Journal Donnerstag, 20. Februar 2025 – Sonne zwischen Niedergeschlagenheit und Das-kann-doch-alles-nicht-sein
Freitag, 21. Februar 2025 um 6:22Etwas zerhackte Nacht, aber jedesmal schnell wieder eingeschlafen.
Ein Morgen mit klarem Himmel und Sonne, auf dem Marsch in die Arbeit fast schon klirrender Frost (knisternd?).
Emsiger Arbeitsvormittag, vorübergehend unter Wolkendecke, die sich aber bald verzog.
Mittags zog es mich mit Macht raus, die Sonne hatte die Winterluft schön gewärmt. Mittagscappuccino bei Nachbars, Käsekauf auf dem Markt am Georg-Freundorfer-Platz, herrlitsch!
Eh spätes Mittagessen (Orangen, eingeweichtes Muesli mit Joghurt) wurde noch später wegen massivem Querschuss, der mich erstmal wirbeln ließ. Zumindest ist absehbar, dass es diese Art Querschüsse ab Mai nicht mehr geben wird (weil Schuss-riskantes Thema anders organisiert).
Hinter mir stank es leise und appetitlich aus der Arbeitstasche: Der Sennkäse vom Markt ist ein rot geschmierter.
Wie am Vorabend war ich komisch zittrig, die Aufregung um den Querschuss minderte das nicht gerade.
Ich ließ es nicht zu spät werden, da ich gestern Ernteanteil-Abholdienst hatte, Herr Kaltmamsell war durch eine Fortbildung verhindert. Er hatte mich bereits darauf vorbereitet, dass die Tür zu dem Gebäude mit unserem Verteilerpunkt (eine Agentur im ersten Stock) kaputt war, dass man über einen Innenhof und darin eine offene Hintertür ins Treppenhaus kam. Nur dass die Hintertür halt versperrt war. Ich fragte jemanden aus dem Süpermarket im Haus um Rat, vergeblich. Klingelte vorne bei der Agentur in der Hoffnung, dass jemand zum Aufsperren kommen würde, vergeblich. Zum Glück radelte bald eine Bewohnerin in den Hinterhof, die mich mit ihrem Schlüssel mitnahm.
Zu Hause Yoga-Gymnastik, Brotzeitvorbereitung. Als Abendessen gab es einen Teller Pasta e Fagioli vom Vortag, außerdem Käse vom Markt, erstes Probiererl eines Schwarzrettich-Kimchi (noch recht bitter).
Nachtisch Schokolade.
Derzeit ist es mir unmöglich, mich auf den einen täglichen Newsletter über Trump “Was er heute angestellt hat” zu beschränken. Aktuell: Trump hat Dutzende Regulierungsbehörden abgeschafft, die unter anderem die Einhaltung von Kommunikationstechnikgesetzen überprüfen, von Gesetzen zum Verbraucherschutz und Börsenhandel. Ja, auch dagegen wird geklagt werden – doch da Trump explizit klargemacht hat, dass er sich als Präsident über dem Gesetz stehend ansieht (also als Autokraten), ist es wahrscheinlich, dass er Gerichtsurteile ignoriert.
Zu schnell, groß und schrecklich sind die Ereignisse. Ich assoziiere Megaschurken aus Comic-Superheldenuniversen – die sich selbst ja auch immer als Retter sehen.
Die Medien-Vergleiche “Abrissbirne”, “Zerstörer der Weltordnung” sind hilflose Versuche, Trumps Bombardement in Worte zu fassen. Aktuell hat er sich an die Seite des russischen Autokraten Putin gestellt und macht die Ukraine für den russischen Überfall auf und die Zerstörung der Ukraine verantwortlich – eine 180-Grad-Wende der US-amerikanischen Politik. So schnell kann Europa sich nicht als Gegengewicht aufstellen, und mir fallen umgehend alle Szenarien ein, die Fachkundige für den Fall einer russischen Annexion der Ukraine gezeichnet haben. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie sich die Menschen in Polen gerade fühlen. (Die Vorstellung, wie man sich gerade in der Ukraine fühlt, muss ich völlig verdrängen.) Wir werden uns auf sehr viele Geflüchtete und Exilant*innen gefasst machen müssen.
Eigentlich standen meine Prio-Themen für die Wahlentscheidung am Sonntag fest. Spüre gerade eine Veränderung.
(Immer daran festhalten, dass die Zukunft noch nicht feststeht.)
§
die KaltmamsellDenkt immer daran. Wählen ist ein Privileg. Nicht alle, die in diesem Land leben, dürfen über die Politik der nächsten Jahre entscheiden. Ihr wählt auch für all jene mit, die dieses Privileg nicht besitzen. Also wenn ihr nicht wisst, wen ihr wählen sollt, wählt für die, die es nicht können.
3 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 20. Februar 2025 – Sonne zwischen Niedergeschlagenheit und Das-kann-doch-alles-nicht-sein“
Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)
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21. Februar 2025 um 16:33
Schon die Obama admin hatte darauf hingewiesen, dass sie nicht ewig europäische Anliegen in der Verteidigung mitfinanzieren wird können. Schon da war die Message, Europe und die Alliierten müssten sich stärker beteiligen.
Man betrachte das aktuelle US-amerikanische Defizit – man wird sparen, weil man sparen muss, und man wird an allen Anliegen sparen, die man nicht als uramerikanische Anliegen betrachtet. In Europa war das bekannt, man hat nur vorgezogen, es weitgehend zu ignorieren.
Trump macht wie üblich Trump-Dinge; aber DIESES Thema hat soooo einen Bart, bis zurück in die Obama admin.
Auch andere Akzente der Trump admin sind unter diesem Gesichtspunkt – Defizit schrumpfen – zu verstehen. Der Punkt wird kommen, wo man DIESE Notwendigkeit auch für die deutschen Staatsausgaben nicht mehr ignorieren kann.
21. Februar 2025 um 18:04
Sehr wahrscheinlich ist eine Autokratie tatsächlich kostengünstiger, Susann, aber sicher nicht gerechter. Meine Prioritäten sind andere.
22. Februar 2025 um 4:08
Meine Prioritäten sind auch andere!
Ums Sparen geht’s doch gar nicht, um nationale Interessen auch nicht wirklich, sondern eher um Rache, Kulturkampf, Großreich-Fantasien, und last, but certainly not least, immer darum, die eigenen Taschen zu füllen, zum Beispiel durch den Bau von “Resorts” im ethnisch gesäuberten Gazastreifen oder die Ausbeutung von Bodenschätzen in der Ukraine.