ihre deutsche Heimatgegend kommt, Industrierand einer großen Stadt, in die heruntergekommene Arbeiter-Wohnung, in der sie groß geworden ist, in der nur noch ihr Vater lebt. Sie erzählt, wie es war, dort groß zu werden, nahezu unsichtbar als schüchternes Mädchen, das schon äußerlich nicht zu den anderen passte, wohl das Erbe ihrer türkischen Mutter. Aber alles sehend, wahrnehmend, und von so vielem davon niedergedrückt, klein gemacht. Nicht mal ihre Eltern können etwas mit ihr anfangen.

In einem ganz eigenen, spröden Tonfall und oft fragmentarisch erzählt diese Frau, deren Namen wir nie erfahren, der zu ihrer Ausgegrenzheit gehörte. Ohne Lamento, eher stoisch klingt sie in ihrer trostlosen Chancenlosigkeit, aus der sie sich spät und auch nur zum Teil und vorübergehend wegboxt – denn ihr fällt ja doch nichts ein, was als Ziel eines Kämpfens taugt.

Folgerichtig ist das keine Aufsteigerinnen-, keine Befreiungsgeschichte, und es gibt auch kein Happy End. Die Geschichte endet halt dort, wo sie endet. Und könnte in viele Richtungen weitergehen. Das fand ich alles sehr gut und überzeugend gemacht.

Falls jemand nach dem Gesellschaftsklassen-Gegenteil von Christian Krachts Faserland sucht: Bitteschön.

(Aber jetzt brauchte ich wirklich mal wieder was Heiteres.)

§

Das Landgericht Köln hat entschieden, dass Dubai-Schokolade in Dubai hergestellt sein muss.

Ich sehe schwarz für mein Malaga-Eis. Und erst für Mars-Riegel!

Journal Sonntag, 12. Januar 2025 – Selfielauf an der Isar

Montag, 13. Januar 2025

Der Morgen wurde Tag zu einem fahlen Grau. Ich machte es mir dennoch gemütlich, bloggte, las, trank café con leche, Wasser, Tee.1

Ein Isarlauf war gesetzt, ich horchte in mich, nach welcher Strecke mir war: Ich wünschte mir weite Blicke, also nahm ich die U-Bahn nach Thalkirchen, um von der Großhesseloher Brücke und durch die kahlen Bäume vom Isarhochufer schauen zu können.

Dann hatte ich auch noch eine Foto-Idee (ein schneefreier, trüblichtiger Wintertag bot ja nicht viel): Die regelmäßig gesehenen und fotografierten Motive – aber als Selfie-Hintergrund. Dabei bemerkte ich mal wieder meine mangelnde Selfie-Routine, ich stellte mich ziemlich an.

Frau in Laufkleidung fotografiert sich in einem Spiegel an Gleisen in einem dunkelblau ausgekleideten U-Bahnhof

Spiegelsefie am Sendlinger Tor ging noch.

Selfie einer rotnasigen Frau mit Brille und Mütze, hinter ihr das Gitter einer Brückenbrüstung über einem winterlich kahlen Flusstal

Auf der Großhesseloher Brücke.

Selfie einer Frau mit Brille und weißer Haarsträhne unter Mütze, hinter ihr unter düsterem Himmel das Isartal

Pullach.

Selfie einer Frau mit Brille und weißer Haarsträhne unter Mütze, hinter ihr unter düsterem Himmel eine Winterwiese und ein Hydrant

Auf dem Rückweg kurz vor der Großhesseloher Brücke.

Selfie einer Frau mit Brille und weißer Haarsträhne unter Mütze, hinter ihr hölzernes Geländer, daran ein hölzerner St. Nepomuk

Mit Brückenheiligem Nepomuk an der Floßlände.

Links angeschnitten Selfie einer Frau mit Brille und weißer Haarsträhne unter Mütze, rechts eine Winterwiese, ein Zaun

Hier am Isarwerk beim Hinterbrühler See lagerten hinterm Zaun bis vor einigen Wochen schlichte Steine der Alten Münchner Hauptsynagoge zwischen, vor 85 Jahren auf Befehl von Hitler abgerissen, die bei Bauarbeiten unter der Großhesseloher Brücke gefunden worden warden. Jetzt waren sie abtransportiert worden.

Selfie einer Frau mit Brille und weißer Haarsträhne unter Mütze, hinter ihr unter düsterem Himmel ein kahler Baum und ein Kanal

Isarwerk.

Frau in Laufkleidung fotografiert sich in einem Spiegel an Gleisen in einem hellgelb-hellgrün ausgekleideten U-Bahnhof

U-Bahnhof Thalkirchen.

Besser als das Selfie-Aufnehmen ging das Joggen selbst: Ich lief ab dem zweiten Drittel so leicht wie schon lang nicht mehr, hätte nach meiner 1 Stunde und 45 Minuten locker weiterlaufen können. Fröhliche Heimfahrt.

Frühstück kurz nach zwei: Äpfel, Orangen, eine Scheibe Roggenvollkornbrot mit Butter und gekochtem Schinken.

Wie angekündigt kam nachmittags die Sonne raus. Ich freute mich über die zusätzliche Wärme im Wohnzimmer, denn unerklärlicherweise fror ich trotz Heizung und dicker Kleidung.

Warm wurde mir erst beim Kochen: Gestern durfte ich in Abwesenheit von Herrn Kaltmamsell fürs Sonntagessen sorgen (er würde abends heimkommen), und ich hatte Lust auf klassische Lasagne gehabt, erstellte sie aus der Lameng wie zu Studienzeiten (Hackfleischsauce, Bechamel, Parmesan). Erstmal Ragú mit viel Gemüseschnippeln, und bis ich das Stück bockharten alten Parmesan gerieben hatte, brauchte ich keinen dicken Wollpulli mehr.

Yoga-Gymnastik – das 30-Tage-Programm “Center” von Adriene gefällt mir auch nach der 11. Folge sehr gut. Vielfältiges Aufräumen, u.a. weil am Montag nach drei Wochen Pause wieder Herr Putzmann kommt.

Die Lasagne gelang weitgehend (für meinen Geschmack hätte sie saftiger sein können), schmeckte gut. Nachtisch Schokolade.

Im Bett Deniz Ohde, Streulicht ausgelesen: Gefiel mir gut, dazu schreibe ich noch.

§

Es ist viel davon die Rede, dass gerade die medizinische Pflege auf ausländische Fachkräfte angewiesen ist. Doch wie ihr Alltag in unserer rassistischen Gesellschaft2 aussieht, fragt kaum jemand. Ich schenke Ihnen einen Krautreporter-Artikel, der genau das tut:
“Rassismus und Identität
‘Manche wollen sich nicht mal die Windeln von mir wechseln lassen'”.

  1. Aus einer gemischten Packung Beutel aromatisierter Tees war mir Grüntee mit Minzaroma in die Finger geraten, und ich wundere mich, warum man die eine Art Tee – Grüntee – mit dem Geschmack eines anderen Tees – Pfefferminztee – aromatisiert, anstatt gleich den anderen Tee aufzubrühen. Oder die beiden Tees zu mischen, falls man Pfefferminztee mit Koffeein haben möchte. []
  2. Ja, auch Sie gehören dazu, und auch ich. []

Journal Samstag, 11. Januar 2025 – Samstag mit ganz viel Erholung

Sonntag, 12. Januar 2025

Gut und lang geschlafen, beim Aufwachen wurde es gerade zu schönem, frostigen Wetter hell.

Blick über ein Balkonsims nach draußen, im Vordergrund auf dem Betonsims ein Tonschälchen mit gefrorenem Wasser, im Hintergrund ein kahler Baum auf frostiger Wiese, sonnenbeschienenes Gebäude

Erstmal Bettwäsche in die Maschine gesteckt.

Der Sonnenschein brachte mich auf die Idee, die geplante Schwimmrunde ins Dante-Winterfreibad zu legen und Sonnensport zu genießen. Also nahm ich eine U-Bahn bis Westfriedhof.

Zwar hatte der Himmel genau bis zu meinem Eintreffen am Bad zugezogen, doch er wurde während meiner 3.000 Meter im Wasser (Schwimmgefühl: leicht, stark) doch abwechslungsreich, bei jedem Atemholen und Gucken interessant, sogar ein paar Sonnenstrahlen bekam ich.

Das Becken war überraschen dicht beschwommen (ich weiß auch nicht, warum ich gerade im Dantebad weniger Vorsatzsportler*innen vermutete), doch wieder bewährte sich die anderthalbfache Breite der Schwimmbahn, die entspanntes Überholen ermöglicht: Friedliches Miteinanderauskommen, inklusive einer “Nach-Ihnen”-“Aber-nein-nach-Ihnen”-Situation am Beckenrand.

Beim Vorher-Duschen war ich in einen Schichtwechsel geraten und musste auf eine freie Brause warten, doch beim Nachher-Duschen hatte sich die Lage beruhigt, und in der Sammelumkleide kam ich anschließend mit anderen Schwimmerinnen ins Plaudern (Thema Sportrucksäcke, ich musste die traurige Kunde vom Verschwinden des Herstellers Bree weitergeben).

Wie geplant nahm ich die Tram zurück in die Stadt, lief vom Stachus zum Marienplatz, probierte und kaufte im COS-Laden ein grünes Baumwollkleid, dessen Schnitt und Farbe mir im Vorbeilaufen aufgefallen waren, das ich seither nicht mehr aus dem Kopf bekam, und außerdem steht sowieso ein vorhandenes Kleid für ähnliche Temperaturen auf meiner Weitergeb-Liste und darf ersetzt werden. Kurzer Einkauf im Untergeschoß des Kaufhofs, unter anderem erbarmte ich mich drei Wochen nach Heilig Abend einiger Weihnachtsschokolade um die Hälfte.

Frühstück um zwei: Viele Orangen (ich checkte mal wieder alle in der Kiste, ein paar hatten bereits matschige Stellen), Roggenvollkornbrot mit Butter und gekochtem Schinken.

Belehrender Exkurs: Ich lege gern die Crowdfarming-Landwirtschaft offen, auf der mein adoptierter Baum steht: Doña Ana, Landwirt Paco Sánchez (es wurde nachgefragt). Doch ich weise nochmal darauf hin, dass der Unterschied der solidarischen Landwirtschaft zum Supermarkt- oder Markt-Einkauf ist, dass man sich das Obst nicht aussuchen kann, sondern wie beim eigenen Schrebergarten das bekommt, was halt geerntet wird. Ich hatte durchaus auch mal nicht so köstliche Orangen von dort, zum Beispiel weil der von mir bestimmte Lieferzeitpunkt im damaligen Jahr noch recht unreife Früchte brachte. Heuer scheint mir, dass sie sogar ein wenig zu lange am Baum gehangen sein könnten (das Obst wird immer erst für die Lieferung geerntet, dadurch ist keine Lagerung nötig), und das wird bei den nächsten beiden 10-Kilo-Kisten noch mehr so sein, die ja noch später kommen.

Beim Rumgucken auf der Corwdfarming-Website setzte ich einen Einmerker für bulgarische Kirschen (meine bulgarische Kollegin hat einmal zu oft davon geschwärmt, das seien die besten überhaupt – und das tut sie keineswegs bei allem, was aus Bulgarien kommt). Und ich adoptierte zwei Artischockenpflanzen in Frankreich (es gibt Artischocken bei Crowdfarming!).

Draußen wurde es nachmittags nochmal heller. Ich genoss das resultierende Licht in der Wohnung, las Internet und Zeitung, es ging mir gut, ich war nahezu fröhlich (was ist los? habe ich mir einen Infekt eingefangen?).

Yoga-Gymnastik kurz und knackig, dann kochte ich fürs Abendessen Kartoffeln, die es zum restlichen Wirsinggemüse vom Vorabend gab (Herr Kaltmamsell hatte beim vorherigen Ernteanteil-Wirsing geäußert, er habe jetzt erstmal genug davon, deshalb hatte ich ihm versprochen, dass ich diesen gesamt übernehme). Als Vorspeise ein wenig Ernteanteil-Pakchoi, den Herr Kaltmamsell sauer eingelegt hatte, zum Nachtisch Pralinen.

Früh zum Lesen ins frisch überzogene Bett – mit neuer Baumwollsatin-Bettwäsche (Christkind-Geschenk), ein echter Genuss.

Blick auf eine helle Bettdecke, der Überzug hat noch die Verpackungsfalten, rechts angeschnitten ein aufgeklappter Laptop

(Bücherei-Bücher lese ich meist auf meinem Laptop; Umwandeln in Kindle-kompatibles Format ist mir zu umständlich, Handy-Bildschirm zu klein.)

§

Fünf Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie schreibt Fabian Kretschmer darüber, dass diese Phase die größten strukturellen Auswirkungen auf China hatte:
“Chinas großer Wandel”.

Im Reich der Mitte begann die Pandemie und wirkt weiter nach. Wirtschaftlich, politisch und ideologisch ist das Land ein anderes als vor der Pandemie.

§

Aberkennung der Staatsbürgerschaft und die alte Geschichte vom “guten Ausländer” – ein Mastodon-Thread von Dejan Mihajlović.

§

Isabella Rossellini vor ein paar Tagen bei Stephen Colbert über “Conclave” – mir war nicht klar, wie ITALIENISCH sie ist!
<3 <3 <3
(Das wollen Sie möglicherweise auch dann sehen, auch wenn Sie kein Englisch verstehen.)

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=rsueJ3w-0yo

Journal Freitag, 10. Januar 2025 – Ins Wochenende gerettet

Samstag, 11. Januar 2025

Guter Schlaf bis fast Weckerklingeln.

Ich stand auf zu hellem Himmel, doch schon auf meinem Weg in die Arbeit zog er zu.

Tollwood-Reste auf der Theresienwiese. Die vorhergehenden drei Tage dieser eh nur Vier-Tage-Woche waren so voll gewesen, dass ich mir aktiv ins Gedächtnis rufen musste, dass ich immer noch in der ersten Arbeitswoche des Jahres steckte, nicht bereits in der zweiten.

Während meines sehr geschäftigen Vormittags hörte ich auch mal Regen ans Fenster prasseln, gestern hatte es einmal alles. Übergabe einer Verantwortlichkeit, die mir derzeit besonders im Magen lag – und auf deren Abgebbarkeit ich von selbst gar nicht gekommen war.

Mittags huschte ich auf einen Cappuccino und einen Bäckerei-Einkauf raus, blieb dabei trocken.

Spätes Mittagessen (eh kein Appetit, dann konnte ich diesen einen Job auch erstmal fertigmachen): Viele Orangen, eben geholtes frisches Roggenvollkornbrot.

Vielfältiger Arbeitsnachmittag umgeben von freitagsleeren Büros, zuletzt mit Querschuss, der komplette Umplanung erforderte.

Modernes Bürohochhaus vor blauem Himmel mit weißen Wolken, in den Fenstern des Hochhauses spiegeln sich Wolken

Den pünktlichen Freitagfeierabend verfolgte ich nicht mit dem sonstigen Druck, weil Herr Kaltmamsell gestern und das restliche Wochenende aushäusig verbringen würde – ohne Aussicht auf gemeinsames Wochenendfeiern zog es mich nicht so sehr nach Hause.

Auf dem trockenen, kalten Heimweg Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner fürs Wochenende, das mich auch ohne Herrn Kaltmamsell mit Erleichterung erfüllte. Zu Hause zerkleinerte ich den Ernteanteil-Wirsing für mein Nachtmahl und briet ihn an, während das Gemüse garte, turnte ich Yoga-Gymnastik. Dann Ernteanteil-Kartöffelchen geputzt (zum Teil wegen Stellen bis auf unter die Hälfte der eh geringen Größe) und gekocht, dann gab es Wirsinggemüse mit Salzkartoffeln. Nachtisch Hutzelbrot und Schokolade.

Zur Abendunterhaltung folgte ich einem Link-Tipp von Joël zum Actress Roundtable mit den Schauspielerinnen Angelina Jolie, Demi Moore, Zendaya, Zoe Saldaña, Mikey Madison und Tilda Swinton – superspannendes Erzählen aus ihren jüngsten Arbeiten, mit sehr unterschiedlichen Herangehensweisen und individuellem Erleben der Schauspielerei. Mehrfach betonen die Frauen, dass sie praktisch nie Gelegenheit haben, sich darüber auszutauschen und wir wertvoll das für sie ist. Und jetzt verstehe ich auch, warum Tilda Swinton immer sagt, sie sei keine Schauspielerin.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=yG9KMfYfgEo&t=4s

§

Vergangene Woche Büroflurgespräche über Grußvarianten im süddeutschen Arbeitsleben, und mir fiel ein, wie in den 1980ern die Sport-Redakteure der Lokalzeitung mit “Habedjehre” grüßten, was ich als 19/20-jährige Volontärin (die das doof fand) konsequent mit “Küss die Hand” erwiderte. “Habedjehre” war zumindest zu dieser Zeit auch außerdhalb des Arbeitslebens noch häufig genug für den Otto-Waalkes-Scherz “Habedjehre” – “Habe die Masern”. Ich verband ihn damals mit den Mitschülern, die sich in Freistunden zum Schafkopf-Spiel zusammensetzten und auf die ich wegen ihrer angenommenen Eindimensionalität herabschaute. Doch ich höre diesen Gruß bis heute von einer Sorte oberbayrischer Männer (quer durch die Altersschichten), die das irgendwie kumpelig witzig findet.

Richtete einer ihn an mich, würde ich auch heute noch “Küss die Hand” antworten.