Journal Dienstag, 18. Februar 2025 – Paula Fürstenberg, Weltalltage
Mittwoch, 19. Februar 2025 um 6:20Paula Fürstenbergs Roman Weltalltage von 2024 besteht aus sehr viel Form – die aber bedeutungstragender Teil des Inhalts ist.
Das wird schon beim Blick auf das Inhaltsverzeichnis klar.
Zunächst wusste ich nicht, ob ich das angestrengt und aufgesetzt finden sollte oder lustig. Doch es stellte sich bald heraus, dass diese Struktur und diese Ebenen Handlung sind: Sie transportieren den Prozess des Erzählens, des Haderns, des Recherchierens.
Im Roman geht es um die Freundschaft der Erzählerin mit Max seit Schultagen. In der Erzählgegenwart wohnen sie zusammen in Berlin, geben einander Halt in ihren Leben nach dem Studium, das sie nicht wirklich auf die Reihe bekommen. Es geht um das Aufwachsen der beiden in Ostdeutschland und als einzige Kinder alleinerziehender Mütter. Ein zentrales Thema ist Krankheit – und die Sicht darauf, literarisch, gesellschaftlich: Die Erzählerin verarbeitet, was sie darüber gelesen hat, gleicht es ab mit ihrem eigenen Krankheitserleben – selbstbewusst und fesselnd. Und in den Gesprächen werden die interessantesten Fragen über Depressionen verhandelt, die ich je gelesen habe (u.a. Ist Depression eine Naturkatastrophe oder ein Verkehrsunfall?). Dazwischen auch Sach-Passagen, zum Beispiel eine Auflistung von Frauenfiguren durch die Geschichte, die sich massiv und teils gewalttätig gegen Ungerechtigkeiten auflehnten (“Krawall-Barbies”).
Teil der Erzählsituation ist die Behauptung von Autofiktion: Die Ich- (eingentlich Du-)Erzählerin (auch das wird thematisiert) schreibt als ihren ersten Roman diese Geschichte ihrer Freundschaft mit Max. Das Schreiben selbst ist wichtiger Teil der Handlung, auch das Sprechen über das Schreiben, die schwankende Einwilligung von Max, dass er und sein echtes Leben verwertet werden. Ich fand das handwerklich ganz ausgezeichnet gemacht, auf mich wirkte das deutlich weniger verkopft, als es hätte ausgehen können. Statt dessen las sich diese Erzählweise fast zwingend für den Inhalt. Ob es sich nun wirklich um das Leben der Autorin handelt oder nicht, fand ich diesmal tatsächlich irrelevant. Ich mochte das Buch sehr.
Zudem: Ein Roman mit Literaturverzeichnis <3
§
Gestern sehr müde vom Handyklingeln unterm Kissen geweckt worden, ich hätte gern weitergeschlafen.
Weg in die Arbeit unter überraschend düsterem Himmel, eigentlich war uns durchgehend freier Himmel versprochen worden.
Im Büro mehrfacher Überfall aus dem E-Mail-Postfach: Es dauerte bis zur Zeit meines Mittagscappuccinos, bis ich geradeaus schauen und strukturiert arbeiten konnte.
Jetzt schien die Sonne tatsächlich vom wolkenlosen Himmel, ich marschierte ins Westend.
Auch in diesem Stadtviertel sind die Hunde mittlerweile eleganter gekleidet als ich.
Herrliches Licht auf dem Rückweg.
Mittagessen später: Orangen, Muesli in Joghurt.
Arbeitsnachmittag geordnet, ich konnte immer wieder raus ins wundervolle Wetter schauen.
So sehr ich auch gehofft hatte, dass die Welt inzwischen weiter ist: In meinem Arbeitsalltag ist Microsoft Copilot mit seiner Vorlautheit ohne wirklich brauchbare Vorschläge einfach eine Neuauflage von Karl Klammer (ich kenne jemanden aus dem Team, das seine Texte seinerzeit ins Deutsche übersetzte).
Auf dem Heimweg Einkäufe: Süßigkeitennachschub, Drogeriemarkt, Lebensmittel im Vollcorner. Zu Hause Yoga-Gymnastik: Eine Dehn-Einheit, war gestern ok.
Herr Kaltmamsell hatte aus der zweiten Hälfte Ernteanteil-Lauch ein Bohnengericht mit roter eingelegter Paprika gemacht (nicht zum ersten Mal), besonders köstlich. Nachtisch Schokolade.
Früh ins Bett zum Lesen.
1 Kommentar zu „Journal Dienstag, 18. Februar 2025 – Paula Fürstenberg, Weltalltage“
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19. Februar 2025 um 18:21
Stimmt! Copilot ist Karl Klammer (und unnütz). Ich wäre da nicht drauf gekommen, habe aber herzlich gelacht. Danke