Journal Sonntag, 16. Februar 2025 – SCHNEE! an der Isar

Montag, 17. Februar 2025 um 6:19

Wenn auch in Etappen, so doch lang geschlafen. Und nur aufgehört, als ich befürchtete, dass dösendes Liegenbleiben mir nicht mehr gut tun würde.

Gegen neun erste Schneeflocken in der Luft, die schnell zu ernsthaftem Schneefall wurden, das Draußen färbte sich weiß.

Isarlauf plante ich nochmal um Thalkirchen: Ab Montag wird die U-Bahn-Strecke U3 dorthin überarbeitet, bis Mitte März mit Bus-Ersatz bedient; ich nutzte den vorerst letzten U-Bahn-Tag. (Diese Bauarbeiten waren so oft als Durchsage in allen relevanten U-Bahn-Linien sowie U-Bahnhöfen angekündigt worden, dass sie wirklich nur an seltenen Gelegenheitsfahrenden vorbeigehen konnten.)

Als ich den Rechner zuklappte, um mich für die Laufrunde fertig zu machen, hatte ich eine superverrückte Idee: Ich könnte spazieren statt zu joggen! Und so noch mehr vom schönen Schnee mitbekommen. Statt Laufkleidung zog ich also Strumpfhose, Jeans, dicke Socken, Winterjacke an.

Spiegelselfie einer Frau in enger Jeans, Wanderstiefeln, dunkelbrauner Winter-Funktionsjacke mit hochgestülpter Kapuze

Auf den Wegen von Thalkirchen nach Süden waren überraschend wenige Menschen unterwegs, ich hatte angenommen, dass sich ganz München angesichts des Schneefalls in Winterstiefel, Mütze, Schal, Handschuhe und an die Isar stürzen würde. Und sie haben alle etwas verpasst, der Spaziergang war herrlich. Auf dem Hinweg Thalkirchen-Pullach schneite es fast durchgehend leicht, auf dem Rückweg konnte ich die Kapuze runterklappen – bis auf die letzten zehn Minuten, als es erneut schneite.

Temperatur lediglich um die null Grad, beim strammen Gehen hatte ich es schön warm.

In grünem Wasser spiegeln sich eine schneebedeckte Hütte, an der bunte Kajaks hängen

Auf einer schneebedeckten Fläche eine Steinskulptur mit Schneespuren: Eine Mann mit nacktem Oberkörper, der nach unten blickt, seine Beine sind nicht ausgestaltet, sondern roher Fels

Brunnen: aus einem stehenden Holzstamm kommt ein Rohr mit Wasser, es fließt in einen Holztrog, alles ist verschneit

Gewässer mit verschneiten Ufern, im Vordergrund Schwäne, Stockenten, Blesshühner, Gänse, Mandarinenten, im Hintergrund ein ockerfarbenes Gebäude mit rotem, verschneiten Dach

Großes Wasservogeltreffen hinterm Isarwerk.

Stechlige Kugelpflanze voll Schnee vor verschneiter Landschaft

Im Schnee eine überlebensgroße Flößerfigur von hinten, dahinter Zusammenfluss zweier Wasserläufe, Brücke über einen, an den Ufern kahle Bäume

Sehr erhöhter Blick auf verschneite Flusslandschaft

Verschneiter Weg zwischen kahlen Bäumen, am schneedüsteren Himmel eine Ahnung von Sonne

Für 15 Minuten kam fast die Sonne raus.

Erhöhter Blick auf ein verschneites Tal mit Flussbiegung, Wasserwerk, rechts einem Ort mit Kirche

Links verschneiter Weg und Zaun, rechts einzelne kahle Bäume, darunter ein astloser Stamm mit Spechtlöchern

Das tat bis ganz innen drinnen gut. Vielleicht ist das ja auch eine Alterserscheinung: Dass Draußenbewegung zwischen Pflanzen und in viel freier Fläche (ich scheue mich, diese durch-zivilisierte und eingehegte Gegend “Natur” zu nennen – ich bitte Sie: auf den unasphaltierten Spazierwegen war bereits ein Schneepflug unterwegs, um sie von den fünf Zentimetern Schnee zu befreien) so viel Erholung, Ruhe, Energie bewirken kann. Alterserscheinung, denn: Hätten Sie mir das vor 30 Jahren angekündigt, hätte ich sie laut ausgelacht.

Zurück daheim Frühstück kurz nach zwei: Coleslaw, vom am Vortag gebackenes Brot zwei Scheiben mit Butter und restlichem Schinken, ein Stück mit restlicher Nocilla aus Spanien.

Als Montagsbrotzeit Karottensalat zubereitet.

Gemütlicher Nachmittag mit Lesen: Internet, zwei SZ-Magazine, Florian Gleibs, Shalom Kitchen aus. Es schneite immer wieder ein wenig.

Yoga-Gymnastik, dann gab es als Nachtmahl edle Reste vom Vorabend: Serviettenknödelscheiben gebraten, Herz in Biersauce, restlichen Coleslaw. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

§

In den vergangenen Tagen gab es Messerangriffe in Bremen, Lübeck, Ratingen, Erfurt, mehrere in Dortmund und in Berlin. Teilweise mit Toten, mit Schusswechsel mit der Polizei, willkürliche Opfer. Von keinem hast du wahrscheinlich gehört.

Bei Volksverpetzer schreibt Thomas Laschyk über:
“So manipuliert man dich über Messerangriffe”.

§

Wie Edmund de Waal, britischer Keramikkünstler und Schriftsteller, mir etwas über meine Stadt erzählte. Nämlich über die Porzellan-Manufaktur Allach-München, in der Heinrich Himmler Porzellan-Figuren für die SS produzieren ließ. Vor zwölf Jahren konnte de Waal noch die verfallene Fabrik besichtigen, hier sein instagram-Post dazu.

§

Die Attraktion des Anblicks von Museumsbesuchenden in Kunstmuseen kann ich nur zu gut nachvollziehen. Der brasilianische Fotograf Alécio de Andrade lebte 40 Jahre in Paris und fotografierte Besucher*innen des Louvre, 1992 wurde ein Buch daraus.

Alécio de Andrade wandered the rooms of the Louvre Museum for nearly thirty-nine years, starting in 1964. From these walks, he left 12,000 photos.

Miss Moss zeigte einige davon in ihrem Blog:
“The Louvre and its visitors”.

Besonders gefallen mir die Motive, in denen die Fotografierten gerade den Fotografen ansehen – eine Doppelung der Metaperspektive.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Sonntag, 16. Februar 2025 – SCHNEE! an der Isar“

  1. Christine meint:

    Im benachbarten Viersen findet zur Zeit eine sehr ähnliche Ausstellung mit Bildern wie denen von de Andrade statt: https://vierfalt-viersen.de/programm/its-a-match-felix-kraemer-x-jakob-schwerdtfeger/ Bilder von Museumsbesuchern, die optisch sehr gut zu den ausgestellten Bildern passen.
    ~
    Ich hätte es mir vor 30 Jahren auch nicht träumen lassen, dass mir eine Laufrunde fehlen würde. Und dass man auf Spazierwegen den Schnee räumen muss.

  2. Trulla meint:

    Alecio de Andrade! Was für ein großartiger Fotograf – ich bin hingerissen.

  3. Hanna meint:

    Danke für den Link zum Volksverpetzer-Artikel – die konkreten Zahlen/ Verhältnismäßigkeiten waren mir nicht bewusst

  4. Bleistifterin meint:

    Zu dem Porzellan habe ich zufällig gerade die passende Folge im (sehr informativen und kurzweiligen) Podcast “Tatort Kunst” vom dlf gehört – hier der Link, falls Sie mal wieder bügeln müssen und mehr dazu erfahren möchten. Wobei einem schon ganz anders wird, wenn man dann tatsächlich “mehr” erfährt… https://www.deutschlandfunk.de/tatort-kunst-fall03-das-beliebte-nazi-porzellan-dlf-3b91e04b-100.html

  5. Sonni meint:

    Der belehrende Tonfall des Volksverpetzer-Artikels ( “So manipuliert man dich”) missfällt mir sehr. Ich sehe das inhaltlich eigentlich sehr ähnlich wie der Autor (bzw. ist ja alles eindeutig genauso nachlesbar), nehme aber bei solch einer Ansprache reflexartig eine ablehnende Haltung ein. Warum können manche Journalisten nicht auf Augenhöhe formulieren? Sehr ärgerlich.

  6. Hauptschulblues meint:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Porzellanmanufaktur_Allach

  7. Andrea0966 meint:

    Definiere déformation professionelle by proxy: Wenn ich als Frau eines “Kloverkäufers” (kfm. Angestellter in der Sanitärbranche) bei Keramikkünstler an einen Menschen denke, der Aktionskunst mit einer Toilettenschüssel macht.

    Danke für das Lachen bei der Erkenntnis, worum es sich wirklich handelt.

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