Journal Donnerstag, 6. März 2025 – Sonnenschein, Grabsteininspiration
Freitag, 7. März 2025 um 6:27Eigentlich guter Schlaf, aber mit belastenden Träumen: Ich wachte traurig auf.
Wie angekündigt und für die ganze restliche Woche vorhergesagt schien die Sonne. Frostiger Weg in die Arbeit, auf Autoscheiben und dem Gras der Theresienwiese glitzerte Raureif.
Im Büro fiel mir die Arbeit schwer: Stubenfliegenhirn, das sekundenweise zu dieser, dann zu jener Aufgabe oder Information sprang. Außerdem war ich sehr, sehr müde.
Bei Laune hielt mich die Aussicht auf einen Mittagscappuccino im Westend.
Rückweg mit offenem Mantel.
Jetzt konnte ich mit hoher Konzentration bis zum Mittagessen arbeiten, das bestand aus Apfel, Quark mit Joghurt.
Umtriebiger Nachmittag mit viel Besprechung aber auch vielen gelaufenen Schritten. (Der Besinnungsaufsatz über eine Taxifahrt in einer Reiseabrechnung platzte: Es fiel die Entscheidung, die Angelegenheit durch Selberzahlen abzukürzen.) Ich fühlte mich so überdreht wie nach drei Tassen Espresso. Draußen war es mild genug, dass ich immer wieder das Fenster meines Büros gekippt lassen konnte.
Endlich Feierabend, ich hatte Pläne. Nämlich brauchte ich neue Trinkflaschen: Das Wasser aus den beiden Fitnessstudio-Plastikflaschen, die ich seit mindestens 15 Jahren verwendete, schmeckte seit einiger Zeit nach Plastik – sehr wahrscheinlich löste sich da was vom Material. Ich spazierte also in herrlicher Luft (nur mild, nicht gruslig warm, ich brauchte durchaus mein Halstuch) und Abendlicht zum Sport Schuster. Wo ich Ersatz bekam, der meine Anforderung erfüllte: durchsichtig (eine Sport-Wasserflasche, in die ich nicht reinschauen kann, füht sich komisch an), einhändig bedienbar (also kein abnehmbarer Schraubverschluss).
Dann noch Supermarkteinkäufe.
Bye bye, vielen Dank für unzählige Sportstunden, Wanderungen und Reisen.
Wieder servierte Herr Kaltmamsell das Nachtmahl: Aus eben geholtem Ernteanteil-Lauch wurde mit Zwiebel, grüner Paprika und schwarzen Bohnen Chinesisches mit Reis. Sehr gut. Nachtisch Kauf-Desserts, weil ich die Glasschüsselchen für Samstag brauchte: Dessert für eine Einladung.
Früh ins Bett zum Lesen, neue Lektüre das aktuelle Granta 170, Winners. Laut Einleitung eine Ausgabe mit Sportliteratur (die ja eine lange Tradition hat, siehe Friedrich Torberg und Die Mannschaft, dennoch hmm, hmm).
Arbeitstage geben nichts recht her, ich krame nochmal was von der Dienstagswanderung hervor – Friedhöfe geben immer etwas her.
Links direkt neben diesem Grabstein in Unterweilbach steht dieser Grabstein mit der Aufschrift:
“Hier ruhet die tugendsame Jungfrau
Theresia Bichler
Böglbauerstochter v. hier;
gest. 22. Oktb. 1898.
im 18. Lebensjahre.
Ihr folgte seine Erziehungs-
mutter. Frau.
Rosina Schmid.
gest. 19. Juli 1906 i. 91. Lebensjh.
Josef Bichler
geb. 13.8.1877 gest. 22.2.1959.”
Als erstes stolperte ich über “seine” – wessen? Die von Theresa, also ein bayerisches “ihr seine”?
“Erziehungsmutter” war mir fremd, ich finde keine Spur.
§
“Betrugszentren”, “Scam-Fabriken”, WhatsApp-Sklaven – einem Drehbuch hätte ich das mal wieder kaum abgenommen, doch es geht um echte Menschen.
“Befreit aus den Scam-Fabriken Myanmars”.
In Myanmar sind in den vergangenen Wochen Tausende Menschen aus Zentren für Online-Betrug befreit worden. Doch dazu war brachialer Druck der Nachbarstaaten erforderlich. Und Hunderttausende werden weiter wie Sklaven gehalten.
12 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 6. März 2025 – Sonnenschein, Grabsteininspiration“
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7. März 2025 um 8:06
Vielen Dank für’s Teilen der Grabsteine. Die sind wirklich toll! Und schon wieder die Böglbauern. Ich könnte mich auf Friedhöfen auch ewig aufhalten. (Wahrscheinlich werde ich das sogar irgendwann, allerdings ohne Grabsteine anzuschauen).
“sein” statt “ihr” kenne ich auch aus meiner Kindheit auf dem schwäbischen Dorf. “der Gabi sein Vater” zum Beispiel.
7. März 2025 um 8:06
Erziehungsmutter scheint ein Synonym für Pflegemutter zu sein: https://www.simplyhired.de/job/Iunc9ymzWT3K9L2p9_I9tthyA9rXjl52JzvJ0YVu0dCgVzNwza2vMA
7. März 2025 um 8:41
Ich bin ja ein wenig neidisch auf die tollen Friedhöfe in Süddeutschland (auch wenn sich das makaber anhört). Was für tolle Monumente und Erinnerungsmale auch normale Menschen dort haben!
Weiter nördlich gibt es strenge Friedhofssatzungen, die viel Text und tolle Grabmale verbieten.
Vor vielen Jahren kannte ich einen Schmied vom Bodensee, der mir die tollsten (modernen) Grabmale, die seine Firma damals gebaut hatte, gezeigt hat. Da waren oft Hobbies (Imker, Sänger, Weltumsegler…) zu finden. Einer hatte eine Weltkugel mit Segel und Anker mit Kette auf dem Grab!
Leider ist es wohl oft so, dass je toller das Grabmal ist, desto weniger haben sich die Hinterbliebenen um den Verstorbenen zu Lebzeiten gekümmert.
Hier in der Nordhälfte von *.de ist oft nichtmal ein Bild des/der Verstorbenen auf dem Grabstein erlaubt – das lockert sich erst allmählich….
7. März 2025 um 9:31
Was für ein spannender Grabstein! Da fange ich gleich an Geschichten im Kopf zu spinnen. Die Erziehungsmutter im Gegensatz zur Stiefmutter deutet vielleicht darauf hin, dass Theresia adoptiert wurde? Was mir ein wenig sauer aufstößt, ist die tugendhafte Jungfrau. Aber gut, es waren andere Zeiten.
7. März 2025 um 9:38
Das brachte mich gleich mal dazu, Christine, nachzuschlagen: Die Gesetzgebungskompetenz für das Friedhofs- und Bestattungswesen liegt bei den Ländern (Art. 70 GG), umgesetzt werden diese Gesetze dann von den Kommunen. Vielleicht findet sich in einem der nächsten Landtagswahlkämpfe im Norden die Forderung nach bunteren Friedhöfen?
7. März 2025 um 10:45
Erziehungsmutter ist klar für mich, denn meine Großmutter war die Erziehungsmutter vom unehelichen Kind ihrer Cousine (neben 5 eigenen), so wurde das damals genannt. Aber wieso Bichler, wenn die Böglbauern doch Pabst hießen? Eine mit einem Bichler verheiratete Pabst kann sie ja nicht gewesen sein, denn sie wird als “Jungfrau” bezeichnet. Aber es kann nur einen Böglbauer im Dorf geben, also war die Theresia wohl unehelich (und deshalb auch die Erziehungsmutter, denn solche Kinder wurden ja oft in andere Familien gegeben), und dann wäre es aber interessant, dass sie extra als “Böglbauerstochter” erwähnt wird und einen prächtigen Grabstein bekommen hat. Und in dieser Erzählung wäre dann der Joseph Bichler der Bruder der unehelichen Mutter.
Alternativ war die Theresia die uneheliche Tochter der älteren Schwester von Katharina Pabst, geb. Bichler, die dann bei der Geburt von Theresia gestorben ist, so dass dann die jüngere Schwester Katharina den Hof erbte. Und Josef Bichler wäre dann ein Cousin.
Gäbe es noch weitere Erzählvarianten?
7. März 2025 um 12:36
Skavenhalterähnliche Bedingungen gibt es leider auch bei uns – besonders für Menschen ohne Papiere – sei es in Gastronomie, Putzkolonen, Baustellen, privater Altenbetreuungspflege…
Praktische Beispiele auf meinem Blog.
7. März 2025 um 12:38
Eingemerkt als Beispiel für Whataboutism, Arm gemacht.
7. März 2025 um 16:40
Das falsche Genus des Possessivpronomens ist häufig zu sehen, zunehmend auch in Zeitungsartikeln. Beispiel: „Die Stadt Bonn hat seine Mitarbeiter angewiesen …“ So kommt es immer wieder zu spontanen Geschlechtsumwandlungen.
Ihnen und dem Gatten ein angenehmes Wochenende!
7. März 2025 um 19:48
Für die Taxi-Entscheidung gilt hier: “sehr spät” oder “sehr früh” oder “gruselig” oder “sehr schlimmes Wetter” oder “sehr schweres Gepäck” oder “Zugausfall + Terminerfordernis”.
7. März 2025 um 21:10
All dieses aber rechtzeitig mit Scrennshots oder sonstigen schriftlichen Belegen nachweisen, Ilka.
8. März 2025 um 14:34
Oh nee, alle verrückt geworden. Bei uns reicht, wenn ich das sage. Dann würde ich auch selber zahlen und ggf das Finanzamt beteiligen.