Journal Freitag, 14. März 2025 – Heimarbeit und Besuch

Samstag, 15. März 2025 um 7:31

Gestern war alles anders, eine so willkommene Abwechslung im Arbeitsalltag, dass es sich fast wie Wochenende anfühlte.

Ich erwachte nach gutem Schlaf im Bett von und neben Herrn Kaltmamsell: Wir würden einen sehr erfreulichen Übernachtungsgast haben, der zu einer Fortbildung in München war, das zog Organisationsdinge nach sich. Deshalb arbeitete ich ausnahmsweise daheim, eine weitere Abwechslung: Herr Kaltmamsell würde den ganzen Tag aushäusig verbringen, so konnte ich seinen Schreibtisch nutzen – deutlich komfortabler als der Esstisch.

Am Morgen nahm ich mir mehr Zeit, räumte schonmal ein wenig, baute meinen Rechner an Herrn Kaltmamsells Schreibtisch auf, kochte aber wie im Büro auch eine Tasse Tee zum Starten. Das Draußen war abweisend düster und kalt mit hin und wieder Regenspritzern.

Spannend wurde wieder, wann mich das Homeoffice-Frieren erwischen würde, gegen das ich mich mit zwei Paar Wollsocken in Winterpantoffeln und zwei dicken Pullis übereinander wappnete. Ergebnis: Eisfüße nach anderthalb Stunden. Allerdings entdeckte ich erst dann, dass die Heizung im Zimmer von Herrn Kaltmamsell über eine Zeitschaltuhr geregelt war und jetzt die Zieltemperatur 17 Grad ansteuerte. Das änderte ich.

Blick auf einen Schreibtisch vor einem großen Fenster mit Blick aus einem Obergeschoß auf kahle Bäume und entferntes Klinikgebäude, darunter Parkettboden, auf dem Schreibtisch ein aufgeklappter Laptop, ein großer, dunkler Bildschirm, rechts vom Laptop eine große Tasse

Ich weiß, wir sind ca. fünf Jahre über Guck-mal-mein-Homeoffice-Arbeitsplatz raus, aber für mich ist das immer noch Guck-mal.

Emsiges Wegarbeiten, dazwischen Handgriffe für Brotbacken. Meinen Mittagscappuccino kochte ich selbst, verlässliche Qualität.

Zwei Laibe, dunkles, etwas aufgerissenes Brot auf Kuchengitter auf schwarzerm Kochfeld

Das Brot gelang gut (70/30 Roggenmischbrot nach Brotdoc), mit reichlich Roggenvollkornmehl ist es genau mein derzeitiger Geschmack.

Später gab es zu Mittag einen Apfel und eingeweichtes Muesli mit Joghurt.

Pünktlich wie verabredet um zwei klingelte der Übernachtungsgast. Einweisung in Hausabläufe (nicht den Duschkopf vor Wasseraufdrehen hochhängen), Plausch. Gast ging zum Anlass seines München-Aufenhalts, ich zurück an die Arbeit. Gegen Ende des Arbeitstags wurde es nochmal zackig, zumal ich es nicht spät werden lassen wollte.

Pünktlicher Feierabend, jetzt wollte ich aber raus an die frische Luft – der Marsch in und von der Arbeit fehlte mir sehr. Auf die angedachte Laufrunde hatte ich zwar keine Lust, aber auf Gehen. Ich spazierte Richtung Isar, dort ein Stück entlang zur Innenstadt.

Winterliche Grünanlage vor einem modernen Bürogebäude rechts: ansteigener gepflasterter Weg, darin ein Kustwerk aus großen, runden Steinen, an die Strohballen gebunden sind

An der rotem Fußgängerampel am Patentamt wunderte ich mich über die Strohballen an Kunst – bis mir klar wurde, dass die niedrigen Grashügel drumrum sehr wahrscheinlich zum Schlittenfahren genutzt wurden und das Stroh die Kunst schützte. Stadtkinder haben keine große Auswahl.

Ich legte meinen Weg über den Viktualienmarkt, im steigenden Anteil Eateries, Snack- und Weinbars wurde das Wochenende eingeläutet. Ich fragte mich (sehr leise nur), warum ich nicht jemand bin, der jetzt dort gesellig sitzt – die Leute sahen durchgehend glücklicher aus als ich.

Abschließend Einkäufe im Alnatura, bis daheim war ich zumindest eine Stunde zu Fuß unterwegs gewesen. Yoga-Gymnastik, dann verarbeitete ich Radicchio zu Abendessen, schüttelte mit Saft einer wunderschönen Amalfi-Zitrone, die mir beim Einkaufen begegnet war, Whiskey Sours zum Feiern des Wochenendes.

Nachtmahl war das frisch gebackene Brot (sehr gut, vielleicht etwas mehr Salz) mit Butter und Käse, Radicchio-Salat, etwas Kartoffelgratin aus Ernteanteil. Dazu ein Restl Weißwein von der Einladung vergangenen Samstag. Nachtisch Schokolade.

Wieder früh ins Bett zum Lesen, der Übernachtungsgast würde spät von seiner Fortbildung kommen und war selbstversorgt.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Freitag, 14. März 2025 – Heimarbeit und Besuch“

  1. lihabiboun meint:

    Verehrte Kaltmamsell, wie machen Sie das beim Brotbacken “von 30° auf Raumtemperatur abfallend gehen lassen” ? Ich bin noch Lernende, was das Brotbacken anbelangt und dankbar für hilfreiche Hinweise. Vielen Dank!

  2. die Kaltmamsell meint:

    In diesem konkreten Fall, lihabiboun, habe ich den Backofen mild geheizt, auf angezeigte 35 Grad (zu faul nachzumessen) den Vorteig abgedeckt reingestellt, nach einer Stunde ausgeschaltet und die Schüssel über Nacht dringelassen.

  3. Corsa meint:

    Idee: Die Strohballen könnten auch die Kinder schützen. Analog der Reifenberge in der Formel 1 früher.

  4. Susann meint:

    Die Strohballen schützen auch die Kinder. Bei uns packt die Gemeinde den Holzzaun um den Kinderspielplatz liebevoll mit Strohballen ein, damit die hochmotivierteren Kinder vom Schlittenhang dahinter nicht in die Holzplanken knallen. Hat sich, wie ich als Augenzeugin und Beteiligte berichten kann, schon dutzendfach bewährt.

Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)

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